Neues Fachkräfte-Einwanderungsgesetz

  • Vor kurzer Zeit habe ich mein SPIEGEL-Abo gekündigt, kann also auch nicht mehr lesen, was sich so "Erhellendes" in dem Artikel verbirgt, aber ich halte das wieder für die Meinung eines Verfassers, die der Leserschaft als Fakt verkauft wird. Seit fast 50 Jahren habe ich Kontakt zu Pinays, die überwiegend in medizinischen bzw. pflegerischen Bereichen tätig sind. Klagen, dass es an Anerkennung fehlt, waren und sind nur sehr selten zu vernehmen - das Gegenteil trifft zu: Bei Patienten wie auch Kollegen sind die Pflegekräfte von den vielen Inseln meistens besonders geschätzt!

    Meine Frau arbeitet in einer Einrichtung, wo Demenz und psychische Beeinträchtigung der Bewohner zum Alltag gehören, die Arbeit der Pflegekräfte mitunter sehr belastend ist. Es gibt etliche Patienten/Bewohner, die oft nur die Versorgung durch meine Frau akzeptieren, deutschen Kräften gegenüber sind sie ablehnend und nicht selten sogar aggressiv. Auch bei ihren Kollegen*innen ist mein Weib sehr beliebt, und ich glaube nicht, dass sie einen Einzelfall darstellt.

    Also nicht alles glauben, nur weil es in irgendwelchen Artikeln gedruckt steht...

    Wenn drei Leute in einer Kneipe sind und vier 'rausgehen, muß einer wieder reinkommen, damit keiner mehr drin ist

  • schlechter Behandlung

    Ich sage nicht dass es das nicht gibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass philippinische Fachkräfte Rassismus oder schlicht schlechte Behandlung seitens des Arbeitgebers oder auch seitens der zu Pflegenden Personen erfahren können.

    Meine Frau arbeitet schon lange in der Pflege, mittlerweile aber im Therapiebereich einer psychiatrischen Einrichtung. Laut ihren Erzählungen gab es in den vielen Jahren nur sehr vereinzelt Fälle, wo Patienten aufgrund ihrer Herkunft unverschämt wurden. Sie berichtet aber häufiger von sehr hohem Zuspruch, den sie erlebt hat. Viele Filipinos können anscheinend erheblich einfühlsamer mit den Patienten oder zu pfllegenden Personen umgehen, als z.B. des Öfteren Kräfte aus Osteuropa. So ist zumindest auch meine (zugegeben subjektive) Erfahung aus Krankenhausaufenthalten.

    Der aktuelle Trend im politischen Deutschland kann natürlich dazu führen, das irgendwann kaum mehr ausländische Kräfte nach Deutschland möchten. Soweit denken aber anscheinend viele Bürger hier nicht.

  • Nun seien wir ehrlich, dass es auch ein Bruch mit der eigenen Kultur und Umgebung ist! Die klare und direkte deutsche Art, das direkte ansprechen von Problemen und Fehlern auch auf der Arbeit, das verlieren seinen Gesichtes in front von Kollegen sind meist eine absolu neue Erfahrung und schwer für eine Pinay / Pinoy zu ertragen!

    Das braucht seine Zeit...und Biss, den aber viele nicht haben, weil sie nie lernten sich durchzubeißen

    Demokratie ist eine Einrichtung, die es den Menschen gestattet, frei zu entscheiden, wer an allem schuld sein soll :hi

  • Der aktuelle Trend im politischen Deutschland kann natürlich dazu führen, das irgendwann kaum mehr ausländische Kräfte nach Deutschland möchten. Soweit denken aber anscheinend viele Bürger hier nicht.

    Was ist denn der Trend genau, auf den Du Dich beziehst?


    Wohlstandsverlust, völlige Überlastung der Infrastruktur, Wohnungsnot, Verfall des Bildungssystems, Zerstörung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, absurde woke Debatten, die an den Interessen der Mehrheit vorbeigehen. Dafür sollen die Bürger verantwortlich sein?


    Ich vermute, das alles ist für Dich irrelevant bzw. rechtfertigt es nicht den Rechtsdrall und das weitere Wählen der etablierten Parteien, in deren Programmen es kaum noch Unterschiede gibt, ist alternativlos.


    Die Wahlergebnisse bzw. bloße Umfragen werden Migranten völlig egal sein. Im Schnitt sind die sogar deutlich konservativer als der Durchschnittsdeutsche. Meine Frau würde, im Gegensatz zu mir, ohne jegliches Zögern AFD wählen. Ich kenne ich keinen Arbeitsmigranten, der die Asylmigration positiv betrachtet und mein komplettes Umfeld, privat und beruflich, sind Migranten oder hat Migrationshintergrund.


    All die genannten Negativfaktoren wirken nicht nur auf die schon länger hier Lebenden, sondern umso stärker auf Arbeitsmigranten, die nicht verwurzelt sind und problemlos weiterziehen können.


    In einem Punkt gebe ich Dir recht, Vorbehalte gegenüber Ausländern, teilweise sogar Feindlichkeit, steigen an. Den Leuten hängt die Migration schlicht zum Hals raus. Wenn die Politik nicht zwischen positiver und negativer Migration differenziert, wird damit gefördert, dass es der Einzelne auch nicht macht. In völliger ideologischer Verblendung bewirkt man damit genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich beabsichtigt.

  • Der aktuelle Trend im politischen Deutschland kann natürlich dazu führen, das irgendwann kaum mehr ausländische Kräfte nach Deutschland möchten. Soweit denken aber anscheinend viele Bürger hier nicht.

    Was genau meinst du? Die geringen Löhne, die hohen Steuern, die hohen Abgaben um immer mehr Faule & Zugereiste zu finanzieren, die hohen Mieten, die hohen Energiepreise, die schlechte Infrastruktur, die schlechte Bildung für die Kids oder die geringe Sicherheit durch immer mehr Vergewaltigungen und Morde durch Ausländer? Was genau davon meinst du...oder gar etwas ganz anderes?


