ZitatAlles anzeigenCarlito - Tierschützer aus Überzeugung
Carlito Pizarras Leidenschaft für die unheimlichen, geheimnisumwitterten Koboldmakis begann vor mehr als 40 Jahren. Ihm gelang es, den Mythen und Legenden, die sich um die Tiere rankten, den Garaus zu machen.
Als Carlito ein kleiner Junge war, fingen er und sein Vater Tarsier, um sie als Haustiere zu verkaufen. Carlito war von den Affen so angetan, dass er beschloss, sie zu zähmen. Doch das Wissen des Jungen über die kleinen Tiere war beschränkt und so verhungerten sie. In seiner Ratlosigkeit studierte er nächtelang im Wald das Verhalten der Kobolde, bis er eines Nachts beobachtete, wie ein Tarsier nach einem Insekt griff. Da wusste er, wie er seine Tiere füttern musste.
Ein trauriges Dasein
Damals war die Population der Koboldmakis noch nicht so alarmierend dezimiert wie heute. Die Äffchen ließen sich leicht fangen, hatte man sie erst einmal entdeckt. Nicht wenige Bewohner der Inseln verdienten ihren Lebensunterhalt als Tarsier-Fänger. Viele Maomags fristeten in Drahtkäfigen ein armseliges Dasein, bevor sie auf Märkten verkauft oder gar in weit entfernte Städte wie Manila verschickt wurden.
Die winzigen Fellknäuel mit den riesigen Augen waren beliebte Haustiere - bei TAG wenig agil und eher träge, konnte man sie bequem in die Hand nehmen, ohne dass sie flüchteten. Doch Carlito erfuhr bald, dass die ungewöhnlichen Kobolde in Gefangenschaft binnen weniger Monate starben. So beschloss er, mit dem Jagen und Verkaufen aufzuhören.
Ein Spaß für Touristen
Seine Begeisterung für den Maomag ließ damit jedoch nicht nach, im Gegenteil: All seine Freizeit widmete er der Beobachtung der kleinen Wildtiere im Wald. So legte er in jungen Jahren den Grundstein für die Tarsier-Forschung auf den Philippinen. Sein Kampf gilt bis heute dem traurigen Bild der in engen Drahtkäfigen zusammenkauernden, verängstigten kleinen Äffchen, die früher oder später an der Gefangenschaft im kümmerlichen Umfeld sterben.
Tierschutzorganisationen haben dank seiner Vorarbeit erreicht, dass die Käfighaltung von Tarsiern eingeschränkt ist und genehmigt werden muss. Allerdings fehlt es an Kontrollen. Immer wieder finden sich in Touristenanlagen Käfige mit unerlaubt gehaltenen Wildfängen. Für die nachtaktiven Makis ist das purer Stress. Tagtäglich werden sie durch ständiges Herumgreichen und Streicheln um ihren Schlaf und die nötige Ruhe gebracht. Bis heute kann Carlito nicht verhindern, dass sich sowohl philippinische als auch ausländische Touristen gerne mit gefangenen Koboldmakis fotografieren lassen.
Mut zur Selbsthilfe
Der Tarsier-Schützer aus Überzeugung wollte diesem Treiben schon vor der neuen Gesetzgebung nicht tatenlos zusehen. "Ständig wurden Tarsier eingefangen und verkauft, oder auch einfach so getötet, keiner ließ sich überzeugen, damit aufzuhören", berichtet er. "Da habe ich einfach ein Gesetz erfunden, dass Jagd und Einfangen verbietet. "Er setzte auf den Märkten das Gerücht vom Verbot des Handels mit Tarsiern in Umlauf und erfand sogar Geld- und Gefängnisstrafen für den Fall von Verstößen.
Die Notlüge setzte das Gespräch über die Schutzbedürftigkeit des selten gewordenen philippinischen Koboldmakis in Gang. Auch außerhalb seines Dorfes wurde der neue Tierschutz diskutiert - Carlito Pizarras war jetzt eine Institution. Als sich einige kapitalstarke und einflussreiche Geschäftsleute der Insel Bohol für den Schutz der Tarsier einsetzen wollten, wurde er als Berater hinzugezogen. 1996 gründete sich daraufhin die "Philippine Tarsier Foundation". Carlito, der bis dahin schon 40 Jahre seines Lebens dem kleinen Kobold gewidmet hatte, wurde der erste bezahlte Angestellte der Stiftung.
Quelle: [URL=http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,1872,2192308,00.html][/URL]