Motorradtour durch die Zentral - und Ostvisayas 1

  • Motorradtour durch die Zentral - und Ostvisayas, Manila - Bohol - Leyte - Eastern Samar


    Ein lange von mir gehegter Wunsch war es, einmal eine Rundtour durch die Visayas (Central und East) per Motorrad zu machen. Aus verschiedenen Gründen musste ich diese immer wieder verschieben, Ende Dezember 2016 konnte ich den Plan endlich in die Tat umsetzen.
    Zusammen mit zweit Bekannten, ging es nach Weihnachten mit Kuwait Airways nach Manila, an anderer Stelle hatte ich bereits etwas zu meinen Erfahrungen mit der Airline geschrieben.


    Ohne nennenswerte Verspätung und nach problemloser Taxifahrt mit einem ehrlichen Taxifahrer kamen wir abends in Malate an und bezogen unsere Zimmer in der angenehmen Pension Natividad.


    Für meine Mitreisenden war es die erste Reise auf die Philippinen (ansonsten sehr Reiseerfahren), also stand am Anfang ein Tag Besichtigungsprogramm in Manila an. Die im Jens Peters Reiseführer beschriebene Walking Tour durch Intramuros Richtung Rizal Park ist dazu meiner Ansicht nach sehr gut geeignet, auch weil man zeitweise Lärm und Gestank entfliehen kann. Um meinen Begleitern direkt einen ersten Eindruck der philippinischen Verkehrswelt zu vermitteln, fuhren wir per Jeepney Richtung GPO und wanderten von dort Richtung Intramuros. Wir schauten uns die üblichen Sehenswürdigkeiten wie den Rizal Shrine, das Casa Manila, die Manila Cathedral sowie die San Agustin Church an. Dort konnten wir beobachten, wie es zugeht wenn Leute aus recht wohlhabenden Kreisen zum Traualtar schreiten. Stretch Limousine inclusive. Ein etwas seltsames Szenario in dieser Umgebung. Ich denke die meisten hier kennen das, ich verzichte daher auf weitere Erklärungen.

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    Wahnsinn bei Individuen ist selten, aber in Gruppen, Nationen und Epochen die Regel.

  • Bohol


    Startpunkt unserer geplanten Tour war Bohol. Air Asia brachte uns pünktlich nach Tagbilaran, unser Motorrad Vermieter stand wie zugesagt mit seinem Pick Up am Flughafen, der Transport nach Baclayon zum Ort der Vermietung erfolgte ohne Berechnung. Alles war gut vorbereitet, die Mopeds noch recht neu in sehr gutem Zustand. Wir hatten zwei Honda XR 150 sowie eine Yamaha YBR 125 bestellt. Die Yamaha für unsere eher klein gewachsene Mitfahrerin. Während wir uns fertig machten beglückte uns der Vermieter mit einem nicht endenden Redeschwall. Es gab aber auch viele nützliche Infos zur Nutzung von kleinen und großen Fähren.
    Am frühen Nachmittag verließen wir Baclayon und starteten Richtung Loboc. Als Unterkunft hatten wir das Nuts Huts gewählt, hier wollten wir drei Nächte bleiben und von dort aus die Insel erkunden. Das Nuts Huts ist etwas speziell, wer Aircon und Luxus benötigt ist hier falsch. Die Ruhe ist sehr entspannend, im Restaurant hat man einen schönen Blick in die Natur und auf den Fluss. Einziger Wermutstropfen sind die unzähligen Stufen die man erklimmen muss, um von den Cottages ins Restaurant oder zurück zu den Mopeds zu kommen. Nachdem wir unsere Unterkünfte bezogen hatten entschieden wir, es erst mal ruhig angehen zu lassen und es mit einem San Miguel zu versuchen. Es wurde dann mehr als eins, daher wurde es am späteren Nachmittag nichts mehr mit einem weiteren Motorradausflug.

