Apocalypse Now - Vielleicht der wichtigste Film, der je auf den Philippinen gedreht wurde

  • Ich mag micht gut an die Bauten für den Film erinnern, die in Pagsanjan erstellt wurden. Der Dschungeltempel inmitten des Flüsschens, während der Dreharbeiten übrigens mit Affen bevolkert und weitere Tempelanlagen boten einen durchaus realistischen Anblick. Ich habe noch Fotos davon (leider nicht hier). Während einiger Zeit bot diese Kulisse eine zusätzliche Attraktion in Pagsanjan. Nach der Flusstour genehmigten wir uns ein Bier in einem Restaurant in Pagsanjan und unterhielten uns über das Film-Set. Zu unserem Erstaunen reagierte einer der vermeintlichen Amis und sprach uns auf Schweizerdeutsch an - ein Filmtechniker, der uns einige interessanten Müsterchen über die Dreharbeiten vermittelte.


    Ein weiteres Film-Set befand sich im Lake Caliraya. Das für die Film-Crew erstellte Camp wurde nach den Dreharbeiten in ein Resort umgewandelt. Wir waren kurz nach der Abreise der Filmleute dort. Im See konnte man noch einige der Bauten sehen.


    Makato45


    Vielleicht darf ich da noch mal auf Dich zukommen, das finde ich spannend!


    Ein anderer freundlicher Lead geht sogar zu einem Schauspieler am Set, auch danke dafür!
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    Bilder unserer Touren hier: Nord-Luzon, Kordilleren, Reisterrassen, Banaue, Sagada, Pinatubo und Vigan!


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  • Nur als Anmerkung: Platoon mit Charly Sheen von Oliver Stone wurde auch auf den Philippinen gedreht!


    Genau! Siehe Post 4. Das war die Rückkehr von Sheen nach den Dreharbeiten von AN!
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    Bilder unserer Touren hier: Nord-Luzon, Kordilleren, Reisterrassen, Banaue, Sagada, Pinatubo und Vigan!


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  • Hallo zusammen,


    ein guter Bekannter von mir hat damals uebrigens in "Apocalypse Now" mitgespielt.


    Er war zu dieser Zeit als Urlauber in der Gegend und wurde angesprochen ("entdeckt"), da man noch einige Weiße fuer eine Massenszene (Einfliegen der Unterhaltungs-Girls per Hubschrauber, johlende GIs auf einer Art Tribuene) benoetigte.


    Er hat sich spaeter die Szene hunderte Male angeschaut, konnte sich aber selbst in Superzeitlupe niemals entdecken. Anschließend zog er sich frustriert aus dem Filmgeschaeft zurueck.


    The man


  • Hahaha, hat er sich wieder gefangen? Ich bereite gerade diese Geschichte aus Sicht der vielen mehr oder weniger am Rande Beteiligten auf, kannst Du mir den Kontakt herstellen?
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    Bilder unserer Touren hier: Nord-Luzon, Kordilleren, Reisterrassen, Banaue, Sagada, Pinatubo und Vigan!


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  • Hallo StephanX,


    ich habe Dir die Daten des "Schauspielers" in einer Mitteilung geschickt.


    Ja, er hat sich wieder gefangen und ist nicht, wie so viele andere, an seinem Karriereknick zerbrochen.


    Gruss


    The man

  • Ich mag micht gut an die Bauten für den Film erinnern, die in Pagsanjan erstellt wurden. Der Dschungeltempel inmitten des Flüsschens, während der Dreharbeiten übrigens mit Affen bevolkert und weitere Tempelanlagen boten einen durchaus realistischen Anblick. Ich habe noch Fotos davon (leider nicht hier).


    Zur Zeit im "Homeleave" in der Schweiz, habe ich meine alten Fotoalben herausgesucht und die besagten Fotos gefunden. :D


    Qualitativ sind sie entsprechend, sie stammen vom September 1976!


    Makato45

  • Nur als Anmerkung: Platoon mit Charly Sheen von Oliver Stone wurde auch auf den Philippinen gedreht!



    "EIn Jahr in der Hölle" mit Mel Gibson, übrigens auch.