    Premium Post... :clapping:clapping:clapping


    Meine Frau hat laut eigener Angabe AFD gewählt

    Demokratie ist eine Einrichtung, die es den Menschen gestattet, frei zu entscheiden, wer an allem schuld sein soll :hi

  • Vor kurzer Zeit habe ich mein SPIEGEL-Abo gekündigt, kann also auch nicht mehr lesen, was sich so "Erhellendes" in dem Artikel verbirgt, aber ich halte das wieder für die Meinung eines Verfassers, die der Leserschaft als Fakt verkauft wird. Seit fast 50 Jahren habe ich Kontakt zu Pinays, die überwiegend in medizinischen bzw. pflegerischen Bereichen tätig sind. Klagen, dass es an Anerkennung fehlt, waren und sind nur sehr selten zu vernehmen - das Gegenteil trifft zu: Bei Patienten wie auch Kollegen sind die Pflegekräfte von den vielen Inseln meistens besonders geschätzt!

    Meine Frau arbeitet in einer Einrichtung, wo Demenz und psychische Beeinträchtigung der Bewohner zum Alltag gehören, die Arbeit der Pflegekräfte mitunter sehr belastend ist. Es gibt etliche Patienten/Bewohner, die oft nur die Versorgung durch meine Frau akzeptieren, deutschen Kräften gegenüber sind sie ablehnend und nicht selten sogar aggressiv. Auch bei ihren Kollegen*innen ist mein Weib sehr beliebt, und ich glaube nicht, dass sie einen Einzelfall darstellt.

    Also nicht alles glauben, nur weil es in irgendwelchen Artikeln gedruckt steht...

    Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung bzw. dem Feedback, dass ich aus Einrichtungen (meine Mutter ist z.B. in betreuter Wohneinichtung) oder von der philippinische community (meine phil. Stieftochter hat eine Pflegeausbildung in Deutschland absolviert) erhalte. Viele Bewohner oder Patienten schätzen die asiatische Fürsorge mehr wie vielleicht die Pflege durch eine Kraft des arabischen Kulturkreises (bitte nicht als Diskriminierung missverstehen!). Ich glaube eher, dass Mobbing durch deutsche Kollegen oder andere Pflegekräfte in der Praxis ein Problem darstellt!

  • Grundsätzlich ist die Situation ja so, dass für viele Beschäftigten in der Pflege, unabhängig von deren Hintergrund, die Arbeitsbedingungen schlecht sind. Konflikte gibt es in allen möglichen Variationen. Meine Frau hatte einige wenige Vorfälle, die man als rassistisch einstufen könnte. Die dementen Bewohner waren aber nicht mehr zurechnungsfähig. In der Krankenpflege gibt es vor allem in Großstädten zunehmend aggressive Patienten. Mit denen haben alle dort Beschäftigten Probleme.


    Ansonsten sind es nach meinen Beobachtungen in der Tat hauptsächlich die Kollegen. Teilweise sind es Deutsche, die es als Zumutung empfinden, Ausländer einlernen zu müssen. Teilweise auch Migrantengruppen untereinander. Zum Beispiel kenne ich einen Fall, der eskaliert ist, in dem die Bestandsbelegschaft aus muslimischen Ländern Probleme mit philippinischen Neuankömmlingen hatte. Das hatte eher keinen religiösen Hintergrund, sondern es war Frust und Uneinsichtigkeit darüber, dass Hilfskräfte (angehende) Fachkräfte nicht einzulernen wollten.


    Ich hatte hier an anderer Stelle schon etwas dazu geschrieben. Bei meiner Frau war es für die Einrichtungsleitung selbstverständlich, dass Ausländer ihren Jahresurlaub nicht selbst bestimmen dürfen, sondern dieser vollständig ohne Rücksprache festgelegt wird. Auch den Hinweis auf die Vorgaben des BUrlG hielt man für irrelevant. Daneben gab diverse weitere Ereignisse, bei denen Ausländer eine Sonderbehandlung erhielten. Ich habe das eine Zeitlang dokumentiert und dann den kirchlichen Träger zur Herstellung rechtmäßiger Zustände aufgefordert. Seitdem wurden vorherige Grenzüberschreitungen abgestellt, man testet aber weiterhin, wie weit man gehen kann. Eine übersehene Folge des Fachkräftemangels ist, dass völlig ungeeignete Personen Personalverantwortung bekommen.

    • Rechtliche Hürden des philippinischen Arbeits-Emigrationsrechtes, wo individuelle Arbeitsverträge mit deutschen Arbeitgebern systematisch blockiert werden und die Filipinos in entsprechende Agenturen gedrängt werden. Die praktische Lösung ist dann oft eine Ausreise über ein Drittland mit Touristenvisum und Weiterreise nach Deutschland mit einem Arbeitsvisum

    Das richtet sich nicht speziell gegen deutsche Arbeitgeber, sondern ist der rechtlich vorgesehene Weg, der für alle Destinationen gilt. Ausnahmen davon gibt es nur bei staatlichen Anwerbeprogrammen auf Basis bilateraler Abkommen, etwa Triple-Win, und die praktisch nahezu bedeutungslosen direct-hire Ausnahmen.

    Die Rechtslage gibt den lokalen Agenturen eine zentrale Rolle. Leider wird die durch mangelnde Seriosität und Unprofessionalität geprägte Branche dem regelmäßig nicht gerecht. Es ist aber nicht völlig einseitig. Ich kenne auch Fälle, in denen etwa OFW´s aufgrund von Eigenverschulden entlassen und zurückgeschickt wurden und dann auf den Philippinen die Agentur erfolgreich verklagt haben. Die Folge war, dass der komplette verbleibende Arbeitsvertrag von der Agentur ausbezahlt werden musste.

    Kein seriöser Arbeitgeber wird den Weg der Ausreise über Drittstaaten gehen, womit sich die Verantwortlichen übrigens auf den Philippinen strafbar machen würden. Daher wäre es töricht von OFW´s sich auf so etwas einzulassen.


    Auch steht man bei jeder Heimreise vor demselben Problem. Urlaubende OFW´s (balik manggagawa) benötigen für die Wiederausreise abermals ein OEC.

    Die faktische Blockade von direkten Arbeitsverträgen erfolgt jedoch ausschließlich von den philippinischen Behörden, die ihr "OFW-Geschäftsmodell" (Export von Arbeitskräften) gefährdet sehen und absichern möchten. Es richtet sich nicht nur gegen die Interessen potentieller deutscher Arbeitgeber (die sich gerne den Weg über eine Agentur ersparen möchten und es de facto auch tun!), sondern auch gegen die Interessen qualifizierter philippinischer Arbeitskräfte, die ebenso auf das zweifelhafte und teure OFW-Agentursystem gerne verzichten würden.

