Terra Preta - Dünger aus Holzkohle

  • Ich bin bei den Recherchen zu meinem Landwirtschaftsprojekt auf eine interessante Sache gestossen: Mit Holzkohle gedüngte Böden bringen jahrelang hohe Ernteerträge und keiner weiß genau warum. Näheres hier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Terra_preta


    und dann das hier:


    http://www.geo.uni-bayreuth.de…de/research/charcoal.html


    Ich habe vorhin mit Dr. Glaser ein längeres Telefongespräch, das wir in den nächsten Tagen intensiv fortsetzen werden. Ich werde die Einzelheiten hier dann posten.


    Und so stellt man mit kostenlosen "Bordmitteln" geeignete Holzkohle aus Reishülsen her:


    http://www.fftc.agnet.org/library/article/pt2001004.html#0


    Frage an die Runde: Hat da schon jemand Erfahrungen mit gemacht?



    Gruß aus Hamburg, Jochen


    http://www.buddel.de/kft/gemuese.htm

  • Hi,
    das ist aber schon länger bekannt, und wird teilweise unbewußt von einigen Philippinos praktiziert,
    z.B. auf Bohol etc.


    Es ist aber noch viel Arbeit notwendig,dieses komplexe System zu enträtseln.


    Gruß
    GC

    Manchmal muß ein Mann tun was ein Mann tun muß

  • Zitat


    Es ist aber noch viel Arbeit notwendig,dieses komplexe System zu enträtseln.


    Weil das so ist, werden wir unsere Experimente vernünftig dokumentieren und veröffentlichen.


    Glücklicherweise verfügen wir über diverse Farmen in unterschiedlichen Lagen. Wir werden von den Wissenschaftlern auch genaue Instruktionen für die Versuchsanordnungen bekommen.


    Möglicherweise wird es darauf hinauslaufen, dass es für jede Pflanzenart und jede Bodenbeschaffenheit ein individuelles Mischungsverhältnis geben wird.


    Das ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit und es wäre toll, wenn auch andere Leute damit experimentieren würden und wir dann die Ergebnisse austauschen. Das hilft Doppelforschungen zu vermeiden.

  • Zitat

    Original von jochen53
    Ich bin bei den Recherchen zu meinem Landwirtschaftsprojekt auf eine interessante Sache gestossen: Mit Holzkohle gedüngte Böden bringen jahrelang hohe Ernteerträge und keiner weiß genau warum. Näheres hier:
    Und so stellt man mit kostenlosen "Bordmitteln" geeignete Holzkohle aus Reishülsen her:


    Was meinst Du mit keiner weiß genau warum?
    Die Holzkohle alleine macht es nicht. Die Mischung machts. Ich verstehe jetzt nicht ganz, worauf Du raus willst oder was eigentlich die Frage ist?


    Kannst Du das nochmals genauer erläutern, was genau man nicht versteht und wer etc.?


    Viele Grüße,


    Yoyo

    PhilippineConcepts - prof. Internet-, Medien, Print- & Marketingkonzepte. Revolutionen statt Veränderungen.

  • Terra Preta ist eine Mischung aus Holzkohle, pflanzlichem Kompost und Tierkot. Die bisherigen Experimente haben oftmals ziemlich unterschiedliche Ergebnisse gebracht. Faktoren sind u.a.


    1. das Mischungsverhältnis


    2. die in den Boden eingebrachte Menge pro Hektar


    3. Die Bodenbeschaffenheit


    4. die Dauer, nach dem der optimale Effekt einsetzt.


    5. Die Dauer, die der Effekt anhält


    6. Hinzu kommt, dass fast jede Pflanzenart unterschiedlich reagiert.


    Diese Faktoren gilt es zu dokumentieren und mit ähnlichen Experimenten an anderen Orten zu vergleichen, um auf diese Weise zu allgemeingültigen Empfehlungen zu gelangen. Das ist jede Menge Arbeit, an deren Ende aber eine drastische Reduzierung des Kunstdüngerverbrauchs sowie höhere Hektarerträge und gesündere Lebensmittel stehen dürften.


    Bislang steht fest, dass Holzkohle die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöht und Terra Preta Auswirkungen auf den PH-Wert des Bodens hat. Den Wissenschaftlern ist aber immer noch nicht ganz klar, welcher Faktor was bewirkt.


    Ein weiteres Experimentierfeld ist die kostengünstige Erzeugung von Holzkohle aus Biomasse. Wie das z.B. mit Reishülsen funktioniert, habe ich bereits im Eingangsposting geschrieben. Es soll aber auch mit anderen Materialien wie Stroh oder Blättern gehen. Wichtig ist jedenfalls, dass die verwendete Holzkohle möglichst kleinkörnig sein sollte.


    Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist, dass die Verwendung von Terra Preta jede Menge CO2 im Boden bindet, also eine erhebliche CO2 - Senke darstellt. Bei der Verwendung der herkömmlichen Kunstdünger-Methode wird netto CO2 in die Atmosphäre emmitiert. Deshalb hat die Sache möglicherweise auch noch einen finanziellen Aspekt in Bezug auf die Kyoto - Zertifikate, d.h. da winken evtl. Zuschüsse. Immerhin kann ein Hektar mit Terra Preta gedüngter Acker bis ca. 200 Tonnen CO2 binden.

  • Zitat

    Original von jochen53
    Terra Preta ist eine Mischung aus Holzkohle, pflanzlichem Kompost und Tierkot. Die bisherigen Experimente haben oftmals ziemlich unterschiedliche Ergebnisse gebracht.


    Das ist jede Menge Arbeit, an deren Ende aber eine drastische Reduzierung des Kunstdüngerverbrauchs sowie höhere Hektarerträge und gesündere Lebensmittel stehen dürften.


    Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist, dass die Verwendung von Terra Preta jede Menge CO2 im Boden bindet, also eine erhebliche CO2 - Senke darstellt.


    Puh... Du wirbelst da ganz schön was durcheinander... ich verstehe Dein Posting noch nicht so ganz bzw. WAS nun eigentlich Deine Frage ist. Was mir aber auffällt:


    Rein prinzipiell ist das alles zwar richtig, aber großer Quatsch mit diesem Terra Preta, jedenfalls in dieser Form, wie es hier als Allheilmittel dagestellt wird oder die Wissenschaft es runterbrechen will.


    Pflanzen brauchen zum wachsen bestimmte Faktoren, als da wären Licht (für die Photosynthese), Wasser (für den Transport der Nährstoffe) sowie eben jene Nährstoffe.


    Jede Pflanze braucht unterschiedli che Nährstoffe und zwar exakt jene, für die sie "erfunden" wurde von unserem Schöpfer (bzw. sich in jahrmillionen Jahren dazu entwickelt hat).


    Das heißt: Manche Pflanzen lieben einen sauren Boden (Rhododendren, Azaleen, Erika etc.pp) und hassen Kalk. Warum? Weil sie für diese Böden konzipiert sind, sich angepasst haben, es gab eben keinen Kalk und Pflanzen können leider nicht wandern. Was sie dazu gebracht hat, unterschiedliche Vermehrungsarten zu entwickeln. Manche werden von Vögeln gefressen und stratifiziert, bevor sie ausgeschieden werden und zu Boden fallen (oder in Astlöcher, siehe Epiphyten etc.)


    Dort finden sie dann zufällig Gegebenheiten vor, die sie keimen lassen, oder eben nicht, manche warten viele Jahre in keimfähigen Zustand, bis die Gegebenheiten passen. Auch die Art der Einbringung in den Boden ist unterschiedlich, je nach üblicher Vereitungsweise. Manche fallen auf den Boden und keimen bei Berührung mit Erde (Lichtkeimer), manche fallen im Herbst unter Laub und keinen deshalb im Finstern. Uvm.


    So, zurück zu Deinem Terra Preta. In Holzkohle ist (wie in Stroh und Asche etc.) viel Kali etc. in leicht löslicher Form. Je kleiner die einzelnen Brocken, desto leichter lässt sich das zersetzen, desto größer ist die vergleichbare Oberfläche bei gleichem Gewicht und desto weniger Holz ist noch vorhanden. Holz entzieht dem Boden große Mengen an Stickstoff, wenn es verrottet und zwar mehr, als man kurzzeitig einbringen kann in den Boden. Die Böden werden sauer, das ist der Grund, warum man Torf in den BOden einbringt bei Rhododendren. Deshalb ist z.B. Rindenmulch nicht unbedingt gut geeignet. Auch Strohmulch ist nicht gut. Außerdem werden hohe Nitratwerte in den Pflanzen angesammelt.


    Das gleiche gilt für Tierdung. Tierdung enthält hohe Mengen an Stickstoff, Manchmal zuviel für Pflanzen, die Pflanzen "verbrennen" regelrecht. So soll man Pferdeäpfel erst kompostieren, bevor man sie verwendet und mit Stroh mischen (eben jene Holzbestandteile), um die Nährstoffe auszugleichen. Hühnermist ist viel zu agressiv, um direkt verwendet zu werden. Aus Hühnermist stellt man durch Verdünnung mit Wasser hochkonzentrierte schnell wirksame und aufzunehmende Stickstofflösungen her. Für Starkzehrer wie Tomaten z.B.


