Nach unserem ersten, wunderschönen Sonnenuntergang in El Nido, ein paar Bier und je einer Portion Pancit Canton (sollte eines unserer Standard Essen werden die nächsten Wochen) entschieden wir müde früh schlafen zu gehen.Während wir unsere Sachen auspackten, kamen auch unsere neuen Mitbewohner zur Begrüßung unter dem Bett meiner Freundin hervor. Wir hatten zwar bis dahin noch nie welche leibhaftig gesehen, aber kein Zweifel, es waren Kakerlaken.
Meine Freundin, die von uns zwei immer eher die Pragmatikerin war die handelte, während ich mehr redete, reagierte blitzschnell, ergriff den Hexenbesen der neben der Eingangstür stand und katapultierte den Einen dicken Oschi hinaus. Die zweite Kakerlake war noch schneller und verschanzte sich irgendwo. Eine Weile suchten wir nach Nr. 2, dann gaben wir auf und wünschten uns und der Kakerlakenkolonie, die bestimmt unter unseren Betten wohnte, eine gute Nacht und schliefen ein. Natürlich nicht ohne unser Moskitonetz nochmal auf mögliche Schlupflöcher kontrolliert zu haben.
Beide wurden wir ohne Wecker gegen 6 Uhr morgens wach und beschlossen gleich aufzustehen und die Zeit vor dem Frühstück mit einem kleinen Spaziergang am Strand zu nutzen. Am Morgen keine Kakerlake in Sicht.
Wir sahen noch die rosaroten Ausläufer des Sonnenaufgangs und machten uns (mit dem Rücken zum Resort stehend) auf den Weg nach links. Die Gegend war atemberaubend schön in der morgendlichen Stille.
Das Frühstück war in Ordnung mit Ausnahme des brewed coffee der unzumutbar war. Nach der ersten Tasse stiegen wir auf Nescafe Instant Brown & Creamy um und blieben den Rest des Urlaubs dabei. (Wir arbeiteten damals beide in der Münchner Nobel-Gastronomie und waren jobbedingt exzessiven Kaffee- und mäßig exzessiven Alkoholgenuss gewohnt.)
Anschließend machten wir uns auf El Nido Town zu erkunden. Wir empfanden den Ort zwar als schon touristisch, aber auch abenteuerlich und die kleinen Gassen, bunten Farben und schroffen Felsformationen im Hintergrund begeisterten uns. Begeistert waren wir auch vom gegrillten Fisch im Artcafe, Jens Peters' Hinweis sei Dank, und ganz besonders vom "Mango Shake" und "Calamansi Juice".
Wir buchten auch gleich im Artcafe, überzeugt vom Service, Island Hopping Tour A für den nächsten Tag.
Gegen Abend fuhren wir zurück zum Orange Pearl Resort, um den Trampelpfad dahin bei Dunkelheit zu vermeiden und um zu schauen ob nicht da in der Nähe abends etwas los war.
Dem war nicht so. Gegen 9 Uhr strandeten wir im Las Cabanas Beach Resort, eine sehr schöne Anlage die wir am Morgen schon gesehen hatten und aßen dort zu Abend. Das Essen selbst war Tip top und das offene Restaurant sehr romantisch, was vielleicht interessant wäre würde man als Paar reisen.
Eine Stunde später waren wir zurück im Bungalow und unsere Kakerlaken- Freunde (wir nannten sie Ernie und Bert; Ernie hatte sich offensichtlich einen neuen Bert gesucht) waren auch wieder da.
Wir stimmten überein dass wir am nächsten Tag nach dem Island Hopping, der malerischen Lage zum Trotz, doch lieber nach El Nido Town umziehen wollten.
Die Island Hopping Tour A war natürlich phänomenal. Ich glaube ich habe zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas landschaftlich beeindruckenderes gesehen. Die Organisation war super und an den meisten Stopps war unser Boot bis auf maximal 1 anderes allein. Nach der Tour buchten wir gleich zwei weitere für die nächsten Tage und begannen mit der Suche nach einer neuen Unterkunft, was sich als nicht einfach gestaltete.
Im Orange Pearl Resort hatten wir erstmal für 3 Nächte reserviert, die letzte beschlossen wir sausen zu lassen falls wir etwas passendes in der Stadt fänden.
Die Hotels, die wir besichtigten, lagen entweder deutlich über unserem Budget oder die Zimmer gefielen uns gar nicht. Ich erinnere mich jetzt speziell an "die grüne Hölle" mit stickigen und finsteren Zimmern oder Eines das meine Freundin mit "Schlachthaus Atmosphäre" treffend beschrieb. Schließlich fanden wir aber doch noch unser persönliches Unterkunfts- Juwel.
Die "Garden Peak House Pension" liegt mitten in El Nido. 3 Gästezimmer sind im 1. Stock der kleinen Pension verfügbar, unten wohnen die Eigentümer.
Unser Zimmer war sauber und hell, der Preis 1500 Pesos pro Nacht inkl. Frühstück bezahlbar. Wir sagten der Inhaberin an der Rezeption, einer nette älteren Dame, sofort zu, und machten uns auf die Socken um unser Gepäck vom Orange Pearl Resort zu holen bevor es dunkel wurde.
