Business ohne nennenswerte Investition

  • Heute ein Bild in FB gesehen, was mich an meine eigenen Touren in der Provinz erinnerte


    Sehr oft habe ich auf Landstraßen zB in Calabarzon und Bicol gesehen, wie größere Flächen kurze Hand für einen Tag privatisiert wurden,

    um dort zB Reis zu trocknen.


    Für die "Unternehmer" sicherlich recht smart, da außer der Investition für "Palay" erstmal keine Kosten anfallen, vor allem nicht

    teure Grundstücke kaufen oder mieten.


    Wie auf dem Foto hier kann das zwar bei dem einen oder anderen Zweiradfahrer etwas ins Auge gehen, aber gut,

    ein freundliches "I'm so sorry" ist da wohl ausreichend und nicht allzu kostspielig.


    Für Autofahrer weniger gefährlich, man kann ja durchfahren zB bei Gegenvekehr.



    Sowohl Palay als auch Bigas und Kanin wird alles mit Reis übersetzt. Vielleicht kann ein Spezialist hier wie unser sanukk uns mal alle aufklären,

    warum so viele Namen für das gleiche Wort. Aber keine Sorge mein liebes sanukk, ich weiß das natürlich

  • Hallo Schokoprinz,

    genau wie von Dir dokumentiert sieht es in meiner Region zur Erntezeit auch aus.

    Für die "Unternehmer" sicherlich recht smart, da außer der Investition für "Palay" erstmal keine Kosten anfallen, vor allem nicht

    teure Grundstücke kaufen oder mieten.

    Die bäuerliche Bevölkerung würde ich in meiner Region aber weniger als "Unternehmer" bezeichnen.

    Die haben, selbst bei einer guten Palay-Ernte gerade genug Reis um sich bis zur nächsten Reisernte (nur eine Ente pro Jahr !!!) zu ernähren.

    Selbst das trifft nur für einen sehr geringen Prozentsatz der sich über Landwirtschaft ernährenden Bevölkerung zu.

    Keiner der mir bekannten "Bauern" besitzt eine größere landwirtschaftliche Fläche als dem Viertel eines Fußballfeldes.

    Die von den "Bauern" bewirtschafteten Flächen gehören fast alle der Oberschicht.

    Es gibt, nach meinem Kenntnisstand zwei Geschäftsmodelle mit den landlosen Bauern.

    Pächter und "caretaker".

    1.) Der Pächter mietet kleinere Paarzellen von Land pro 1/2 Jahr . Wobei die Pacht im Voraus zu entrichten ist.

    Mehr kann ohnehin kein Landloser entrichten!

    Die Ernte geht zu 100% an den Pächter.

    2.) Der "caretaker" hat eine langjährige, auch Generationensüberlappendes "Nutzungsrecht" des Agrarlandes.

    In diesem Fall kommt der Landlord zur Ente und greift sich seinen Anteil, viel mehr als den 10ten in der europäischen Feudalgesellschaften ab.


    Genauer würde ich auf das Thema auf Nachfrage eingehen.


    Fazit: Diese armen Sch... sind keine, im westlichen Verständniss "Unternehmer" sondern landlose Bauern.


    Die paar Meter auf der Staße seien ihnen mehr als gegönnt.


    P.S.:

    Sowohl Palay als auch Bigas und Kanin wird alles mit Reis übersetzt.

    Das könntest Du mir erklären.


    Gruß

    Cloud :hi

  • Es gibt, nach meinem Kenntnisstand zwei Geschäftsmodelle mit den landlosen Bauern.

    Pächter und "caretaker".

    Und zu den "Geschätsmodellen" kommt dann noch das "Kreditwesen". In der Region wo wir (korrekterweise meine Frau) unser Land haben, haben viele Bauern ihr Farmland verloren, weil sie sich Geld geliehen haben und für einen längeren Zeitraum ihr Land verpfändet haben (meistens 10 Jahre). Wird nach 10 Jahren nicht zurückgezahlt, geht das Land automatisch in den Besitz des Geldverleihers über. Ich weiß nicht mehr genau wie die Verträge heißen, ist aber rechtens.