    Für Salate und Grüngemüse verwende man das tunlichst nicht, sonst hat man wieder die Nitratansammlungen...


    Was die hier "verkaufen", ist nichts anderes als ein normaler guter KOmpost, wie man ihn seit Jahrtausenden im Garten verwendet und wie es auch die Indios schon verwendet haben, die mit Holzkohle gearbeitet haben. Ja. Aber als KOmpost, nicht als Terra Preta. Hat wohl mit Terra Preta nur einen neuen Namen erhalten. Willkommen im neuen Jahrtausend. Schmeißen sie Ihren Kompost auf den Misthaufen und verwenden sie unser Terra Dingens. Und nehmen Sie keine Hühnerscheiße, nehmen sie unseren "Terra Guano2000". Wir bleiben lieber beim Namen Kompost.


    Guter Kompost enthält eben genau jene Bestandteile: Faserige Holzbestanteile, Dung oder Mist, Äste (zwecks der Belüftung), alter Kompost (wegen der Bodenorganismen), grüne Biomasse, die zersetzt werden kann und ph-neutral ist usw. Zusammen wird das schöne lockere feuchte Erde, nicht der Schrott, wie man ihn im Baumarkt als Pflanzensubstrat kaufen kann.


    Holzkohle hat lediglich noch etwas mehr Kalium als Holzteile/Äste etc. alleine, was man im Kompost mit Steinmehl oder Asche ausgleicht.


    Da es verschiedene Pflanzen gibt mit unterschiedlichem Nährstoffbedarf, ist eine Verwendung von unterschiedlich zusammengesetztem Terra Preta vollkommen falsch. Oder unterschiedlichem Kompost. Die Menge machts.


    Starkzehrer werden direkt in Kompost gepflanzt. Mittelzehrer bekommen eine Mischung aus Erde und Kompost. Und Schwachzehrer werden als Nachfolgekultur gepflanzt, an Stelle der DAN abgeernteten Starkzehrer. Eine gute Gründungung mit Leguminosen, dann die drei Fruchtfolgen, Mulchen mit Grasschnitt oder anderen ph-neutralen Grünzeug und fertig ist Dein Allheilmittel. Vergiss dieses Terra Zeugs.


    Gärtnere nach biologischem Maßstab wie schon unsere Oma und den Rest macht die Natur.


    Erst die Industrialisierung hat das eingeführt... zuerst mehr Stickstoff, daß die Pflanzen schneller wachsen.. upps, ausgegeilt... dann eben mehr Kali hinzu... upps, nun werden sie verbrannt, also mehr an.... uppps, also mehr an....


    Das kann nicht funktionieren. Ich kene leider keine Reishülsen, hab ich nie gesehen. Aber vielleicht kann man die, gemischt mit gehäckseltem Maisstroh ganz einfach 10 cm dick aufs Feld streuen, den Rest machen die Bodenorganismen. Und jedes Jahr bringst du etwas guten Kompost an die Erde, großflächig verteilt. Wieder zugedeckt mit ReisMaisMix.. schon hast Du für ausreichend Feuchtigkeit gesorgt (die Kapillare des Bodens trocknen nicht aus), die Organismen werden gezüchtet und tun ihr Werk und die Pflanzen wachsen wie die Sau.


    Kunstdünger muss man nicht verwenden. Im Gegenteil. Und zu Deinem Co2-Dingens... wen man irgendwo etwas wegnimmt, kommt was anderes irgendwo anders hinzu. So kann ein Flügelschlag eines Schmetterlings in China einen Sturm in Europa auslösen. Wenn ich heute Meerwasser entsalze, um Trinkwasser zu erhalten, erhöhe ich zwangsläufig den verbleibenden Salzanteil im restlichen Wasser. Es kommt zur Übersäuerung unserer Meere. Wenn ich große Mengen Co2 binde mit einem Mittel wie Holzkohle, dann wird beim Verrotten Stickstoff freigesetzt. usw.... man sollte nicht mit solchen Dingen spielen, nach dem MOtto, hier nehmen wir etwas Stickstoff weg... ah, nun brauchwen wir noch ...


    Weil letztendlich ist alles SO dermaßen komplex, daß der Mensch es nie begreifen wird. Nimm ein Teil weg und ein anderer Teil stirbt. Usw...
    Die Welt ist nicht nach Kochbuch aufgebaut. 2 Teile Stickstoff, drei Wasserstoff ergibt...