    Eine direkte Anwerbung und Einreise nach D auf Basis eines entsprechenden Arbeitsvertrages und Arbeitsvisums ist aus deutscher, rechtlicher Sicht jedenfalls unproblematisch und sollte auch aus philippinische Sicht mE. keinen strafrechtlich relevanten Tatbestand darstellen! Meine praktischen Erfahrungen bezüglich "direkter Arbeitsverträge" sind jedenfalls andere und (potentielle) deutsche Arbeitgeber verhalten sich hier auch nicht unrechtmässig oder unseriös - wie von ALD latent unterstellt wird. Die Wieder-Ausreise eines in D arbeitenden Pinoys ohne den "OFW-Arbeitsexport-Status" - z.B. nach einem phil. Urlaubsaufenthalt - könnte tatsächlich ein praktisches Problem darstellen, ist aber auch lösbar. Dieses Agentur-System steht m.E. im Übrigen auch im Widerspruch zu den Freizügigkeits-Grundrechten des EU-Rechts.


    Das phil. OFW-System geht von vornherein davon aus, dass phil. "Arbeitsexportkräfte" nur für einen begrenzten Zeitraum im Ausland arbeiten sollen, um möglichst hohe Transferleistungen für die philippinische Wirtschaft zu generieren, um das eigene marode Sozial- und Wirtschafts-System zu alimentieren! Das deutsche und europäische Einwanderungsrecht ist hingegen eher an einer dauerhaften Integrierung (z.B. auch durch die Erleichterung der Einbürgerung) von zugewanderten ausländischen Fachkräften interessiert, um die demographische Lücke (immer weniger Arbeitskräfte müssen immer mehr Rentner finanzieren!) nachhaltig aufzufüllen. Die setzt auch eine dauerhafte Integration von phil. Fachkräften voraus, die nach meiner Beobachtung auch gut gelingt, da die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland - anders wie hier von manchen Foristen behauptet - die phil. Lebensbedingungen bei Weitem (!) übertreffen. Wer das leugnen will, argumentiert aus der bequemen Sicht eines deutsche Expats oder Ruheständlers, der oft aus Kostengründen sich auf den Phils zur Ruhe gesetzt hat (aber natürlich meist noch imt deutschem KV-Anspruch).


    Viele Foristen gehen aufgrund ihrer eigenen praktischen, meist mühsamen Erfahrungen davon aus, dass nur der Umweg über eine Heirat mit einem Deutschen der einzig legale und akzeptable Weg für einen Pinoy/Pinay seien, um ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland zu bekommen. Der globale Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte erfordert aber ein Umdenken und das neue Fachkräfte-Zuwanderungsrecht ebnet auch den Weg dafür! Insofern war mein Beitrag auch als Anstoß zu verstehen, dass nicht nur die Eheschließung oder Familienzusammenführungen (oft das Schwerpunktthema dieses Forums!) der zukünftige Weg für eine Zuwanderung von Pinoys nach D sein werden!

  • Grundsätzlich teile ich Deine Argumente und auch ich sehe den Konflikt mit individuellen Freiheitsrechten, zumal die berufliche Qualifizierung zumeist eigenfinanziert ist.


    Ein wichtiger Aspekt wird dabei aber nicht berücksichtigt. Würde der philippinische Staat die Migration unreguliert geschehen lassen, würde es zu einer Flut an Problemen durch prekäre Beschäftigungen kommen und er könnte seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommen. Diese Probleme gibt selbst jetzt MIT dieser aberwitzigen Bürokratie und dem Umstand, dass die Verursacher bekannt sind, auch bei Vermittlungen nach Deutschland. Naiverweise habe ich mich früher mit Vertretern der philippinischen Arbeitsverwaltung darüber gestritten, dass bei der Regulierung zwischen den Zielländern nicht stärker differenziert wird. Später, nach ausgiebigen Problemen mit Deutschland, habe ich mich dafür entschuldigt.


    Die Naivität der Filipinos ist unfassbar und selbst eindeutige Warnsignale werden nicht wahrgenommen.


    Soweit mir bekannt, gibt es auch bilaterale Abkommen, in denen sich die Philippinen verpflichten, die Ausreise der eigenen Staatsangehörigen zu überwachen, um illegale Migration zu verhindern. Aus deutscher Sicht wäre es sicher wünschenswert, im Nahen Osten und Afrika würde man das auch so handhaben.


    ... sondern auch gegen die Interessen qualifizierter philippinischer Arbeitskräfte, die ebenso auf das zweifelhafte und teure OFW-Agentursystem gerne verzichten würden.

    In Bezug auf Deutschland ist diese Darstellung falsch. Da wo die Arbeitsverwaltung bei Vermittlungen in "reichere" Länder eingreift, ist die Vermittlung für die Migranten weitestgehend kostenfrei und insbesondere dürfen keine placement fees verlangt werden, somit ergibt sich ein Vorteil aus der Regulierung.


    Eine direkte Anwerbung und Einreise nach D auf Basis eines entsprechenden Arbeitsvertrages und Arbeitsvisums ist aus deutscher, rechtlicher Sicht jedenfalls unproblematisch und sollte auch aus philippinische Sicht mE. keinen strafrechtlich relevanten Tatbestand darstellen! Meine praktischen Erfahrungen bezüglich "direkter Arbeitsverträge" sind jedenfalls andere und (potentielle) deutsche Arbeitgeber verhalten sich hier auch nicht unrechtmässig oder unseriös - wie von ALD latent unterstellt wird. Die Wieder-Ausreise eines in D arbeitenden Pinoys ohne den "OFW-Arbeitsexport-Status" - z.B. nach einem phil. Urlaubsaufenthalt - könnte tatsächlich ein praktisches Problem darstellen, ist aber auch lösbar. Dieses Agentur-System steht m.E. im Übrigen auch im Widerspruch zu den Freizügigkeits-Grundrechten des EU-Rechts.

