Von Angeles nach Banaue

  • Angeles. Freitag, 10 Uhr Früh. Ich schnalle meinen Rucksack - ein ziemlich großes Trekking-Ding - auf das Motorrad. Eine Honda 200 XR, das typische Leihgerät.
    Ziel der Fahrt ist übrigens Baguio.
    Auf dem McArthur Higway stehe ich erst einmal im Stau. Ich bin schon versucht, auf den NLEX aufzufahren, um dem Stau zu entkommen, da sehe ich ein Schild, dass Motorräder hier mindestens 400ccm haben müssen. Nun gut, dann eben nicht. Der Stau löst sich nach Angeles auf, es herrscht aber nach wie vor dichter Verkehr.
    Kurz vor Tarlac City, ich bin noch nicht einmal eine Stunde unterwegs, dann das erste Hindernis. In einer Ortschaft findet offenbar ein Fest statt und ich werde zusammen mit dem anderen Verkehr vom McArthur Highway umgeleitet. Was soll's, dann umfahre ich die Ortschaft eben auf einer Nebenstraße. Denkste! Das Fest entpuppt sich kilometerlanger Umzug mit geschmückten Wägen von College-Jahrgängen, bis in die 60er Jahre zurückreichend. Am Straßenrand stehen Leute und jubeln den Leuten auf den Wägen zu. Ich fahre an der Kolonne gemächlich vorbei, bis es mir nach ein paar Kilometern zu dumm wird und ich nach dem Weg zum Highway frage. "Wieder zurück". Hm, die Umleitung war gar keine. Nach einer Weile bin ich endlich wieder dort, wo ich abgebogen bin. Der Umzug ist zum Glück schon an der Kreuzung vorbei. Eine dreiviertel Stunde hat der Spaß gedauert. Ärgern könnte man sich, wenn man nicht auf Urlaub wäre.
    Ein paar Kilometer weiter dann Tarlac City. Ein Verkehrschaos, dass dem in Manila um nichts nachsteht. Glücklicherweise komme ich mit dem Motorrad dort durch, wo Autos hoffnungslos im Stau stehen. Welch eine Genugtuung nach der falschen Umleitung.
    Nach Tarlac City ist dann auch deutlich weniger Verkehr und ich kann mein eigenes Tempo fahren. Schön. Irgendwann dann ein LKW, der Schlangenlinien fährt. Zwei Mal drängt er einen anderen Mopedfahrer fast ab, erst der dritte Überholversuch glückt. Nein, das habe ich nicht nötig! Aber dann kommt auch schon Urdaneta, wo ich den Truck gefahrlos überholen kann. Mittlerweile ist es ein Uhr und ich spiele kurz mit dem Gedanken, mittagessen zu gehen. Aber so groß ist der Hunger noch nicht. Irgendwo mitten in der Stadt dann ein Abbiegepfeil nach rechts, auf eine alternative Route nach Baguio für "light vehicles". Ich bleibe aber auf meiner geplanten Route und folge dem McArthur Highway geradeaus.
    Danach kaum mehr Verkehr, dafür aber gut ausgebaute Straßen mit langen Geraden. So macht das Fahren Spaß!
    Langsam tauchen im Dunst die Berge auf, doch noch geht es im Flachland dahin. In Rosario biege ich nach rechts Richtung Baguio auf die Kennon Road ein. Hier zahlt man erst einmal 5 Pesos Maut. Kehre für Kehre schlängle ich mich nun bergauf, überhole sporadisch ein Auto, aber sonst habe ich die Straße für mich alleine. Die Landschaft ist karg und trocken, besteht viel aus Felsen und rotem Sand. Allmählich wird es kühler.