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  • Dann aber am folgenden Tag. Wir fuhren bei herrlichem Wetter von Loboc zurück zur Küste und weiter Richtung Jagna. Nach einem Snack bei einem der örtlichen Bakeshops ging es weiter Richtung Sierra Bullones, eine mir bisher unbekannte Gegend von Bohol. Die Straße windet sich recht kurvenreich den Berg hoch, etwas was ich auf der Insel so gar nicht erwartet hatte. Spaßfaktor mit dem Moped: Hoch! Nach diversen Fotostopps bogen wir Richtung Carmen bzw. Chocolate Hills ab. Mein letzter Besuch dort war 2003. Die Veränderung war recht groß. Ich hatte die Hügel kahler in Erinnerung. Anscheinend wachsen sie so langsam von der Basis her zu. Es war gut besucht, neben ein paar Langnasen, Japanern und Chinesen auch viele Filipinos. Die Reparaturarbeiten nach dem Beben wirkten wie nicht gänzlich abgeschlossen.


    Wir hielten uns nicht sehr lange auf und fuhren weiter Richtung Corella zur Tarsier Station. Eine nette, noch sehr junge Mitarbeiterin führte uns durch das Gehege. Auf jeden Fall ist Corella der beste Ort um die Tierchen anzusehen und den Besichtigungsmöglichkeiten in Loboc vorzuziehen.

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  • Weitere Bilder von Bohol, Chocolate Hills und Corella

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  • Am nächsten Tag war es mit dem schönen Wetter vorbei, wir wagten während einer Regenpause dennoch einen Versuch eine Tour zu machen. Diesmal Richtung Loon und weiter entlang der Küste nach Norden. Es gab immer wieder heftige Regenschauer, als wir Calape erreichten, kamen noch heftige Böen dazu, also suchten wir Schutz unterm Kirchendach. Wir verabschiedeten uns von dem Plan, bis nach Talibon zu fahren und bogen hinter Tubigon nach Süden ab. Gänzlich aufgeweicht und mit mehreren Zentimetern Wasserstand in den Schuhen erreichten wir Nuts Huts und machten uns daran, uns trocken zu legen.


    Wir packten am nächsten Morgen unsere erstaunlicherweise weitestgehend getrockneten Sachen und verließen Nuts Huts. Von Bohol wollten wir mit einem der großen Auslegerboote nach Leyte. Das Wetter war wieder in Ordnung, bei Sonnenschein und blauem Himmel nahmen wir die Küstenstraße Richtung Anda und weiter gen Norden. Hinter Candijay verließen wir die Hauptstraße Wir wollten die teilweise noch unbefestigte Straße über Mabini und Biabas nach Ubay nehmen. Unsere Nachfrage, ob wir die Straße nach Ubay nehmen können wurde mit Verwunderung aufgenommen. Warum wir denn „the long way“ nehmen wollten? Hier wird einem sofort klar, dass es Langnasen extrem selten an diesen Ort verschlägt.


    In Ubay mieteten wir uns in der J&N Lodge ein, sehr günstig und doch weitgehend sauber. Wir machten uns direkt zum Hafen auf, um uns zu erkundigen, wann die Boote nach Leyte abfahren. Passend für uns war der Outrigger um 9:00 Uhr nach Hilongos.
    In Ubay wird abends ein Nachtmarkt aufgebaut, das Angebot der Speisen ist allerdings wie so oft weitestgehend auf BBQ beschränkt. Es ist aber ein recht kurzweiliges Vergnügen, dort bei Essen und Bier dem Treiben zuzusehen.


    Am nächsten Morgen hatte sich am Ticketschalter bereits früh eine lange Schlange gebildet. Wir hatten noch Glück und bekamen die letzten drei Tickets, die anderen noch wartenden Personen wurden auf das Nachmittagsboot vertröstet. Mit den Tickets machten wir uns zum Hafen auf, in der Hoffnung auf eine wissende Person zu treffen, die uns Infos über den Ablauf geben kann. Man schickte uns zu einem Office, die anwesenden Personen dort waren dann aber doch nicht zuständig und schickten uns wieder zurück. Dann kam jemand der was wusste und uns an jemanden verwies, der anscheinend für das Eintreiben der Hafengebühr zuständig war. Mit den erhaltenen Gebührenmarken und Tickets bewaffnet machte ich mich auf zum Office der Coastguard. Der Officer blätterte gelangweilt die Papiere durch und knallte ohne viel Worte zu verlieren den Stempel drauf. Damit sollte es gut sein und wir durften zu unserem Boot fahren. Schnell waren ausreichend Porter zur Stelle, die ohne viel Umstand zu machen die Mopeds auf den Kahn bugsierten und philippinisch verzurrten.


