Trotz mangelnder Philippinenerfahrung, aber aufgrund meines kaufmännischen Berufs verfolge ich den Thread mit großem Interesse.
Ich bin der Meinung, dass es auf den Phils deutlich schwieriger ist, ein eigenes Business aufzubauen als in Europa, denn wenn man selbständig über die Runden kommen möchte, ist man von anderen Menschen abhängig, von Kunden, Lieferanten und vom Beobachten der Konkurrenz, und wenn - so wie schon oft genug erwähnt - diese nur einen sehr gering ausgeprägten Geschäftssinn verfügen, kann das extrem schwierig werden.
Auf Lieferantenseite entbehrt oft die Preisgestaltung jeglicher nachvollziehbaren Grundlage, was ein Vorausplanen des Geschäfts unmöglich und Preisvergleiche morgen schon wieder obsoled macht. Unvorhergesehene Lieferengpässe verscheuchen schnell mal Stammkunden.
Kundenseitig ist oft die Liquidität ein Thema und auch im Voraus kalkulierbare Absätze sind quasi unmöglich. Bei der auch schon öfters hier erwähnten "wirren Logik" herauszufinden, warum nun ein Kunde nicht bei mir, sondern bei der Konkurrenz kauft, macht es unmöglich, sich dem Markt anzupassen, und darauf zu reagieren.
Und das allerwichtigste bei einem stabilen Geschäft, dessen Margen nicht in astronomischen Höhen liegen ist das Risiko. Große Firmen wälzen, soweit dies möglich ist, sogut wie alle Risiken auf Versicherungen oder Leasinggesellschaften ab, auch, wenn dies mit höheren Kosten verbunden ist, als wenn man die Schäden selber zahlen müsste, rein nur aus dem Grund, um das zukünftige Geschäft so realitätsnah wie möglich planen zu können.
Ein gutes Geschäft macht man nicht mal heute oder mal morgen, sonderen stetig, weil man auch Investitionen tätigt, und diese sich über einen langen Zeitraum rechnen müssen. Langfristige kleine Margen machen deutlich mehr Profit als kurzfristige hohe Margen. Doch wenn das Umfeld nicht planbar ist, produziert man mal schnell am Markt vorbei oder lockt mit den Investitionen schnell Gestalten mit unehrlichen Absichten an.
Das mag jetzt alles zwar sehr negativ klingen, aber die Verlässlichkeit der Geschäftspartner und die Rechtssicherheit wie man sie in Europa gewohnt ist, ist dort einfach nicht gegeben.
Im ersten Augenblick scheint es so, als würde es an Geschäftsideen nicht zu mangeln, denn es gäbe genügend Problemchen im Land, die durch gute Geschäftsideen lösbar wären, aber was bringt das, wenn das Risiko einfach nicht abschätzbar oder versicherbar ist. Um nur ein paar oberflächliche Ideen zu nennen:
* Brownouts: Solaranlagen würden aufgrund der starken Sonneneinstrahlung prima Profit abwerfen, aber was bringt das, wenn mehrmals pro Jahr ein Hurrican drüberzieht oder neidige Gestalten diese abmontieren oder zerstören. Von der Infrastruktur sprech ich noch garnicht.
* Ein Ressort für Westler, da die Filipinos scheinbar die Bedürfnisse von Westler nicht so gut kennen und die Qualität vieler Ressorts einfach schlecht ist (Preis-Leistungs-Verhältnis). Was bringt das, wenn viele Gebiete teilweise sehr gefährlich sind.
* Generell Handel zwischen Phils und EU oder USA: Wer möchte ein Handelsbüro aufmachen, wenn man schon auf die Landline teilweise ein halbes Jahr warten muss, weil die Telefongesellschaft nicht den Arsch hochkriegt, oder aufgrund unvorhersehbarer, regelmäßiger Stromausfällig man nur den halben Tag arbeiten kann.
* Unklare Gesetze, hohe Zölle, mangelnde Rechtssicherheit, Behördenwillkür, rasche Rechtsdurchsetzbarkeit, und zu Guter Letzt es sehr riskant und oft gar nicht gern gesehen wird, größere Kapitalbeträge im Land zu investieren, selbst wenn die Investition noch so nützlich fürs Land sein würden.
Ich möchte mit dem Beitrag weder jemanden auf die Füße treten, noch oberschlau daherkommen, sondern einfach nur meine Gedanken aus der Sicht eines Kaufmannes festhalten, und manches ist vielleicht auch ein wenig übertrieben und trifft nicht überall zu.
wie gesagt, nur so meine Gedanken zum Beitrag