    Vor Baguio nimmt der Verkehr wieder zu. Schließlich bin ich da und erreiche ich den ersten Kreisverkehr. Viele Male habe ich die Straßenkarte von Baguio studiert, doch nun stehe ich hier und bin vollkommen orientierungslos. Überführungen, Unterführungen, und steile, kurvige Straßen bringen mein (sonst ganz passables) Orientierungsvermögen komplett durcheinander. Nach ungefähr 10 Mal Anhalten und Plan lesen lande ich nach einer Weile endlich dort, wo ich hin möchte. Ich habe ein Zimmer im "Corfu Village" telefonisch vorreserviert. Wurde mir von einem Bekannten empfohlen und ist mit 650 Peso pro Nacht bezogen auf andere Hotels in Baguio relativ billig. Allerdings handelt es sich um eine der hässlichsten Unterkünfte, in denen ich jemals gewohnt habe. Selbst Lodging Houses in der Provinz für 300 Peso sind in der Regel schöner. Das Zimmer starrt vor Dreck, durch das Fenster dringt kaum Licht. Im Badezimmer sind sind die Amaturen abgesehen von der Dusche alle kaputt, die Halterungen für Seife, Handtücher und Duschvorhang sind allesamt ausgerissen und das Waschbecken macht einen desolaten Eindruck, als würde es bei dem nächsten bösen Blick aus der Wand brechen. Zumindest Bettwäsche und Handtücher sind sauber. Zum Übernachten reicht es, doch länger würde ich hier sicherlich nicht freiwillig bleiben.
    Angekommen bin ich um drei, mittlerweile ist es halb vier und so mache ich mich auf den Weg zum berühmten Mines View Park. Mit dem Motorrad sind es nur ein paar Minuten, an den paar Kreuzungen stehen sogar Wegweiser. Dort erwarten mich zunächst einmal Touristenmassen, die busweise hier ankommen. Auf dem gesamten Areal finden sich unzählige Souvenierstände, die allerdings zum Teil sogar ganz nette und günstige Teile verkaufen: Strickpullover und -mützen, Schlüsselanhänger, diverse Holzarbeiten, T-Shirts sowie allerhand Lebensmittel aus Erdbeeren und Erdnüssen und vieles mehr. Die angepriesene Aussicht auf die Berge ist ganz nett, aber wenn man aus den Alpen kommt, sind Vergleiche wohl nicht zulässig. Die philippinischen Touristen aus dem Flachland sind jedenfalls ganz hin und weg - und das mit Recht.




    Langsam wird es dunkel und ich mache mich auf den Weg zum Markt. Markt, sagte ich Markt? Viel eher handelt es sich um einen ganzen Hügel, ein ganzes Stadtviertel, das als Markt fungiert. Menschenmassen wie in Divisoria in Manila. Und fast überall Parkverbot. Wie bitte kommen die vielen tausenden Leute hierher, wenn sie nicht parken dürfen? Doch nicht alle per Jeepney, oder? Nachdem ich ein bisschen Obst und Bäckerein eingekauft habe, geht es weiter zur SM Mall. Leicht zu finden, sollte man glauben. Denkste! Drei Ehrenrunden brauche ich, um trotz aller Wegweiser schließlich die Einfahrt zu finden. Und Parkgebühren muss ich auch noch zahlen. Das Abendessen im Food Court ist gut, reichhaltig und günstig - sehr versönlich. Auf dem Heimweg ist es mit der Versöhnung wieder vorbei, aber nach ein paar Abstechern in andere Stadtteile erreiche ich nach etwa 20 Minuten endlich das 500 Meter entfernte Corfu Village.
    Nein, die Straßenführungen in Baguio sind nicht so ganz mein Metier. Erinnert mich ein bisschen an Siena in Italien, da habe ich mich auch schon grausam verfahren.
    Das Klima hier mag zwar angenehm kühl sein, von der gerne genannten entspannenden Atmospäre ist Baguio aber meilenweit entfernt. Vielmehr handelt es sie um eine ganz normale hoffnungslos überfüllte, verschmutze Stadt. Die konfusen Straßenführungen und das allgegenwärtige Verkehrschaos tragen das Übrige dazu bei.

