Update Sept 2021: Offenbar wird seit einiger Zeit auch für touristische Reisen ein CFO-Sticker gefordert. Das war früher nicht so. Diese Information ist im Guide noch nicht enthalten! Ich werde bei Gelgenheit recherchieren und diese Informationen nachtragen.
Dies ist ein kleiner Guide zu Offloading in den Philippinen. Ich werde ihn regelmäßig aktualisiren, wenn sich aus der Diskussion unten neue Fakten ergeben.
Worum geht es?
Probleme bei Ausreise von philippinischen Staatsbürgern mit geplanter Rückkehr (z.B. touristischer Aufenthalt, Besuch von Freunden oder Verwandten, etc.)
In bestimmten Fällen kann es passieren, dass philippinische Staatsbürger von der philippinischen Immigration an der Ausreise ins Ausland gehindert werden.
Ausnahmen
Das alles gilt NICHT für Personen, die das Land längerfristig für Arbeit oder Auswanderung verlassen. In beiden Fällen ist vorab eine Klärung notwendig (im ersten Fall über die POEA, im zweiten über das CFO), sodass bei der Ausreise keine Hindernisse mehr zu erwarten sind. Diese Fälle werden hier aber nicht diskutiert. Weitere Informationen zum PDOS-Seminar beim CFO: Philwiki - CFO-Sticker
Übersicht
Wenn Filipinos das Land verlassen, werden am Schalter zunächst Reisepass, Rückreiseticket und - falls erforderlich - Visum für das Reiseziel geprüft. Weiters sind folgende 4 Punkte wesentlich:
(1) ausreichende Geldmittel für die Reise
(2) keine geplante Arbeitsaufnahme
(3) keine geplante Auswanderung
(4) keine geplanten illegalen Aktivitäten oder Gefahren
Am Schalter werden dazu oft stichprobenartig Hotelbuchungen oder Nachweis von geregelter Arbeit (z.B. durch Work ID und Urlaubsbestätigung vom Arbeitgeber) gefordert. In manchen Fällen findet dazu eine Secondary Inspection statt, das ist ein längeres Interview, bei dem diese Fragen ausführlich geklärt werden. Wenn dabei aus Sicht des Immigrationsbeamten Unklarheiten bestehen bleiben, kann die Ausreise verweigert werden - das nennt sich Offloading.
Eine Secondary Inspection findet üblicherweise statt (siehe auch Guidelines²):
- Filipinos, die das erste Mal in ihrem Leben die Philippinen verlassen (das stand einmal auf einer Webseite des BI, ich finde sie aktuell aber nicht)
- Filipinos ohne ausreichende Geldmittel, die mit einem Ausländer reisen
- Bei Verdacht auf fehlende Geldmittel oder geplante illegale Aktivitäten
Üblicherweise findet keine Secondary Inspection statt, wenn man bereits im Ausland war und Arbeit nachweisen kann oder mit einer Gruppe vertrauenswürdiger Freunde reist. Stichproblenartig ist eine Secondary Inspection jedenfalls immer möglich.
- Die Guidelines² erwähnen explizit die Ausreise mit oder zu einem ausländischen Verlobten/Ehepartner, das kläre ich aktuell ab -
Beachte:
- Seriöse Kleidung und selbstsicheres Auftreten sind stark hilfreich.
- Unbedingt eine klare Version über die Urlaubsreise zurechtlegen (Anreise, Reiseplan, Übernachtungen, Rückreise). Jegliche Andeutungen über andere Sachen entschieden zurückweisen und beharrlich die eigene Version wiederholen. Keinesfalls in ein Gespräch über andere Sachen verwickeln lassen, da kann man nur verlieren.
- Das Interview dauert oft lange, 30 oder 60 Minuten sind durchaus möglich. Falls man dadurch den Flug verpasst hat man Pech, da ist man völlig rechtlos. Daher möglichst früh einchecken und danach sofort zur Immigration gehen, damit man genügend Zeit hat.
