Der Laden lief nun schon ein paar Wochen, und wir hatten auch Joe den Sohn vom Bruder meiner Freundin eingestellt – wenn auch nur als Kistenschlepper und Mädchen für alles. Dadurch entspannte sich ein wenig die Situation, da der Bruder auch am Geld seines Sohnes partizipieren konnte. Und da ich ihn „offiziell“ eingestellt hatte und nicht Maria, war ich ausnahmsweise mal als „Netter Onkel“ angesehen, zumindest temporär.
Auch wurde der Familie vermittelt, dass wenn ich in Ruhe gelassen werde, noch andere Kinder von der Familie bei uns als Barkeeper, Kochassistent oder sonst was arbeiten könnten. So konnten wir also zwei Fliegen mit eine Klappe schlagen. Den Verwandten Geld zukommen lassen welches sie sich verdienten und die Familie ruhig stellen. Die Sache lief soweit gut an und ich hatte Hoffnung doch noch meinen Frieden hier zu finden.
Der Laden war nun schon einige Wochen offen aber was uns seit einiger Zeit Kopfschmerzen bereitete war die Sache mit dem Zahltag. Als Nichtwissende was das Philippinische Geschäftsgebaren anbelangt, hatten wir veranschlagt einmal in der Woche auszuzahlen. Wohingegen die LD’s jeden Tag abgerechnet wurden, da in anderen Bars die Mädels gerade bei den Provisionen oft über das Ohr gehauen werden und wir auch nicht ständig das Gejammer hören wollten.
So einigten wir uns darauf: LD’s jeden Tag – Festlohn einmal die Woche. Die Angestellten welche auf Grund ihrer Tätigkeit (z:b. Koch oder Maintenance Boy) keine LD’s bekamen mussten sich mit der wöchentlichen Auszahlung zufrieden geben oder bekamen Ausnahmsweise auch mal einen kleinen Vorschuss, der aber niemals das bereits Verdiente überschritt.
Und so kam es wie es kommen musste. Mittwochs nach Feierabend wurde das komplette Personal ausbezahlt. Und am nächsten Tag waren 80% von den Angestellten nicht zur Arbeit erschienen. – super!!!!
Aber wozu sollen sie auch arbeiten kommen?
Da in der breiten Masse der Philippinischen Mentalität ein Zukunftsdenken genauso ausgeprägt ist wie bei einem Goldfisch das Erinnerungsvermögen ( ganze 4 Sek.) haben natürlich unsere neureichen Angestellten ihr Arbeitsleben für beendet erklärt und sich selbst in den wohlverdienten Ruhestand geschickt.
Ist doch auch logisch – wenn ich 1500 Pesos in der Hand habe, habe ich für den Rest meines Lebens ausgesorgt. Da muss man nie wieder arbeiten. Stattdessen wurde dann mit Freunden in die nahegelegenen SM North EDSA gegangen. Nützliche Sachen gekauft wie: Handyload für ALLE! Oder auch eine Unmenge an Freunden eingeladen in „TOMS World“ eine Art Spielhölle für Jugendliche und Kids. Bei den Mädels wiederum war Schuhe kaufen, Schuhe kaufen und Schuhe kaufen angesagt, natürlich nicht nur für sich sondern auch für die besten Freundinnen. Und wenn die beste Freundin ganz lieb bettelte bekam sie auch noch ein nettes Shirt dazu.
Also alles was absolut lebenswichtig ist. Und was einen auch zukunftsmäßig unglaublich voranbringt um die eigene Existenz zu sichern.
Interessant war auch, dass die plötzlich Freunde hatten die sie vorher gar nicht kannten – und bis zum nächsten Zahltag auch nicht wieder gesehen haben.
Am Donnerstagmittag haben die meisten dann schon wieder angefangen die 7 Pesos „Lucky Me“ Suppe zu kaufen, weil das Geld doch nicht bis zum Ende des Lebens reichte. Und weil plötzlich und völlig überraschend auch keine Freunde mehr da waren.
Und welch ein Wunder, Freitags waren die „Verschollenen“ zu 100% wieder da. Alle standen sie auf der Matte als ob nichts geschehen wäre…
So ging das natürlich nicht!!!
Wenn wir Donnerstags nicht einen Feiertag einlegen wollten, mussten wir uns für den Zahltag am Mittwoch schnellstens was überlegen.
Da wir 7 Tage offen hatten gingen wir nun dazu über jeden Tag 1/5 der Angestellten auszuzahlen. D.h. von Sonntag bis Donnerstag, denn Freitag und Samstag war Anwesenheitspflicht, da war Wochenende und der Laden voll. So hatten wir das mit der Anwesenheit gleichmäßiger Verteilen können und alles lief geordneter ab. Obwohl auch weiterhin die „Ausgezahlten“ am nächsten Tag zumeist nicht erschienen. So haben wir einfach den freien Tag auf den Tag nach der Auszahlung gelegt und so waren alle zufrieden.
Nun tauchte jedoch ein weiteres Problem auf – die Mädels (GRO’s) – waren uns einfach zu unzuverlässig. Entweder kamen sie gar nicht zur Arbeit, oder während der Arbeitszeit mussten sie plötzlich weg. Der schlimmste Fall war jedoch, wenn deren Freund auf einmal in der Tür stand, und das Mädel gerade am Tisch mit einem Gast am trinken war. Da kam es dann zu ziemlich wüsten Schreiereien, welche von den Gästen zufrieden und als willkommene Abwechslung aufgefasst wurde, was mir aber völlig gegen den Strich ging. Nicht, das irgendwann mal einer mit einem Messer oder einer Knarre dasteht.
Nun kam die Frage auf:
Wie schaffen wir es zuverlässige GRO’s zu bekommen, am besten ohne Freund und ohne Scherereien?!
Nun war guter Rat teuer. Wollten wir doch weiterhin erfolgreich sein als plötzlich sie auftauchte …….