    ~~ Und bald geht es weiter nach Banaue ~~

  • Baguio. 5:45 Früh. Die Nacht war eine Qual. Der Lärm von feiernden Filipinos in Verbindung mit Karaoke hat mir den Schlaf geraubt. Bei Sonnenuntergang bin ich also schon wieder wach und als ich nur wenige Minuten später meinen Rucksack am Motorrad festschnalle, kommen die nächtlichen Ruhestörer gerade aus dem angrenzenden Lokal. Der Fahrwind ist um diese Zeit ziemlich kalt. Mit Turnschuhen, Jeans, Jacke und Vollvisierhelm fahre ich ohnehin immer, aber heute trage ich zusätzlich einen Pullover und knöpfe die Jacke bis oben zu. Dafür herrscht noch kaum Verkehr und ich komme zügig voran.
    Von Baguio in die angrenzende Stadt La Trinidad, wo die Halsema Raod beginnt. Autobusse und normale Menschen nehmen die schnelleren Route über den Pan-Philippinischen Highway, ich aber will über die Berge via Bontoc fahren.
    Im Nebelschleier geht es Kilometer um Kilometer immer weiter bergauf durch potthässliche Ortschaften, bis die Besiedelung allmählich aufhört. Die Fahrbahn, abgehesehen von ein paar abgerutschten, notdürftig reparierten Straßenstücken ist in einem guten Zustand.
    Nach zwei Stunden erreiche ich gegen acht Uhr den ersten Höhepunkt der Fahrt: Den höchsten Punkt im philippinischen Highway-System auf über 2000 Metern. Der Nebel ist weitgehend aufgerissen und die ersten Sonnenstrahlen kommen durch die Wolken, trotzdem ist es eiskalt und ich friere. Entschädigt werde ich durch eine tolle Aussicht auf die umgebende Bergwelt. Zeit für Frühstück. Ich mache mich über meine am Vorabend eingekauften Vorräte her, obwohl es ein paar hundert Meter weiter auch zwei oder drei Restaurants gibt. Der Store am Highest Point hat allerdings noch geschlossen.



    Es folgt eine Panoramastraße mit schönen Berglandschaften und erste Reisterrassen. Unterbrochen wird die Idylle nur von den sporadischen Bergdörfern, eines hässlicher als das andere. Häuser aus nacktem Stahlbeton und rostigem Wellblech. Sonst nichts. Nicht einmal Tankstellen. Die letze war knapp vor dem Highest Point. Mein Bike braucht aber nicht viel, ich habe immer noch genug Sprit seit dem Volltanken in Baguio. Allmählich geht es bergab und die Temperaturen normalisieren sich wieder.


    Irgendwo dann doch eine Tankstelle, die ich dann doch in Anspruch nehme. Mit vollem Tank geht es weiter in die Mountain Province. Auch die Landschaft hat sich mittlerweile gewandelt, statt karger Berge findet man hier bewaldete, sanfte Hänge vor. Irgendwo in einem Kaff dann ein Checkpoint der PNP (Polizei). Der Polizist staunt nicht schlecht, als nach seiner Begrüßung in Tagalog eine Langnase unter dem Helm zum Vorschein kommt. Er vergisst sogar, sich den Führerschein und die Papiere zeigen zu lassen und wünscht mir einen "Happy Trip" nach Banaue.


    Der Weg zieht sich. Können 155 Kilometer nach Bontoc tatsächlich so weit sein? Ja, sie können!
    Schließlich landet man doch wieder im Tal, hier kann man nun ein bisschen schneller fahren und um halb eins erreiche ich schließlich Bontoc. Macht einen sehr langweiligen Eindruck, die Stadt. Warm ist es geworden und ich entledige mich meines Pullovers. Mittagessen lasse ich ausfallen, ich will nach Banaue, es sind ja nur mehr 25 Kilometer. Ich folge dem Wegweiser nach rechts, über die große Brücke, doch dann ist abrupt Schluss mit der asphaltierten Straße. Der Straßenzustand ist aber akzeptabel, immerhin gibt es auf der "dirt road" nur wenige Schlaglöcher. Stellenweise finden sich dann aber doch betonierte Straßenstücke, dazwischen einige Baustellen.