    "MIssing in Action" -Serie mit Chuck Norris
    "Delta Force2" ebenfalls mit Chuck Norris


    "Die Insel der blutigen Plantage" mit Peter Kern, Udo Kier, Barbara Valentin, Kurt Raab usw. Welchen ich übrigens in einem Hotel vor ca 10 Jahren in Manila sah.


    Das Ambiente und Umgebung gleicht sehr Vietnam und Südamerika, die Schauspieler sind gut und billig, und darum werden viele Filme dort gedreht. Englischen Sprache auch von Vorteil.

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    Hallo,


    diesen Thread habe ich jetzt erst entdeckt. Während der Dreharbeiten zu "Apocalypse now" war ich 1976 auf den Philippinen als Statist dabei und habe meiner damaligen Freundin in einem Brief davon berichtet. ENDLICH, nach Jahren, habe ich die Kopie dieses Briefes wieder gefunden, und ich möchte den entsprechenden Ausschnitt als kleine Momentaufnahme hier einstellen... (Vor längerer Zeit habe ich das schon mal woanders online gestellt, weiß aber nicht mehr wo...)


    Montag, 29.11.1976


    [...]


    Die Zeit vergeht wie im Flug. Die erste Woche [meines Aufenthalts hier in Manila] ist schon rum, und ich habe mir bis jetzt den Luxus erlaubt, mich zu erholen. Freitag und Samstag werde ich einen Statistenjob in einem Spielfilm mit Marlon Brando mit dem Titel "Apocalypse now" haben. [...] Anlässlich der Dreharbeiten zu diesem Film werden hier in Manila alte Filme mit Marlon Brando im Fernsehen gezeigt: "Die Faust im Nacken" und "Südwest nach Sonora" habe ich selbst gesehen. José meint, er wäre schon mal am Drehort gewesen und habe sich 3 Stunden lang mit Marlon Brando unterhalten.


    Sonntag,19.12.1976


    [...]


    Meine Schwester Elfi [...] teilte mir mit, dass das Besetzungsbüro von "Apocalypse now", diesem Vietnam-Film mit Marlon Brando, angerufen habe, sie bräuchten noch verschiedene "Extras" (d.h. Statisten) für drei Tage "Shooting" (d.h. Dreharbeiten). Der Haken war, ich konnte erst um 1:00 Uhr nachts von der Party [bei der Dekanin des College of Music] nachhause fahren, musste aber schon um 5:00 Uhr bei dem Besetzungsbüro sein, d.h. um 4:00 Uhr aufstehen. Kurz entschlossen habe ich aber trotzdem die Möglichkeit, aus dem stinkenden Manila rauszukommen und neue Eindrücke zu bekommen, ergriffen und war um 5:00 Uhr, zusammen mit mindestens 100 anderen Burschen, zum Aufbruch bereit. Die Fahrt erfolgte wie üblich in einem dieser Busse mit Air Condition, die einem eine angenehme Reise wegen einer unangenehmen Kälte unmöglich machen.


    Am ersten Tag wurde nur die Garderobe herausgegeben, dann fuhren die Busse von Pagsanjan nach Manila zurück. Jedoch José und ich blieben über Nacht da, denn José kennt wieder - wie überall - jede Menge Leute. In Pagsanjan gibt es eine der Touristenattraktionen der Philippinen, die Wasserfälle von Pagsanjan. Um dorthin zu gelangen, fuhren José und ich in einem Kanu, in der fachmännischen Begleitung von zwei rudernden Einheimischen, etwa 2 km flussaufwärts, und zwar, was die Sache überhaupt reizvoll macht, über Stromschnellen. Da der Fluss an diesem Tag besonders viel Wasser mit sich führte, mussten sich unsere beiden Begleiter ganz schön anstrengen, um uns durch die Stromschnellen zu bekommen. Außerdem konnten wir deshalb nicht bis zum großen Wasserfall, sondern nur zu einem kleineren, davor gelegenen vordringen, denn die Strömung war einfach zu stark. In den Stromschnellen bin ich denn auch unvermeidlicherweise von oben bis unten nass geworden. Pagsanjan ist unglücklicherweise eine sehr feuchte Gegend, d.h. meine Kleider wurden nicht trocken, auch nicht über Nacht. Ich musste sie im Haus von José Freunden trocken bügeln.


