Angeles. Freitag, 10 Uhr Früh. Ich schnalle meinen Rucksack - ein ziemlich großes Trekking-Ding - auf das Motorrad. Eine Honda 200 XR, das typische Leihgerät.
Ziel der Fahrt ist übrigens Baguio.
Auf dem McArthur Higway stehe ich erst einmal im Stau. Ich bin schon versucht, auf den NLEX aufzufahren, um dem Stau zu entkommen, da sehe ich ein Schild, dass Motorräder hier mindestens 400ccm haben müssen. Nun gut, dann eben nicht. Der Stau löst sich nach Angeles auf, es herrscht aber nach wie vor dichter Verkehr.
Kurz vor Tarlac City, ich bin noch nicht einmal eine Stunde unterwegs, dann das erste Hindernis. In einer Ortschaft findet offenbar ein Fest statt und ich werde zusammen mit dem anderen Verkehr vom McArthur Highway umgeleitet. Was soll's, dann umfahre ich die Ortschaft eben auf einer Nebenstraße. Denkste! Das Fest entpuppt sich kilometerlanger Umzug mit geschmückten Wägen von College-Jahrgängen, bis in die 60er Jahre zurückreichend. Am Straßenrand stehen Leute und jubeln den Leuten auf den Wägen zu. Ich fahre an der Kolonne gemächlich vorbei, bis es mir nach ein paar Kilometern zu dumm wird und ich nach dem Weg zum Highway frage. "Wieder zurück". Hm, die Umleitung war gar keine. Nach einer Weile bin ich endlich wieder dort, wo ich abgebogen bin. Der Umzug ist zum Glück schon an der Kreuzung vorbei. Eine dreiviertel Stunde hat der Spaß gedauert. Ärgern könnte man sich, wenn man nicht auf Urlaub wäre.
Ein paar Kilometer weiter dann Tarlac City. Ein Verkehrschaos, dass dem in Manila um nichts nachsteht. Glücklicherweise komme ich mit dem Motorrad dort durch, wo Autos hoffnungslos im Stau stehen. Welch eine Genugtuung nach der falschen Umleitung.
Nach Tarlac City ist dann auch deutlich weniger Verkehr und ich kann mein eigenes Tempo fahren. Schön. Irgendwann dann ein LKW, der Schlangenlinien fährt. Zwei Mal drängt er einen anderen Mopedfahrer fast ab, erst der dritte Überholversuch glückt. Nein, das habe ich nicht nötig! Aber dann kommt auch schon Urdaneta, wo ich den Truck gefahrlos überholen kann. Mittlerweile ist es ein Uhr und ich spiele kurz mit dem Gedanken, mittagessen zu gehen. Aber so groß ist der Hunger noch nicht. Irgendwo mitten in der Stadt dann ein Abbiegepfeil nach rechts, auf eine alternative Route nach Baguio für "light vehicles". Ich bleibe aber auf meiner geplanten Route und folge dem McArthur Highway geradeaus.
Danach kaum mehr Verkehr, dafür aber gut ausgebaute Straßen mit langen Geraden. So macht das Fahren Spaß!
Langsam tauchen im Dunst die Berge auf, doch noch geht es im Flachland dahin. In Rosario biege ich nach rechts Richtung Baguio auf die Kennon Road ein. Hier zahlt man erst einmal 5 Pesos Maut. Kehre für Kehre schlängle ich mich nun bergauf, überhole sporadisch ein Auto, aber sonst habe ich die Straße für mich alleine. Die Landschaft ist karg und trocken, besteht viel aus Felsen und rotem Sand. Allmählich wird es kühler.
