Landwirtschaft


  • Den Verantwortlichen habe ich eine Email geschickt, mal sehen ob die darauf antworten:


    Hallo,


    ich habe seit 1980 in der philippinischen Provinz zu tun und betreibe eine Demo-Farm. Aus diesem Hintergrund heraus scheinen mir zahlreiche Aussagen Ihres Videos an der Realität vorbeizugehen. Hier die wichtigsten:


    1. Von einer signifikanten Erhöhung der Nachttemperaturen und des Meeresspiegels kann keine Rede sein.


    2. Bei Häufigkeit und Stärke der Taifune sowie der Dürreperioden gibt es keine meßbare Zunahme


    3. Die Taifunschäden werden immer geringer. Z.B. lebten 1980 in unserer Gemeinde ca. 15% der Menschen in massiven Häusern, heute sind es über 70%. Der Supertaifun Reming 2006 war der erste Kategorie 5 Taifun in unserem Ort ohne Todesopfer. Auch waren die Sachschäden dank der in den letzen 15 Jahren stark ausgebauten Infrastruktur wesentlich geringer als z.B. bei den Taifunen Rosing und Loleng in 1995 und 1998.


    4. Um 1960 lagen bei uns die Reis-Hektarerträge bei 1 t/ha. Heute bei 3,6 und mit Hybridsaatgut haben wir trotz Fehler bei der Düngung kürzlich 6 t/ha geschafft, der Rekord in unserer Gemeinde liegt bei 9 t/ha. Diese Entwicklung ist in den meisten Provinzen zu beobachten.


    5. Im Video wird die Tatsache unterschlagen dass organischer Dünger auch Geld kostet, wesentlich größere Mengen erforderlich sind und ebenfalls Klimagase freigesetzt werden. Deshalb sind die meisten Bauern zu einer Kombination von organischen und NPK-Dünger übergegangen.


    6. Weiterhin bleibt unerwähnt dass die nachgebauten alten Sorten entweder deutlich niedrigere Erträge bringen und/oder anfälliger gegen Schädlinge, vor allem Tungro, sind als dies bei den neuen IRRI Sorten der Fall ist.


    7. Das eigentliche Hauptproblem der Kleinbauern wird überhaupt nicht erwähnt: Ungenügende Vorfinanzierung. Für höhere Erträge benötigt man einen höheren Input und den gibt es meisten nur von den Kredithaien zu Wucherzinsen. Ein Sack mehr NPK pro Hektar kostet 1.500 Pesos, der Mehrertrag kann bis zu einer Tonne betragen, also ca. 14.000 Pesos. Ähnlich sieht es bei den Kosten für Hybridsaatgut aus.


    8. Nachgebautes Saatgut kostet auch Geld. Und zwar zunächst den entgangenen Erlös für den Rohreis, plus Kosten für die spezielle Trocknung und ggfls. Beizung sowie einer meistens deutlich geringeren Keimungsrate. Da bei Hybrid die Setzlinge einzeln (Bis zu 39 Triebe gegenüber 4-8 bei normalen Sorten) und nicht in Büscheln gepflanzt werden benötigt man wesentlich geringere Mengen pro Hektar.


    9. Im Video blieb die Problematik der Nachernteverluste und mangelnder Infrastruktur völlig aussen vor. In dieser Richtung gibt es seit einigen Jahren auf den Philippinen große Anstrengungen der Regierung. Dies ist einer der Hauptgründe für die ständig geringer werdenden Importmengen. Beim Mais gibt es eine ähnliche Entwicklung.


    Nach meiner Erfahrung ist der effizienteste Weg den Kleinbauern zu helfen und die Ertemengen zu erhöhen die Bereitstellung einer Vorfinanzierung zu niedrigen Zinsen nebst einer kostenlosen Ernteausfallversicherung und Beratung durch Experten von der örtlichen Agrarbehörde. Das haben wir schon mehrfach erfolgreich getestet: Im Schnitt 30% höhere Ernte, Verdoppelung des Nettoverdienstes und die Rückzahlungsrate lag bei genau 100%.


    Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich beführworte die Arbeit und das Konzept von MASIPAG, hege aber Zweifel ob es wirklich eine Alternative zur konventionellen Landwirtschaft ist. Dies begründe ich u.a. mit der Tatsache dass weniger als 2% der Farmer Mitglied bei MASIPAG sind obwohl diese Organisation seit 20 Jahren besteht und reichlich finanzielle Unterstützung erhält. Ich persönlich sehe die Zukunft eher in einer verstärkten Kombination verschiedener Techniken und völlig neuen Formen der Finanzierung.


    Die Problematik ist extrem komplex. Ich habe meine Einschätzungen und Erfahrungen in einem kleinen Buch zusammengefasst, siehe Anlage.


    Für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung.


    PS: Ein Teil der Aufnahmen sind ganz bei uns in der Nähe entstanden und ich kenne einige der vorgestellten Leute, einschließlich deren privater Meinung.

  • Das Thema mit der Biogasanlage in der Form hatte wir hier vor ein paar Jahren schonmal besprochen, aber leider hatte es sich damals als nicht wirklich interessant herausgestellt


    ( Glaube Jochen hatte damals sich auch noch weiter damit beschäftig und kam recht schnell zur erkenntnis, das es nicht wirklich interessant ist)

  • Das Thema mit der Biogasanlage in der Form hatte wir hier vor ein paar Jahren schonmal besprochen, aber leider hatte es sich damals als nicht wirklich interessant herausgestellt


    ( Glaube Jochen hatte damals sich auch noch weiter damit beschäftig und kam recht schnell zur erkenntnis, das es nicht wirklich interessant ist)


    Ich wollte das trotzdem machen, wenn ich mit meinem Hausbau fertig bin. Dabei spielt dann folgendes noch eine Rolle. Jetzt wird die Schweinescheiße direkt in den Bach hinter meinem Grundstück entsorgt, und der stinkt entsprechend. Für die Felder wird Dünger gekauft. Um Gas zu sparen, wird auf Reis auf Holzfeuer gekocht, und dafür der Wald auf den Bergen abgeholzt.. Das müsste man doch alles mit der Anlage lösen können, auch wenn sonst nichts dabei rüber kommt. Oder irre ich da?
    Alex

  • Hallo Alex, schaue dir mein Video nochmals an. Mit geringem Aufwand läßt sich die Hinterhof-Piggery umbauen. Dann hast du keine Gülle mehr im Grundwasser, keinen Gestank aber alle 4-6 Wochen vorkompostierten organischen Dünger der sofort für basal fertilizing (Grunddüngung) auf Reis- und Maisfeldern, Gemüsebeete oder auf Baumscheiben ausgebracht werden kann. Damit spart man mindestens die Hälfte an NPK Kunstdünger ein.


    Anhaltspunkt für Reispflanzungen mit Hochleistungssorten: Grunddüngung pro Hektar 8 Säcke von besagtem Einstreu, side dressing (Zwischendüngung) 2 Sack 16-16-16, sowie 2 Sack Topdressing (Kopfdüngung) mit 0-0-46 Wenn dann noch die Bewässerung, Unkraut- und Schädlingsbekämpfung halbwegs ordentlich gemacht wird und kein Taifun kommt kannst du mit Minimum 100 Sack Palay/ha rechnen, also 5 t/ha bzw. 2 t/ha mehr als üblich. Macht ca. 28.000 Peso Mehrerlös bei ca. 7.000 Peso Mehrkosten.

  • Noch hat das alles ja Zeit. 55 Tage (Arbeitstage) muss ich ja noch arbeiten, und nebenbei noch alles für den Container vorbereiten. Und ann dort erst mal Hausbauen. Aber ich kopiere mir schon mal alle Informationen.
    Alex