    Es wird zumindest Konflikte mit dem eigenen Code of Conduct geben. Ich bin in einer eher unproblematischen Branche tätig und ich werde seit einigen Jahren mit Compliance Zusicherungen, ethischer Zertifizierungen, etc. bombardiert. Daher halte ich es für abwegig, dass Unternehmen ab einer gewissen Größe sich einfach mal entschließen, Personal aus einem anderen Land auszuschleusen, zumal die Umgehung der philippinische Regulierung einen erheblichen Organisationsaufwand erfordert. Du kannst Dich gerne weiterbilden und hier im Forum nachlesen, wie viel Probleme es schon bei Urlaubsreisen gibt


    Die Urlaubsrückkehr "könnte" nicht zu einem Problem werden, sondern es ist ein Problem, da für die Widerausreise ein OEC benötigt wird.


    Die Legaldefinition von Illegal Recruitment:


    Any act of canvassing, enlisting, contracting, transporting, utilizing, hiring or procuring workers and includes referring, contract services, promising or advertising for employment abroad, whether for profit or not, when undertaken by a non-license or non-holder of authority ...



    Das phil. OFW-System geht von vornherein davon aus, dass phil. "Arbeitsexportkräfte" nur für einen begrenzten Zeitraum im Ausland arbeiten sollen, um möglichst hohe Transferleistungen für die philippinische Wirtschaft zu generieren, um das eigene marode Sozial- und Wirtschafts-System zu alimentieren! Das deutsche und europäische Einwanderungsrecht ist hingegen eher an einer dauerhaften Integrierung (z.B. auch durch die Erleichterung der Einbürgerung) von zugewanderten ausländischen Fachkräften interessiert, um die demographische Lücke (immer weniger Arbeitskräfte müssen immer mehr Rentner finanzieren!) nachhaltig aufzufüllen. Die setzt auch eine dauerhafte Integration von phil. Fachkräften voraus, die nach meiner Beobachtung auch gut gelingt, da die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland - anders wie hier von manchen Foristen behauptet - die phil. Lebensbedingungen bei Weitem (!) übertreffen. Wer das leugnen will, argumentiert aus der bequemen Sicht eines deutsche Expats oder Ruheständlers, der oft aus Kostengründen sich auf den Phils zur Ruhe gesetzt hat (aber natürlich meist noch imt deutschem KV-Anspruch).

    Ja, den Unterschied zwischen temporärer und dauerhafter Auswanderung verstehen sie nicht. Zumindest früher war es sogar so, dass in deren EDV-System Arbeitsverträge eine maximale Gültigkeit von drei Jahren hatten, selbst wenn es in den tatsächlich eingereichten und akkreditierten keinerlei Beschränkung gab.


    Abgesehen davon stört mich Deine selbstbezogene, belehrende Perspektive. Die Philippinen exportieren Arbeitskräfte in die ganze Welt und Deutschland nimmt da keine Sonderrolle ein. Eine Beurteilung dieses Systems steht uns nicht zu. Das muss die philippinische Gesellschaft unter sich ausmachen.


    Aus Indonesien gibt es Ankündigungen, die philippinische Regulierung zu übernehmen und zumindest in systemrelevanten Berufen werden sich auch andere Länder Gedanken machen müssen, wie man sich vor zu großer Abwanderung schützen kann.

  • ALD sorry nur eine Frage an Dich als Experte: ist denn das bilaterale "Triple-Win" Abkommen von 2013 die immer noch gültige Rechtsgrundlage für die Anwerbung von phil. Pflegekräfte; d.h. etwas Neueres gibt es nicht? Gibt es hierzu irgendwelche Verw-Richtlinien - z.B. als Arbeitsanweisung für die ABH - von deutscher Seite?

    Müssen die Agenturen in den Philippinen für die "Triple-Win" Pfegekräfte-Anwerbung speziell akkreditiert sein?

  • ALD sorry nur eine Frage an Dich als Experte: ist denn das bilaterale "Triple-Win" Abkommen von 2013 die immer noch gültige Rechtsgrundlage für die Anwerbung von phil. Pflegekräfte; d.h. etwas Neueres gibt es nicht? Gibt es hierzu irgendwelche Verw-Richtlinien - z.B. als Arbeitsanweisung für die ABH - von deutscher Seite?

    Müssen die Agenturen in den Philippinen für die "Triple-Win" Pfegekräfte-Anwerbung speziell akkreditiert sein?

    Wenn die Frage darauf abzielt, ob deutsche Behörden philippinische Vorgaben berücksichtigen, dann gibt es, so weit mir bekannt, nur einen vorsichtigen Hinweis auf der Website der DBM.


    https://manila.diplo.de/ph-de/…onId=item-2565168-2-panel


    Triple-Win gibt es seit 2013. 2016 wurde der Markt insoweit liberalisiert, als diese Regeln, die eigentlich für das staatliche Abkommen erarbeitet wurden (vor Ort durchgeführt durch die GIZ), ab dann auch für private Vermittlungen galten. Es gab diverse Ankündigungen, dass eine neue Version, die vor allem um weitere Berufsgruppen erweitert werden sollte, in Bearbeitung ist. Soweit mir bekannt, ist aber bisher nichts erschienen. Daher gilt weiterhin diese Version:


    https://www.dmw.gov.ph/archives/gbr/2016/4.pdf


    Dadurch wird hauptsächlich das Prozedere und die Kostenverteilung bestimmt. Eine besondere Lizenz für Vermittlungen nach Deutschland ist nicht notwendig. Die allgemeine Lizenzierung auf den Philippinen ist aber ausgesprochen schwierig und kostspielig. Auch für die Agenturen ist es ein Bürokräftealbtraum.Es darf nur dann geworben werden, wenn der ausländische Arbeitgeber zuvor akkreditiert wurde, inklusive der konkreten Arbeitsbedingungen in Form eines Rahmenarbeitsvertrags. Dieser Prozess dauert häufig Monate und regelmäßig scheitert er.


    Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin mit Sicherheit kein Fan der konkreten Umsetzung der Regulierung. Und so schlecht diese auch ist, ich verstehe mittlerweile die grundsätzliche Berechtigung, die aus deutscher Perspektive zumeist übersehen wird. Letztendlich muss man sich zähneknirschend damit arrangieren.