- Es gibt keine Möglichkeit, die Sache vorab zu klären, sondern immer nur direkt beim Abflug. Die Entscheidung obliegt alleine dem Immigrationsbeamten am Flughafen.
Nachfolgend erkläre ich die einzelnen Punkte im Detail.
(1) Geldmittel
1. Möglichkeit: Regelmäßiges Einkommen (Nachweis z.B. über Einkommensbestätigung, Steuererklärung der vergangenen Jahres, Kontoauszug).
2. Möglichkeit: Ausreichendes Vermögen (Nachweis z.B. über Kontoauszug, 100 000 Pesos sollten es wohl mindestens sein, selbst für einen Kurzurlaub), wobei man größere Summen am Konto sicherlich schlüssig erklären muss. Eine echte Kreditkarte (nicht Prepaid!) hilft auch oft. Etwas Reisebudget in bar ist auch empfehlenswert (allerdings darf man nicht mehr als 10 000 Pesos in bar aus den Philippinen bringen, bei größeren Summen braucht man z.B. Euros oder US-Dollar!). Unter umständen muss man sogar seine Geldbörse vorzeigen, um zu beweisen, dass man nicht mehr als 10 000 Pesos mitführt.
3. Möglichkeit: Wenn kein ausreichendes Vermögen oder Einkommen vorhanden ist, kann ein Reisepartner garantieren, für Kosten aufzukommen (das gilt auch z.B. für Besuch von Freunden in Deutschland). Dieses Dokument heißt "Affidavit of Support". Fliegt der Reisepartner mit, kann er das Affidavit direkt beim Interview unterschreiben. Wenn der Reisepartner z.B. in Deutschland wartet, kann er es auch vorab verfassen, unterschreiben und der Person im Original zukommen lassen. Es wird empfohlen, es von der philippinschen Botschaft bzw. Konsulat im Ausland beglaubigen zu lassen .In Deutschland muss es davor noch von einem Notar und vom Landesgericht beglaubigt werden, bevor es die philippinische Botschaft bzw. Konsulat beglaubigt (danke an pooh_1973 für den Hinweis¹).
Zwei Beispiele für so ein Affidavit of Support (das man muss die eigenen Zwecke aber noch geringfügig abändern): Affidavit of Support - Philippine Embassy in Oslo, Norway (2. Seite), Affidavit of Support and Guarantee - Consulate General of the Philippines in Dubai
(2) Arbeitsaufnahme
Philippinische Staatsbürger dürfen nicht selbstständig eine Arbeit im Ausland aufnehmen. Auch wenn sie selbst eine Arbeit finden muss das vom POEA (Philippine Overseas Employment Administration) genehmigt werden, andernfalls erfolgt Offloading. Wenn man eine geregelte Arbeit auf den Philippinen hat, sollte das kein Thema sein. Andernfalls kann man nur jede Andeutung auf Arbeit im Ausland zurückweisen (auch wenn nur hypothetisch gefragt wird, ob man sich vorstellen könnte, im Ausland zu arbeiten).
(3) Auswanderung
Wenn philippinische Staatsbürger auswandern, benötigen sie vorab das OK vom CFO (Commission on Filipinos Overseas), andernfalls erfolgt Offloading. Man kann nur jede Andeutung auf Auswanderung entschieden zurückweisen, ggf. kurz seine Verwurzelung in den Philippinen bestätigen und auf seiner Urlaubsreise beharren. Teilweise werden auch Fangfragen gestellt, z.B. ob man seine Geburtsurkunde oder andere persönliche Dokumente dabeihat (was für Auswanderung und gegen Urlaubsreise sprechen würde). Das Gepcäk sollte auch mit der Urlaubsreise zusammenpassen (z.B. mit 30kg Gepäck zum Wochendendtrip nach Hong Kong ist unglaubwürdig)
Der Weg zum CFO für Auswanderung ist übrigens hier beschrieben: Philwiki - CFO-Sticker
(4) Illegale und gefährliche Aktivitäten
Unter diesen Punkt fallen diverse Sachverhalte.