    Muss jetzt weg, sorry... schöne Weihnachten. Wenn Du willst, können wir gerne fachsimplen darüber, aber ich bin momentan etwas eingespannt.

    PhilippineConcepts - prof. Internet-, Medien, Print- & Marketingkonzepte. Revolutionen statt Veränderungen.

  • @ Yoyo


    Warum so aufgeregt? Ich habe doch daraus keine Religion gemacht, sondern nur gefragt, ob da schon jemand Erfahrungen mit gesammelt hat. Ich bin Geschäftsmann und daher allem Neuen potentiell unvoreingenommen aufgeschlossen. Die Wissenschaftler saugen sich ihre Aussagen ja nicht aus den Fingern.


    Terra Preta ist im Prinzip mit Holzkohle angereicherter Kompost, der besonders in den Tropen gute Wirkungen zeigt. Was in unseren Breiten funktioniert, kann in den Tropen ganz anders aussehen. Beim Kompost ist es z.B. so, dass die Biomasse in den Tropen etwa doppelt bis dreimal so schnell verrottet als in Deutschland. Ist ja auch logisch, wenn es A. erheblich wärmer ist und B. das auch noch das ganze Jahr.


    Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass es in den Tropen längere Dürreperioden und längere Starkregenperioden gibt. Wenn nun die Holzkohle das Wasser besser im Boden speichert, müsste das ja zumindest in der Trockenzeit erhebliche Vorteile haben. Denn ohne Feuchtigkeit können die Pflanzenwurzeln die Nährstoffe nicht aufnehmen.


    Ich denke, in einigen Monaten werde ich erste Ergebnisse mit unseren Experimenten haben und dann wird man sehen. Das alles kostet mich fast nichts und wenn es nicht klappt, na dann war es eben den Versuch wert.

  • Also nur noch mal so zur Information:


    Pflanzen können weder die Holzkohle noch den Kompost essen.
    All das muß erst umgewandelt werden in Substanzen und Verbindungen, die pflanzenverfügbar sind. Dies geschieht in der Regel durch Makro und Mikroorganismen im Boden.


    Die Pflanzen brauchen bevorzugt die drei Grundelemente, Stickstoff, Phosphor, Kalium - und Magnesium kommt als Zentralatom des Chlorophylmoleküls noch hinzu.
    Die meisten dieser Nährstoffe werden im Wasser gelöst entnommen. Das meiste des Kohlenstoffes wird als CO2 über die Spaltöffnungen aufgenommen. Deshalb verstehe ich nicht so ganz, was die Holzkohle im Boden soll.
    Ich nehme an, wir reden hier über Holzkohle, wie sie in Meilern gewonnen wird?
    Wir reden hier nicht über die Asche, die übrig bleibt, wenn man Holz verbrennt?


    Karsten

  • Zitat

    Deshalb verstehe ich nicht so ganz, was die Holzkohle im Boden soll.
    Ich nehme an, wir reden hier über Holzkohle, wie sie in Meilern gewonnen wird?
    Wir reden hier nicht über die Asche, die übrig bleibt, wenn man Holz verbrennt?


    Karsten


    Hallo Karsten,


    wenn ich es richtig verstanden habe bewirkt die Holzkohle eine bessere Wasserspeicherung im Boden, wodurch die Nährstoffe besser von den Pflanzen aufgenommen werden.


    Es geht ausdrücklich um Holzkohle, nicht um Holzasche.


    Wie gesagt, die Wissenschaftler wissen auch noch nicht so genau, warum die Sache funktioniert. Das ist mir persönlich auch irgendwie egal, Hauptsache, es funzt.

  • Hallo Jochen,


    hast Du schon mal ein Stückchen Holzkohle genommen und auf eine Wasseroberfläche geworfen? Meistens schwimmt das und auch für ziemlich lange.


    Die Wasserspeicherung wird in der Regel besonders vom Ton und Lehmanteil im Boden übernommen. Hier wirken die Kapilarkräfte, aber auch die Tatsache von positiv und negativ geladenen Teilchen, Atomen, Ionen oder wie das heißt.
    Das ist übrigens auch der Grund, warum Stickstoff, insgesondere das Nitrat sich so leicht auswaschen läßt, denn es hat die gleiche elektrische Ladung wie die Tonteilchen im Boden. Und gleichnamige Ladungen stoßen sich ja ab.
    Bei den anderen wichtigen Nährelementen ist das ein bißchen anders. Die werden nicht so leicht ausgewaschen.


    Ich gehe mal davon aus, daß Holzkohle ähnliche Eigenschaften wie Lehm besitzt. Nimmt Wasser zunächst nur schwer an und gibt es auch nur langsam wieder ab.


    Karsten