    Wir hatten es uns draußen bequem gemacht. Dem Beamten der Coastguard, der vor der Abfahrt das Boot inspizierte und schaute, ob alles seine Richtigkeit hat, missfiel dies und wir mussten ins Innere umziehen und eine Schwimmweste anlegen. Der Ausleger verließ schon vor der geplanten Abfahrt den Hafen, sobald wir weit genug vom Festland weg waren entledigten sich alle Fahrgäste ihrer Schwimmwesten und ich konnte wieder meinen Platz draußen in Beschlag nehmen. Die Fahrt verlief sehr ruhig, kaum Wellen. Das monotone Brummen des Motors, bei schönem Ausblick auf die umliegenden Inselchen und das Meer bei stahlblauem Himmel und Sonnenschein sorgten für eine gewisse Tiefenentspannung. Der Zustand änderte sich schlagartig, als das Boot in Hilongos anlegte und die Träger an Bord stürmten. Schnell wurden die Motorräder an Land bugsiert, ein freundlicher Filipino, ebenso mit Motorrad unterwegs, erklärte mir das Prozedere, um unsere Motorräder in Empfang nehmen zu können. Wir lernten dass alles durchorganisiert ist und die Träger nicht auf eigene Rechnung arbeiten sondern für das im Hafen zugelassene Unternehmen, das die Genehmigung für On – and Offloading hat, tätig sind. Nach wiederholtem Wandeln zwischen verschiedenen Fenstern und Entrichten unterschiedlicher Gebühren konnten wir die Mopeds übernehmen und starten.

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  • Hilongos - Guiuan


    Wir wollten bis Hinunangan an Leytes Ostküste fahren. Die Strecke führt von Hilongos nach Bato und weiter über die Halbinsel Richtung Bontoc und Sogod. dann weiter im Osten der Sogod Bay nach Süden und weiter Richtung Ostküste. Die Strecke ist landschaftlich wunderschön, die Reisfelder leuchteten in frischem Grün, das schöne Wetter verstärkte unsere gute Laune noch. In Hinunangan nahmen wir uns ein Zimmer in einem Hotel, das schon bessere Zeiten gesehen hatte. Alles sehr unspektakulär, ich habe mir den Namen nicht gemerkt. Den Ort selbst muss man nicht unbedingt besucht haben, aber für eine Übernachtung reicht es.


    Die Dauergelangweilte Angestellte im Hotel schaffte es am Morgen uns ein paar Spiegeleier und drei Instantcoffee zu bereiten, Brot kauften wir uns selbst, weil es keinen Reis gab. Die Tagesetappe für den Tag sollte von Hinunangan nach Guiuan in Ost Samar gehen. Das erste Stück von Silago Richtung Abuyog ist eine Super Mopedstrecke, ein großes Dankeschön an dieser Stelle an „Juanico“ für diesen Tipp. Ab Abuyog, wenn der von Baybay kommende Highway auf die Straße trifft, ist es weniger toll, der Verkehr wird immer dichter, um bei Tacloban, auch bedingt durch viele Baustellen, fast ganz zum Erliegen zu kommen. Wir hatten keine Wahl und drängelten uns durch den Dauerstau, das Atmen viel aufgrund der dicken Abgaswolken der zahlreichen Trucks und Busse schwer. Je näher wir zur San Juanico Brücke kamen, desto lockerer wurde der Verkehr glücklicherweise. Die Fahrt über die Brücke war für mich ein tolles Gefühl. Ich hatte die Brücke gefühlte 50 Mal mit dem Bus überfahren, aber noch nie mit dem Motorrad. Den ersten Stopp machten wir in Marabut, um uns die Felsformationen anzusehen. Nächster Halt wurde Balangiga, wo ich meinen Begleitern etwas geschichtliches Wissen über das Balangiga Massaker vermitteln konnte. Typhoon Yolanda hatte einige Schäden an der Kirche hinterlassen, diese waren erfreulicherweise schon komplett behoben. Nach vielen Fotostopps erreichten wir Guiuan. Als Unterkunft wählten wir die hervorragend geführte Tanghay View Lodge. Das Hotel gehört meines Erachtens bezüglich Preis/Leistungsverhältnis zu den besten die ich im Land kenne. Mein Einzelzimmer mir Aircon kostete 700,-- Peso, mit einem Bad mit deutschem Standard. Die Zimmer sind zwar klein, aber tip top sauber, Betten werden täglich gemacht). Die Chefin Suzanne Tan führt den Laden sehr gut, das Personal ist im Vergleich zu vielen anderen Unterkünften gut trainiert. Vor einigen Jahren wurde eine Terrasse am Wasser gebaut, hier kann man bei wunderschönem Blick auf die vorgelagerte Insel und einem kühlen Bier sehr schön den Abend ausklingen lassen.