    Auf halber Höhe fährt man durch das Tal, vorbei an den ersten Reisterrassen. Ende der zügigen Fahrt, statt dessen alle paar Kurven das eine oder andere Foto. So viel Zeit muss sein. Ein paar Dutzend Bilder später komme ich dann gegen halb drei endlich in Banaue an.



    In der Tourist Information berät man mich freundlich und so beziehe ich nur wenige Minuten später in der People's Logde ein Zimmer für 500 Peso. Aircon braucht man keine, die Zimmer sind nett eingerichtet und sauber, im Bad gibt es sogar einen Water Heater. Herz, was willst du mehr? Endlich eine warme Dusche, um den ganzen Dreck von der Fahrt wieder loszuwerden und in frischer Kleidung gibt es dann ein ausgiebiges, verspätetes Mittagessen.
    Achteinhalb Stunden war ich nun unterwegs, davon schätzungsweise sieben bis siebeneinhalb Stunden reine Fahrzeit. Und das für läppische 180 Kilometer. Nicht schlecht, Herr Specht.

    ~~ Und morgen dann voll des Tatendrangs auf ins Abenteuer ~~

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  • Banaue, 9:00 Früh. Auf nach Batad! Das Filipino-Frühstück war gut und ausgiebig und ich bin voller tatendrang. Von Geschichten über stundenlange Wanderungen lasse ich mich nicht abschrecken und lehne alle Angebote von Guides mehr oder weniger höflich ab. Ein anderer Backpacker hat gemeint, ich solle unbedingt eine Nacht dort bleiben, aber ich habe mein Zeug in meinem Zimmer in Banaue gerade so schön ausgebreitet und überhaupt keine Lust auf Zusammenpacken.


    Zunächst geht es 12 Kilometer durch das Tal, danach biegt man nach links ab und fährt weitere 4 Kilometer den Berg hinauf bis zum Batad-Sattel. Die Straßenzustände sind schlimm bis grausam, aber mit dem richtigen Motorrad ist das alles kein Problem. Tricycles und Jeepney brauchen eine gute Stunde für die Strecke, ich nur 40 Minuten. Die Abzweigung Richtung Batad-Sattel nach 12 Kilometern ist durch ein großes Schild gekennzeichnet und kaum zu übersehen.
    Am Sattel endet die Straße bei einem großen Parkplatz, von hier aus muss man zu Fuß ins Tal auf der anderen Seite des berges hinunter. Ein paar Filipinos, die Snacks und Getränke verkaufen, drängen sich auf, auf mein Motorrad und meinen Helm aufpassen zu wollen. Soll mir recht sein, den Helm schleppe ich sicher nicht den ganzen Tag mit.
    Der Fußweg ist relativ breit und angenehm zum Wandern, ich bin flott unterwegs und erreiche nach etwa einer halben Stunde den Ortsanfang von Batad und die Tourist Information. Der Durchschnittstourist ist wahrscheinlich gemütlicher unterwegs und braucht dann eher eine dreiviertel Stunde. Trotzdem: Von wegen stundenlange Fußmärsche! Alles Schauergeschichten! Einen Guide kann man sich getrost sparen, es gibt nur diesen einen Weg nach unten. Verlaufen könnte man sich nicht einmal, wenn man wollte.




    Hier in diesem Ortsteil von Batad, am Hang gelegen, finden sich ein paar Gusethouses und Restaurants, die erstaunlicherweise Pizza ganz oben auf der Speisekarte haben. Noch bin ich nicht hungrig, aber eine Pizza zum Abendessen wäre schon etwas Feines.
    Aber zunächst geht es zwischen ein paar Häusern den Weg hinunter zum Ortsteil im Talkessel. Das Wetter ist traumhaft, die Sonne scheint, der Himmel ist blau und es ist nicht allzu heiß. Was mich noch mehr freut: Ideale Fotobedingungen! Irgendwie gefällt es mit dann auf den Reisterrassen so gut, dass ich, anstatt nach unten zu gehen, lieber auf den Anlagen herumklettere. Immer wieder rauf und runter und ein Stück weiter, bis ich schließlich auf der anderen Seite des Talkessels lande.





