Motorradtour durch Nordluzon

  • Vor ein paar Jahren entstand bei uns (ich und zwei Freunde) der Wunsch den Norden Luzons per Motorrad zu bereisen. Dafür stand für mich erst mal im Sommer 2011 der Erwerb der Klasse A auf dem Programm. Zwar bin ich als junger Mensch 50er gefahren, aber etwas Routine vor einer solchen Tour zu erwerben war mir recht wichtig.
    Aus Deutschland nahmen wir mit:
    Entsprechende Schutzkleidung (Helme, Protektorenhemden, Motorradhosen, Handschuhe, vernünftige Schuhe etc),
    Navi (Garmin GPSMap 60 CSX) mit Philippinenkarte ([url]http://roadguide.ph[/url] , nach der Registrierung kann man die Karte kostenfrei runterladen),
    und Kabelbinder, welche sich als so mit die wichtigsten Dinge herausstellen sollten.
    Die Motorräder (3 Honda XR 200, sollten sich als die optimalen Fahrzeuge für diese Tour herausstellen) reservierten wir frühzeitig bei Roland in Angeles.
    Eingeplante Zeit: 3 ½ Wochen zzgl An- und Abreise.


    Teil 1, Angeles – Aritao – Baguio – Sagada – Tinglayan – Lubuagan

    Am Neujahrstag bestiegen wir in Kuala Lumpur den Air Asia Flieger nach Clark. Alles lief glatt, der Flieger war pünktlich, die Mopeds (3 Honda XR 200) standen bei Roland (Nice Bike) schon parat. Da die Nacht kurz war, entschieden wir uns dazu, erst am nächsten Tag los zu fahren und es bei einer kleinen Probefahrt zu belassen.
    Am nächsten Tag also Aufbruch Richtung Baguio, aber nicht via Tarlac sondern über Aritao und Ambuklao. Wir wählten eine Strecke über Magalang, La Paz, Munoz und San Jose. Die Strecke über Nebenstraßen bis San Jose ist nicht sonderlich aufregend. Ab San Jose geht es dann über den Dalton Pass das erste Mal in die Berge, landschaftlich ist der Abschnitt also schon interessanter. Da dies aber auch ein Teil des Highways nach Tuguegarao ist, herrscht recht reger Verkehr. Am späten Nachmittag erreichten wir Aritao. Eine Unterkunft fanden wir nicht, erhielten aber die Info es besser 12 KM weiter in Bambang zu versuchen. Dort war unsere Suche nach einer Schlafmöglichkeit erfolgreich, wir bezogen standesgemäß ein Zimmer im Hotel „Royal“. Die Zimmer waren nicht wirklich „königlich“, aber für eine Nacht sollte es reichen. Da dröhnende Karaoke Buden in direkter Nachbarschaft unseren Schlaf zu verhindern drohten, brauchte es ein paar SMB auf der Treppe zum Hotel um die nötige Bettschwere zu erreichen.


    Nach unruhiger Nacht und Frühstück im Bakeshop machten wir uns auf die Weiterreise Richtung Baguio über die Aritao / Ambuklao Road. Was für eine Strecke. Unzählige Kurven, grandiose Ausblicke. Die Straße ist mittelmäßig befahren und weitestgehend gut ausgebaut.


    Hinter dem Ambuklao Staudamm vertrauten wir unserem Navi einmal zu viel und landeten auf einer mehr als holprigen Off Road Piste die uns fast bis La Trinidad führte, also mussten wir ein Stück die Halsema Road zurück bis Baguio nehmen. Für mich das erste Stück Off Road Strecke. Wir erreichten Baguio und bezogen ein Zimmer im Village Inn. Einfach aber OK.
    Ich war schon öfters in Baguio, das letzte Mal vor acht Jahren. So schlimm hatte ich es nicht in Erinnerung. Überbevölkert, verpestete Luft, unglaublicher Verkehr, kurzum: grausam. Ich werde nie verstehen was besonders Filipinos an dieser Stadt schön finden.


    Wir waren froh als wir am nächsten Morgen von Baguio über den Halsema Highway Richtung Sagada aufbrechen konnten.. Der Halsema Highway war uns schon bekannt, allerdings hatten wir nicht damit gerechnet dass er mittlerweile komplett befestigt ist. Wir ließen uns Zeit, ich bin ohnehin lieber gemütlich unterwegs, und machten reichlich Fotostopps. Am Highest Point wurden wir mehrmals zum Fotoobjekt philippinischer Touristen die auf dem Weg nach Sagada waren. Mir erschien es als wäre der Halsema Highway mittlerweile wesentlich stärker befahren als noch vor ein paar Jahren. Einige Kilometer vor Bontoc ging es links ab Richtung Sagada, hier war es dann erst mal nach ein paar Kilometern vorbei mit der befestigten Straße.
    In Sagada ist viel passiert, es wird wie wild gebaut, man hat das Gefühl in jedem zweiten Haus hätte man sich auf eine gewaltige Touristenflut eingestellt. Es waren Touristen da, aber weit nicht so viele als dass sie die vielen Unterkünfte, Restaurants und Cafes füllen könnten. Und es werden weitere gebaut. Nicht geändert hat sich die Ausgangssperre die ab 21:00 abends gilt.
    Nach zwei gemütlichen Tagen starteten wir zu einer Rundtour über Besao, Tadian, Sabangan und zurück nach Sagada. Der größte Teil ist Off Road Strecke, für mich durchaus anspruchsvoll, aber man lernt dazu.


