Warum hat sich Spanisch auf den Philippinen nie als Landessprache durchgesetzt?

  • Hallo Leute,


    vieleicht sind hier unter Euch ein paar Historiker die es erkären können.


    Zunächst mal, wie kam ich zu diesem Gedankengang? Es ist ganz einfach, in allen Südamerikanischen Ländern die von den Spaniern kolonialisiert worden sind konnte sich Spanisch als Amts und Umgangssprache innerhalb weniger Generationen durchsetzen.
    Das wurde auch durch die Errichtung von Schulen in Prozess der Christianisierung erreicht.


    Hier jedenfalls mal von mir ein kleiner Erklärungsversuch:


    Wie es oft in der Geschichte so ist, hat dies wahrscheinlich mehrere Gründe.


    Da ist zum einen die Geographische Lage wichtig, auf Grund der vielen Inseln konnte sich die Sprache nie ganz durchsetzen. Zum anderen natürlich auch die verschiedenen etnischen Gruppen der Phil.


    Vielleicht auch weil Spanisch nur der Reichen Bevölkerung vorenthalten war und die reichen Phil Kaufleute gar kein Interesse hatten das Ihre Sklaven Bildung bekommen.


    Trotzdem stellt isch mit immer wieder die Frage, was lief Anders als in den Südamerikanischen Ländern?


    Liebe Grüße,


    Cienfuegos24

    "Kung gusto mong igalang ka, matuto kang gumalang muna"


    "Wenn du respektiert werden willst, lerne zuerst andere zu respekteren"

  • Die USA (1896 - 1902) haben großen einfluss hinterlassen, jedenfalls grœßeren als die Spanier.
    Die USA in Südamerika, ... war für die USA nie interessant. Die Philippinen jedoch strategisch hochinteressant auch später WWI und WWII


    Das sind nur meine Gedanken.
    Ein sehr gutes und interessantes Thema hier :thumb

    Unterschätze nie die Macht dummer Leute, die einer Meinung sind.

    8-)

  • Vielleicht auch weil Spanisch nur der Reichen Bevölkerung vorenthalten war und die reichen Phil Kaufleute gar kein Interesse hatten das Ihre Sklaven Bildung bekommen.


    Meines Wissens bestand nie der Anspruch, dass weite Teile der Bevölkerung Spanisch lernen sollten. Es war in der Tat nur eine Sprache, die den Reichen vorenthalten war. Spanische Missionare bekamen kleine Sprachführer, um mit der Bevölkerung in der jeweiligen Regionalsprache kommunizieren zu können.

  • Spanisch war zur spanischen Kolonialzeit sicherlich eine wichtige Sprache, so wie heute englisch, aber bei der Etablierung einer anderen Sprache sind die Spanier vermutlich an die selben Grenzen gestoßen wie danach Englisch und Filipino/Tagalog. Das lernt man zwar und kann es so recht und schlecht, aber als Mutter- und Umgangssprache? Keine Chance!


    Ich denke nicht, dass das etwas mit Spanien oder der USA zu tun hat. Schließlich hat sich bis heute keine einzige Sprache auf den Philippinen durchsetzen können. Die Inselwelt hat die einheimische Bevölkerung in der Vergangenheit sicherlich vom Reisen abgehalten, und ist daher eine Erklärung dafür, dass überall etwas anderes gesprochen wird. Aber sogar Nordluzon ist eine sprachliche Katastrophe (viele verschiedene Sprachen), und auch andere Inseln sind sprachlich geteilt (z.B. Leyte, Negros). Das verwundert mich allerdings schon.


    Ich stelle einmal die Vermutung in den Raum, dass es auf den Philippinen zusätzlich zur geringeren Mobilität wegen den vielen Inseln auch gesellschaftliche Eigenheiten gibt, die verhindern, dass sich gewisse Sprachen durchsetzen und andere verschwinden.


    Seit wenigen Jahren (und nicht zuletzt dank Cebu Pacific) werden auch die Filipinos weitgehend mobil. Da fliegt man durchaus für ein Wochenende nach Cebu oder Davao oder für einen nachmittag zum Shoppen nach Manila (nicht jeder, aber jedes Jahr mehr). Ich bin gespannt, ob sich diese Durchmischung in den nächsten Jahrzehnten auf die Verteilung der Sprachen im Land auswirkt.