    Noch weniger Sympathie habe ich für das deutsche Auftreten und Vorgehen in diesem Kontext. Rekrutierungen auf Pro-Kopf-Basis sind in Anbetracht der Rahmenbedingungen ein untaugliches Mittel und auf diesem Wege wird nie ein signifikanter Beitrag zur Linderung demografischer Probleme erreichbar sein. Wir bräuchten nach Deutschland führende Automatismen, größere Strukturen in geeigneten Herkunftsländern, etc. Das wäre auch wesentlich kosteneffizienter. Eine solche Umsetzung kann aber nicht nur Aufgabe des Staates sein. Die Pflegebranche verweigert seit Jahren eine Mitwirkung. Ich war an Initiativen über kirchliche Netzwerke, inklusive von Bildungskooperation beteiligt, aber immer ist es an der Unterstützung hierzulande gescheitert. Deshalb habe ich mich zurückgezogen. In jeglicher Hinsicht passt das Umfeld nicht.

  • Danke Dir ALD für diese interessanten Infos. Der Hinweis der DBM ist tatsächlich sehr vage...

    After you have received the visa, you may need to apply for a clearance from the Philippine Overseas Employment Administration (POEA). Please consult with the POEA in due course regarding the procedure and bear in mind that the Embassy can offer neither advice nor support in this matter.

    Verstehe jedoch nicht so recht, was du mit "größeren Strukturen" bei der Anwerbung von Fachkräften meinst? Dass potentielle Arbeitgeber (Pflegeheime, Verbände?) auf eigene Regie und in Zusammenarbeit mit lokalen Agenturen größere Gruppen anwerben? Ich glaube, das Thema Arbeitsmigration ist doch insbesondere getrieben von dem starken Lohngefälle und die Motivation muss von den Arbeitssuchenden selbst ausgehen. Länder mit geringen formalen und finanziellen Hürden für eine Arbeitsmigration profitieren natürlich vom phil. OFW System.

    Es ist jedenfalls schon erstaunlich, wieviele Pinoys insbesondere in den Golfstaaten - sei es als Hilfs- aber auch als Fachkräfte - mit relativ schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten. Offenbar sind die Hürden für ein Arbeitsvisum dort besonders niedrig und die reichen Golfstaaten werden auch sicher die phil. Behörden (DLE, POEA etc.) für eine reibungslose Kooperation entsprechend "motivieren" ;) Es ist jedenfalls schon auffällig, dass die POEA-Hürden insbesondere für eine Arbeitsmigration in die westlichen Industrieländern besonders hoch sind - vielleicht will man so einem "brain drain" entgegenwirken, da eine fehlende Rückkehr-Motivation von phil. OFWs aus den Golfstaaten natürlich nicht sehr ausgeprägt sein dürfte :D

  • Ich kenne zum Beispiel philippinische Juristen oder Informatiker, die über ein Aufbaustudium (Master oder Promotion) in Deutschland Fuss fassen Können

    Meine Frau ist ja Juristin (studiert in NZ / Phills)...Deutsches Recht ist aber etwas ganz anderes, als "Angelsächsisches" Recht und nochmal etwas ganz anderes als Phill. Recht! Um damals eine Anerkennung zu bekommen, hätte sie nahezu komplett neu studieren müssen in D.

    So einfach ist das nicht

    Goose : es gibt wohl ein Aufbaustudium in den "Grundzügen des deutschen Rechts" und die Anwaltszulassung hängt dann von der jeweiligen lokalen Anwaltskammer ab - aber klar "nur" mit einem phil. Rechtstudium wird es wohl nicht funktionieren. Da die großen international tätigen "Anwaltsfabriken" jedoch auch meist große Unternehmen vertreten, kann auch ein philippinischer Jurist mit entsprechenden internationalen Background dort tätig werden (die Anwaltszulassung ist hier nicht so entscheidend). Meine phil. Bekannte ist z.B. als "Senior Associate" in einer Großkanzlei in Deutschland tätig - sie hat aber selbst nach deutschem Verhältnissen einen sehr beeindruckenden Werdegang (jur. Studium Ateneo Manila, Aufbaustudien in Japan und Deutschland und noch jur. Promotion in Deutschland!).

  • Danke Dir ALD für diese interessanten Infos. Der Hinweis der DBM ist tatsächlich sehr vage...

    After you have received the visa, you may need to apply for a clearance from the Philippine Overseas Employment Administration (POEA). Please consult with the POEA in due course regarding the procedure and bear in mind that the Embassy can offer neither advice nor support in this matter.

    Verstehe jedoch nicht so recht, was du mit "größeren Strukturen" bei der Anwerbung von Fachkräften meinst? Dass potentielle Arbeitgeber (Pflegeheime, Verbände?) auf eigene Regie und in Zusammenarbeit mit lokalen Agenturen größere Gruppen anwerben? Ich glaube, das Thema Arbeitsmigration ist doch insbesondere getrieben von dem starken Lohngefälle und die Motivation muss von den Arbeitssuchenden selbst ausgehen. Länder mit geringen formalen und finanziellen Hürden für eine Arbeitsmigration profitieren natürlich vom phil. OFW System.

    Es ist jedenfalls schon erstaunlich, wieviele Pinoys insbesondere in den Golfstaaten - sei es als Hilfs- aber auch als Fachkräfte - mit relativ schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten. Offenbar sind die Hürden für ein Arbeitsvisum dort besonders niedrig und die reichen Golfstaaten werden auch sicher die phil. Behörden (DLE, POEA etc.) für eine reibungslose Kooperation entsprechend "motivieren" ;) Es ist jedenfalls schon auffällig, dass die POEA-Hürden insbesondere für eine Arbeitsmigration in die westlichen Industrieländern besonders hoch sind - vielleicht will man so einem "brain drain" entgegenwirken, da eine fehlende Rückkehr-Motivation von phil. OFWs aus den Golfstaaten natürlich nicht sehr ausgeprägt sein dürfte :D

    In gekürzter Form:



    Bei dem derzeitigen Headhunting-Konzept gibt es drei Problemfelder:


