Nach einigen Tagen in Singapur erreichten wir zum ersten Male ihre "alte" Heimat. Mittlerweile war sie mit neuem Pass unterwegs.
Etwa 6 Monate war es her, seit dem Weggang. Ich glaube, sie war froh, den Schalter mal wieder auf "Philippinen" legen zu können. Das Essen, die Familie, die Lebensweise, es war eben alles doch anders im kalten Europa.
In der Familie, die damals noch aus 2 Schwestern und 2 Brüdern bestand, wurden
die Hochzeitspläne diskutiert. Dies war mir nicht so wichtig wie der zweite
gereifte Plan, nämlich, wie man der Family dort langfristig und nachhaltig in
ein besseres Leben helfen konnte. Aus Eigeninteresse.
Unser Hochzeitsbudget (Trauung + Festessen) waren damals (also Januar 1985) 8.000 Franken, oder eben 200 €. Damit waren große Feste nicht drin, was mir auch bewusst war. Ich wollte da nicht mit Geld um mich werfen, es sollte auch nicht der Gedanke aufkommen, dass ich alles und jeden finanzieren konnte. Außerdem besaß ich damals auch nicht das Geld.
Ich übergab den Eltern das Geld. Sie sollten sich um die Vorbereitung kümmern, während wir beide auf Reisen waren.
Ein Hochzeitskleid musste her. Da meine Frau aus praktischen Gründen kein eigenes Kleid wollte, wurde eins bei einer Freundin ausgeliehen. Dafür mussten wir, und einige Fans, mit dem Jeepney einige Strapazen überleben. Wo genau es hin ging, weiß ich Heute nicht mehr, aber es muss außerhalb Manilas gewesen sein. Malabon lag damals noch recht nahe am grünen Gürtel. Ein ganzer Tag ging drauf, dazu mussten die dazu passenden Kleider der Familie ausgeliehen werden.
In Wirklichkeit gab es deren zwei, also Hochzeitskleider. Auch ihre Arbeitskollegin hatte ein Kleid von Balaoan, La Union, per Times Transit Bus zur Station in Calaoocan gesendet. Das musste mal abgeholt werden, resp. zur Probe angezogen werden. Ging dann aber wieder 300 km per Bus zurück. Hatte ihr wohl nicht so gut gefallen. Zurück behalten wurden alle Maidenskleider, die auch in der Sendung beinhaltet waren.
Nachdem alle Kleider zusammen gesammelt, ausgeliehen, waren, kam der geheimnisvolle Kirchenbrief zur Auslieferung. Beim Pfarrer der St Peter & John Parish Kirche, in der Nähe des elterlichen Hauses. Die beiden Pfarrer, also der Heimische und der hier, schienen sich gut verständigen zu können, wahrscheinlich war das Schreiben in Latein gehalten. Nach dem Lesen hatte er uns nach dem Termin gefragt. Also war auch das geregelt.
Die Ringe wurden in Manila China Town erstanden. Ich erinnere mich noch, dass die Ringe keinen Reinheitsgrad trugen. Auf meine Frage hin, was wir denn eigentlich erstanden hätten, wurde mal schnell ein Stempel reingetan. 18 Karat. Da der Ring eher symbolischer Natur war, vernünftig im Preis, wollte ich mal lieber nicht erfahren, was wir da erstanden haben.
Der Urlaub konnte beginnen. Besuche machten wir alleine, in Calamba und den Pagsanjan Falls. Die Falls waren damals erst am Anfang ihrer Blüte (siehe Francis Ford Coppolas Drehort für Apocalypse Now), und noch recht relax zu besuchen.
Es ging auch nach Norden, nach SFLU zu meiner Gastmutter, es wurden die Freundinnen besucht, sowie Baguio, die Sommerresidenz der Filipinos.
Gewohnt haben wir damals im Norden im Bali Hai Beach Resort, Bauang. Es gab noch einen Strand damals. Heute, also 34 Jahre später, hat die Erosion gute Arbeit geleistet, der Strand ist beinahe komplett verschwunden. Bauang stand damals durch die stationierten Amis in vollster Blüte. Vigan in Ilocos Sur war hauptsächlich bekannt wegen den Wildwest Allüren dortiger Politiker.
Zurück von den Reisen stand dann die kirchliche Trauung und die Festlichkeiten an. Reibungslos verlief alles, ohne uns organisiert, das Fest sowie die Kirchenzeremonie mit Gästen. Unsere Freunde aus La Union waren angereist, und waren unsere Trauzeugen. Er machte in den kommenden Jahren eine Steilstkarriere in der PNP, sie den Doctor und unterrichtet immer noch an der DMMSSU in Bacnotan. *1
Lustig für mich war die Kleiderordnung. Alle Mädels uniform in Rot und Weiß, ausgeliehene Kleider, Männer im Barong. Ich war in meinem besten (und einzigen) Anzug, die Gattin in Weiss, nun angepasst.
Die meisten Gäste waren Nachbarn, Ninongs und Ninangs, sowie ein paar Freunde aus La Union. Erhaltende Geschenke wurden später wieder verschenkt, an Freunde, oder als Hilfe für weniger betuchte Familie. So blieb auch unsere Rückreisegepacklimitierung garantiert. Es gab Hauptsponsoren und Sponsoren auf der Einladung. Was sie gesponsert haben blieb mir ein Rätsel ?
Einen Fotografen gab es auch. Und, wie ich Jahrzehnte später erst erfuhr, rückte er die Negative zusätzlich zu einem bezahlten Album mit Bildern raus. Die Negative lagen bis zum letzten Jahr in der hintersten Speicherecke. Zufällig nur fand ich sie, schon etwas angeschlagen, und gab sie in ein Labor zur Digitalisierung. Die Filmqualität musste aber nicht die Beste gewesen sein, denn von allem Zeug, das auf dem Speicher jahrzehntelang gelagert wurde, waren die Phil Negative am weitesten dem Verblassen fort, und Bildfehlern nahezu auf allen Teilen.
Die Hochzeitsfeier fand vor dem Hause der Eltern statt. Typisch philippinisches Essen mit Spanferkel welche von der Familie beigesteuert wurden. Die Mutter war nämlich recht arbeitssam und hatte eine kleine Schweinezucht. Karaoke in der jetzigen Form gab es nicht, dafür sangen die Gäste bis in die Nacht. Mir war das alles zu viel, sodass ich beizeiten die Flucht ergriff, und lieber in die zweiten Flitterwochen ging.
Bilder folgen demnächst.
*1
Luxemburger spontan zum Lehrer an einer philippinischen Schule geworden