    Die USA (1996 - 1902) haben großen einfluss hinterlassen, jedenfalls grœßeren als die Spanier.
    Die USA in Südamerika, ... war für die USA nie interessant. Die Philippinen jedoch strategisch hochinteressant auch später WWI und WWII


    Das sind nur meine Gedanken.
    Ein sehr gutes und interessantes Thema hier :thumb


    Die meisten südamerikanischen Staaten wurden bereits im 19. Jahrhundert unabhängig, also Jahrzehnte vor WWI und WWII, und auch Jahrzehnte bevor die USA die Philippinen übernommen haben. Sprich, spanisch war in Mittel-und Südamerika (ausgenommen Brasilien) schon im 19. Jahrhundert eine etablierte Sprache, vermutlich auch weitgehend Muttersprache.

  • Es ist sicherlich so, dass Spanisch in der Zeit der Kolonialherren den Reichen vorbehalten war. Aber wenn ich mir Cebuano so ansehe, finde ich viele spanische Begriffe, wenn auch manchmal in verballhornter Form wieder.


    Beispiele: baso, ktusilio, tinidor, banco, etc.. Auch werden für Zahlenwerte, die über Zehn hinausgehen, die spanischen Worte verwendet: Mil cinco etc.. Also scheint die spanische Sprache doch heftige Spuren hinterlassen zu haben.

    Meine fünf Lebensregeln:


    1. Vergib Deinem Feind, aber behalte den Namen des Schweinehunds.
    2. Mit Geld kann man kein Glück kaufen, aber es weint sich in einem Mercedes besser als auf einem Fahrrad.
    3. Hilf jemandem, der Probleme hat. Er wird sich an dich erinnern, wenn er wieder mal Probleme hat.
    4. Manche Menschen sind nur am Leben, weil es ungesetzlich ist, sie zu erschießen.
    5. Alkohol kann keine Probleme lösen, aber das kann Milch auch nicht.

  • Es ist sicherlich so, dass Spanisch in der Zeit der Kolonialherren den Reichen vorbehalten war. Aber wenn ich mir Cebuano so ansehe, finde ich viele spanische Begriffe, wenn auch manchmal in verballhornter Form wieder.


    Beispiele: baso, ktusilio, tinidor, banco, etc.. Auch werden für Zahlenwerte, die über Zehn hinausgehen, die spanischen Worte verwendet: Mil cinco etc.. Also scheint die spanische Sprache doch heftige Spuren hinterlassen zu haben.


    Da hast du recht. Das ist halt eine extrem abgeschwächte form von "fremde Sprache aneignen". Einerseits war als spanische Kolonie sicher plötzlich die Notwendigkeit für Begriffe da, die es bisher in der Sprache gar nicht gab (hatten die Filipinos damals schon genaue Uhrzeiten oder konnten sie bis 5000 zählen?). Andererseits war es sicher praktisch, gewisse sehr häufig verwendete Begriffe zu standardisieren (sprich, aus dem spanischen zu übernehmen), auch wenn man bei seiner Sprache blieb.

  • Irgendwo habe ich mal gelesen oder gehört, dass die Entscheidung in Landessprache zu missionieren der Schlüssel zur Katholisierung der Philipinnen war. Also gef... eingeschädelt. :D

  • Im Gegensatz zu Latein/Südamerika sind die Philippinen so gut wie nicht von den Spaniern besiedelt worden. Es waren im Prinzip nur Missionare, Soldaten und einzelne Händler, die sich hier niederliessen. Sie bildeten aber nie eine Bevölkerungsmehrheit, die - wie z.B. auf Kuba - die indigene Bevölkerung und damit auch deren Sprachen verdrängte oder gar auslöschte.


    Wie von limahong bereits angesprochen lernten die Missionare zumeist die Sprache der Einheimischen, um sie zu bekehren. Spanisch war dafür nicht nötig und blieb daher nur eine Art Verwaltungssprache, die möglicherweise die Statthalter der Kolonialherren beherrschten, deren Kinder auch Missionsschulen besuchten. Es gab keine Notwendigkeit, Spanisch auch dem einfachen Volk beizubringen. Im Gegenteil: Spanisch zu sprechen war ein Privileg, das bewusst den Herrschenden vorbehalten blieb und (mit Ausnahmen) nur in einzelnen Worten Einzug in die Alltagssprache fand.


    Anders war das, als die Amerikaner kamen. Bei aller berechtigter Kritik an deren Kolonialbestreben muss man feststellen, dass sie der Bevölkerung zumindest ein gewisses Mass an Bildung zugestanden und Schulen gründeten, an denen im Prinzip alle Kinder lesen, schreiben und rechnen lernten sollten. Und natürlich Englisch, denn das war die Unterrichtssprache.

