Kommunikation mit Filipinos
Nach einem Monat auf
den 7000 Inseln und einigem Kontakt mit Einheimischen erlaube ich
mir, hier eine Analyse der Kommunikation zwischen einem Pinoy und
einem Mitteleuropäer zu posten. Diese hängt nach meinen
bisherigen Erfahrungen von vier Faktoren ab:
language skills: Wer
spricht das bessere Englisch? Dazu tun sich drei Möglichkeiten auf:
(1) Du sprichst
besser Englisch als der Pinoy: schlecht, er wird dich nicht verstehen
(2) Euer Englisch
ist annähernd gleich: auch schlecht, er wird dich wahrscheinlich
nicht verstehen
(3) Sein Englisch
ist besser als deines: er wird dich wahrscheinlich verstehen
Damit steht die
Wahrscheinlichkeit 66% zu 33% gegen dich, dass er dich versteht.
context skills:
Versteht er, was dir unklar ist? Zwei Möglichkeiten:
(1) Er versteht es,
eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen bei gebildeteren
Einheimischen. Hier prallen fernöstliches und westliches Denken ohne
Airbag aufeinander. Viele Fragen stellen sich für Pinoys offenbar
nicht, weil sie nicht in unseren Bahnen denken.
(2) Er versteht es
nicht und hat keine Ahnung, was du meinst.
Damit steht die
Wahrscheinlichkeit bestenfalls 50:50, dass du verstanden wirst.
knowledge skills:
Weiß er die Antwort? Da gibt es drei Möglichkeiten:
(1) Er weiß die
richtige Antwort und gibt sie dir (siehe aber auch den nächsten
Abschnitt), schön für dich
(2) Er GLAUBT die
richtige Antwort zu wissen und gibt sie, 50:50 Chance, dass sie
richtig ist, bestenfalls unentschieden für dich
(3) Er weiß es
nicht und gibt dir irgendeine Antwort, um nicht sein Gesicht zu
verlieren, unwahrscheinlich, dass die Antwort richtig ist, also
schlecht für dich
Damit steht die
Wahrscheinlichkeit 66% zu 33% gegen dich, dass du eine richtige und
brauchbare Antwort erhältst.
In the mood (or
not): WILL er dir die richtige Antwort geben? Dazu gibt es am ehesten
drei Möglichkeiten:
(1) Er ist gut
aufgelegt, du bist ihm sympathisch, deine Nase gefällt ihm (hähä)
und du bekommst die richtige Antwort
(2) Er ist schlecht
drauf, weil er dich oder Fremde insgesamt nicht mag, eine Langnase
hat ihm in der Vergangenheit seine Freundin weggeschnappt oder hat
sich nicht um Geld betrügen lassen: schlecht für dich
(3) Es ist ist ihm
alles egal, er ist betrunken oder high, nicht mit sich und der Welt im Reinen:
Schlecht für dich
Damit steht die
Wahrscheinlichkeit 66% zu 33% gegen dich, dass du überhaupt eine
Antwort erhältst.
Addiert man alle
Wahrscheinlichkeiten zusammen, erkennt man, daß die richtige Antwort
eher die Ausnahme von der Regel ist. Dies gilt nicht für Bedienstete in Hotels mit
vier oder fünf Sternen, dort ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch.
Beispiele zur Kommunikation (Tatort: SM Mall Bacolod, ein Eisstand):
Ich: „Haben Sie auch Bananen-Eis?“
Die Verkäuferin
freudestrahlend: „Yes, Sir!“
Meine Frau fragt auf
Philippinisch nach.
Die Verkäuferin
verneint, nicht mehr ganz so freudestrahlend.
Auf einem
laminierten Blatt Papier sind mehrere Eissorten aufgezeichnet, von
links nach rechts:
Braun (offenbar
Schokolade), gelb (Mango?), weiß (Vanille?), rot (Erdbeere)
Ich: „Bitte ein
Erdbeer-Eis!“
Die Verkäuferin:
„Sorry, Sir, not available!“
Die Frage, warum es
dann optisch angeboten wird, kann man sich ersparen, sie weiß es
nicht, es ist nicht ihr Problem und im Grunde ihres
Philippinenherzens ist es ihr ziemlich sicher auch wurscht.
Doch auch nonverbale
Kommunikation kann scheitern und ich meine damit nicht irgendeine
Form von Beziehungsanbahnung zur einer Pinay. Ich zeigte einer
Verkäuferin dieses Bild fragte sie, ob sie so etwas auf Lager
hätten:
rack.jpg
Sie bejahte und
zeigte mir stolz dieses:
grill.jpg
Seufz.
Manisch beflügelte
Naturen hätte dies als große Chance für ihre Kreativität gesehen,
einen Handgrill zum Wäschetrocknen zu verwenden und wären für die
nächsten Stunden oder Tage mit dem Entwerfen und Planen von genialen
Lösungen ausgebucht gewesen.
Leider bin ich nicht
manisch, ich werde langsam eher depressiv.