    • 1) Wir greifen damit einen Pool an erfahrenen Pflegekräften an, um den auch andere und vor allem attraktivere Destinationen werben. Das wird dadurch verstärkt, dass sich diese Pflegekräfte aus Eigeninitiative mit einer Auswanderung beschäftigen und somit die verschiedenen Optionen prüfen.
    • 2) Wenn man Interessenten findet - und das ist von Jahr zu Jahr schwieriger geworden - sind diese heterogen in Bezug auf Wohnort, Lebensumständen und Unterschieden bei der Ausbildung und man muss dementsprechend die Verfahren mit jedem einzeln durchgehen. Nach Vorauswahl, Prüfung der Unterlagen, Hilfe bei der Beschaffung derselbigen, plötzlichem Verschwinden, Orientierungsveranstaltungen, Endauswahl verbleiben nur ca. 10 %, die eine Zusage bekommen. Es ist unausweichlich, dass sehr viel aussortiert werden muss, da bei dem Rest keine positive Prognose in Bezug auf den schweren Weg nach und in Deutschland möglich ist. Nach meinen nicht repräsentativen Erfahrungswerten sagen von diesen verbliebenen 10 % dann die Hälfte ihrerseits vor einer Vertragsunterzeichnung ab, etwa wegen alternativer Angebote, Stimmungsumschwung, Familie, etc. Es ist also ein gewaltiger, ineffizienter Aufwand.
    • 3) Für die Philippinen und auch andere Herkunftsländer ist der Fokus auf erfahrene Pflegekräften eine Zerreißprobe und wenig nachhaltig. Wir degradieren damit deren Gesundheitssystem zu einem Ausbildungsbetrieb. Während private Rekrutierungen während der Coronazeit von philippinischer Seite erst ausgesetzt und danach zahlenmäßig beschränkt wurden, sind die Triple-Win Rekrutierungen von deutscher Seite normal weitergelaufen. Ich weiß nicht, ob die Philippinen dort nicht eingreifen konnten. Die Folge jedenfalls war, dass lautstark Unmut in den Medien über die deutsche "Piraterie" geäußert wurde. Das war ein Vorgeschmack auf die Zukunft.



    Adressieren könnte man diese Problemfelder, indem deutsche Arbeitgeber Bildungskooperation auf den Philippinen eingehen. Am einfachsten wäre dies für die kirchlichen Wohlfahrtsverbände über schon existierende Netzwerke. Konkret würde man sich eine oder mehrere Hochschulen aussuchen, um dann dort eine langfristige Präsenz und ein eigenes Profil zu schaffen. Wie das im Detail aussieht, würde von der Projektgröße abhängen. Die Basis sollten regelmäßige Informationsveranstaltungen, idealerweise Gastdozenten und die Stiftung von Stipendien sein. Letzteres ist etwas, das die Philippinen zuletzt verstärkt einfordern. Mit der Zeit würden sich diese Verbindung durch die erfolgten Vermittlungen verstärken. Die Absolventen dieser Hochschule stünden als Berufsanfänger ohnehin nur eingeschränkt im Fokus anderer Länder. Aus Sicht der Studenten würde dieser vorgezeichnete Weg nach Deutschland aber schon dazu führen, dass man sich überhaupt nicht mehr mit alternativen Destinationen beschäftigen würde. Damit wäre Problemfeld eins adressiert.


    Problemfeld zwei würde ebenfalls adressiert, da man nun mit einer homogenen Gruppe an einem Ort arbeiten könnte, ohne vorherigen erheblichen Werbeaufwand.


    Diese vorgezeichneten Wege würden auch nachhaltig wirken, da es die Attraktivität der Partnerhochschule erhöht, was zu einem Mehr an Studenten führen würde. Verstärkt würde dies durch die Stiftung von Stipendien. Gleichzeitig würde man das lokale Gesundheitssystem entlasten, indem man keine erfahrenen und aktuell beschäftigten Pflegekräfte abwirbt. Somit wäre den Philippinen im Sinne von Problem drei geholfen.


    Der Effizienzgewinn würde die Kosten senken und man wäre gegenüber den lokalen Agenturen in einer wesentlich besseren Verhandlungsposition, da deren Rolle auf das Durchführen von Verwaltungsprozessen beschränkt wäre. Ein deutscher Recruiter wäre überflüssig. Bei einem größeren Projekt halte ich es sogar für möglich einen Sonderstatus zu erhalten, womit die erzwungene Agenturbeteiligung entfiele.


    Nur am Rande: Die Sprachausbildung müsste weiterhin separat organisiert werden. Im langjährigen Durchschnitt fallen beim dortigen Staatsexamen 50 % - 60 % durch. Man sollte diese Investition also erst dann tätigen, wenn feststeht, wer überhaupt vermittelbar ist.



    Zu Vermittlungen in die Golfstaaten:


    Saudi-Arabien ist der größte Markt und war lange im regionalen Vergleich vermutlich der unattraktivste. Das hat sich in den letzten Jahren aber geändert. Aus deutscher Betrachtung steht der Khashoggi Mord im Fokus und dabei geht nach meinem Empfinden die Liberalisierung des öffentlichen Lebens unter. Es gibt keine erzwungene Verschleierung mehr, unverheiratete Paare können sich in der Öffentlichkeit bewegen, Wegfall von Zensur, Öffnung für Tourismus, etc.


    Missbrauchsfälle betreffen nahezu ausschließlich unqualifizierte Hausangestellte und keine Fachkräfte. Schaut man sich die Löhne an, dann sind diese nur auf den ersten Blick niedriger als in Deutschland. Es gibt keine Einkommenssteuer, zusätzlich haben etwa nurse OFW´s nahezu keine fixen Ausgaben, da Unterbringung, Verpflegung, etc. kostenfrei sind.


    Hinzu kommt, dass man die Arbeit im Idealfall schon in drei Wochen aufnehmen kann, im Gegensatz zu einem Jahr in Deutschland.


    Man kann sich dort kein Leben aufbauen, aber für Filipinos ist das häufig nicht relevant. Es ist durch soziologische Studien belegt, dass das langfristige Denken dort, im Gegensatz zu uns, deutlich weniger ausgeprägt ist.

