Während meines Besuch auf den Philippinen habe ich mich bei DALI einmal persönlich umgesehen. Das war für mich nicht besonders schwierig, da ich vom Lipaner Stadtteil San Sebastian drei DALI Filialen bequem zu Fuss erreichen konnte. Die Fotos stammen aus der Filalie in Lipa-San Carlos. Das ist aber eigentlich auch egal, da alle Filialen die gleiche Ausstattung haben. Die DALIs sind recht klein, vielleicht ein Zehntel der Fläche eines deutschen ALDI-Marktes. Das Konzept ist eins zu eins von ALDI kopiert: die Läden sind perfekt aufgeräumt und organisiert, bis auf das Drehkreuz am Eingang, dass in San Carlos klemmte.
Verkauft wird aus Kartons, die Anzahl der Artikel ist auf ein Grundsortiment beschränkt und alle zwei Wochen gibt es einen neuen Werbeprospekt mit Aktionsartikel unter dem Motto "DALI informiert". Die Preise sind konkurrenzlos günstig. Neben wenigen Markenartikel gibt es viele Eigenmarken. DALI ist frech und mutet seinen Kunden eine Billig-Cola zu. Ob der Pinoy bereit ist, auf seine original Coca Cola oder Pepsi zu verzichten? Auch beim Bier setzt man auf eine eigene Billigmarke namens "Brunonia", die günstiger als San Miguel angeboten wird. Das Bier wird vom renommierten "Hofbrauhaus Wolters" in Braunschweig gebraut. Ein Geheimtip für alle, die deutsches Bier auf den Philippinen günstig trinken wollen. Überhaupt ist DALI ein Geheimtip für alle Langnasen, denen Säntis zu teuer ist: es gibt Schokolade aus Deutschland, Butterkekse aus Dänemark und einen Nutella-Ersatz namens "gonutt", der in der Türkei hergestellt wird, genauso wie die Erdbeermarmelade, die daneben steht. Der Wodka in der letzten Aktion stammte übrigens auch aus Deutschland, exklusiv für DALI zusammengemixt. Ich hatte mich mit Rotwein eingedeckt, für 320 Peso pro Flasche gab es einen ganz leckeren Wein, den ich in Europa auch für das gleiche Geld kaufen würde. Da lohnt sich der Versand in der Balikbayanbox nicht mehr. Lustig waren die kleinen Schokoladen-Nikoläuse für 40 Peso das Stück, die von Rieglein aus Deutschland stammten.
DALI verkauft abgepacktes Fleisch und Hähnchen aus der Kühltruhe, lediglich Fisch und Obst und Gemüse sucht man vergebens. Das Personal könnte bei ALDI geschult worden sein: bei meinem Einkauf hat war der Mitarbeiter mit dem Einräumen beschäftigt und ist sofort zur Kasse gegangen, als ich den ersten Artikel aufgelegt hatte. Fast schon kniepig ist es, dass pro Papiertüte ein Peso genommen wird. In einer Ecke stehen Pappkartons, es gibt natürlich keine Packer. Einpacken muss man schon selbst. Das macht den Einkauf bei DALI sehr schnell und es kommt schon fast deutsches Discountergefühl auf.
Die Philippinen sind nur der Versuchsballon für eine bevorstehende größere Expansion in Südasien. Ich werde den Verdacht nicht los, dass der grosse deutsche Discounter ALDI selbst dahinter steht. ALDI war bei der Eroberung ausländischer Märkte immer sehr vorsichtig vorgegangen. Man sammelt erst einmal Erfahrungen in einer eng begrenzten Region. Die Hauptstadtregion (NCR) und Calabarzon sind dafür ideal, weil die Infrastruktur halbwegs vernünftig ist und viele kaufkräftige Kunden im Speckgürtel von Manila leben.
Das Konzept entspricht dem von ALDI: man setzt auf Eigenmarken und wenige ausgesuchte Markenartikel, verzichtet auf jeglichen Schnickschnack und setzt das wenige Personal sehr effizient ein. Das Angebot und die Ausstattung der Filialen ist überall gleich, und die Belieferung erfolgt über Zentrallager. Neuland betritt man mit dem Franchisekonzept. Die Läden werden wie Einzelhandelsgeschäfte betrieben, ein ähnliches Konzept gibt es nur bei Edeka. Damit behält der Discounter die volle Kontrolle über seine Geschäfte, obwohl sie ihm formal gar nicht gehören und in philippinischer Hand sind.
Wenn das Konzept auf den Philippinen erfolgreich ist, wird DALI auch wesentliche größere Märkte wie Indonesien und Indien erobern können. Es bleibt zu hoffen, dass DALI frischen Wind in den philippinischen Einzelhandel bringt. Die Gleichgültigkeit des Personals in vielen philippinischen Supermärkten erinnert mich bisweilen an die DDR. Auch in diesem Punkt schneidet DALI mit seinen freundlichen Mitarbeitern sehr gut ab.
P.s. keine Ahnung, warum die Foren-Software die Bilder in alle Himmelrichtungen verdreht hat. Auf meinem Computer sind die Bilder alle richtig herum. 