    Der nächste Abschnitt führte uns von Sagada ins „Kalinga Land“. Die Landlady in unserem Guesthouse fragte uns wo wir weiter hin wollten. Unsere Antwort „Kalinga“ führte bei ihr zu einem erstaunten Gesicht. Sie murmelte die üblichen Worte die so vielen Filipinos bei dem Begriff „Kalinga“ einfallen: „Headhunter, people are dangerous there“ und ähnlicher Unsinn.
    Nach Frühstück und „Geld tanken“ in Bontoc brachen wir auf Richtung Tinglayan. In dem Moment in dem man Bontoc verlässt hat man das Gefühl man fahre in eine „andere Welt“. Die Straße ist nur noch halb so breit, Beton wechselt sich mit Schotter und Dreck ab. Zu unserem Erstaunen stießen wir immer wieder auf längere betonierte Abschnitte, ich schätze mittlerweile sind ca. 60 % der Straße bis Tinglayan befestigt.
    Die Landschaft veränderte sich dramatisch.und war grandios, für mich noch erheblich schöner als der Halsema Highway. Die Straße führte teils an atemberaubenden Hängen und Abgründen vorbei. Die Gegend ist recht dünn besiedelt und es gibt wesentlich weniger Landwirtschaft als entlang des Halsema Highways, es dominieren nicht mehr der Gemüseanbau. Wenn man bewirtschaftete Flächen sieht sind es meistens Reisfelder.
    Einige Kilometer vor Tinglayan war erst mal Pause angesagt, ein Erdrutsch hatte die komplette Straße verschüttet. Fußgänger hatten mittlerweile einen Trampelpfad ausgetreten, Motorräder waren wohl auch schon rüber gefahren. Der Anblick des Erdhügels und des Abgrunds auf der Talseite sorgten bei mir für ein flaues Gefühl in der Magengegend. Meine Kumpel fuhren nacheinander los und schafften es über den schmalen Pfad. Also hinterher. Ich gab bergauf etwas zu viel Gas, was bewirkte dass das Hinterrad weg schmierte. Ich konnte noch gerade eben verhindern dass ich mich komplett lang machte, das Motorrad rutschte mir jedoch weg, zum Glück zur Hangseite. Ein paar Filipinos halfen mir das Moped auf dem schmalen Pfad wieder aufzustellen, mein Kumpel kam mir zur Hilfe und brachte mein Moped rüber. Ich musste erst mal durchatmen und abwarten bis mein Adrenalinspiegel wieder ein normales Maß angenommen hatte.
    Der Rest der Fahrt verlief reibungslos, wir erreichten Tinglayan gegen 13:00. Nach einem Mittagessen im Restaurants des Sleeping Beauty Hotels (Kaithoma hatte den Laden mal als -5 Sterne Hotel bezeichnt, womit er vermutlich Recht hatte) beschlossen wir bis Lubuagan weiter zu fahren. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Kai für seine Infos bezüglich der Strecke! Die Landschaft dieses Abschnittes ist nicht weniger dramatisch als auf dem Stück bis Tinglayan.


    In Lubuangan bezogen wir ein Zimmer Im Pines Inn. Recht rustikal, aber für eine Nacht erträglich. Wir machten einen Spaziergang durchs Städtchen. Eine etwas seltsame Atmosphäre, der Ort wirkte im wahrsten Sinne des Wortes komplett „vermoost“. Lubuagan liegt nur ca. 800 m hoch, daher ist es erheblich wärmer als in Sagada, auch die Vegetation ist anders, eher tropisch, sogar mit Kokospalmen. Auch hier trafen wir, wie überall in Kalinga, auf super freundliche Menschen, die aber nie aufdringlich waren. Nach dem Abendessen konsumierten wir noch ein paar Bier auf dem Balkon der Unterkunft und schauten dem abendlichen Treiben zu. Die Nacht wurde unruhig, die Hunderudel der Umgebung bearbeiten sich die ganze Nacht. Es kann nicht sein dass die Kalinga Hunde essen, dafür gibt es viel zu viele Köter dort.
    Bis auf meinem kleinen Patzer an der Stelle des Erdrutsches hatte bisher alles gut geklappt. Als nächstes lag die KalingaAbra Road vor uns, ein weiterer spannender Abschnitt dieser Tour.


    Fortsetzung folgt


    Aritao - Ambuklao 01.JPGAritao - Ambuklao 02.JPGHalsema 01.JPGHalsema 02.JPG

    Wahnsinn bei Individuen ist selten, aber in Gruppen, Nationen und Epochen die Regel.

  • Kenne diese Strecke auch. Habe diese Strecke 1999 mit einem normalen PkW befahren. Adventure pur. Sehr schoener Bericht. Tolle Photos. Warte schon gespannt auf die Fortsetzung.


    lg


    Hans

  • hallo martin
    schoen dass es geklappt hat und du die reise machen konntest.....waere gerne dabei gewesen und dein reisebericht weckt "fernweh" in mir....(sollte es eher als "nahweh" bezeichnen.....) bin neugierig, wo du sonst noch gewesen bist.....
    lg
    kai


    hallo hans
    bist du auch auf der abra - kalinga road weitergefahren, oder bist du von lubuagan nach tuao und cagayan gefahren?
    gruss
    kai