Dabei hatten wir die erste und einzige Auseinandersetzung mit einem Tricycle Fahrer. Wir waren die Strecke El Nido- Las Cabanas ja nun schon öfters gefahren und hatten immer ungefähr gleichviel bezahlt. Deswegen haben wir vorher gar nicht mehr nach dem Fahrtpreis gefragt was sich als Fehler herausstellte. Dieser unverschämte Kerl hat für die gleiche Strecke, einfach, nämlich doppelt soviel verlangt und felsenfest darauf beharrt. Nach einiger Diskussion ist meiner Freundin die Hutschnur gerissen. Sie knallte den Betrag den wir sonst meist bezahlt hatten beim Aussteigen auf den Sitz und rief wortwörtlich:"You take this or I call the Police! And you better let repair your car!" (Sein Trike war in einem erbärmlichen Zustand)
Wir nutzten den Überraschungsmoment und schauten dass wir davon kamen. Ich lachte mich den restlichen Tag kugelig über ihre furchterregende Drohung.
Den Abend verbrachten wir in einer lauschigen Reggae Bar am Meer mit guter Live Musik und grauenhaften Cocktails. Dafür entdeckten wir dort Red Horse Bier was definitiv ein neues Plus für San Miguel war, und kamen ins Gespräch mit anderen Touristen und Backpackern aus aller Welt.
Die nächsten Tage erlebten wir außerordentlich intensiv. Ein Einziges mal fing es während einer Island Hopping Tour zu regnen an und sogar das war etwas Besonderes, wenn man mitten in einer von Felsen eingeschlossenen, versteckten Lagune fast nicht mehr unterscheiden kann ob der Regen nun von unten oder oben kommt.
Jeden Morgen standen wir um 6 Uhr auf und frühstückten abwechselnd Eier mit süßem Toast und Mango Pancake wobei uns oft die Inhaberin der Pension Gesellschaft leistete. Sie erzählte uns dass sie in jungen Jahren, ihr Sohn war gerade 1 Jahr alt, als OFW nach Qatar gegangen war um Geld zu verdienen. 20 Jahre war sie dort geblieben und zog als Nanny ein anderes Kind groß, anstelle von ihrem eigenen. Dafür konnte sich ihre Familie nach ihrer Rückkehr die Pension leisten. Ich konnte mir so ein Leben nicht im entferntesten vorstellen.
Wir schenkten ihr auch ein paar Euro Münzen für ihre Münzsammlung.
Ich weiß nicht mehr wer uns den Tipp mit dem Nacpan Beach gab aber demjenigen bin ich heute noch dankbar. Unseren letzten vollen Tag in El Nido füllten mir mit einem 40 minütigen Tricycle Trip zu der wahrlich paradiesischen, mit kilometerlangem Strand bedeckten Landzunge aus und aßen dort den besten ganz simpel gegrillt und marinierten Fisch unsres Lebens. (Damals war der Strand menschenleer, leider weiß ich dass er heutzutage schon ein bisschen der touristischen Entwicklung zum Opfer gefallen ist.)
Beim Auschecken aus unserer Unterkunft bereitete uns die Eigentümerin einen herzlichen Abschied. Besonders meine Freundin hatte bei ihr einen Stein im Brett. Ich vermute ja es lag an ihrer spitzigen Nase von der unsere Wirtin offensichtlich begeistert war ("Your nose is so beautiful!")
Gut dass meine Freundin das hier nicht liest
15 Minuten zu früh standen wir wieder auf dem Parkplatz vor der Markthalle. Ein verwahrloster Hund dem Teile seines Fells fehlten und der seltsamerweise mit roter Farbe angesprüht war kauerte in unserer Nähe auf dem Boden. Mir tat der Hund furchtbar leid, deswegen ging ich zum nächsten Sari Sari Store der gleichzeitig ein Imbiss Stand war, und kaufte einen Hot Dog mit einer roten Wurst für den roten Hund. Er beäugte meine Gabe zuerst skeptisch, dann stürzte er sich gierig darauf. Ich bemerkte dass mich ein ganzer Bus voll Filipinos anstarrte als käme ich vom Mars.
Später, als ich Straßenkatzen auf Boracay aufpäppelte, habe ich mich an solche Reaktionen gewöhnt und nehme es den Leuten nicht übel. Tiere sind nichts wert in einem Land wo Menschen tagtäglich ums überleben kämpfen.
Im Paradies gibt es viele Schattenseiten.
P.S. Wir saßen auf der Rückfahrt im Van hinten, ich in der letzten, meine Freundin in der vorletzten Reihe neben einer Mutter und einem Kind, welches sich öfters mal übergeben musste.
Wir gaben der Mutter unsere Iberogast Magentropfen aus der Reiseapotheke, sie halfen nichts.
Vielleicht hätte ich insgesamt mehr Mitgefühl zeigen sollen. Falls es so war, zahlte es mir das Schicksal auf Panglao wieder heim.
LG
elizaliz