- Wenn z.b. eine Filipina mit ausländischem Boyfriend reist, ist oft nachzuweisen, dass der Boyfriend vertrauenswürdig ist. Das heißt: Nachweis der Beziehung und gemeinsamen Urlauben (Fotos am Handy, Chatprotokolle, er sollte philippinische Stempel im Reisepass von früheren Besuchen haben, etc.). Eventuell wird man auch getrennt zu Urlauben und Kennenlernen befragt, die Aussagen müssen dann übereinstimmen.
- Staatsbedienstete benötigen eine Freigabe, um ins Ausland reisen zu dürfen. Alle anderen Angestellten brauchen eine Urlaubsbewilligung vom Arbeitgeber.
- Andeutungen zu Prostitution, Drogenhandel, Schmuggel, etc. kann man nur entschieden zurückweisen.
Offloading - was nun?
Wenn die Ausreise verweigert wird, sollte man unbedingt auf einen "Findings Report" bestehen (also ein offizielles Dokument, in dem eine Begründung für die verweigerte Ausreise steht). Keinesfalls abwimmeln oder mit Info-Zetteln abspeisen lassen. Wenn keine triftigen Gründe vorliegen, ist das eine letzte Chance, dass man doch fliegen kann. Andernfalls hat man offiziell in der Hand, was einem vorgeworfen wird und kann sich beispielsweise im Nachhinein beschweren oder für die nächste Ausreise vorbereiten.
User Dino hat mal gemeint, wenn man alle Vorwürfe gut entkräften kann und trotzdem an der Ausreise gehindert wird, einen Agenten oder Station Manager der jeweiligen Fluglinie zu verlangen - ich kann das aber nicht beurteilen.
Es gibt viele Berichte über Personen, die ein paar Tage nach verweigerter Ausreise erfolgreich ausreise durften. Wieso das funktioniert, weiß ich nicht. Ich habe auch keine Information, welche Informationen zu Offloading im Computersystem der Immibragtion stehen. Und es funktioniert sicherlich nicht immer. Aber eine größere Zahl an Fällen zeigt, dass man bei sehr guter Vorbereitung beim zweiten Mal durchaus reale Chancen hat.
Bemerkung
Es gibt Berichte, wonach Immigration Officer versucht haben, Personen nur gegen Zahlung von Schmiergeld ausreisen zu lassen. Auch deren Vorgesetzte waren teilweise involviert, die haben sich das Schmiergeld anscheinend geteilt. In so einem Fall hilft nur, sofort eine offizielle Sache daraus zu machen und unbedingt die irgendwie Airline einzuschalten. Wenn man es schafft, außenstehende Personen mit offizieller Funktion dazuzuziehen, sollte sich die Sache schnell klären lassen.
Disclaimer
Ich habe alle Informationen mit bestem Wissen und Gewissen zusammengefasst und beruhen auf einer Vielzahl von Erfahrungen und Quellen. Für Richtigkeit kann ich trotzem nicht garantieren.
Sollte ich mich geirrt haben oder etwas vergessen haben, freue ich mich um Richtigstellung/Hinweise.
Ich habe leider keine rechtlichen Quellen zur Hand. Falls jemand die entsprechenden Gesetze kennt, wäre das eine gute Ergänzung:
- Rechtliche Grundlage für die Interviews und die Offloading-Praxis?
- Recht auf einen "Findings Report" bei verweigerter Ausreise?
- Verbot der selbstständigen Arbeitsaufnahme im Ausland?
Quellen/Referenzen
¹ Guide zu Offloading auf den Philippinen
² Im Anhang die offiziellen guidelines der BI bezüglich des Offloadings/Secondary Inspection (Quelle: Guidelines on Departure Formalities)
³ BI: There is no such thing as "offloading policy"