    Was die Dreharbeiten angeht, sollte folgende Szene gedreht werden: ca. 1500 GI’s sitzen in einer nicht ganz halbkreisförmigen Arena, die dem Wasser eines Flusses zugewandt ist (oder einer Meeresbucht?), auf dem eine kreisförmige Bühne schwimmt, die man von der Arena aus nur über zwei Bretterstege betreten kann. Zwischen der Arena und der Bühne befindet sich also ein 2 m breiter Wassergraben und eine Menge bewaffneter MP’s. Die Szene beginnt mitten in einer dieser üblichen Unterhaltungsshows für die GI’s, als drei original Playboy-Bunnies mit einem Helikopter auf die Bühne eingeflogen werden, kostümiert als Indianerin, Cowgirl, und - das dritte Kostüm weiß ich nicht mehr. Es folgt eine sehr doofe Tanzeinlage mit Busenschwenken (züchtig bekleidet), bei der das Cowgirl so tut, als erschösse es die beiden anderen und zwei der sie bewachenden MP’s. Die Menge soll johlen. Die drei Mädchen verbeugen sich etc., der Applaus verebbt. Ein Gespräch soll sich ergeben, die GI’s stellen Fragen. Einer möchte wissen, ob er ein Autogramm haben kann. Aber klar, er soll nur herkommen. Er springt über den Graben, bekommt sein Autogramm. Ein paar andere wollen es ihm gleich tun, Run auf die Bühne, die MP’s prügeln, die GI’s fallen in den Wassergraben, Schlägerei auf der Bühne, die Bunnies springen in den Helikopter, der sofort abhebt. An den Landekufen hängen zwei GI’s, einer an den Beinen des anderen, die sich aus 10-15 m Höhe vom Helikopter ins Wasser fallen lassen. Dann explodiert noch eine Signalbombe (?) mit rotem Rauch auf der Bühne. Chaos. Ende der Szene.


    Das klingt ja ganz interessant, wenn ich das nochmal so durchlese, aber nach etlichen Wiederholungen verliert alles seinen Reiz. Man soll johlen, wenn man schon überhaupt keine Lust mehr hat. Die Dreharbeiten begannen um 6:00 Uhr Abends und dauerten bis 5:00 Uhr morgens. Ab einem bestimmten Grad von Müdigkeit hat man sowieso keine Lust mehr zu ekstatischen Ausbrüchen, noch dazu wenn man die Mädchen nach der dritten Wiederholung sowieso nicht mehr geil findet, und ich muss sagen, dass mein Interesse an den Mädchen nach einer Weile völligst erlahmt war. José meinte, Filipinos hätten dazu noch ein ganz anderes Verhältnis, sie wollten sinnlich erfahren und die Mädchen berühren. Ein paar philippinische Nachtklubtänzerinnen, die während des Szene auf der Bühne sitzen sollten und zu diesem Zwecke, um dorthin zu gelangen, die Arena durchquerten, wurden von den dort sitzenden Filipinos tatsächlich ständig an den Haaren und Kleidern gezupft und angefasst. Dazu muss ich sagen, dass das Besetzungsbüro von "Apocalypse now" natürlich außerstande gewesen war, für diesen Abend 1500 amerikanische GI’s in der Umgebung Manilas aufzutreiben. Tatsächlich waren nicht einmal die Hälfte der Statisten Weiße bzw. ganz Schwarze - von Studenten, Touristen, reisenden Herumhängern bis zu amerikanischen Schuljungen, die nicht älter als 14 Jahre alt waren, und ergrauten Armeeveteranen, die in nostalgischen Erinnerungen schwelgten und sich gegenseitig ihre Kriegsabenteuer erzählten. Alle möglichen Nationalitäten waren vertreten, schwarze, afrikanische (äthiopische) Studenten, Amerikaner natürlich, Australier, ich traf auch Schweizer, Deutsche und Israelis. Den Rest der GI’s bildeten Filipinos, mit denen die hinteren Reihen aufgefüllt wurden. Außerdem hatten ein paar Leute ihre Frauen mitgebracht, die ebenfalls in Uniformen gesteckt wurden. Und dennoch schienen manche Leute der Film-Crew einen geradezu absurden Sinn für Originaltreue zu entwickeln. So sollten sich denn alle Leute einen armeegerechten Haarschnitt und eine Rasur verpassen lassen, was uns unverschämterweise in Manila vorher nicht gesagt worden war. So fiel denn manche langer Matte und mancher Vollbart der Schere zum Opfer. Stell Dir vor, auch ich sollte mir die Haare schneiden lassen! Und meine Haare sind nun wirklich nicht lang. Zweimal wurde ich zum Friseur geschickt, sagte jaja und ging dann unauffällig daran vorbei. Einmal jedoch wollte mich einer der MP’s, nachdem ich von der Toilette zurückkam, nicht mehr in die Arena hineinlassen, wenn ich mir nicht die Haare schneiden ließe. Und das bei den hunderten Filipinos, Frauen etc., und obwohl es sowieso Nacht war - völlig absurd! "I'm only doing my duty..." Dass ich nicht lache! Ich habe natürlich einen anderen Aufgang benutzt, als sie gerade weggeguckt haben.


