Rücksicht und verantwortungsvolles Verhalten hat auch viel damit zu tun, wie entwickelt eine Zivilgesellschaft ist. Wie "bürgerlich" eine Gesellschaft ist. Historisch gesehen, war die philippinische Gesellschaft über Jahrhunderte eine Art Ständegesellschaft. Z. B. war es lange so: Ganz oben die in Spanien geborenen Spanier, dann die auf den Philippinen geborenen Spanier, dann die Mestizen, dann Chinesen. Und ganz unten die "philippinischen" Filipinos.
Die Oberschicht ist auch heute anders, als die Oberschicht, sagen wir mal in westeuropäischen Ländern. Sie schauen mehr auf "das Volk" herab und beuten es mehr aus. Jeder nimmt sich, was er kriegen kann. Und das zieht sich dann halt auch nach unten durch.
Die Philippinen haben nicht gerade Fair Play erfunden. Es gilt als o.k., zu tricksen und übers Ohr zu hauen. Selber Schuld, wenn der sich übers Ohr hauen lässt, heisst es. Sogar innerhalb der Famile. Das ist kein guter Nährboden für "Rücksicht". Was immer man auch unter diesem Wort verstehen mag.
Ich finde die Filipinos sind sehr höflich. Der Konsens ist ihnen wichtig, zumindest oberflächlicher Konsens. Und die Geselligkeit. Aber im Mitdenken, im sich in den anderen und eine andere Perspektive einfühlen, auf kurzfristige eigene Vorteile verzichten zugungsten eines grossen Ganzen ausserhalb der Familie, darin sind die Filipinos nicht gerade Weltmeister. Das wären aber Voraussetzungen, für rücksichtsvolles Verhalten.
Wenn man mich fragen würde, in welchen Ländern Rücksichtnahme besonders gepflegt wird, würden mir da spontan die Schweiz einfallen oder Schweden. Das sind reiche Länder. Die Philippinen sind ein armes Land. Jetzt kann man sich die Henne oder Ei Frage stellen. Wie auch immer: In einer rücksichtsvollen Umgebung kann man sicher produktiver sein.