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  • Südküste Samar Island bis Guiuan

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  • Guian - Calicoan - Sulangan


    Die Gegend erlitt im November 2013 durch den Typhoon Yolanda starke Zerstörungen. In Guiuan ist heute davon noch viel zu sehen. Viele Häuser sind noch zerstört, oder stark beschädigt. Nicht wenige Bewohner haben nach dem Sturm die Stadt verlassen. Von der Kirche, eine der ältesten im Land, stehen nur noch die Grundmauern. Doch man hat sich an den Wiederaufbau gemacht. Südlich von Guiuan liegen die Inseln Calicaon und Sulangan, beide über Brücken bzw. einen Damm erreichbar. Die ganze Umgebung war im zweiten Weltkrieg eine riesiger Militärstützpunkt. Bis heute findet man Relikte aus der Zeit. Bei unserer Fahrt nach Calicoan wurden wir immer wieder daran erinnert, was hier im November 2013 passierte. Von dem ehemaligen High – Class Resort „The Surf Camp“ steht so gut wie nichts mehr. Der wasserlose Pool thront wie ein Mahnmal oberhalb des Strands. Eine beklemmende Atmosphäre. Die Natur kommt langsam zurück, nach dem Wirbelsturm hatte Calicoan so gut wie kein Grün mehr. Wir folgten der Straße weiter nach Süden auf die kleine Insel Sulangan. Sulangan ist ein wichtiger Pilgerort für gläubige Filipinos. Die Kirche von Sulangan hat den Typhoon weitgehend unbeschadet überstanden, was natürlich Ihre besondere Bedeutung weiter steigert.


    Wieder zurück in der Nähe von Guiuan gönnten wir uns eine ausgedehnte Pause an einem Strand namens „Dumpao Beach“, hier werden „Südseeträume“ wahr. Das Finale unserer Tagestour war ein Besuch auf Guiuans Airport und der Pagasa Wetterstation. Der Flughafen verfügt über eine 2000 m lange Landebahn, theoretisch lang genug für größere Flugzeuge. Vor einigen Jahren wurde viel Geld ausgegeben, um kommerziellen Luftverkehr zu ermöglichen. Bis auf ein kurzes Zwischenspiel von Flügen von Midsea Express nach Cebu fliegt hier schon lange nichts mehr. Wir fragten die Aufpasser, ob wir zur Wetterstation die Abkürzung übers Rollfeld nehmen könnten. Nach einigem Überlegen willigten die Jungs ein und wir gaben uns der Versuchung hin, auszutesten was die kleinen Motorräder leistungsmäßig können.
    Von der Wetterstation hatten wir einen herrlichen Blick auf den Pazifik und die nähere Umgebung. Nach der rundum gelungenen Tagestour kehrten wir in unsere Unterkunft zurück und gönnten uns das wohlverdiente „Feierabendbier“.


    Fortsetzung folgt

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  • Weitere Bilder Pazifikküste bei Guiuan

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  • Weitere Bilder Calicoan - Sulangan - Pazifikküste

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  • Weitere Bilder Guiuan Umgebung, Pagasa

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  • Vorab vielen Dank für die freundlichen Kommentare und Bewertungen. Im Folgenden einige Eindrücke über die Etappe Guiuan - Borongan. Etwas persönlich, da Borongan bis heute gefühlsmäßig so etwas wie meine Zweitheimat ist.


    Die nächste Etappe ging nach Borongan, der Hauptstadt von Eastern Samar. Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf den Weg. Der Himmel war etwas zugehangen, das recht schöne Wetter der letzten Tage ging langsam zu Ende. Das der Januar eigentlich für die Pazifikküste eine ungünstige Reisezeit ist, war mir bekannt. Ich hatte einige Jahre in Borongan, der Hauptstadt von Eastern Samar an der Ostküste Samars gelebt. Da wir dort Grundstücke haben und auch einige Freunde sowie meine Frau entfernte Verwandtschaft wollte ich es trotzdem wagen. Zumal ich die letzten 7 Jahre nicht mehr dort war.


