- Vorfinanzierung der Sprachkurse und der formalen Jobsuche in D; hier sind schnell einige Tausend EUR verbraten, das übersteigt oft die Möglichkeiten normaler deutsch-philippinischer Familien, wenn es nicht bereits von deutschen potentiellen Arbeitgebern vorfinanziert wird.
Ich habe es ja schon zuvor geschrieben. Sobald das Volumen anderer Berufsgruppen steigt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass dort von philippinischer Seite regulierend eingegriffen wird. Wie das bei den Pflegekräften aussieht, kann man hier nachlesen:
https://www.dmw.gov.ph/archives/gbr/2016/4.pdf
Nach Inkrafttreten des Fachkräftezuwanderungsgesetzes war ich in den Dialog der philippinische Botschaft mit deutschen Branchenverbänden involviert bzw. wurde dieser schnell von Letzteren abgewürgt. Die Resonanz war eine Katastrophe und zumindest ich habe mich für die Art und Weise geschämt. Damit wurde die Möglichkeit verpasst, sich auf eine für beide Seiten tragfähige Regulierung zu verständigen. Danach kam Corona und es gab einen kompletten Austausch des Botschaftspersonals. Daher weiß ich nicht, ob es danach eine Entwicklung gab, höchstwahrscheinlich aber nicht.
- Rechtliche Hürden des philippinischen Arbeits-Emigrationsrechtes, wo individuelle Arbeitsverträge mit deutschen Arbeitgebern systematisch blockiert werden und die Filipinos in entsprechende Agenturen gedrängt werden. Die praktische Lösung ist dann oft eine Ausreise über ein Drittland mit Touristenvisum und Weiterreise nach Deutschland mit einem Arbeitsvisum
Das richtet sich nicht speziell gegen deutsche Arbeitgeber, sondern ist der rechtlich vorgesehene Weg, der für alle Destinationen gilt. Ausnahmen davon gibt es nur bei staatlichen Anwerbeprogrammen auf Basis bilateraler Abkommen, etwa Triple-Win, und die praktisch nahezu bedeutungslosen direct-hire Ausnahmen.
Die Rechtslage gibt den lokalen Agenturen eine zentrale Rolle. Leider wird die durch mangelnde Seriosität und Unprofessionalität geprägte Branche dem regelmäßig nicht gerecht. Es ist aber nicht völlig einseitig. Ich kenne auch Fälle, in denen etwa OFW´s aufgrund von Eigenverschulden entlassen und zurückgeschickt wurden und dann auf den Philippinen die Agentur erfolgreich verklagt haben. Die Folge war, dass der komplette verbleibende Arbeitsvertrag von der Agentur ausbezahlt werden musste.
Kein seriöser Arbeitgeber wird den Weg der Ausreise über Drittstaaten gehen, womit sich die Verantwortlichen übrigens auf den Philippinen strafbar machen würden. Daher wäre es töricht von OFW´s sich auf so etwas einzulassen.
Auch steht man bei jeder Heimreise vor demselben Problem. Urlaubende OFW´s (balik manggagawa) benötigen für die Wiederausreise abermals ein OEC.
- Meine Erfahrung ist aber, das zumindest für phil. Pflegekräfte in der Regel eine preiswerte Unterkunft als "package deal" mit angeboten wird.
Das sind aber fast immer keine Dauerlösungen, da es etwa von Anfang an zeitliche Beschränkungen gibt und es sich um Gemeinschaftsunterkünfte handelt.
Preiswert ist auch relativ. 300-400 EUR für ein ca. 20 qm Studio im Keller bei Zweierbelegung oder für ein Zimmer im Kloster, bei dem man sich weitestgehend an die dortigen Lebensregeln halten muss, als mir bekannte Beispiele halte ich für wenig begehrenswert.
Falls jemand als Pflegekraft in Deutschland arbeiten möchte, kann ich deutsch-philippinischen Familien nur empfehlen, gleich nach dem Highschool Abschluss eine duale Ausbildung in einem deutschen Kranken- und Pflegeheim zu versuchen; den teuren und zeitintensiven Umweg über ein 4-jähriges Nurse-Studium in den Philippinen kann man sich damit ersparen!
Für deutsche Arbeitgeber hat das den Vorteil, dass die Ausbildung hierzulande mit staatlichen Mitteln gefördert wird. Bei objektiver Betrachtung ist es aber ökonomisch nicht sinnvoll. Wenn hierzulande aufgrund der Demografie die Auszubildenden fehlen und man sich die im Ausland sucht, dann wäre es kosteneffizienter, die Fördermittel - etwa durch Bildungskooperationen, die vorgezeichnete Wege nach Deutschland anbieten - auch dort einzusetzen. Ausbildung und Versorgung ist z.B. auf den Philippinen wesentlich kostengünstiger. Auch fehlen hierzulande mittlerweile Pflegepädagogen.
Zugegebenermaßen ist bei der dualen Ausbildung auch der Wert der schon geleisteten Arbeit zu berücksichtigen, für mich ändert das aber nichts an der Gesamteinschätzung.
Für die Auszubildenden ist es nur auf den ersten Blick vorteilhaft. Man sollte dabei berücksichtigen, dass es sich um sehr junge und unreife Menschen handelt, die man vom Elternhaus direkt in eine völlig andere Welt verpflanzt. Viele würden das nicht schaffen. Hinzu kommt, dass auch hierzulande mehr als 30 % der Auszubildenden in der Pflege, zumeist aufgrund falscher Berufsvorstellungen, die Ausbildung abbrechen. In Kombination würde man eine große Gruppe an Gescheiterten produzieren und stünde dann vor dem Folgeproblem, wie man damit im Migrationskontext umgeht.
Für die Erfolgreichen ist zu berücksichtigen, dass es keine Perspektive der Rückkehr auf die Philippinen gibt, denn eine deutsche Ausbildung wird umgekehrt nicht anerkannt. Das ist eine ethische Problematik, die von Befürwortern dieses Weges übersehen wird.
Relativieren könnte man die Nachteile, indem man einen Teil der Ausbildung vorgelagert auf den Philippinen durchführt. Nur ist niemand hierzulande bereit, Strukturen im Ausland zu schaffen bzw. langfristig zu unterstützen. Damit habe ich reichlich ernüchternde Erfahrungen gesammelt.