    Stell Dir das vor! Die hätten mich (und andere natürlich auch) die ganze Nacht untätig alleine herumsitzen lassen, da ja keine Möglichkeit bestand, vor dem Morgen nach Manila zurückzufahren. Und vorher hat kein Mensch was von Haare schneiden gesagt.


    Naja, ich habe etwa eine Woche später einen Anruf bekommen, dass ich noch mal für drei Tage gebraucht würde. In Anbetracht der günstigen Verdienstmöglichkeit (200 Pesos pro Tag, drei Tage 600 Pesos, entspricht 200 DM) habe ich mir dann doch noch die Haare schneiden lassen. Sehr witzig war ganz allgemein zu sehen, dass Leute, die sich normalerweise, z.B. ihren Eltern gegenüber, mit Händen und Füßen gegen das Haareschneiden sträuben, willig wie die Schafe zum Scheren gehen, wenn das Zauberwort „Film" erklingt... Diese Phase habe ich ja Gott sei Dank überwunden. Ich habe nur immer Angst, dass mich ein idiotischer Haarschnitt in der Schönheit meiner tiefen Geheimsratsecken und meines platten Hinterkopfes erblühen lässt.


    Man kann aber am Verhalten der MP’s noch etwas viel Interessanteres feststellen: dass Leute, sobald man sie in Uniformen steckt, sich dementsprechend benehmen, und die Rollen ihrer Uniformen, die Rollenverteilung, ohne zu zögern akzeptieren: die GI’s sind GI’s, die MP’s sind MP’s... Soldaten johlen, wenn ein MP in den Dreck fliegt, die MP’s kommandieren die GI’s herum... "I'm only doing my duty..." Leider kann man selbst sich dem nur sehr schwer entziehen, und das erzeugt bei mir ein sehr merkwürdiges Gefühl in der Magengrube, wenn ich an den Ernstfall denke. Der Mensch ist ein Massenvieh, er verhält sich in solchen Situationen ganz besonders zwanghaft seinen Konditionierungen entsprechend.


    Was die Bunny-Show noch besonders unangenehm machte, war die Tatsache, dass diese Nacht sehr kühl war und Nieselregen uns immer wieder in unseren T-Shirts frieren ließ. Das hatte zum Ergebnis, dass ich am nächsten Tag erkältet war, bei der Temperatur von 25-30° in Manila besonders unangenehm. Dazu kommt die extrem hohe Luftverschmutzung in Manila, die schon ohne Erkältung meine Bronchien zum Schmerzen bringt (was innerhalb eines Tages wieder verschwindet, wenn ich außerhalb Manilas bin). Man muss sich vorstellen, dass die Konzentration an Autoabgasen in Seitenstraßen schon der auf dem Kudamm zu Stoßzeiten entspricht. Das kommt daher, dass es hier nicht so etwas wie einen TÜV gibt, die Autos, besonders die Busse, mit schwarzen Qualmwolken, halb kaputt, durch die Gegend fahren, das Benzin extrem schlecht ist: es ist, glaube ich, noch bleihaltig, die Oktanzahl des Super hier reicht nicht an die unseres Normalbenzin heran, oder entspricht ihr gerade...