    Die meisten Reisfelder sind noch braun und unbepflanzt, einige sind schon zartgrün. Auf ein paar Feldern sind Bauern am Werk. Bis zu den Waden stehen sie im Schlamm und setzen gebückt Pflänzchen für Pflänzchen ein. Das grenzt fast schon an Strafarbeit. Nicht zu beneiden, diese Leute.





    Als ich dann im Ortsteil im Tal ankomme ist es bereits früher Nachmittag. Viel gibt es hier nicht. Ein paar Hütten, zwei Kirchen und eine Eatery. Gerne würde ich noch einen Abstecher zu den Tappiya Falls machen, aber die Zeit drängt. Statt dessen genehmige ich mir ein Coke in der Eatery und unterhalte mich mit der Besitzerin. "When i was in manila i watch tv all the time but here the terraces is my tv", erzählt sie mir im typischen Filipino-English. Nicht schlecht, so eine Einstellung - finde ich.




    Der Zucker im Coke ist eine Wohltat für meine Muskeln und so mach ich mich frisch gestärkt auf den Weg zurück zum höher gelegenen Ortsteil. Nicht direkt, wohlgemerkt, sondern über die andere Seite des Talkessels. Irgendwann - gefühlte Stunden später - komme ich dann hinter dem grünen Guesthouse an.




    Nein, es waren natürlich keine Stunden, es ist gerade einmal 3 Uhr nachmittags, aber meine Oberschenkel machen sich langsam bemerkbar. Aber jetzt ist Zeit für Pizza! Im Restaurant sitze ich auf der Terrasse mit Ausblick über das ganze Tal ... so macht Essen Spaß!
    Um Vier Uhr mache ich mich auf den Rückweg und vorbei an ein paar schnaufenen Koreanern erreiche ich nur 40 Minuten später den Sattel. Am Rande bemerkt: Meine Oberschenkel freuen sich mittlerweile so ganz und gar nicht mehr. Aber da müssen sie durch.
    Oben wird es wieder lustig. Wie es halt so ist will man nun 100 Peso Park- und Helm-Aufpass-Gebühr von mir. Ich denke, die Freunde sind ein bisschen größenwanhsinnig und biete ihnen 20 Peso. Es folgt viel Gejammer und Gezeter und so einigt man sich schließlich auf immer noch größenwahnsinnige 50 Peso. Was tut man nicht alles um des lieben Friedens willen...


    ~~ Am kommenden Tag ist Erholung angesagt ~~

  • Hallo trivial,


    interessant dein Reisebericht! Werde ihn weiter verfolgen. Aber sag´mal, wann hast du diese Tour gemacht? In diesem Jahr? Mich macht es traurig zu lesen, was aus Baguio geworden ist. :( Ich war dort 1989 und 1990. Damals eine hübsche, saubere und gemessen an phil. Stadtverhältnissen noch ruhige Stadt. Jedoch war 1990 wenige Monate nach meiner Rückkehr dort ein schlimmes Erdbeben. Ob sich die Stadt davon bis heute noch nicht ganz erholt hat?


    pag-asa

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  • Hi trivial,


    sehr schöner, sehr informativer Reisebericht mit vor allem "Klasse 1A-Bildern", obwohl man die Gegend als solche ja schon vielfach gesehen hat, sind Deine Bilder noch einmal eine schöne Ergänzung.


    Ich las neulich in einem Bericht, daß dieses "Weltwunder" zu zerfallen droht, wenn es nicht geschützt wird, weil immer mehr Reisbauern dort von den Erträgen nicht mehr leben können und ihre Terassen einfach verlassen und zerfallen lassen, aufgrund der Billig-Reisimporte in den Phils - das wäre wohl wirklich allzu schade aber wohl doch kaum zu vermeiden, wie ich die Philippinische Politik so, von Ferne, einschätze! ;(



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  • Zitat

    Original von pag-asa
    Hallo trivial,


    interessant dein Reisebericht! Werde ihn weiter verfolgen. Aber sag´mal, wann hast du diese Tour gemacht? In diesem Jahr? Mich macht es traurig zu lesen, was aus Baguio geworden ist. :( Ich war dort 1989 und 1990. Damals eine hübsche, saubere und gemessen an phil. Stadtverhältnissen noch ruhige Stadt.