    Bevor man die Halbinsel, an deren südlichen Ende Guiuan liegt, verlässt, kommt man in der Nähe des Örtchens Mercedes an einer schönen Lagune vorbei. Die Orte, die man auf dem Weg nach Norden durchfährt, wurden alle durch Yolanda stark zerstört. Hier steht auch heute nicht viel. Auch die Natur an der Küste sieht bis heute stark mitgenommen aus. Ich kenne die Küste seit vielen Jahren, drei Jahre nach dem Sturm hier her zu fahren und immer noch schlimme Schäden zu sehen, war für mich ein sehr bedrückendes Gefühl. Vom Ort Hernani ist nach dem Typhoon kaum etwas stehen geblieben, bis heute hat sich nicht viel geändert. Wir kamen weiter nach Norden, Llorente ist der erste Ort, der weitgehend ungeschoren davon gekommen ist. Wir machte einen Abstecher zum Bacayawan Beach. Dort gibt es so etwas ähnliches wie „Resort“. Der Besitzer ist ein skurriler aber cooler Typ, mit vielen Plänen für die Umgebung. Ob tatsächlich viele Leute dort hinkommen weiß ich nicht, der Laden ist auf einheimische Tagestouristen eingestellt. Wer mag kann auch übernachten, über Qualität und Preise kann ich nichts schreiben, mit Sicherheit aber eine recht rustikale Angelegenheit.

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  • Mehr Bilder Hernani Umawas Borongan

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  • Auffällig war auf der ganzen Strecke der gute Straßenzustand. Als ich in den 90ern das erste Mal nach Eastern Samar kam, war die Küstenstraße auch noch in einem recht guten Zustand (gebaut durch Japaner oder Koreaner). Das verschlechterte sich nach der Jahrtausendwende dramatisch, Reparaturen wurden kaum ausgeführt. In den letzten 15 Jahren gab es etliche Projekte zur Sanierung der Straße, manche fanden nur in der Zeitung Erwähnung, manche wurden begonnen, stümperhaft durchgeführt und nicht immer fertiggestellt. Schon vor Yolanda gab es ein Projekt unter amerikanischer Leitung (Rehabilitation of Guiuan – Borongan Road), das nach dem Sturm tatsächlich gestartet und innerhalb von 2 Jahren fertig gestellt wurde. Einen letzten Halt vor unserem eigentlichen Ziel machten wir in Camada, dem südlichsten Barangay von Borongan. Hier fließt der Suribao River ins Meer, einer der großen Flüsse von Samar Island. Der Fluss ist die Grenze zwischen den Municipalities Maydolong und Borongan. Von hier kann man mit Booten den Fluss sehr weit ins Innere der Insel hoch fahren. Mit etwas Verhandlungsgeschick lässt sich für nicht allzu viel Geld eines der Flussboote chartern. Es gibt bis heute einige Barangays, die nur mit dem Boot erreichbar sind.


    Vor Borongan fing es stark an zu regnen und wir steuerten direkt auf das Domsowir Hotel zu. Das Hotel war vor Jahren die Nummer 1 im Ort, das ist aber längst Geschichte. Die Chefin (eine unserer Trauzeugen) will verkaufen, daher ist das Interesse an Renovierung gering. Die Zimmer sind mittlerweile in einem recht traurigen Zustand. Das Restaurant ist aber bis heute ganz passabel. Das Hotel hat von allen Unterkünften die beste Lage, direkt am Fluss gegenüber vom Bischofssitz, zentraler geht nicht. Fan Zimmer gibt es nicht mehr, so musste ich mich mit einem Airconzimmer abfinden, Preis, wenn ich mich richtig erinnere, irgendwo bei 500 Peso fürs Single. Wir bummelten bei durchwachsenem Wetter durch die Stadt und besuchten zuerst den Stadtstrand. Borongan liegt direkt am Pazifik und hat einen knapp 2 KM langen Strand mit braunem Sand. Nichts für den Urlaub, aber gut genug um an einem der vielen Stände ein paar BBQ Spieße zu essen oder ein paar Bierchen zu trinken. Während meiner Zeit in Borongan gab es hier nichts, in den letzten Jahren hat man versucht, die Promenade am Strand etwas attraktiver zu gestalten. Das Angebot wird recht gut angenommen, nicht weit vom Strand befindet sich ein College, viele Schüler und Studenten bummeln nach Unterrichtsschluss erst einmal die Promenade entlang.


