Nun, da die Uefa EURO 2024 vorbei ist, möchte ich die Gelegenheit ergreifen, hier den Faden wieder aufzunehmen und über meine Erfahrungen bzgl. der Suche nach einem neuen Broker berichten.
Die Ausgangslage war ja folgende:
- Kunde bei der PNB Paribas und deren Tochtergesellschaften DAB und Consorsbank seit ca. 2008
- Auswanderung auf die Philippinen im Januar 2010
- steuerliche Ansässigkeit auf den Philippinen der Bank seit Jahren bekannt
- Kündigung des Wertpapierdepots seitens der Consorsbank 06-2024
Dies soll übrigens nicht als "Beschwerde" meinerseits verstanden werden. Es ist nun einmal so, daß Banken ohne Angaben von Gründen eine Kündigung aussprechen dürfen. Dasselbe passierte mir bereits vor etwa 3 Jahren, als mir meine ehemalige Hausbank ebenfalls Girokonto, Depot und Mitgliedschaft (Raiffeisenbank) aufkündigte. Damals war das aber weniger ein Problem, da ich noch über weitere Bankverbindungen verfügte.
Meine Recherchen bezogen sich letztendlich auf insgesamt 17 Anbieter. Im einzelnen schaute ich mir dabei die Internetauftritte, die allgemeinen Geschäftsbedingungen (in Auszügen) und die Erfahrungen von Kunden auf diversen Webseiten an.
Als Ergebnis kann man vorab bereits festhalten, daß alle in Deutschland ansässigen Direktbanken und Neo-Broker, Kunden mit steuerlicher Ansässigkeit außerhalb des EU/EWR Raums bzgl. einer Depoteröffnungen von vornherein ablehnen. Diese Erkenntnis legt natürlich nahe, sich bereits vor einer endgültigen Auswanderung einen passenden Anbieter in Deutschland zu suchen und dort seine Papiere zu verwahren, wie auch in diesem "thread" teilweise empfohlen wurde. Die Erfahrung zeigt aber, daß ohne deutsche Adresse und gemeint ist hier sicher nicht nur eine Post-, sondern eine Meldeadresse, dies früher oder später zu einer Kündigung führen wird, wie das ja auch bei mir der Fall ist.
Nun aber zu den einzelnen Anbietern und die jeweiligen Bedingungen bzgl. einer Eröffnung eines Depots von den Philippinen aus sowie eventuell vorhandene Besonderheiten:
- eToro:
Seitens eToro werden viele Länder seit einiger Zeit "blockiert", was bedeutet, daß. keine Kunden (mehr) aufgenommen werden. Hierzu zählen auch die Philippinen. Was mit Bestandskunden passiert, entzieht sich meiner Kenntnis.
- Smartbroker:
Der Broker sagte mir anfänglich zu, so daß ich versuchte ein Konto zu eröffnen. Leider kam ich über die ersten persönlichen Angaben nicht hinaus, da die App während des Depoteröffnungsprozesses mehr als 15 mal abstürzte. Die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten Eingaben waren natürlich größtenteils nicht gespeichert und mußten von neuem erfaßt werden.
Bei späteren Recherchen stellte sich dann auch heraus, daß Smartbroker nur Kunden mit steuerlicher Ansässigkeit in Deutschland, Frankreich, Irland, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Italien sowie Spanien akzeptiert.
- Swissquote:
Kunden aus den Philippinen werden akzeptiert.
Der Broker ist allerdings im Vergleich sehr teuer (Depotgebühr mind. 80 CHF p.a., Kauf und Verkauf jeweils 9 CHF, Inaktivitäts-Fee 10 CHF, Gebühr für Verrechnungskonto 0,10% auf vorhandene Bareinlagen).
- Interactive Broker:
Kunden von den Philippinen werden akzeptiert.
Warum auch immer, ich fand den Anbieter (subjektiver Eindruck) "kompliziert und intransparent". Hinzu kommt, daß die Bedingungen bzgl. einer WP-Übertragung nicht eindeutig sind, was aber mittlerweile kein Ausschlußkriterium mehr darstellt, da ich meine offenen Positionen wegen der grundsätzlichen Schwierigkeiten bzgl. einer Wertpapierübertragung zu einem ausländischen Broker mittlerweile alle geschlossen habe.
- Flowbank:
Kunden von den Philippinen "wurden" akzeptiert.
Einen Tag vor meiner geplanten Depoteröffnung (Antragstellung), wurde dem Anbieter von der Schweizer Bankenaufsicht die Banklizenz entzogen. Die Flowbank ist mittlerweile zahlungsunfähig. Glück gehabt!
- Captrader:
Da der Anbieter keine ETF Sparpläne im Angebot hat, wurde er von mir nicht weiter "unter die Lupe genommen".
- FNZ Bank:
Deutsche Meldeadresse erforderlich.
Im übrigen verwendet der Anbieter eine Software, die ihrer Optik nach von studentischen Erstsemestern programmiert wurde. Nicht von ungefähr kamen mir dabei Erinnerungen an meinen alten C64 ins Gedächtnis.
-Lynx
Keine Aufnahme von Kunden mit außereuropäischer Steueransässigkeit.
- ING:
ING akzeptiert nur Kunden "mit Wohnsitz in Deutschland".
