Geschädigte Laubbäume in Deutschland

  • Hallo Ihrs,


    ich weiß, daß hier ist ein Philippinenforum. Doch in diesem Forum sind ja Deutschland und die Philippinen aufs engste mit einander verbunden, deshalb kann ich ja vielleicht auch mal hier etwas berichten, was mir in Deutschland aufgefallen ist.


    Besonders meine Frau freut sich immer über das viele Grün und die viele Bäume und Wälder.
    Doch leider ist es dieses Jahr so, das extrem viele Laubbäume geschädigt sind.


    Letzten Samstag befuhr ich die A45 Richtung Frankfurt, bzw. Seligenstätter Dreieck.
    Und kurz nach dem ich den höchsten Punkt der A45 passiert hatte, der auf etwa 530m ü. NN liegt, fielen mir einige Bäume auf, die nur ganz spärlich mit Laub bedeckt waren.
    Erst dachte ich, das sei nur ein örtlich begrenztes Phänomen. Aber je weiter ich mich Hessen näherte desto mehr geschädigte Bäume sah ich. In Hessen dann waren bestimmt 65% der Bäume geschädigt, das heißt sie hatten teilweise bis zu 80% ihres Laubes verloren. Auch als ich später in Bayern weiterfuhr, waren immer noch reichlich dieser entlaubten Bäume zu sehen.


    Bisher dachte ich, wenigstens der Ruhrpott ist bislang gesund. Aber dann entdeckte ich gestern die ersten "Patienten" nahe des Opelwerks in Bochum.


    Beim genaueren Hinsehen stellte sich heraus, daß die Bäume total abgefressen waren. Doch Raupen oder Käfer waren nicht zu sehen. Kann sein, daß die sich nur nachts an ihr zerstörerisches Werk machen und sich tagsüber irgendwie verstecken.


    Mich würde mal interessieren, wie der Wald in den übrigen Gebieten Deutschlands aussieht, wo ich jetzt am WE nicht hingekommen war.


    Habt Ihr das was beobachten können?


    Bleibt nur zu hoffen, das der Johannitrieb da noch wieder ein bißchen Grün zurück bringt.


    Karsten

    Einmal editiert, zuletzt von Karsten ()

  • [quote][i]Original von Karsten




    Beim genaueren Hinsehen stellte sich heraus, daß die Bäume total abgefressen waren. Doch Raupen oder Käfer .......



    @ Karsten


    als ich auf der A5 im Stau stand kam ein Bericht über diese Raupenplage
    im Radio.
    Soll aber den Bäumen nicht schaden , schlimmer sei dann schon die Umweltverschmutzung ;(
    Die Bäume sollen wieder ausschlagen da die Raupenplage in diesem Jahr recht früh anfang.


    Nobi

    Wer schweigt, stimmt nicht immer zu.
    Ich hab nun halt eben keine Lust, mit Moralaposteln zu diskutieren!


  • Karsten


    Wir haben in den letzten 10/15 Jahren in der Südpfalz vergleichbare Probleme mit sich explosionsartig vermehrenden Schädlingen. Bei uns sind besonders Eichen und z.T. auch Buchen betroffen. Glücklicherweise treten die Schädlinge nicht jedes Jahr in Massen auf, so dass sich die Bäume erholen konnten.


    Haki

    Edel sei der Mensch, Zwieback und gut ....

  • Wer kennt nicht die Geschichte von Eric Carle über die kleine gefräßige Raupe auf ihrer Entwicklung zum schönen Schmetterling (Link zu Buchbeschreibung für alle, die es nicht kennen: http://www.leser-service.de/ )


    Die Verwandlung (Metamorphose) einer Raupe zum Schmetterling läuft jedes Jahr unzählige Male in der realen Umwelt ab, besonders häufig aber 2004 in weiten Teilen unseres Bundesgebietes. Viele fanden nach einem Spaziergang oder nach dem Joggen eine oder mehrere Raupen auf ihrem Gewand. Nicht wenigen ist aufgefallen, dass es seit einiger Zeit "Brösel" regnet, wenn man unter Bäumen geht, wobei es sich um den Kot der aufgrund der gefressenen Blattmasse tatsächlich als "nimmersatt" zu bezeichnenden Raupen handelt. Weiters waren Spinnfäden mit oder ohne daran hängender Raupe bzw. auch Gespinste von gesellig fressenden Raupen zu finden, ganz zu schweigen von den oft bis auf die Gerippe abgefressenen Blättern an den verschiedensten Stauden, Sträuchern und Bäumen.


    Warum diese Massenvermehrung?
    Für viele kommt es überraschend, dass im Frühling und Frühsommer 2004 so viele Raupen aufgetreten sind. Tatsächlich ist aber bereits seit 2 Jahren zunehmend eine stärkere Vermehrung vieler Schmetterlingsarten festzustellen. 2003 war im Frühjahr unter günstigeren Bedingungen regional sogar stärkerer Fraß als 2004 zu beobachten. Allgemein ist die nun schon über mehrere Jahre andauernde Massenvermehrung auf die günstige Witterung der letzten Jahre (feuchtwarmes Frühjahr; trockene, warme Sommer) zurückzuführen, nicht zuletzt auch auf die eher durchschnittlichen, wenig extremen Winter.