  • Zu einem waren es nicht direkt Spanier aus Spanien die sich auf den Philippinen rumgetrieben haben,der grösste Teil ist aus Südamerika gekommen!
    Und es wurde im verhältnis viel Spanisch gesprochen ,aber die "Spanier" waren nicht gerade die Besten Kolonialherrn von da her hat sich das reine spanisch
    nur in der Regierungssprache festgesetzt und bei der Bevölkerung hat es sich mit der Landessprache vermischt!
    :D

  • und auch andere Inseln sind sprachlich geteilt (z.B. Leyte, Negros). Das verwundert mich allerdings schon.


    Was Leyte betrifft haben mir die Einheimischen erzaehlt, dass frueher (keine Ahnung wieviel frueher) ueberall nur Waray-Waray gesprochen wurde.
    Durch Haendler und Migration aus Bohol hat sich das (boholanische) Cebuano in Suedleyte festgesetzt und nach Norden hin ausgebreitet.

    tschö
    Juanico

  • Im Gegensatz zu Latein/Südamerika sind die Philippinen so gut wie nicht von den Spaniern besiedelt worden. Es waren im Prinzip nur Missionare, Soldaten und einzelne Händler, die sich hier niederliessen. Sie bildeten aber nie eine Bevölkerungsmehrheit, die - wie z.B. auf Kuba - die indigene Bevölkerung und damit auch deren Sprachen verdrängte oder gar auslöschte.


    Stimmt. Man braucht dazu nur die Zahl der noch vorhandenen Urbevölkerung in Südamerika und den Philippinen zu vergleichen. Wobei ich die eigentliche Urbevölkerung wie Ifugaos usw. mal ausklammere. Die wurden ja nicht von den Spaniern verdrängt.


    Lothar

  • In Zamboanga und Umgebung wird Chavacano gesprochen das sehr stark dem Spanischen entnommen ist. Wenn jemand spanisch spricht kann er das Meiste hier verstehen.
    Wikipedia:


    Chavacano or Chabacano [tʃaβaˈkano] is a Spanish-based creole language spoken in the Philippines. The word Chabacano is derived from Spanish, meaning "poor taste", "vulgar", for the Chavacano language which was developed in Cavite City, Ternate, Zamboanga and Ermita. It also derived from the word chavano which was coined by the people of Zamboanga. Six different dialects have developed: Zamboangueño in Zamboanga City, Davaoeño Zamboangueño / Castellano Abakay in Davao City, Ternateño in Ternate, Cavite, Caviteño in Cavite City, Cotabateño in Cotabato City and Ermiteño in Ermita.


    Die Grossmutter meiner Frau hat nur Spanisch gesprochen, kein Englisch. Heute ist Chavacano nur eine von den Sprachen hier, durch den Zuzug wird sehr viel Visayan gesprochen und Filipino setzt sich immer mehr als Allgemeinsprache durch.


    Gruss

    Das Leben ist schön.....geniesse es!

  • die philippinen sind zu gross und unübersichtlich aufgrund der vielen Inseln, auf den einen haben sich Spanier niedergelassen auf den anderen eben weninger,oder keine .was logischerweise die sprache beinflusste und auch manch alte bauwerke. - mit der zeit vermischte es sich, und es entstand z.b. das Cebuano. was aber auch abweichend mit Dialekt gesprochen wird. also nochmal 20 fach leicht verändert.


    PS: ich habe mal von einem Land gehört oder kleiner Insel da wird deutsch und englisch gemischt. ( es handelt sich nicht um Holland....) ich glaub wird englisch gesprochen und wie deutsch geschrieben oder so. z.bsp. sänk juu ., wellkomm in mei haus , die deutschen haben das eben nicht hingekriegt denen englisch zu lernen. so ähnlich ist es auch den Spaniern gegangen, den Urdialekt / sprache, kannst du nicht zu 100 % löschen. nun hat es sich eben als Mix durchgesetzt, und !!! die ältere Generation spricht übrigens teilweise spanisch. so wie hier im norden die alten platteln...


    PS 2: Sehr interessant was Dialekte betrifft war die grenzöffnung. ein Dorf spricht 2 sprachen ...

    Leben wie Rockefeller, warum kaufen wenn mieten so einfach ist.