  • ALD Gibt es denn verlässliche Zahlen, wieviele philippinische Pflegekräfte bereits in Deutschland arbeiten; denn ich konnte hier mit einer Internetrecherche auf die Schnelle nichts finden. "Gefühlt" sind jedenfalls in den meisten Alten- und Pflegeheimen jeweils schon einige philippinische Pflegekräfte anzutreffen; insofern sollten es bereits mind. fünfstellige - wenn nicht schon höhere - Zahlen sein (von den ca. 1,3 Mio. Fachkräften, die insgesamt in der Alten- und Krankenpflege in Deutschland arbeiten).


    Die meisten philippinischen Pflegekräfte scheinen über das staatlich geförderte "Triple-Win-Programm" zu kommen; interessant wäre zu wissen, welche Vergütungen die phil. Agenturen hier "abgreifen" und von welchem "Kostenträger" - ich habe schon von sog. "salary-deduction" Vereinbarungen gehört, die nach den Regeln des deutschen Arbeitsrechts an sich unzulässig, da sittenwidrig wären.


    Eine andere interessante Frage wäre sicher, ob die phil. Pflegekräfte es eher als temporären Arbeitseinsatz im Ausland verstehen (wie z.B. die meisten Arbeitsmigranten in den Golfstaaten) oder ob eine wirkliche Integration in Deutschland angestrebt bzw. umgesetzt wird (da die entspr. phil. Migranten sich immerhin der Mühe unterzogen haben, die deutsche Sprache auf B-Level zu erlernen). Auch hier fehlen leider statistisch relevante Zahlen zu Rückkehrern.


    Natürlich ist das deutsche Gehaltsniveau für Pflegekräfte - insbesondere auf Nettobasis nach allen Abzügen - vielleicht nicht so attraktiv wie z.B. in den USA oder anderen westlichen Ländern. Aber was hierbei oft vergessen wird, sind die Vorzüge des deutschen Sozialstaates, das es als Vollkasko-Packet im gleichen Umfang in den meisten Ländern so nicht geben wird (wie kompletter Versicherungsschutz, bezahlter Bildungsurlaub oder bis zu 3 Jahre Elterngeld etc.). Ich denke, dass gerade unter diesem Aspekt, die deutschen Arbeitsbedingungen im internationalen Vergleich sehr gut punkten können - da es insbesondere für Pinoys - im Vergleich zum faktisch nicht vorhandenen phil. Sozialsystem - ein wirkliches soziales "Schlaraffenland" sein muss - sofern sie diesen Aspekt überhaupt würdigen wollen.





  • ALD Gibt es denn verlässliche Zahlen, wieviele philippinische Pflegekräfte bereits in Deutschland arbeiten; denn ich konnte hier mit einer Internetrecherche auf die Schnelle nichts finden. "Gefühlt" sind jedenfalls in den meisten Alten- und Pflegeheimen jeweils schon einige philippinische Pflegekräfte anzutreffen; insofern sollten es bereits mind. fünfstellige - wenn nicht schon höhere - Zahlen sein (von den ca. 1,3 Mio. Fachkräften, die insgesamt in der Alten- und Krankenpflege in Deutschland arbeiten).

    Danach sind es 6.000. Ich vermute, dass es sich nur auf den Zeitraum ab 2013 mit Inkrafttreten des TWP bezieht.



    http://philippine-embassy.de/2…l-healthcare-cooperation/


    Ich halte das für relativ wenig, was sicher Folge der zuvor beklagten Ineffizienz ist.


    Die meisten philippinischen Pflegekräfte scheinen über das staatlich geförderte "Triple-Win-Programm" zu kommen; interessant wäre zu wissen, welche Vergütungen die phil. Agenturen hier "abgreifen" und von welchem "Kostenträger" - ich habe schon von sog. "salary-deduction" Vereinbarungen gehört, die nach den Regeln des deutschen Arbeitsrechts an sich unzulässig, da sittenwidrig wären.

    PASEI, der Verband der philippinischen Personalvermittler hat eine interne Absprache für Vermittlungen nach Deutschland mind. ein Bruttomonatsgehalt zu verlangen. Dennoch gibt es Verhandlungsspielräume. Gezahlt wird das in den allermeisten Fällen von der kooperierenden deutsche Agentur. Mir fällt kein Fall ein, indem ein deutscher Arbeitgeber direkt mit einer lokalen Agentur zusammengearbeitet hat.


    Ob es in dieser Höhe angemessen ist, hängt von dem konkreten Arbeitsaufwand und der Aufgabenverteilung ab. Persönlich halte ich es in der Gesamtbetrachtung für zu hoch. Die Marge der deutschen Agenturen liegt irgendwo zwischen ebenfalls einem Bruttomonatsgehalt und in Extremfällen dem Vierfachen. Die Entwicklung ist dynamisch und ich bin da möglicherweise nicht auf dem aktuellen Stand.


    Finanziert wird alles, bis auf die legale Beteiligung der Pflegekräfte (alles in Bezug auf die eigenen Dokumente, Gesundheitsprüfung, etz.), von deutschen Arbeitgebern. Die philippinischen Agenturen, natürlich nicht alle, werden mit Sicherheit kreativ sein, den OFW´s illegal Geld abzuknöpfen. Das bezieht sich aber nur auf den Zeitraum bis zur Ausreise. Hinter dem von Dir beschriebenen dauerhaften Mitverdienen stecken dann deutsche/europäische Agenturen und solche Fälle gab es, vor allem in Konstellationen von organisatorischen und personellen Überschneidungen von Agentur und Arbeitgeber.


    Welche Gebühren von der philippinische Verwaltung erhoben werden, kann man hier unter Abs. 12 nachlesen:


    https://www.dmw.gov.ph/archives/gbr/2016/4.pdf


    Direkt ist es mit Sicherheit kein großes Geschäft für die Philippinen. Die volkswirtschaftliche Relevanz liegt in den regelmäßigen Überweisungen (remittances) der OFW´s an die Familien.


    Eine andere interessante Frage wäre sicher, ob die phil. Pflegekräfte es eher als temporären Arbeitseinsatz im Ausland verstehen (wie z.B. die meisten Arbeitsmigranten in den Golfstaaten) oder ob eine wirkliche Integration in Deutschland angestrebt bzw. umgesetzt wird (da die entspr. phil. Migranten sich immerhin der Mühe unterzogen haben, die deutsche Sprache auf B-Level zu erlernen). Auch hier fehlen leider statistisch relevante Zahlen zu Rückkehrern.