    Zurück zur Bunny-Show: die Pausen zwischen den Wiederholungen waren immer furchtbar lang, ca. 20-30 Minuten. Die Leute mussten natürlich in Laune gehalten werden. Zu diesem Zweck war ein bestimmter Typ zuständig, der die Leute mit Schotenerzählen und Sprechchören immer wieder aufzuheizen verstand. Einmal sollten die Leute über den Film und seine Produktion Fragen stellen. Irgendwann wollte jemand wissen, wie Francis Coppola, der Regisseur, zu Vietnam stände und ob der Film ein Antikriegsfilm werde. Coppola meinte, wenn er das in ein paar Worten, in ein paar Minuten, sagen könnte, bräuchte er nicht zwei Jahre lang einen Film für 20 Millionen Dollar machen. Ich dachte, ich höre nicht richtig... Und es wäre kein Antikriegsfilm! Na, was ist es dann? Coppola meint wohl, seine persönliche Meinung wäre 20 Millionen Dollar wert? Dieser Art von Sarkasmus begegnet man hier ständig im Umgang mit Amerikanern. Butch, ein Freund von José, der länger bei "Apocalypse now" arbeitete, meinte, die Filmgesellschaft hätte in ihrem Verhalten hier auf den Philippinen ein neues kleines Vietnam auferstehen lassen. Die Amerikaner, die Crew, hassten die Philippinen und die Filipinos, die ihnen nicht die Bequemlichkeit möglich machten, die sie gewohnt waren, und die die "American way of life" ständig infrage stellten (mal ganz abgesehen davon, dass die "American way of life" mehr oder weniger eines der Ziele der "New Society" auf den Philippinen darstellt). Butch meint, durch die Arbeit bei "Apocalypse now" hätte er Vietnam besser verstehen gelernt. Der Film wird ein Spektakel: Krieg als ästhetisches Objekt, die Schönheit der Technik, die Buntheit der Rauchwolken, wenn die Bomben krachen etc. ...


    Zum Abschluss noch eine Randbegebenheit: um am folgenden Morgen das Geld zu bekommen, musste man vorher seine Garderobe abgeben. Irgendein Spinner, der wohl keine Lust hatte sich anzustellen, gab die Order aus, die Leute sollten sich mitsamt ihrer Garderobe zu den Bussen begeben und dort warten. Es gab eine ganze Menge Typen, die das glaubten. Viele saßen jedoch schon im Bus und hatten ihr Geld, darunter zwei Kriegsveteranen, die von den alten Zeiten schwärmten. Ein paar etwa fünfzehnjährige College-Jungens kamen gerade mit ihrer Garderobe zum Bus, um dort zu warten. Der eine Alte klärte die Jungen über ihren Irrtum auf: "Always stand in line, and don't believe any orders! Where a line is, that's where you are supposed to be!"


    [Fortsetzung im nächsten Post]

    4 Mal editiert, zuletzt von limbay ()

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    Montag, 10.1.1977
    [...]


    Da das Briefeschreiben wieder aufs Wochenende gefallen ist, kann ich noch etwas über den Film "Apocalypse now" schreiben. Wie gesagt, frühmorgens nach der Einladung bei der Dekanin des College of Music, fuhr ich in einem von mehreren Bussen zur "Village I", dem zweiten Drehort des Films. Unterwegs hörte ich schon das Gerücht, dass Coppola aus einer Laune heraus, weil irgendetwas weggekommen war, 100 Leute rausgeschmissen hatte, und wir der Ersatz sein sollten. Jedoch wurde nur die Hälfte der Leute genommen, die restlichen, die zu sehr philippinisch aussahen, mussten den ganzen Tag herumsitzen, bis sie am Abend wieder nach Manila gebracht wurden.