    Einmal editiert, zuletzt von sts ()

  • Es ist aber noch heute der Einfluß der spanischen Straße im täglichen Gebrauch zu spüren und zu hören. Einzelne Begriffe sind nicht wegzudenken (Mercado etc etc). Manch ein alter Filippino spricht auch eher ein filippinisch-spanisches Gemisch als englisch.
    Natürlich war der letzte Kolonialist, die USA prägender. Nicht zuletzt auf Grund der Befreiung nach dem WWII.

    lapu-lapu

  • Die Spanier hatten kein Interesse an einem Schulsystem. Daneben waren z.B. auf Mindanao ihre Stuetzpunkte nicht viel mehr als militaerische Kontrollposten, die auch den Steuereintreibern Schutz boten. Es gab kaum Staedte und Landeplaetze. Vielleicht 30-40 am Ende des 19. Jahrhunderts. Die meisten waren sehr klein. Das System war feudal und man liess die lokalen Datus schalten und walten, so lange sie den Tribut entrichteten und man auch die Kommerzsteuer eintreiben konnte. Wirtschaftlich und sozial war das Land noch im Mittelalter. Es gab kaum eine Mittelschicht, die eine differenzierte Gesellschaft voranbringen konnte. Also keine Lehrer, Aerzte, kaum Beamte, dann kaum Vereine, Theater etc. Das tiefste Bayern war Manhattan im Vergleich hierzu.


    Spanier kamen kaum, haeufig als Verbannte, daneben einige Offiziere, denen man grosse Plantagen schenkte. Die Jungs haben dann haeufig um die 40 oder mehr Nachkommen produziert.... (also die lokalen muslimischen Anfuehrer nach Moeglichkeit auch in Sachen Polygamie in den Schatten gestellt). Manschaue sich einmal die Nachnahmen im Bereich Sindangan an.


    Die Amerikaner brauchten da schon eher Schulen. Die Evangelikalen, die in's Land einfielen (American Board of Commissioner for Foreign Missions) waren darauf bedacht, dass die Leute die Bibel lasen und 'echte', d.h. nicht 'nominal' Christen waren. Dann hatte man noch die lokalen Hilfstruppen zum Schutz oder der Toetung der Einheimischen. D.h. hier wurde auch praechtig Sprache verbreitet.


    Insgesamt trauert den Spaniern wohl kaum einer nach. Die Amerikaner retten sich in ihren McArthur-Mythos und hoffen, dass man die andere, blutrote Seite ihrer Herrschaft vergisst.

  • Ich glaube, des Rätsels Lösung ist ganz banal: Die Bevölkerungsdichte war bei Ankunft der Spanier auf den Philippinen viel höher als in Amerika. Ich hab die genauen Zahlen nicht gegoogelt, aber der Unterschied dürfte mindestens bei Faktor 10, für die Mehrzahl der Regionen eher beim 100fachen und darüber liegen.


    In den meisten Regionen in Amerika wurden die wenigen Indianer weggwischt wie lästige Fliegen und komplett ausgerottet. Lediglich in den besonders entwickelten Gegenden mit einheimischen Hochkulturen wie in Mexiko oder Peru mit entsprechend dichterer Besiedlung kam es überhaupt zu einer Vermischung der Kulturen, und damit zu der Chance, daß sich Teile der ursprünglichen Kultur erhalten.


    Die Insellage der Philippinen dürfte den Austausch in spanischer Zeit eher gefördert als gehindert haben. Die Spanier hatten Schiffe, die um die Welt segeln konnten. Die kleinen Hüpfer von Insel zu Insel spielten keine Rolle, die Landwege über dschungelüberwucherte und regengetränkte Berge waren viel mühsamer.


    Die Spanier kamen zahlenmäßig gegen die stets rascher wachsende einheimische Bevölkerung auf den Philippinen nicht gegenan, daher konnte sich die Sprache nie komplett durchsetzen.

  • Hallöchen in die freundliche Runde hier!


    :hi


    Sprecht Ihr spanisch? Ich brauche kein Wörterbuch, um mich in Lateinamerika oder in Zamboanga mit den spanischsprachigen Gesprächspartnern bestens über alles Mögliche und Unmögliche zu unterhalten. Und was in Zamboanga als "bamboo spanish" oder "chavacano" bezeichnet wird, ist eine sehr gut verständliche Form der spanischen Sprache. Von der Dialekt-Art her gesehen bei weitem nicht so unterschiedlich wie die deutsche Hochsprache und die Mundarten in Berlin, Sachsen oder Bayern. Ich verstand in Zamboanga in stundenlangen Unterhaltungen jedes Wort und musste nie nachfragen, um etwas zu verstehen.