    Wir haben bei Borongan zwei Grundstücke, eins direkt am Pazifik, 7 KM südlich der Stadt und eins einige KM im Landesinneren. Hier sind wir seit 17 Jahren dabei, eine ehemalige Kokosplantage in ein kleines Stückchen Wald zu verwandeln. Neben Mahoganys, die wir evtl. eines Tages nutzen werden, haben wir auch viele einheimische Bäume gepflanzt, wie Lawaan, Mayapis, Narig, Antipolo oder Marang. Dazu noch einige Nutzbäume wie Mabolo oder Langka (Jackfruit). Alles steht recht wild durcheinander, wir wollten keinen Plantagencharakter, da eine kommerzielle Nutzung nicht unser vorrangiges Ziel war. Das Wäldchen hat sich sehr gut entwickelt. Da meine Begleiter so etwas nicht kannten war unser Grundstück das Ziel des nächsten Tages. Nachts hatte es stark geregnet, das bedeutete nichts Gutes für die Fahrt zum Barangay San Jose, in dem das Grundstück liegt. Die Straße wurde des Öfteren auf dem Papier fertig gebaut, betoniert sind von den 8 KM gerade einmal geschätzt 5. Seit wir die Philippinen Richtung Deutschland 2003 verlassen haben, sind gefühlt 300 Meter Beton dazu gekommen. Für die Anwohner ein eigentlich unerträglicher Zustand, doch irgendwie ertragen es die Menschen mit erstaunlichem Gleichmut. Nach Einkauf von reichlich Fisch und Reis für Freunde und Verwandte machten wir uns auf den Weg. Wir kamen ohne Ausrutscher trotz schlammiger Straße in San Jose an, anscheinend wartete man schon auf uns. Viele der Kinder erkannte ich nicht mehr und wie auf den Philippinen üblich, waren noch reichlich Kids dazu gekommen. Wir gaben Fisch und Reis ab und machten uns nach kurzer Pause auf die kurze Wanderung zu unserem Grundstück. Die Kinder des Dorfes hatten sich am Fluss aus einer Liane eine Art Schaukel gebaut und hatten großen Spaß damit. Im Wald gab es für meine Begleitung frische Kokosnuss und von mir eine kleine Einführung in die philippinische Pflanzenwelt.

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  • Mehr Bilder San Jose Borongan

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  • Zurück im Dorf ließ ich mir von entfernten Verwandten meiner Frau schildern, was Typhoon Ruby 2014 angerichtet hatte. Der Wirbelsturm hatte gewaltige Regenmassen mit geführt und über die Gegend ergossen. Der Fluss trat über die Ufer und überschwemmte das Dorf komplett, das Wasser stieg bis an die Dächer der Häuser und Hütten. Viele Menschen verloren jegliches Hab und Gut. Glücklicherweise gab es keine Todesfälle, die gesamte Dorfbevölkerung hatte sich auf einen Hügel in der Nähe gerettet und dort einen temporary Shelter errichtet, wo man mehrere Tage blieb.
    Nach dem Sturm verließen viele Bewohner den Ort und gingen nach Manila oder Tacloban. Man lebt von Copra, seit Ruby gibt es kaum mehr Kokosnüsse. Es gab nach dem Sturm etwas Hilfe einer islamischen NGO aus Frankreich.
    Die Verwandtschaft hatte den mitgebrachten Fisch bereits zubereitet und wir hatten ein leckeres Mittagsmahl. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Rückweg nach Borongan. Nachdem wir in Guiuan bereits das Rollfeld des Flughafens ausgetestet hatten entschieden wir uns, auch den Flughafen von Borongan aufzusuchen. Hier fliegt genau soviel wie in Guiuan: Nichts. Das Wetter wurde langsam schlechter, wir statteten noch unserem Strandgrundstück einen Besuch ab. Jetzt ging es richtig los mit dem Regen, was sich die nächsten Tage nicht mehr grundlegend ändern sollte.


    Fortsetzung folgt

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