    Nach dem erwähnten Haarschnitt verlebte ich dann einen wunderschönen, sonnigen Tag mit Herumsitzen. Der Grund hierfür lag in der Tatsache, dass die zu drehende Szene schon teilweise zuvor, bei bedecktem Himmel, gedreht worden war und wir somit auf Wolken warten mussten. Es passierte jedoch nur dreimal, dass die Sonne 10 Minuten lang durch ein Wölkchen bedeckt war. Dafür wurden wir dann am Vormittag des zweiten Tages ganz schön herumgescheucht. Ich hatte das Pech, für eine Szene mit zwei anderen GI’s direkt vor die Kamera gestellt zu werden, weswegen ich 6-8 Wiederholungen lang nicht mehr die ruhige Kugel schieben konnte, was mehr oder weniger aufgefallen wäre. Ich hatte mich aus reiner Langeweile zum Drehort begeben und stand höchstens 10 m von dem Regiestuhl Francis Coppolas entfernt. Der sah mich, winkte mich heran, ich solle mich vor die Kamera begeben und bei der folgenden Szene mitmachen. Ich und zwei andere GI’s mussten zwei verletzte vietnamesische Kinder in einen Helikopter laden und rannten dann quer übers Gelände, während der Helikopter startete.


    Der Wind und Dreck vom Helikopter und das Herumrennen waren mir denn doch zu viel, deshalb ich mich am Nachmittag unauffällig vom Ort der Handlung entfernte. Und zwar erschien mir Idee viel besser, mich mit einem Helikopter in die Lüfte zu begeben als mich von ihm mit Dreck einstäuben zu lassen, was ich denn auch tat. Es handelte sich um größere amerikanische, achtsitzige Armeehelikopter. Ich saß zusammen mit einem anderen Deutschen hinter dem Piloten ohne Sitz auf der Ladefläche. Die beiden Seitentüren waren offen. Die ersten 10 Minuten des Flugs habe ich mich ganz schön an den Halteriemen gekrampft vor Schiss, besonders wenn wir uns mit 45° in die Kurve legten, denn der eiserne Boden des Helikopters, auf dem wir saßen, war spiegelblank, und ich hatte einfach panische Angst, zur Seite hin aus dem Helikopter heraus zu rutschen. Dann aber hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes ein „erhebendes Gefühl", und mein Blick schweifte beschaulich über die Landschaft unter mir, die Reisfelder, das Wasser des ziemlich großen Laguna-Sees. Jetzt bereute ich es wirklich, dass ich eine Fotokamera nicht mitgebracht hatte. Ich hätte wirklich ein paar wunderschöne Bilder machen können. Drei Tage unterwegs waren mir einfach zu gefährlich für die Kamera erschienen. Ich hätte nicht immer entsprechend aufpassen können, dass sie nicht geklaut wird, und scheinbar ist bei "Apocalypse now" ja so manches geklaut worden...


    Schon an diesem zweiten Tag wurde uns angekündigt, dass wir am folgenden Tag, an dem wieder in Pagsanjan gedreht werden sollte, etwas länger arbeiten sollten und wohl auch eine Extrabezahlung bekommen würden. Genaueres - wie viel - wüsste man noch nicht. Wir sind wieder um 5:00 Uhr aufgestanden, um von der in einem anderen Dorf gelegenen Schule, wo wir übernachteten, nach Pagsanjan gefahren zu werden. Dabei hatten wir ja auch am Tag zuvor am Drehort bis fast mittags untätig herumgesessen, bis die Film-Crew überhaupt erschien. Der Grund wurde mir dann von jemand plausibel erklärt: die Statisten würden sowieso für den ganzen Tag bezahlt, und man wolle einfach sicher gehen, dass alle Statisten dann tatsächlich da seien, wenn sie gebraucht würden. Naja... Was ich allerdings nicht wusste, war, dass ich an diesem dritten Tage sogar bis 6:00 Uhr abends herum sitzen sollte, da tagsüber nicht einmal die Hälfte der Leute gebraucht wurde.


