Hallo zusammen!
Dies ist zwar mein erster Post/Thread, jedoch habe ich schon längere Zeit die interessanten Beiträge einiger Auswanderer mitgelesen und mit verfolgt.
Da ich nun selber meinen Traum vom Auswandern realisieren möchte, würde ich gerne von euch eure Meinungen oder Ratschläge hören. Eure Erfahrungen würden mir sicherlich bei der Umsetzung meines Vorhabens helfen. Vielleicht habe ich einige Dinge übersehen, auf die ich auch achten sollte.
Nun ein paar Angaben zu meiner Wenigkeit:
Ich bin geborener Filipino, 27 Jahre alt und bin 1989 mit meiner Mutter in die Schweiz gezogen. Ich wohne also schon fast mein ganzes Leben, mit Ausnahme von 2,5 Jahren, die ich in Deutschland verbracht habe, in der Schweiz.
Ein Großteil meiner Familie, welche ich immer wieder besuche, lebt noch auf den Philippinen. Leider kann ich kein Tagalog mehr sprechen, jedoch funktioniert es auch wunderbar mit Englisch
Ich habe eine kaufmännische Grundausbildung abgeschlossen und auch das Abitur erlangt.
Zur Zeit arbeite ich im Kundendienst bzw. als Sachbearbeiter im Backoffice eines international tätigen Unternehmens und wohne in einer schönen, zentral gelegenen Wohnung in Zürich.
Im Grunde führe ich ein gutes Leben.
Seit Jahren jedoch fühle ich in mir eine innere Leere. Die Arbeit und vor allem das Leben hier in der Schweiz können diese Lücke nicht füllen. Diese Unzufriedenheit und die melancholische Stimmung zerren an meinen Nerven und Kräften.
Angefangen hat dieser Zustand im Jahre 2002 als ich das erste Mal alleine in die Philippinen geflogen bin.
Ich habe dort eine Welt und Leute vorgefunden, die mich so aufgenommen haben wie ich bin und die mir ein Gefühl der Geborgenheit gegeben haben. Schon damals hatte ich das Gedanken, dass ich eines Tages zurückkehren möchte. Die Zeit und vor allem ich selber war noch nicht reif genug dafür.
Da der Abschied jedes Mal ein enormer Kraftakt war und mich wochenlang beschäftigt hat, habe ich irgendwann eine Auszeit von den Philippinen genommen und bin erst 2013 nach vielen Jahren wieder in die Philippinen geflogen.
Mittlerweile war ich erwachsen und hatte schon einiges durchlebt. Innerlich habe ich mich allerdings noch immer einsam und leer gefühlt. Doch auch bei diesem Urlaub habe ich eine innere und tiefe Zufriedenheit gespürt, die all diese negativen Gefühle und Gedanken verschwinden liess.
Meine Familie und meine Freunde haben mir so viel Liebe gegeben, wie ich es hier so nicht kenne. Ich habe jedoch versucht, dies nicht zu nah an mir ranzulassen, damit der Abschied nicht wieder so schmerzt. Dies ist mir letztes Jahr mehr oder weniger erfolgreich gelungen.
Vor ein paar Wochen war ich nochmals in meiner Heimat und was ich in diesen Wochen erlebt habe, kann ich nur schlecht in Worte fassen. Die Gefühle waren viel intensiver und jede noch so einfache Aktivität mit meinen Freunden, jeder noch so kleine Ausflug mit meiner Familie, jede Begegnung war etwas Spezielles und eine Bereicherung. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass der Abschied dieses Mal brutal war.
Nun bin ich auch schon wieder eine Weile zurück in Zürich und doch bin ich nie richtig angekommen. Meine Gedanken und mein Herz sind noch immer bei meinen Liebsten.
Auf den Philippinen war ich ein anderer Mensch als hier in der Schweiz. Dies ist vielen Leuten alleine schon beim Anblick meiner Urlaubsfotos aufgefallen. Ich funktioniere hier nur noch und lebe vor mich hin.
Dieser Zustand ist für mich mittlerweile unerträglich geworden und auch die nicht vorhandenen Perspektiven hier verschlimmern die ganze Situation noch zusätzlich.
Ich habe daher angefangen, mich mit dem Thema Auswandern wieder intensiver zu beschäftigen. Anders als vor 10 Jahren sieht die Situation nicht mal so schlecht aus.
Mittlerweile habe ich für mein Alter eine "Menge" Geld (knapp 6-stellig) gespart, mein Haus bzw. das Haus meiner Mutter in den Philippinen ist mittlerweile abbezahlt und beruflich sowie auch privat bin ich um einige Erfahrungen reicher.
Auch ein Großteil meiner Familie und meiner Freunde würden mich bei diesem Unterfangen unterstützen.