    ;)


    In der Provinz in Mindanao, wo ich mich bei Urlaubsaufenthalten bevorzugt herumtreibe, gibt es in den philippinischen Sprachen Visayan/Cebuano und Ilongo oder auch in Tagalog/Filipino sehr viele sehr alltägliche Wörter, die aus der spanischen Sprache entlehnt sind. Dies fällt mir vor allem im Bereich Küche, Waschen, Militär, Religion auf, wobei im Bereich Religion ein starker Wechsel zur anglo-amerikanischen Sprache in den letzten 10 Jahren festzustellen ist ("Holy Child" und nicht mehr "Santo Niño").


    :floet


    Aber das jetzt vielfach gelernte "Give me Five" wird den suchend dreinblickend Kindern immer noch mit "Cinco" übersetzt und funzt dann auf jeden Fall, hahaha!


    =)


    Daran erkenne ich klar, dass die Sprachen (auch die Regionalsprachen) sich ständig verändern, auch in den Philippinen. Ich denke da auch zurück an die deutsche Sprache, die vielen und auch durchaus gebräuchlichen Anglizismen in der Bundesrepublik, die aus der DDR einströmenden Menschen wie mir seinerzeit 1989/1990 recht fremdartig vorkamen. Wieso "second hand" und nicht Gebrauchtwarenladen? Wieso "shoppen" und nicht "einkaufen"? Meine Tochter in Deutschland wird sich diese Fragen nicht mehr stellen, denn sie wächst in der Bundesrepublik auf.


    ;)


    Die spanische Kolonialmacht verbot den Menschen aus dem einfachen Volk in den Philippinen seinerzeit jahrhundertelang den Schulbesuch, so dass nur eine gewisse einheimische Oberschicht zwecks Erlernen des Priesterberufs o.ä. überhaupt auf die Schule und Hochschule durfte. Der Rest lernte spanisch lediglich durch den Kirchgang und durch Heiraten eines Spaniers. Bei den Vornamen setzt sich seit einigen Jahrzehnten immer stärker die englische Sprache durch, während es bei den herkömmlichen spanischen Nachnamen bleibt. Das Benamungssystem ist US-amerikanisch (Vorname, Nachname ... nach Abstammung vom Vater) und nicht in spanischer Tradition (Vorname, Nachname des Vaters plus Nachname der Mutter). Was darauf hindeutet, dass die spanische Kolonialbürokratie sich seinerzeit nicht sonderliche Mühe machte, ein Bevölkerungsregister in den Philippinen zu erstellen. Vermutlich überliess man all dies dem katholischen Klerus seinerzeit.


    :rolleyes:


    Die Medien in den Philippinen bedienen sich der anglo-amerikanischen Sprache sowie der verschiedenen grossen philippinischen Sprachen und Mundarten. Kleinere Sprachen und Mundarten wie die Stammessprachen der kleineren ethnischen Minderheiten sind bereits weitestgehend ausgestorben und werden nicht mehr in den Familien der Abkömmlinge dieser Stämme gesprochen. Mein möglicherweise künftiger Schwiegervater ist ein Mandaya aus der Gegend westlich von Davao. Er kennt noch einige Worte in der Sprache der Mandaya, bedient sich aber ansonsten fast ausschliesslich des Visayan und versteht eben auch Tagalog/Filipino sowie Englisch. Seine Kinder kennen keine Worte in Mandaya, dafür sind sie weitaus besser im Umgang mit der anglo-amerikanischen Sprache. Etliche spanische Worte und entlehnte Worte sind im Visayan alltäglich bei ihnen gebräuchlich, wie ich feststellte.


    :D


    Geht die Entwicklung so weiter, sehe ich zwei Trends:
    - die kleineren lokalen und regional verbreiteten Mundarten werden weiter verschwinden und in die Bedeutungslosikgiet abgedrängt;
    - drei bis vier grössere Regionalsprachen werden sich halten, Tagalog/Filipino und Englisch werden Amtssprache landesweit bleiben und die spanische Sprache verliert weiter an Bedeutung in den Philippinen.


    :cheers


    Reismehl

    :thumb "Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." (Bertolt Brecht) :thumb

  • reismehl
    Das Geburtsregister und damit auch die gesamte Namensgeschichte lief, wie bei uns sehr viel frueher, ueber die lokale Kirche und das Taufbuch. Die Nachnamen werden sich natuerlich kaum aendern.