    Natürlich ist das deutsche Gehaltsniveau für Pflegekräfte - insbesondere auf Nettobasis nach allen Abzügen - vielleicht nicht so attraktiv wie z.B. in den USA oder anderen westlichen Ländern. Aber was hierbei oft vergessen wird, sind die Vorzüge des deutschen Sozialstaates, das es als Vollkasko-Packet im gleichen Umfang in den meisten Ländern so nicht geben wird (wie kompletter Versicherungsschutz, bezahlter Bildungsurlaub oder bis zu 3 Jahre Elterngeld etc.). Ich denke, dass gerade unter diesem Aspekt, die deutschen Arbeitsbedingungen im internationalen Vergleich sehr gut punkten können - da es insbesondere für Pinoys - im Vergleich zum faktisch nicht vorhandenen phil. Sozialsystem - ein wirkliches soziales "Schlaraffenland" sein muss - sofern sie diesen Aspekt überhaupt würdigen wollen.

    Um beide Seiten, Arbeitgeber und OFW, langfristig zufriedenzustellen, ist es wichtig, auf realistische Erwartungshaltungen einzuwirken. Obwohl ich mein Vorgehen hinterfragt und auch angepasst habe, bin ich letztendlich an zwei von Dir aufgeworfenen Aspekten gescheitert.


    1. Es ist mir trotz allen Bemühens überwiegend nicht gelungen, den Interessenten begreiflich zu machen, dass eine Migration nach Deutschland aufgrund des langen, schwierigen Vorlaufs und einer gleichfalls schwierigen Anfangszeit in D, letztendlich eine Lebensentscheidung sein sollte. Andernfalls bieten sich andere Destinationen an.
    2. Die Vorzüge des Sozialstaats zu erklären.

    Die plausibelste Erklärung dafür ist, dass das bei Filipinos die Langfristigkeit des Denkens deutlich wenig stark ausgeprägt ist. Nach Hofstedes Modell der kulturellen Dimensionen gibt es hier erhebliche Unterschiede.


    https://www.hofstede-insights.…ies=germany%2Cphilippines


    Long Term Orientation (Langzeitorientierung): Beschreibt, ob eine Kultur eher langfristig plant und denkt oder ob sie sich eher durch Spontaneität und kurzzeitiges Denken und Handeln kennzeichnet.


    Aus dieser Perspektive sind die eher abstrakten Vorteile des Sozialstaats vermutlich schwer zu begreifen.


    Rekrutierte Pflegekräfte müssen nicht zwangsläufig durch eine Rückkehr verloren gehen. Diese Fälle gibt es auch, wesentlich häufiger sind aber Umzüge in andere europäische Länder und auch nach CDN und USA.

  • Es gibt auch Indonesier die hier als Pflegekraefte arbeiten, habe jetzt schon 2x vorm Altersheim bei mir in der Naehe Asiaten gesehen und habe sie gefragt ob sie von den Philippinen sind, beide waren von Indonesien.

  • Interessant, und möglicherweise schon mal aufgekommen: meine Frau meinte letztens, dass einige in ihrem deutschen Bekanntenkreis als Krankenschwestern arbeiten, aber damit super unzufrieden sind. Im Vergleich zu dem, zu was sie ausgebildet wurden und zu leisten imstande sind fühlt sich ihre Tätigkeit eher wie Hilfsarbeit an. Das einzige was sie noch da hält ist "Der Sozialstaat".


    Die Vorzüge des Sozialstaats zu erklären.

    Bezahlter Urlaub plus bis zu 14 Feiertage, Unli Sick Days (bezahlt*!), Elternzeit (bezahlt*!), Krankenversicherung auch für den Fall dass es mal schlimm wird. "You get cancer and go to the hospital – you still get paid and treatment is free**".


    Da gibt's schon hin und wieder grosse Augen. Renten- und Pflegeversicherung ist für die meisten zu abstrakt, aber prinzipiell halt auch ein riesiger Vorteil. "You work in Germany the government will still pay for you when you are old"


    Für die Amis ist das Kommunismus, aber viele Migranten in der mittleren Einkommensregion wissen das sehr zu schätzen. Auch manche Amis. Wenn's nur um's Geld geht ist natürlich der Nahe Osten oder die USA wirksamer.



    *mit Einschränkungen, aber besser als hier

    **dafür gibt's halt vorher Lohnabzüge

    "Manche […] sind halt einfach nur dumm! Muss man ihnen aber nicht direkt ins Gesicht sagen!" :hi

  • aber viele Migranten in der mittleren Einkommensregion wissen das sehr zu schätzen.

    sehe ich nicht so. Deutschland ist für gebildete Migranten definitiv nicht das Einwanderungsland Top 1 und laut letzten Erhebungen auch nicht Top 5.

    Sprachliche Probleme, zu viel Abgaben und ein kompliziertes Visaverfahren + Integrationsprobleme.

    Dagegen hats du natürlich recht, viele Migranten der unteren Einkommensregionen wissen das am meisten zu schätzen, grad den Sozialstaat, dafür Wandern sie ja zu Million hier ein.


    Ich glaube auch, dass das neue Fachkräfte Einwanderungsgesetz daran nichts verändern wird, die Änderungen zu marginal und an den Hauptgründen, warum Migranten ab mittleren Einkommen nicht nach Deutschland auswandern, wurde kaum was verändert... Es werden vielleicht etwas mehr Einwandern, aber um den Fachkräftemangel zu beheben sicher nicht genug. Da wirkt sich auch der Sozialstaat nicht so aus, wie du dir das vorstellst...

    Es gibt keine schlechte Religion, es gibt nur schlechte Menschen - Morgan Freeman

  • Mir ist das schon klar und isoliert betrachtet nehmen das auch OFW´s zur Kenntnis. Nur ist die Konstellation in dem Anwerbeprozess ja so, dass alternative Angebote mitspielen. Deren Vorteile (deutlich mehr Geld, schneller Arbeitsbeginn, keine neue Sprache, etc.) sind konkret greifbar.

    Dagegen entfalten die abstrakten Versprechungen des Sozialstaats (Hilfe in Notlagen x, y, z) bei Menschen, die tendenziell kurzfristig denken, schlicht keine Wirkung.