    Als es dann endlich dunkel war, wurden noch ein paar Einstellungen von der Playboy-Bunny-Show nachgedreht. Und immer noch nichts wurde über die Höhe der Extrabezahlung gesagt. Kurz vor 12:00 Uhr nachts kamen dann die Sprüche: “Wir wissen doch, dass ihr müde seid; wir wollen ja auch nachhause. Strengen wir uns nochmal an, dann haben wir's um 12:00 Uhr geschafft..." Und tatsächlich war die Sache um 11:55 Uhr abgedreht. Immer noch nichts über die Höhe der Bezahlung. Garderobe abgeben. Unsere Gruppe war eine der ersten, die ihr Geld bekamen. Und was ich mir schon die ganze Zeit gedacht hatte: wir wurden nur für drei ganz normale Tage bezahlt - 600 Pesos. Das ist ja an sich keine schlechte Bezahlung, und es hätte mir eigentlich auch gereicht, aber diese fiese Taktik den ganzen Tag über machte mich fuchsteufelswild. Einer der anderen Statisten sagte mir, die Filmleute hätten erst ab 12:00 Uhr nachts für einen neuen Tag bezahlen müssen, und deshalb hätten sie sich so beeilt.


    Ein paar Leute standen zusammen, einer meinte man müsse etwas tun. Dem konnte ich nur beipflichten. Wir gingen zurück zur Garderobenrückgabe, denn dort waren die Leute, bei denen wir uns beschweren wollten. Deren Meinung: „Sprecht ihr etwa im Namen Aller? Wartet doch erstmal, bis alle ihre Garderobe zurückgegeben haben. Die Garderobenleute wollen doch auch nachhause! Dann wollen wir mit allen darüber sprechen!"


    Übler Trick, dachte ich mir: erstens hatte ich einen der großen Air Condition-Busse schon fast voll besetzt mit Leuten gesehen, die bereits ihr Geld hatten und die darauf warteten, nach Manila zurückgebracht zu werden, und wenn der Bus erst einmal abgefahren war, konnten sich die Filmleute sehr leicht damit herausreden, dass wir nicht im Namen Aller sprächen... Zweitens sah mir das sehr nach Zeitrausschinden aus, um eventuell die Polizei holen zu können. Darauf durften wir uns nicht einlassen. Deshalb ich auch gleich zu dem Bus gerannt und habe den Leuten erzählt, dass wir uns gerade beschwert hätten, und sie sollten auch kommen. Das taten sie denn auch, und bald standen eine ganze Menge Leute herum.


    Da wir nicht warten wollten, bis alle Leute ihre Garderobe abgegeben hatten, sahen sich die Filmleute zumindest zu einem Kommentar gezwungen... Nun gibt es da solche Leute, die selbst Statisten sind, aber schon lange bei "Apocalypse now" gearbeitet haben, eine Art Gruppenführer sind und die Orders vom Regisseur an die Statisten weitergeben, letzten Endes also fest zur Crew gehören und wohl auch dafür bezahlt werden, die Statisten für dumm zu verkaufen. Einer von denen kam und erzählte, er nähme die ganze Schuld auf sich, er hätte in gutem Glauben gesagt, dass wir eine Extrabezahlung bekämen, obwohl das nicht innerhalb seiner Kompetenz gelegen hätte. Obwohl ich in dieser Situation prinzipiell misstrauisch war, obwohl mir der Typ mit allen Wassern gewaschen erschien, hätte es doch so sein können. Keiner wollte ihm deshalb persönlich an den Kragen. In diesem Sinne hätte es auch durchaus ein fieser Trick der Filmleute sein können.


    Inzwischen war, wie ich hörte, die Polizei eingetroffen, die sich jedoch die ganze Zeit über ruhig verhielt. Ich bekam sie nicht einmal zu Gesicht. Dann kam ein Verantwortlicher, meinte, er sei sehr enttäuscht... Sie von der Crew hätten auch so oft länger arbeiten müssen, um der Sache willen etc. Er wäre besonders enttäuscht von bestimmten Leuten, "Besonders von DIR!", und er deutete auf unserem Wortführer. Dies war ein eindeutiger Versuch, Rädelsführer heraus zu picken und die anderen einzuschüchtern. Und er machte den Vorschlag, 50 Pesos extra zu bezahlen. Ich wollte noch schnell einen Sprechchor "Hundred, hundred!" organisieren, indem ich die Leute, die ich kannte, animieren wollte, sich zu verteilen und auf Zeichen hin "One hundred!" zu rufen. Es hätte sicher auch geklappt, auch den Rest der Leute dazu zu bringen. Aber es war schließlich schon nach 3:00 Uhr morgens, und die Leute hatten keine Lust mehr zu irgendwelchen Initiativen. So wurden denn 50 Pesos akzeptiert, die Angelegenheit hatte ihr Ende gefunden, und meine Arbeit bei "Apocalypse now" auch. Zwei Tage später hörte ich, die Statistengruppen nach uns hätten 150 Pesos extra bekommen. Naja...