    Ich war vorigen Monat (Februar 2010) dort.


    1990 lebten in Baguio 183'142 Personen, 2007 waren es bereits 301'926. Ich denke, das sagt schon sehr viel aus ... so ein Wachstum kann eine Stadt einfach nicht verkraften. In Baguio ist es anscheinend noch ein bisschen schlimmer, weil durch die Berge nur wenig Platz ist, dass sich die Stadt räumlich ausdehnt.


    Zitat

    Jedoch war 1990 wenige Monate nach meiner Rückkehr dort ein schlimmes Erdbeben. Ob sich die Stadt davon bis heute noch nicht ganz erholt hat?
    pag-asa


    Ich habe ja nie behauptet, dass Baguio selbst nicht schön wäre. Die verwirrenden Straßenzüge haben ja nichts negatives an sich, sind aber recht ungewohnt. Und der Vergleich mit Siena sollte durchaus schmeicheln.


    Aber so wie in mittlerweile jeder philippinischen Großstadt ist das Stadtzentrum hier einfach hoffnungslos überfüllt, dreckig, verschmutzt und von Verkehr verstopft.

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  • Na klar, bei dem Bevölkerungswachstum einerseits und den veränderten Lebensbedingungen der letzten 20 Jahre kann es nicht mehr wirklich schön sein. Früher galt Baguio immer als begehrtes Ferienziel für reiche Filipinos. Diesen Ruf hatte die Stadt jedenfalls. Aber damit ist es ja denn wohl vermutlich vorbei.


    pag-asa

  • Banaue, 6 Uhr früh. Ich bin wach und ausgeschlafen. Das kommt davon, wenn man am Vortag um 9 Uhr abends schlafen geht. Beim Aufstehen werde ich wieder in die Realität zurückgeholt. Große Wanderungen sollte ich heute besser lassen. Statt dessen ist Erholung für meine Muskeln angesagt.


    Nach dem Frühstück sehe ich mir das Städtchen Banaue einmal genauer an. Besonders groß ist es nicht, zu Fuß braucht man von einem Ende zu anderen nur wenige Minuten. Die Gebäude sind, bezogen auf die umliegende Berglandschaft, eine Schande. Nackter Stahlbeton und rostiges Wellblech. Viele Häuser haben gar kein richtiges Dach, statt dessen ragen alte Stahlstangen aus dem obersten Stock nach oben, als würde man noch weitere Stockwerke aufbauen. Die Hängebrücke sieht nett aus, ist aber schon sehr desolat und zum Teil durchgerostet. Trotzdem komme ich heil von einer Seite auf die andere.






    Am Markt gibt es ein reichhaltiges Angebot an frischen Früchten und die großen Stores führen so ziemlich alles, was man braucht.




    In den zahlreichen Souveniershops finde ich Sachen, die mir außerordentlich gut gefallen. Vor allem die schwarzen Holzfiguren haben es mir angetan. Aber wie transportieren, ohne dass diese fragilen Teile brechen? Die Frage nach einer Box wird vom verkäufer mit einem ungläubigen Blick quittiert. Gut, ich marschiere also in die Stores und suche nach einer geeigneten Tupper-Box. Denkste. Auch wenn es hier viel gibt, so etwas führen die Läden hier nicht. Aber man ist schließlich einfallsreich. Meine Taucherbrille wird kurzerhand einfach so in den Rucksack gesteckt und mit der Plastikbox marschiere wieder zurück zum Souvenier-Shop. Ja, ein etwa 15 Zentimeter großer Krieger passt hinein! Ohne danach gefragt zu haben gibt mir der Verkäufer einen Preisnachlass von angeschriebenen 150 Pesos auf 100 Pesos. Ich nehme dankend an. Doch gleichzeitig wird mir wieder einmal bewusst, dass hier so Manches falsch läuft. Da kaufe ich eine geschnitzte Holzfigur, in der sicherlich eineige Stunden Handarbeit stecken, für 100 Pesos während draußen irgendwelche Leute für 2000 Pesos am Tag Guide spielen wollen. Hier fehlt es einfach an Verhältnismäßigkeit.
    Mein Krieger wird es übrigens in der mit Zeitungspapier ausgeposterten Box wohlbehalten bis nach Europa schaffen und ziert jetzt meinen Schreibtisch. Auch die Taucherbrille kommt unbeschädigt an.



