Montag auf den Philippinen
So, schon seit eingen Tagen wieder zurück auf dem Land, in Canlaon. Hier die Highlights des heutigen Tages.
Um 10:00 Busfahrt nach San Carlos, gleich wie immer, der Bus rattert über Valhermosso nach San Carlos. Wir verlassen ihn vor dem Busterminal, weil wir wegen einer Überweisung zur Philippine National Bank, kurz PNB, müssen. Ein Tricycle bringt uns zur Bank, heute erstaunliche Fahrmanöver, ich wusste nicht, dass man auch auf der linken Spur in die gleiche Richtung wie auf der rechten fahren darf. Manche Fahrzeuge haben am Heck den Text "Keep Distance" aufgepinselt, der praktisch als "keep minimal distance" interpretiert wird. Zumindest ist die Fahrt nicht langweilig.
Bei der PNB angekommen, werden wir von den Securities freundlich begrüsst, bekommen unsere Hände desinfiziert und erhalten eine Nummer. Nach einiger Zeit kommt eine Sachbearbeiterin, wir erläutern ihr unser Anliegen, eine größere Summe von einem Konto der PNB auf eines der BPI (Bank of the Philippine Islands) zu transferieren.
Sie erklärt uns freundlich, es sei am besten, die Summe bar zu beheben, zur nahegelegenen BPI zu watscheln und das Geld dort einzuzahlen. Hallo, geht´s noch? Ich soll mit einem Haufen Bargeld herumspazieren, weil diese Bank unfähig ist, einen Transfer von einer philippinischen Bank zu einer andern zustande zu bringen? Ich werde etwas grantig, bringe das auch verbal und körpersprachlich zum Ausdruck, sie geht beleidigt weg und wir verlassen die Bank wieder. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass die BPI im Nachbargebäude residiert. Aber sei es drum, wurscht. Eine Bank, die so etwas nicht zustande bringt, ist für mich uninteressant.
Da ich noch dringend Bargeld brauchte, sind wir zur BPI gegangen und haben den Security gefragt, ob der Bankomat auch internationale Kreditkarten mag. Er bejahte dies natürlich (was sonst) und ich probierte das Glücksspiel "Bargeldbehebung am philippinischen Bankomaten" aus. Glücklicherweise funktionierte es, was keineswegs selbstverständich ist, der Bankomat frisst die Karte, fragt nach dem Pin, überlegt dann etwa eine halbe bis eine Minute und spuckt dann entweder das Geld aus oder sagt, tut mir leid, verloren, kein Geld, aber du bekommst deinen Einsatz (=die Kreditkarte) wieder zurück.
Na gut, wenigstens das Geld haben wir, die meisten Bankomaten geben allerdings nur 10,000PHP freiwillig her. Da meine Frau nicht gefrühstückt hatte, beschlossen wir, mit dem Tricycle zum Jollibee in der Gaisano Capital Mall zu fahren. Nicht meine erste Wahl, aber meine Frau soll glücklich sein. Beim Jollibee wähle ich einen Burger mit Pommes frites und Eistee, die liebe Filippina, die meine Bestellung entgegennimmt, bedauert: "Sir, sorry, we have no fries!" Wäre ja auch ein Wunder, wenn einmal alles klappen würde. Egal, ich will den Burger, meine Frau bekommt ihren Chickenjoy mit Reis und damit kehrt wieder etwas Frieden in Magen und Seele ein.
Meine Frau wollte bei der BDO (Banco de Oro) ein neues Konto eröffnen, also ritten wir wieder ein Tricycle. Dort kamen wir sofort daran, es war Mittagszeit und sehr wenige Kunden frequentierten die Bank. Es dauert einige Zeit, meine Frau füllt mehrere Formulare aus, ich weise sie darauf hin, dass sie sich gleich nach dem Internetbanking erkundigen soll. Es gibt ein kleines Problem, ich hätte zu meinem Heimatstadt "City" hinzufügen müssen, ich repliziere, dass in Österreich keine Stadt "-City" heisst (außer der Shopping City) und diese Stadt hier auch "San Carlos" und nicht "San Carlos City" heisst. Seltsamerweise scheint dieser Vergleich verstanden zu werden. Irgendwann sind alle Formulare ausgefüllt, wir fragen, ob eine Überweisung zur BPI möglich sei, ja, wurde uns beschieden, koste aber 500 Peso Spesen. Wenigstens ist es möglich.
Abschließend bieten sie mir an, mit meiner Kreditkarte Bargeld zu behben, ich habe aber Bedenken, weil ich nur Bankomatbehebungen ohne die Zweifaktorauthentisierung mit einem iPhone durchführen kann. Dieses trage ich natürlich nicht in der Gegend herum, ohne dieses kann ich kein Internetbanking durchführen. Ich erkläre dies der lieben bebrillten Bankangestellten, sie hört mir aufmerksam zu, aber, wer ich fast 30 Jahre im Unterricht in Schüleraugen geblickt hat, erkennt sofort, ob etwas verstanden wurde oder nicht (letzteres war der Fall). Wir lassen es und verlassen dankbar die Bank. Am Bankomat an der Außenseite der BDO spiele ich noch eine Runde Glücksspiel und gewinne.
In der Zwischenzeit ist es draußen ordentlich heiss geworden, aber da der Busbahnhof aber nur etwa 300 bis 400 Meter entfernt ist, möchte ich die Strecke zu Fuß zurücklegen und ein wenig von der Stadt sehen. Meine Frau zetert und möchte mit dem Tricycle fahren, ich erwidere, ich möchte mit diesem Land zurechtkommen und deswegen gehen. An einer Strassenkreuzung sehe ich den Public Market und möchte hineingehen, meine Frau meint, es wäre so heiss drinnen, ich repliziere, da müssen wir durch (im doppelten Sinn). Es ist drinnen nicht direkt heiss, wir kaufen ein paar Kleinigkeiten und verlassen den Markt wider. Nach kurzer Zeit sind wir am Busterminal und besteigen den schon halbvollen Bus zurück nach Canlaon.
Kurz der Abfahrt steigt ein Prediger ein - ist der Bus in einem so schlechten Zustand, dass wir vor der Fahrt beten müssen? Falsch wäre es sicher nicht. Es ist ein Prediger irgendeiner Pfingstgemeinde, der etwas aus der Bibel vorliest und dann Kuverts verteilt, in die man Geldscheine stecken sollte. Wir spenden nichts, trotzdem verläuft Fahrt nach Canlaon problemlos.
Hier noch ein Schild, dass außen an der BDO hängt:
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Das erste Gebot war doch auch in den Saloons im Wilden Westen üblich, oder? (Das zweite eher weniger)
Der Prediger mit Lautsprecher am Gürtel:
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