    Wahnsinn bei Individuen ist selten, aber in Gruppen, Nationen und Epochen die Regel.

  • das "Kreditwesen"

    www, ist eventuell noch übler.

    In diesem "Geschäft" habe ich meinen ersten "Profit" auf den Phil. gemacht und mich undendlich geschämt vor mir selber.

    Wenn von Interesse kann ich das Kreditwesen, die % tuallen Raten und das Procedere gerne hier mitteilen.

    Allein der Gedanke daran läßt mich :Kotz

    Die Philippinos finden, soweit mir bekannt daran nichts anstößiges.

  • Diese Trockenmethode ist äußerst schädlich für die Qualität. Bei einsetzendem Regen, was auf den Philippinen nahezu jederzeit geschehen kann, wird alles wieder nass. Das Ergebnis der unkontrollierten Trocknungen sind hochgradig karzinogene Aflatoxine.


    Die Älteren erinnern sich vielleicht noch daran, dass die Milch auch hierzulande früher häufig etwas gelblich war. Das lag an dem verfütterten Copra-Mehl (Copra wird zumeist auf dieselbe Weise getrocknet), dem Nebenprodukt der Ölmühlen. Eigentlich ein hervorragendes Futter, nach der Einfuhr von Aflatoxin Grenzwerten in der EU Anfang der 2000 er Jahre, ist der Markt aber vollständig zusammengebrochen. Während meiner Zeit auf den Philippinen konnte man das nur noch an die damals boomende Fleischindustrie in Südkorea verkaufen. Mit der Zeit haben aber auch die festgestellt, dass die Rindviecher davon krank werden und bei Milchwirtschaft das Gift in die Milch übergeht.


    Bei "organic" Reis vom Kleinbauern wäre ich daher vorsichtig. Selbiges gilt bei etwa auch bei importierten Nüssen. Ich fürchte, dort landet häufig der Dreck des Weltmarktes, der anderswo wegen der Grenzwerte und Testdichte unverkäuflich ist.

  • Sind für das Entstehen von Aflatoxinen Schimmelpilzen die Voraussetzung?

    Kann der traditionell, auf der Straße getrocknete Reis ohne das er Regen/ Feuchtigkeit abbekommt auch Aflatoxine

    bekommen?

  • Ja, Schimmelpilze sind die Voraussetzung, nur sind die erst im weit fortgeschrittenen Stadium für das Auge sichtbar.


    Es steckt ja schon Feuchtigkeit in der Ware und selbst nach der Trocknung reicht die Restfeuchte grundsätzlich aus, um bei unsachgemäßer Lagerung, Schimmel und damit Aflatoxine entstehen zu lassen, vor allem bei Temperaturschwankungen. Hier kommt noch hinzu, dass die gewählte Oberfläche nicht gerade steril ist und dort die Sporen schon warten. Ein Super-GAU ist natürlich, wenn durch Regen, u.U. mehrfach, Feuchtigkeit zugeführt wird und sich Trocknungsphasen wiederholen.


    Es benötigt einiges an Know-how, um Lebensmittel frei von Kontaminationen zu halten, weshalb ich die pauschale Verurteilung der Lebensmittelindustrie für unqualifizierten Blödsinn halte. Häufig sind es kleinere Bio-Produzenten, die negativ in Tests auffallen.

  • Ein Super-GAU ist natürlich, wenn durch Regen, u.U. mehrfach, Feuchtigkeit zugeführt wird

    Ein Wort zum Regen!

    Passt nicht wirklich 100% zum Topic da es nicht um Reis geht:


    Ich hab sowas in der Province mal gesehen, dort haben die Bauern halbe Kokosnussschalen auf der Strasse ausgelegt - keine Ahnung was die damit machen, Brennholz vielleicht? :dontknow


    Jedenfalls sagte mir mein Schwager damals beim Vorbeifahren "ah gut, die Kokosnuesse liegen draussen, d.h. es wird ein schoener Tag!"