- DKB:
Im Internet habe ich bzgl. einer Depoteröffnung mit steuerlicher Ansässigkeit auf den Philippinen leider nichts gefunden. Allerdings wurde mein Vorhaben einer Depoteröffnung bei der DKB vor ca. einem Jahr abgelehnt, obwohl ich dort seit 2008 ein Girokonto besitze. Weitere Netzeinträge von Interresenten mit Auslandswohnsitz scheinen "diese Praxis" zu bestätigen.
- Banx:
Keine Aufnahme von Kunden mit außereuropäischer Steueransässigkeit
- finanzen.net.zero:
Der Anbieter akzeptiert nur Kunden aus der Schweiz sowie aus 23 EU Ländern.
- Scalaple Capital:
Der Anbieter akzeptiert nur Kunden mit steuerlicher Ansässigkeit in Deutschland, Österreich, Spanien, Italien, Frankreich sowie in den Niederlanden.
- Trade Republic:
Trade Republic akzeptiert nur Kunden mit einem "dauerhaften, steuerpflichtigen Wohnsitz in Deutschland".
- flatex:
Bei flatex können auch "im Ausland lebende Kunden" ein Depot eröffnen.
aber:
Für die Depoteröffnung ist eine SIM Card erforderlich. Die Telefonnummerneingabe wird dabei durch ein aufklappbares Menü mit "gefühlt" 200 Ländern (habe sie nicht gezählt) unterstützt. Und siehe da, bei einer Auswahl der Philippinen wird man aufgefordert doch bitte eine andere Ländervorwahl zu benutzen.
Hätte man eine deutsche SIM Karte zur Verfügung, könnte man diese Hürde natürlich überspringen. Allerdings dürfte sich spätestens bei der Adresseingabe die Sache erledigt haben. "Ganz Gewiefte" kämen hierbei vielleicht noch auf die Idee, die Anschrift eines Verwandten oder guten Bekannten einzugeben. Aber auch hier dürfte der Schwindel dann irgendwann (z. B. bei der Abführung von Steuern etc.) auffliegen.
- xtb:
Kunden von den Philippinen werden akzeptiert.
Ein Kontakt mit dem Kundenservice ergab allerdings, daß Einzahlungen aus der EU auf das in England geführte Verrechnungskonto nicht möglich sind. Man empfahl stattdessen, die Überweisungen von den Philippinen aus vorzunehmen und von dort aus das Geld mittels "zotapay" weiterzuleiten. Aufgrund der zu erwartenden Kosten dieser "Überweisungsorgie" (D-Ph-GB) lehnte ich eine Aufnahme in die "xtb Familie" in der Folge dankend ab.
- Trading 212:
Kunden mit außereuropäischer steuerlicher Ansässigkeit werden akzeptiert.
Der Broker hat einen Firmensitz in Bulgarien (für das europäische Geschäft) und einen solchen in Großbritannien für Kunden außerhalb Europas. Depotkosten sowie Kosten für den Erwerb und die Veräußerung von Papieren fallen nicht an. Der Anbieter ermöglicht zudem Einzahlungen in insgesamt 13 Währungen. Da Trading 212 für Einzahlungen auf das in England geführte Verrechnungskonto eine deutsche IBAN anbietet (wie die Weiterleitung des Geldes erfolgt, entzieht sich meiner Kenntnis), handelt es sich jeweils um SEPA Überweisungen, so daß hierfür keine zusätzlichen Kosten anfallen.
Handelt der Kunde in der Währung seiner Einzahlung, d. h. in unserem Fall in EURO, fallen keine Währungsumrechnungskosten an. Kauft er dagegen Papiere in US Dollar oder einer anderen Währung, wird dies mit einer Kostenquote von 0,15 % belegt, eine Fee, die später auch bei einem Verkauf nochmals einzuplanen wäre.
Dies alles läßt sich auf einem dauerhaft zur Verfügung stehenden Demokonto simulieren, so daß man vor überraschenden Negativerfahrungen im Rahmen des Handels eigentlich verschont bleiben sollte.
Der Anbieter hat natürlich auch diverse Nachteile. Hieru zählen u. a. die begrenzte Auswahl an Wertpapieren (z. B. nur etwa 450 etf, die andererseits alle sparplanfähig sind). Zieht man Trading 212 also in Betracht, sollte man sich vorab informieren, inwieweit einem die gebotene Auswahl genügt.
Ein weiterer zu berücksichtigender Punkt ist die Praxis des Anbieters, Wertpapiere des Kunden zu verleihen, was man allerdings vorher explizit gestatten muß. Mit den hierdurch erzielten Einnahmen finanziert der Broker übrigens die auf Barbestände der Verrechnungskonten bezahlten Zinsen (z. B. US Dolkar 5,1 %, EUR 4,2 %).
Fazit:
Ein Depot in Deutschland oder in einem anderen EU Land bei einer steuerlichen Ansässigkeit außerhalb des EU/EWR Raums zu eröffnen, ist meiner gewonnenen Erfahrung nach auf legalem Weg nicht möglich. Denkbar wäre nur die Eröffnung bei einem international aufgestellten Broker, der eine Niederlassung außerhalb des EU Raums betreibt, wobei eine solche, zusätzliche innerhalb der EU natürlich nicht schädlich ist. Daneben sollten weitere Voraussetzungen, wie z. B. eine Kontoführung in EUR, gegeben sein, da ansonsten zum Teil hohe Konvertierungskosten anfallen (z. B. xtb 0.7 % pro Einzahlung bzw. Rücktausch).
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe mich jetzt entschieden, ein Depot bei Trading 212 zu eröffnen!
The man