Hallo liebes Forum,
ich möchte hier ein neues Thema für die an Ökonomie interessierten Member starten. Ausschlaggebend ist mein Besuch im Moment hier in Tacloban.
Ich habe einige Überlegungen angestellt und diese will ich hier mit euch diskutieren sofern Interesse besteht daran.
Konkret:
Die Philippinen gehören zu den asiatischen Volkswirtschaften die ein stabiles Wachstum zu verzeichnen haben. Ich habe mir Gedanken dazu gemacht warum dass so ist und warum es eine vermeintliche Vollbeschäftigung gibt. Jedenfalls hier in der Stadt werden Mitarbeiter in fast jedem Unternehmen gesucht. Nicht nur bei uns - da Nachtschicht schon noch mal eine andere Nummer ist als normale Arbeit am Tage.
Ich sehe aber auch eine Entwicklung die mir Sorgen macht - die Amerikanisierung der Wirtschaft .
Aber detailliert:
In jedem Geschäft stehen zu viele Mitarbeiter, dass haben wir hier im Forum ja schon des öfteren diskutiert. Dank billiger Arbeitskräfte wird viel mehr eingestellt als unter - naja - europäischen Gesichtspunkten gebraucht würde.
Gleichzeitig gibt es eine Wirtschaftsart, die vergleichbar mit den 50er Jahren in DE ist. Viele kleine Tante Emma - Läden, Handwerker, Reparaturwerkstätten aller Art, Dienstleister aller Art und was wohl typisch philippinisch ist Fressalienbuden aller Art überall in der Stadt. Das sorgt dann eben auch für Vollbeschäftigung und für Verteilung des Wohlstandes - wenn man bei den Löhnen von Wohlstand reden kann. Das will ich aber außer acht lassen da es sich um die Philippinen handelt. ich bin es inzwischen so gewohnt mich mit den Preisen hier zu identifizieren dass ich europäisch günstiges für teuer halte aus Sicht der Philippinos.
So funktioniert die Wirtschaft wie in den 50ern in Deutschland eben perfekt. Es gibt überall Arbeit und die Wirtschaft floriert. Dank wenig maschinellem Einsatz werden Arbeiten anstatt von Maschinen noch von Menschen verrichtet die dafür eine Entlohnung erhalten. Gerade Straßenbau, Baugewerbe und Handel sind dadurch extrem Personalintensiv.
Leider kommt jetzt eben die "Amerikanisierung" - wie wir in Deutschland ja auch schon beobachten konnten. Es entstehen alleine in Tacloban im Moment zwei weitere Malls. Nachdem es bereits 5 gibt. Bedeutet meiner Meinung nach - mit jeder Mall werden 100 Einzelhändler über kurz oder lang aufgeben müssen. Denn Robinsons Malls (2 Stück) sind immer gut besucht und.... sie haben Parkplätze. Ein unschätzbarer Vorteil für diese Verkaufsform. Wenn man nach Downtown fährt - eine Katastrophe. Keine Parkplätze, ewiger Verkehr oder lange Laufwege.
Über kurz oder lang wird es zum Sterben der Kleinen kommen und eine Konzentration auf wenige Große geben. So geschehen - zwar über 3 Jahrzehnte - in Deutschland. Wo gibt es denn noch "Tante Emma-Läden"??? Nirgends. In Läden wie Edeka, Lidl oder Aldi herrscht permanenter Arbeitsdruck da wenige Mitarbeiter alles bewerkstelligen müssen.
Wie seht Ihr diese Zukunft hier. Gibt es andere Aspekte die ich hier nicht berücksichtige.
Bitte aber nicht in das übliche "alle sind faul und inkompetent - Bashing" verfallen. Das hatten wir ja schon genügend hier im Forum.