    Strassenbau:
    Es gab unter den Spaniern ein groesseres Projekt auf Mindanao. Das war die Strasse von Iligan nach Marawi. Diese diente vor allem militaerischen Zwecken, um die Herrn Muslimen auf dem Berg die Vorzuege moderner Artillerie und anderer feiner Sachen vor Augen zu fuehren.


    Ansonsten waren auf den Phils, aehnlich wie in Indochina und Thailand die highways die Fluesse. Nicht umsonst hat man Cotabato gegruendet. Man wollte den Rio Grande kontrollieren. Die Kuestenstuetzpunkte waren ebenso strategisch. Also insgesamt eine moeglichst kostensparende Machtausuebung mit minimalen Investitionen. Letztere dienten zur Abschoepfung der lokalen Produktion, Verhinderung von Widerstand, und der Abwehr von Konkurrenz (Hollaender, Briten, Portugiesen und den Rest der Bande).


    Wir sollten uns in Sachen Phils und Spanier also von den Vorstellungen eines Staates, jedenfalls so wie wir ihn kennen, verabschieden. Die Leute bekamen nichts. Nicht umsonst waren es gerade Leute, die nach Europa kamen, z.B. Rizal, denen die Augen aufgingen und mit den Spaniern brachen.


    Das Zamboanga Spanisch spricht erklaert sich aus der sehr langen und starken spanischen Praesenz. Da wurde richtig in Verwaltung und Militaer investiert. Einer der wichtigsten Flottenstuetzpunkte. Verbannungsort, d.h. es kamen auch Zivilisten dorthin.


    Die Materialien sind uebrigens sehr schon erfasst in Manila einzusehen. Leider nur fuer's 19. Jh. Davor gibt's praktisch nichts. Aber immer noch schoen zu sehen, wie sich die Herren Pfaffen und Datus wunderbar verstanden haben. Pack schlaegt sich, Pack vertraegt sich - solange die Kasse stimmt. Daher sollte man auch den Mythos des jahrhundertelangen muslimischen Widerstandes sehr nuechtern betrachten. Hier versuchen einige Klans ihre eigene dreckige Waesche unter einem Mantel des Vergessens verschwinden zu lassen.


    Das sich in Sprache vergleichsweise wenig getan hat, sie man schon daran, dass Mindanao noch immer ein Mekka fuer Sprachwissenschaftler ist. Hier ein Karte: http://imphscience.files.wordp…/2013/10/illustration.jpg


    Hier etwas komplizierter: http://www.ethnologue.com/map/PH_s


    Die Karten zeigen, dass die Durchdringung der lokalen Gesellschaften noch nicht voellig abgeschlossen ist. Leider werden Internet und TV bald damit aufraeumen.

  • Zum einen finde ich sehr viele spanische Woerter im Bisaya wieder, andererseits hat der TS Recht mit seiner Fragestellung, denn wenn ich Kuba ansehe oder Mexiko oder Lateinamerika, sprechen die "richtig" Spanisch.
    Einige Vorredner sind, meiner Meinung nach,auf der richtigen Spur. Hier hatten die Spanier nicht das Interesse und die Moeglichkeit durch Schulwesen und Kirche, die Sprache durchzusetzen.
    Katholische Missionare waren meist daran die Sprache der Einheimischen zu lernen um auch ihre Goetter zu kennen, damit sie diese umdrehen und dem Katholizismus unterordnen konnten.
    Sie hatten auch ziemlich Erfolg mit dieser Strategie. Mehr als in Latinamerika, wo man den Glauben in die Leute hineinknueppeln musste.
    Die evangelisch-fanatischen Amerikaner waren mehr der Ueberzeugung, dass nur ihre Sprache taugt. Sie hatten eh keine entsprechende Ausbildung und nicht die katholische Tradition der Missio Christi.
    Fuer die Spanier war der Abtransport von Guetern wichtig und evtle Einnahme von Steuern. Das organisierte man mit einheimisch-spanisch gemixten Oligarchen.
    Ausserdem waren ihre Kraefte nichtmal ausreichend die Moros zu vernichten. Spaeter befanden sich die Spanier erst mit den Englaendern in Auseinandersetzungen und dann mit den USA.
    Ich glaube, die Spanier betrachteten die Phs nie so wie Mexiko, als Neuspanien, also als Teil von Spanien. Fuer sie waren die Phs zwar ein wichtiger Handelsplatz zwischen China und Mexiko, aber wen siedelten sie schon an ? Ein paar Soldaten und Seeleute, aber nix "Wichtiges".







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