    Auswirkungen auf den Baum
    Auch wenn so mancher Laubbaum sehr zerzaust und unschön aussieht und der Fraß der Schmetterlingsraupen teilweise nur mehr Blattreste zurückgelassen hat, ist kein Baum durch den Fraß ernsthaft gefährdet. Laubbäume haben die günstige Eigenschaft auch mehrmaligen Kahlfraß zu überstehen, vor allem wenn die Schädigung mehr oder weniger am Anfang der Vegetationsperiode stattfindet. Meist erfolgt kurz nach der "Entlaubung" ein erneuter Austrieb.


    Maßnahmen
    Heuer sind ab fortgeschrittenem Sommer in dem meisten Fällen keine Maßnahmen notwendig bzw. möglich. Da die Raupen schon ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium erreicht haben, ist die Verwendung von umweltschonenden Präparaten (Häutungshemmer, Bazillus thuringensis-Präparate) nicht mehr sinnvoll, da ein weiterer Schaden nicht mehr auftritt bzw. dieser mehr verhindert werden kann. Eine Bekämpfung mit Häutungshemmern empfiehlt sich im zeitigen Frühjahr (lange Wirkungsdauer), um die jungen Ei-Larven zu bekämpfen (geringe Dosis, noch kaum Fraßschäden). Aufgrund der lang anhaltenden Wirkung ist eine Applikation im Jahr ausreichend. Auf eine Verwendung von herkömmlichen, unspezifischen Insektiziden sollte verzichtet werden. Aufgrund der Gefährdung der Bevölkerung sind die empfohlenen Maßnahmen für Eichenprozessionsspinner und andere Prozessionsspinner-Arten nur eingeschränkt gültig. Gegen einige Forstspannerarten ist im Herbst der Einsatz von Leimringen (Kontrolle, Bekämpfung) möglich, da deren Weibchen flügellos sind.


    Viele Parasiten und Räuber
    Untersuchungen an Raupen, die von Mitarbeitern des BFW im Osten Österreichs gesammelt wurden, zeigten einen - der Dauer der Massenvermehrung entsprechend -hohen Parasitisierungsgrad der Raupen durch Schlupfwespen, Pilze und Virosen. Weiters konnte eine stark vermehrte (Fraß-)Aktivität räuberischer Gegenspieler, z.B. bei Spechten und Singvögeln festgestellt werden. Sogar eine der gefundenen Schmetterlingsraupen, die der Trapezeule, ist als räuberisch gegenüber Frostspannerraupen bekannt.



    Bilderauswahl von gefundenen Raupen


    Aglia tau
    Nagelfleck
    Agriopis aurantiari
    Laubwaldspätherbstspanner
    Agriopis marginaria
    Laubwaldfrühlingsspanner
    Agrochola circellaris
    Ulmenherbsteule

    Alsophila aescularia
    Frühlings-Kreuzflügel
    Alsophila aescularia
    Frühlings-Kreuzflügel
    Amata phegea
    Weißfleckwidderchen
    Amphipyra pyramidae
    Pyramideneule

    Apochemia pilosaria
    Schneespanner
    Asteroscopus sphinx
    Sphinxeule
    Coleophora laricella
    Lä-Miniermotte (Kokons)
    Colotois pennaria
    Federfühler-Herbstspanner

    Conistra vaccinii
    Braune Heidelbeereule
    Cosmia trapezina
    Trapezeule
    Discestra trifolii
    Meldenflureule
    Diloba caeruleocephala
    Blaukopf

    Eilema complana
    Gewöhnlicher Flechtenbär
    Eilema lurideola
    Grauleib-Flechtenbär
    Ennomos quercinaria
    Eichen-Zackenrandspinner
    Erannis defoliaria
    Großer Frostspanner

    Erannis defoliaria
    Großer Frostspanner
    Eriogaster lanestris
    Frühlings-Wollafter
    Euplagia quadripunctaria
    Russischer Bär
    Euplagia quadripunctaria
    Russischer Bär

    Euplagia quadripunctaria
    Russischer Bär
    Euproctis chrysorrhoea
    Goldafter
    Euproctis chrysorrhoea
    Goldafter
    Euproctis chrysorrhoea
    Goldafter

    Lasiocampa quercus
    Eichenspinner
    Lycia hanoviensis


    Lymantria dispar
    Schwammspinner
    Lymantria dispar
    Schwammspinner

    Lymantria dispar
    Schwammspinner
    Lymantria dispar
    Schwammspinner
    Macrothylacia rubi
    Brombeerspinner
    Nymphalis polychloros
    Großer Fuchs

    Nymphalis polychloros
    Großer Fuchs
    Nymphalis polychloros
    Großer Fuchs (Puppe)
    Operophtera brumata
    Kleiner Frostspanner
    Orthosia cerasi
    Gemeine Kätzcheneule

    Orthosia cruda
    Kleine Kätzcheneule
    Orthosia munda
    Zweifleck-Kätzcheneule
    Orthosia munda
    Zweifleck-Kätzcheneule
    Pentophera morio
    Trauerspinner

    Pentophera morio
    Trauerspinner (Eigelege)
    Pentophera morio
    Trauerspinner (Falter, w.)
    Pentophera morio
    Trauerspinner (Falter, m.)
    Phalera bucephala
    Mondvogel

    Phalera bucephala
    Mondvogel (Falter)
    Ptilophora plumigera
    Haarschuppen-Zahnspinner
    Thaumetopoea processio-
    nea Ei-Prozessionsspinner
    Yponomeuta padellus
    Zwetschken-Gespinstmotte



    Verwechslungsmöglichkeit
    Blattwespenlarve
    Blattwespenlarve




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