    -

    "Hae warum?"

    -

    "Die Bauern wissen genau wann es regnen wird und dann holen sie die Kokosnuesse rechtzeitig wieder rein!"


    Vielleicht eine phil. Bauernweisheit, vielleicht haben die ja auch einen Wetterfrosch im Haus, wer weiss... :)

    Meditieren ist immernoch besser als rumsitzen und nichts tun

  • Wenn das Fruchtfleisch noch enthalten war, dann war das Copra. Das geht danach über mehrere Mittelsmänner, was auch ein Grund für die dysfunktionale Produktionskette ist, an die Ölmühlen und wird dort ausgepresst.


    Laut der Coconut Authority ist das früher tatsächlich sorgfältiger abgelaufen und die Qualität war besser. Es wurde auch mit viel Aufwand, aber wenig Erfolg, versucht nach indischem Vorbild primitive Trockner zu verbreiten.


    Am Ende war es wie so häufig auf den Philippinen: Man kann die Leute nicht zur Mitwirkung motivieren, auch wenn es eigentlich in deren Interesse liegt.

  • Wenn das Fruchtfleisch noch enthalten war, dann war das Copra. Das geht danach über mehrere Mittelsmänner, was auch ein Grund für die dysfunktionale Produktionskette ist, an die Ölmühlen und wird dort ausgepresst.


    Laut der Coconut Authority ist das früher tatsächlich sorgfältiger abgelaufen und die Qualität war besser. Es wurde auch mit viel Aufwand, aber wenig Erfolg, versucht nach indischem Vorbild primitive Trockner zu verbreiten.


    Am Ende war es wie so häufig auf den Philippinen: Man kann die Leute nicht zur Mitwirkung motivieren, auch wenn es eigentlich in deren Interesse liegt.

    Kleine Mengen werden von den Bauern tatsächlich in der Sonne getrocknet (bessere Qualität). Für viele, die nur ein paar Palmen besitzen, ist das ja auch nur ein kleines Zubrot.


    Bei größeren Mengen ist allerdings eine Trocknungsanlage empfehlenswert. Meist wird diese aus Coco lumber, Palmwedeln und Bambus gebaut. Die Kosten hierfür belaufen sich auf vielleicht 5k-7,5k Pesos. Alerdings hat so ein Gebilde gerade mal eine Lebenserwartung von 3-5 Jahren.


    Bei noch größeren Erntemengen sollte man das ganze dann aber in Zement und mit entsprechendem Dachüberhang ausführen. Dies insbesondere deshalb, weil die Arbeiter den Trocknungsvorgang zumeist mehrere Tage und Nächte begleiten, also vor Ort schlafen müssen.


    Unsere Ernte beträgt durchschnittlich 8.000 Nüsse pro Jahr (verteilt auf 4 Ernten). Das Feuer für die Trocknung wird dabei nicht direkt unter den Nüssen entfacht, sondern man leitet die Hitze über einen etwa 2 ,5 m langen Kanal ein.


    Hab momentan leider nur ein S/W Foto, da ich noch immer in Manila und nicht vor Ort bin.


    Leider stimmt der Hinweis mit der Dysfunktionalität des Marktes, wobei das bei Kopra noch "einigermaßen" funktioniert. Mehrere Bekannte von uns machen in Kautschuk (rubber tree). Die ernten seit Jahren und legen das Gummi auf Halde, da ihnen niemand die Ware abkaufen möchte.


    Wir sind jetzt seit etwa 11 Jahren in Sachen Kopra unterwegs. In dieser Zeit schwankte der Preis zwischen 11 und 44 Pesos pro Kilo. Es ist also ein Auf und Ab. Leben kann man als Ausländer, mit durchschnittlichem Lebenstandard, erst ab einer Fläche von ca. 20 ha aufwärts. Für Filipinos ist es einfacher. Ihnen reichen vielleicht bereits 5 ha mit ca. 500 Palmen. Aber wer von der Landbevölkerung verfügt über solche Anbauflächen? Die Wenigsten!


    The man