    Nachmittags besuche ich dann die Viewpoints, wo ich mich zu einer kleinen Wanderung auf die andere Seite des Tals hinreißen lasse. Ein bisschen Bewegung gegen Muskelkater soll schließlich gut tun. Es lonht sich, die Aussicht von drüben ist wirklich schön und meine Muskeln spielen brav mit. Interessant ist der Mann, der vor einer Hütte sitzt und an einem künftigen Souvenier schnitzt.









    Anschließend gönne ich mir noch einen Kaffee für 15 Pesos beim Schmökern in den großen Souvenier-Shops beim "Main Viewpoint". Obwohl angeschrieben, gibt es leider keinen brewed, sondern nur instant coffee, aber manchmal ist jeder Kaffe recht. Und zu guter Letzt finde ich noch ein cooles T-Shirt, schwarz mit dunkelgrünem "Banaue"-Aufdruck, für 150 Pesos. Es gibt zwar auch billigere Shirts, die aber von merklich niedrigerer Qualität sind.
    Auf ein Foto mit den Natives - steinalte Leute, die in voller Pracht und Tracht mit bunten gewebten Gewändern und geschmückt mit Federn herumsitzen - verzichte ich dann aber. Ich weiß nicht genau, wieviel diese Leute für ein Foto wollen - andere philippinische Touristen geben ein paar hundert Pesos, und das ist mir einfach zu viel. Irgendwie bin ich skeptisch, diese Beträge am Ende des Tages dann auch dort ankommen, wo sie hingehören. Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Was soll's, wenn ich das Geld nicht hier ausgebe, dann eben irgendwo anders.




    ~~ Und morgen geht es ausgeruht und gestärkt wieder ins nächste Abenteuer ~~

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  • 8:00, Banaue. Ausgeruht und wieder voller Tatendrang. Das Frühstück in der People's Lodge schmeckt am Balkon mit Aussicht über ganz Banaue einfach doppelt so gut wie in einem normalen Gastraum.


    Danach breche ich auf nach Hapao. Schöne Reisterrassen soll es dort geben, etwa 16 Kilometer westlich von Banaue. Viel mehr kann ich im Vorfeld nicht in Erfahrung bringen. Auf den ersten Kilometern ist die Fahrbahn in ausgezeichnetem Zustand, danach beginnt eine Rumpelpiste der Sonderklasse, die mehr einer Off-Road Strecke als einer Straße gleicht. Doch nach einer dreiviertel Stunde ist es geschafft. Reisterrassen sehe ich hier jedoch keine, nur eine langweilige Ortschaft an der Hauptstraße. Doch schließlich bringe ich in Erfahrung, dass ich zurück an den Ortsanfang und dort die Abzweigung zur Schule nehmen muss. Gesagt, getan. Und tatsächlich, hinter der Schule tut sich ein wunderschönes, flaches, langgezogenes Tal auf. Mitten auf den Feldern stehen ein paar nett anzusehende Hütten und eine größere Kirche. Am Himmel liegt leider eine dicke, weiße Wolkendecke und so bleiben gute Fotos Mangelware. Trotzdem macht es einfach Spaß, über die Felder zu wandern.