    Ich mache jetzt Schluss. Grüße an alle, die Wert darauf legen...


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    Zu dem obigen Bericht sollte ich vielleicht noch ein paar Hintergrundinformationen nachliefern. Im Winter 1976/77 unternahm ich meine erste Reise auf die Philippinen. Ich war damals 27 Jahre alt und studierte Ethnomusikologie (vergleichende Musikwissenschaft). Zweck dieser Reise war die Erforschung der Musik indigener Volksgruppen auf der Insel Mindanao. Dies wurde damals allgemein als ein riskantes Unternehmen angesehen, da die Philippinen noch unter Marcos' Kriegsrecht standen.


    Der Statistenjob bei "Apocalypse now" kam eher zufällig zustande. Der im Text erwähnte José ist der inzwischen verstorbene José "Pepito Bosch", mein Schwager und Ehemann meine Schwester. Er war zu Lebzeiten als eine Art "Guru" in der Künstlerszene von Manila und Baguio, bei allen Arten von künstlerischen Happenings als eine Art schamanistischer Zeremonienmeister bekannt und beliebt, eng befreundet mit vielen Filmemachern, Schauspielern, Musikern, Malern, Schriftstellern, Journalisten, Wissenschaftlern etc. etc., kurzum bekannt wie ein bunter Hund.


    Bei dem im Text erwähnten "Butch" beispielsweise handelt es sich um den in Baguio lebenden Filmemacher Butch Perez. Wie viele von Pepito Freunden aus der philippinischen Filmszene arbeitete auch Butch damals für "Apocalypse now". Francis Coppola und seine Crew banden für diesen Film also einen Großteil kreativer Köpfe der philippinischen Filmszene als untere Chargen in die Arbeit mit ein.


    Pepito sprach mich damals an, ob ich Lust hätte, mir bei einer solchen Gelegenheit ein paar Pesos dazu zu verdienen und eine interessante Erfahrung zu machen. Wie man aus meinem Text sehen kann, habe ich die ganze Sache aber nicht wirklich ernst genommen. Ansonsten hätte ich auf jeden Fall meine Fotokamera zum Shooting mitgenommen, und sicherlich hätte ich auch mehr Zeit in der Nähe der Filmkamera verbracht... Jetzt, zurückblickend, sage ich dazu nur: jung und blöd! :-)


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  • "The Shooting of Apocalypse Now", eine Facebookseite wurde erst vor kurzem ins Leben gerufen. Fuer alle Interessierten:
    https://www.facebook.com/groups/687714304705826/?pnref=story


    Danke für die Verknüpfung, Inexile. Ich stehe ja jetzt mit Henry in engem Kontakt und wir basteln an ein paar Ideen.


    Und ein Riesen Dank an limbay für diesen Einblick! Da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen...;-)
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    Bilder unserer Touren hier: Nord-Luzon, Kordilleren, Reisterrassen, Banaue, Sagada, Pinatubo und Vigan!


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  • Ich mag micht gut an die Bauten für den Film erinnern, die in Pagsanjan erstellt wurden.


    Dieser Thread hat mich dazu bewogen, die DVD "Apocalipse Now Redux" zu besorgen und den Film wieder einmal anzuschauen. Einmal mehr hat er mich beeindruckt, schildert er doch auf eindrückliche Weise die Sinnlosigkeit des Krieges generell und besonders jenes in Vietnam! Nachfolgend einige Screenshots jener Szenen, die in Pagsanjan gedreht wurden. Eigentlich erstaunlich, wie kurz diese sind und wie wenig man von den eindrücklichen Bauten (siehe auch mein Beitrag in diesem thread vom 28.06.15 mit entsprechenden Fotos des Filmsets in Pagsanjan).


    Makato45