Vor Baguio nimmt der Verkehr wieder zu. Schließlich bin ich da und erreiche ich den ersten Kreisverkehr. Viele Male habe ich die Straßenkarte von Baguio studiert, doch nun stehe ich hier und bin vollkommen orientierungslos. Überführungen, Unterführungen, und steile, kurvige Straßen bringen mein (sonst ganz passables) Orientierungsvermögen komplett durcheinander. Nach ungefähr 10 Mal Anhalten und Plan lesen lande ich nach einer Weile endlich dort, wo ich hin möchte. Ich habe ein Zimmer im "Corfu Village" telefonisch vorreserviert. Wurde mir von einem Bekannten empfohlen und ist mit 650 Peso pro Nacht bezogen auf andere Hotels in Baguio relativ billig. Allerdings handelt es sich um eine der hässlichsten Unterkünfte, in denen ich jemals gewohnt habe. Selbst Lodging Houses in der Provinz für 300 Peso sind in der Regel schöner. Das Zimmer starrt vor Dreck, durch das Fenster dringt kaum Licht. Im Badezimmer sind sind die Amaturen abgesehen von der Dusche alle kaputt, die Halterungen für Seife, Handtücher und Duschvorhang sind allesamt ausgerissen und das Waschbecken macht einen desolaten Eindruck, als würde es bei dem nächsten bösen Blick aus der Wand brechen. Zumindest Bettwäsche und Handtücher sind sauber. Zum Übernachten reicht es, doch länger würde ich hier sicherlich nicht freiwillig bleiben.
Angekommen bin ich um drei, mittlerweile ist es halb vier und so mache ich mich auf den Weg zum berühmten Mines View Park. Mit dem Motorrad sind es nur ein paar Minuten, an den paar Kreuzungen stehen sogar Wegweiser. Dort erwarten mich zunächst einmal Touristenmassen, die busweise hier ankommen. Auf dem gesamten Areal finden sich unzählige Souvenierstände, die allerdings zum Teil sogar ganz nette und günstige Teile verkaufen: Strickpullover und -mützen, Schlüsselanhänger, diverse Holzarbeiten, T-Shirts sowie allerhand Lebensmittel aus Erdbeeren und Erdnüssen und vieles mehr. Die angepriesene Aussicht auf die Berge ist ganz nett, aber wenn man aus den Alpen kommt, sind Vergleiche wohl nicht zulässig. Die philippinischen Touristen aus dem Flachland sind jedenfalls ganz hin und weg - und das mit Recht.
Langsam wird es dunkel und ich mache mich auf den Weg zum Markt. Markt, sagte ich Markt? Viel eher handelt es sich um einen ganzen Hügel, ein ganzes Stadtviertel, das als Markt fungiert. Menschenmassen wie in Divisoria in Manila. Und fast überall Parkverbot. Wie bitte kommen die vielen tausenden Leute hierher, wenn sie nicht parken dürfen? Doch nicht alle per Jeepney, oder? Nachdem ich ein bisschen Obst und Bäckerein eingekauft habe, geht es weiter zur SM Mall. Leicht zu finden, sollte man glauben. Denkste! Drei Ehrenrunden brauche ich, um trotz aller Wegweiser schließlich die Einfahrt zu finden. Und Parkgebühren muss ich auch noch zahlen. Das Abendessen im Food Court ist gut, reichhaltig und günstig - sehr versönlich. Auf dem Heimweg ist es mit der Versöhnung wieder vorbei, aber nach ein paar Abstechern in andere Stadtteile erreiche ich nach etwa 20 Minuten endlich das 500 Meter entfernte Corfu Village.
Nein, die Straßenführungen in Baguio sind nicht so ganz mein Metier. Erinnert mich ein bisschen an Siena in Italien, da habe ich mich auch schon grausam verfahren.
Das Klima hier mag zwar angenehm kühl sein, von der gerne genannten entspannenden Atmospäre ist Baguio aber meilenweit entfernt. Vielmehr handelt es sie um eine ganz normale hoffnungslos überfüllte, verschmutze Stadt. Die konfusen Straßenführungen und das allgegenwärtige Verkehrschaos tragen das Übrige dazu bei.
~~ Und bald geht es weiter nach Banaue ~~