    Am Ende des Tals soll es "Hot Springs" geben und so mache ich mich auf den Weg. Was so nahe aussieht entpuppt sich dann doch als Fußmarsch von einer guten halben Stunde. Und als ich endlich ankomme, bin ich dann auch ein kleines bisschen enttäuscht. Die Hot Springs entpuppen sich als ein Becken, das vielleicht zwei Mal drei Meter groß ist, in dem knöcheltief das Wasser steht. Aber immerhin ist es wirklich warm. Wie es scheint, kommen hier heiße Gase aus dem Boden, welche das Wasser wärmen.
    Doch viel interessanter finde ich etwas ganz anderes: Wenn man noch ein Stück weitergeht und dann links nach oben klettert, landet man auf alten Terrassen, die nicht mehr bewirtschaftet werden und fast gänzlich mit Unkraut zugewuchert sind. Irgendwie traurig, denn ich habe den Eindruck, als ginge dabei ein Stück Geschichte verloren. Eigentlich habe ich mir von hier oben einen schönen Ausblick erhofft, aber da das Tal noch vor den Hot Springs einen Knick macht, ist die Aussicht eher bescheiden.



    Viel mehr gibt es nicht zu sehen, außerdem möchte ich meine armen Muskeln noch ein bisschen schonen und so mache ich mich langsam auf den Rückweg.





    Im Ortsteil an der Straße gönne ich mir noch ein Mittagessen und dann fahre ich am frühen Nachmittag wieder zurück nach Banaue.
    Den Nachmittag vertrödle ich gemütlich, "roame" irgendwo zwischen Banaue und den Viewpoints "around" und erwerbe für ein paar Euro eine beträchtliche Menge Schlüsselanhänger, Kettchen und Dreamcatcher in diversen Souveniershops für Freunde und Familie zu Hause. Auch dafür muss Zeit sein, immer nur Action ist einfach zu viel.


    ~~ Und morgen werde ich Banaue leider verlassen müssen, da es noch viel zu viele andere schöne Plätze im Land der 7107 Inseln gibt, die ich auf meiner Reise besuchen möchte ~~

  • 8:00, Banaue. Abfahrt. Ich bin ein bisschen spät dran, will ich doch direkt zurück nach Angeles fahren. Natürlich nicht wieder über die Halsema Road, sondern übder die schnellere Strecke.
    Die Straße über Lamut bis nach Bagabag zum Highway ist in sehr gutem Zustand und so biege ich bereits um 9 Uhr in den Highway in. Dort herrscht selbst in den Ortschaften kaum Verkehr und ich komme zügig voran.
    Bei Santa Fe muss man noch einmal über einen Berg, hier geht es steil bergauf, Kehre für Kehre. Die Fahrbahn ist stellenweise komplett kaputt, Lastwägen und Busse mühen sich im Schritttempo nach oben, stellen erhebliche Verkehrsbehinderungen dar und sind nicht ganz ungefährlich zu überholen. Nach einer Weile geht es endlich bergab und dann ist man auch bald wieder im Tal, wo man auf langen, geraden Strecken die verlorene Zeit wieder einholen kann.


    Gegen zwölf oder halb eins komme ich in San Jose an, wo ich eine kleine Mittagspause einlege. Nun ist Schluss mit der zügigen Fahrt und ich stecke in dichtem Verkehr fest. Nahc San Jose biegt die Hauptroute nach rechts Richtung Tarlac und SCTEX ab, da ich diese Strecke aber schon kenne bleibe ich auf dem Highway. ein Stück weiter in Gapan biege ich schließlich nach San Isidoro und San Fernando ab. Diese Strecke ist nicht ausgeschildert, man muss dazu bei der ersten großen Kreuzung nach der großen Brücke rechts fahren. Auch hier herrscht starker Verkehr, überholen ist fast unmöglich und so zuckle ich gezwungenermaßen in einer Kolonne langsamer LKWs dahin. Doch anstatt geradeaus nach San Fernando weiterzufahren, biege ich in Santa Ana nach rechts auf die Straße rund um den Mount Arayat ab, die mich mehr oder weniger direkt nach Clark führt. Und so komme ich gegen halb vier nach siebeneinhalb Stunden Fahrt (inklusive einer halben Stunde Mittagspause) wieder in Angeles an.



    ~~ Ende ~~