Danke über die lebhafte Diskussion zum Phil. Gesundheitssystem, die ja zum Teil in Fundamentalkritik am phil. Gesellschaftsmodell mündet. Fakt ist das man das deutsche Sozialversicherungsmodell (die GKV wurde für Industriearbeiter ja schon 1884 eingeführt!) nicht mit der eines relativ armen Schwellenlandes wie den Philippinen vergleichen kann. Dazu nur folgende Fakten:
- Zwischen dem phil. Pro-Kopf-Einkommen (2018: 3.104 USD) und dem deutschen Durchschnittseinkommen (gdp per captia 2018) von 47.662 USD liegen buchstäblich Welten - dieses enorme Wohlstandsgefälle erklärt auch die meisten Unterschiede im Sozial- und Gesundheitssystem.
- Die offiziellen Phil. "unemployment rates " von ca. 5% spiegeln m.E. nicht die Realität wider, da es abseits von MNL kaum "corporate jobs" über große Firmen gibt und die Jugendarbeitslosigkeit aufgrund der hohen Anteils Jugendlicher enorm hoch ist (14% lt. "offizieller" Statistik, tatsächlich wohl noch viel höher!).
- D.h. die meisten Pinoys abseits des Staatsdienstes oder größerer corporations schlagen sich mehr oder weniger mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs im Kleingewerbe, Handel, Dienstleistungsbereich oder Landwirtschaft durch - mit gefühlten Durchnittsverdiensten (in der Provinz) von max. 10-20k PP monatlich. Es ist m.E. daher keine Frage von "faul" oder "fleißig" , die über mangelnde Verdienstchancen entscheidet, sondern im Kern die lokale Misswirtschaft und das Fehlen von sicheren Jobs.
- Diese Miesere ist sicher auch ein Hauptmotiv für den Drang junger, oft gut qualifizierter Pinoys ins Ausland als OFW (10% der gesamten Erwerbsbevölkerung!), ohne die das phil. Wirtschaftsmodell kaum überlebensfähig wäre (die OFW Zahlungen von ca. 26 Mrd. USD machen fast 75% des phil. Inlandskonsums aus!). Selbstkritisch muss man feststellen, die Pinay Ehepolitik mit hohem foreigner Anteil an Eheschließungen sicher ein Teil dieser geballten OFW force ist
- Die Ursachen sind vielfältig (-> sollten wir aber besser in einem anderen Thread als hier diskutieren!), aber m.E. ist ein Hauptgrund im Phil. Bildungswesen mit seinen hohen Abbruchquoten begründet - die Bildungskosten sind für Durchnitts-Pinoys viel zu hoch und fördern damit die soziale Ungleichheit!
Aber zurück zum Phil. Gesundheitssystem: bei dieser wirtschaftlichen Ausgangslage ist ein westliches Sozial- und Krankenfinanzierungs-Modell nach unserem Vorbild noch Lichtjahre entfernt und ohne Unterstützung der Familie ist es bei schweren Erkrankungen für den Betroffenen nicht machbar. Daher muss jeder Einzelne für sich entscheiden, inwieweit er sich moralisch verpflichtet fühlt nach seinen Möglichkeiten zu helfen - aber ein Verweigern dieser Hilfe mit Argumenten wie "Faulheit" oder "mangelnde Vorsorge " für Gesundheit geht m.E. an der Realität vorbei! Hier prallen eben das deutsche Wohlstandsmodell und die entspr. Vollkaskomentalität auf die Realitäten eines armen Schwellenlandes auf. Jeder von uns, der mit einer Pinay verheiratet ist muss sich auch mit diesen sozialen Realitäten ehrlich auseinandersetzen oder sich eben in seinem Egoismus verschanzen!