Mein Ziel ist es nun, dass ich im Frühjahr 2016 in die Philippinen zurückkehre und versuchen werde, mich an der Universität De La Salle Dasmariñas einzuschreiben.
Als Studiengang würde ich dann "Hotel and Restaurant Management" wählen, da mich dieser Sektor schon immer interessiert hat. Sollte die Aufnahme nicht klappen, wäre ich durchaus bereit, jeglichen Job, den ich machen könnte, anzunehmen. Am ehesten kann ich mir einen Job in einem Call Center vorstellen, da ich zur Zeit was ähnliches ausübe und meine Sprachkenntnisse in Deutsch, Französisch und Englisch bestimmt ein Vorteil wären.
Vielleicht fragt ihr euch weshalb ich noch 2 Jahre auf die Übersiedlung warte. Ich habe dafür mehrere Gründe.
Einige Leute in meiner Bekanntschaft und sogar in meiner Familie hier, würden mir vorwerfen, dass ich aus reiner Urlaubs-Euphorie diesen Blödsinn mache, würde ich demnächst auswandern.
Bis 2016 geht es jedoch noch eine Weile und bis dahin zählt dieses Argument nicht mehr.
Des Weiteren muss ich meinen alten philippinischen Pass, der noch immer auf den Familiennamen meines philippinischen Vaters läuft, auf meinen Schweizer Familiennamen umschreiben lassen, was eine langwierige und kostspielige Prozedur sein wird.
Mit der Aufnahme an der De La Salle Universität bin ich auch noch nicht sicher, ob dies so klappen wird wie ich es mir vorgestellt habe. Dies ist auch ein Grund, weshalb ich mich an euch wende, da einige von euch bestimmt schon Erfahrungen mit ähnlichen Situationen gemacht haben.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ein Urlaub nie dasselbe ist wie wenn man dort wohnen würde. Den ganzen Luxus, den ich hier habe, werde ich dort nie haben, mit dem Lohn werde ich sehr wahrscheinlich am Existenzminimum leben und der Alltag dort birgt natürlich seine Schattenseiten, die ich auch schon miterlebt habe.
Es wird auch einige Leute geben, die sich wahrscheinlich von mir abwenden werden, da ich ja nicht mehr der "reiche Junge" aus der Schweiz sein werde. Der Großteil meiner Freunde, insbesondere meine Familie wird jedoch weiterhin zu mir halten.
Wenn ich nun die zwei Möglichkeiten, die mir bleiben, vergleiche, einerseits ein Leben mit einem hohen Standard in einem sicheren Land, jedoch seit Jahren todunglücklich und keine Aussicht auf Besserung, und andererseits ein Leben in sehr einfachen Verhältnissen, jedoch glücklich mit den Leuten, die ich mag und liebe, dann fällt mir die Entscheidung relativ leicht.
Ich möchte deshalb diesen doch schwierigen Schritt wagen, um mir nicht eines Tages den Vorwurf zu machen, dass ich es nie versucht habe.
Ich möchte gerne klarstellen, dass ich den Leuten hier in der Schweiz keine Vorwürfe für meine Situation mache und dieses Land nicht verteufle. Auch behaupte ich nicht, dass die Philippinen das Paradies auf Erden wären und die Schweiz ein gefühlsarmes Land.
Das Leben in Europa kann sicherlich sehr schön sein und ich bin sehr dankbar, dass ich hier eine sehr gute Ausbildung genießen und vom stabilen System profitieren konnte. Ich hatte hier auch wunderschöne Momente, die ich niemals vergessen werde, und wunderbare Personen getroffen, die mir einiges gezeigt und gelehrt haben.
Es ist jedoch nicht das Leben, was ich suche und es gibt mir nicht die Geborgenheit, die ich brauche. All die Jahre habe ich versucht, mich hier einzuleben und anzupassen.
Mittlerweile muss ich mir selber eingestehen, dass es wohl nicht funktioniert und ich gescheitert bin. Es gibt eigentlich kaum noch einen Grund, der mich aufhält, hier zu bleiben.
Statt nun ewig gegen die gleiche Wand zu rennen, denke ich, dass es das Beste ist, wenn ich in meinem Leben auch mal etwas wage, wo ich zwar das Ende überhaupt nicht einschätzen kann, aber was ich mir von Herzen wünsche.
Ich habe schon zu oft den Weg mit dem geringsten Risiko eingeschlagen und nicht das gelebt, wonach ich mich sehne.
Alleine schon der Gedanke, dass ich in zwei Jahren vielleicht auswandern und die weiteren Jahre mit den Personen, die ich schätze und liebe, verbringen werde, erleichtert mir den Alltag hier enorm und gibt mir Kraft für neue Projekte und Aufgaben.
Es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinungen, Vorschläge, aber auch eure Kritiken und Bedenken mitteilt.
Für eure Aufmerksamkeit und eure Posts bedanke ich mich schon vorab.
Liebe Grüße,
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