Nach den gewaltigen Eindrücken der letzten Tage stand etwas City -
Sightseeing auf dem Programm – in Vigan. Diese Stadt stand schon
viele Jahre auf meiner Liste, da Vigan aber für mich immer zu weit
weg von meiner eigentlichen Route lag hatte ich es noch nie dorthin
geschafft.
Die Abfahrt verzögerte sich aufgrund des vorangegangenen Abends.
Nach einem Kaffee und ein paar Hotcakes im örtlichen Jollibee
(meiner Meinung nach das Einzige was man dort essen kann) war uns
klar dass es besser wäre wenn wir uns noch mal etwas hinlegen
würden. Also zurück zum Hotel (King David Hotel oder so ähnlich,
m. E. nur bedingt empfehlenswert.) um nochmal ein wenig Augenpflege
zu betreiben. Nach einem guten Mittagessen in der gegenüberliegenden
Carenderia war unsere Fahrfähigkeit weitgehend wieder hergestellt.
Also packen und rein in die Mopedklamotten. In den Bergen war es
deutlich kühler, jetzt sorgte die Kleidung für heftige
Schweißausbrüche.
Die Fahrt nach Vigan war ohne irgendwelche Besonderheiten, mir ist
nichts außergewöhnliches im Gedächtnis geblieben, außer
vielleicht der gute Zustand der Küstenstraße von der Junction bis
nach Vigan. In der Stadt fiel uns sofort auf dass es so gut wie keine
Jeepneys auf den Straßen gab. Recht angenehm für unsere Atemwege.
In Vigan bezogen wir ein Zimmer im Grandpa's Inn. Eine sympathische
Unterkunft in einem historischen Gebäude. Die Stadt gefiel mir sehr
gut, ich kann sagen, für mich fast die attraktivste Stadt (wenn man
dieses Wort überhaupt für philippinische Städte verwenden möchte)
im Land. Wenn auch die Anzahl der Souvenirläden etwas hoch
erscheint.
Neben dem Sightseeing in der Stadt besuchten wir auch den Mindoro
Beach im Süd - Westen der Stadt. Als wir ankamen waren wir sehr froh
dass wir dort nicht übernachten mussten. Das regierungseigene Resort
wirkte wie eine Mischung aus Baustelle und Hotel California. Der
Blick zum Strand ist ein ganz Besonderer (siehe Foto weiter unten).
Wir tranken eine Cola und fuhren zurück in die Stadt.
Die nächste Etappe die wir uns ausgesucht hatten ging nach Cervantes
und wieder zurück zur Küste. Da wir einmal den Bessang Pass
befahren wollten, suchten wir in Google Earth nach einer alternativen
Strecke für den Hinweg nach Cervantes. Wir entschieden uns es über
Banayoyo, San Emilio und Quirino zu versuchen. Aufgrund der
Satellitenbilder und einiger Fotos sollte es möglich sein die
Strecke zu fahren.
Von Vigan ging es zuerst ca. 50 KM über die gut ausgebaute
Küstenstraße nach Süden. Ein paar Kilometer südlich verließen
wir den Highway und bogen nach Osten Richtung Banayoyo ab Richunt
Berge. Die ersten Kilometer waren betoniert und gut zu befahren, an
manchen Gabelungen waren wir froh den Navi dabei zu haben.
Aus der Straße wurde langsam ein „Weg“ und die Qualität des
Straßenbelags nahm rapide ab. Der Aufstieg bis 1100 m Höhe war
heftigst. Steigungen, die wir auch auf der Abra – Kalinga Rd. so
nicht gefahren waren,.entweder lehmig oder Geröll durchsetzt mit
dicken, losen Steinen. Zur Abwechslung zwischendurch
erstaunlicherweise auch mal 20m Beton (?). Wir und auch die Mopeds
kamen dabei an die natürlichen Grenzen. Auf dem höchsten Punkt
stand ein Viewpoint-Türmchen. Eine Aussicht wie im Bilderbuch. Wir
schauten auf das Tal des Cervantes Rivers. Schwindelerregend.
Von
nun an ging’s bergab. Aber so richtig bergab. Nur noch
Schritttempo. Der Straßenbelag (wenn man da von Straßenbelag
sprechen kann) nur noch Geröll. Das extreme Gefälle tat den
Hinterradbremsen nicht so gut und die Bremsleistung ließ merklich
nach, bzw. war irgendwann nicht mehr vorhanden. Auf jeden Fall sind
wir irgendwie den Berg runtergekommen. Es gab Stellen wo wir mehrfach
tief die Angst wegatmen mussten, bevor wir uns weiter getraut hatten.
Unten angekommen erreichten wir Quirino. Erstmal Zeit für eine
Verschnaufpause und eine Cola.
Die Spannung ließ aber nicht
wirklich nach, die Frage nach dem Weg wurde mit einem Fingerzeig in
Richtung Fluss beantwortet. Das Flussbett war fast trocken, mehrere
hundert Meter breit. Es gab trotzdem einige Wasserdurchfahrten und
nach ein paar Kilometern ging es wieder aus dem Flussbett raus an
Land, noch einen kleineren Berg rauf und runter und wir kamen in
Cervantes an.
Wir kannten nur eine Übernachtungsmöglichkeit, das
Bessang Pass Travellers Inn. Eher eine Unterkunft für Hartgesottene.
Ob die alte Zahnbürste die auf einem Regal im Zimmer lag zum Service
des Hauses gehörte haben wir nicht hinterfragt.
Nach einer erfrischenden Schöppfkellendusche machten wir uns auf im
Dorf nach einer Carinderia zu suchen. Es gab nicht viel Auswahl. Nach
dem Abendessen organisierten wir direkt mit der Wirtin das Frühstück
für den nächsten Morgen.
Abends setzten wir uns mit einem Colt
45 vor unsere Unterkunft. Es kam dann spontan zu einer Einladung der
benachbarten Bauarbeitertruppe, die jetzt Feierabend hatten und wie
jeden Abend ihren Tag mit mehreren Flaschen Gin beendeten. Trinkt mit
uns, erzählt uns Geschichten, wir sind freundliche Leute. Den Gin
haben wir höflich abgelehnt und sind lieber beim Bier geblieben. Der
Wortführer der Truppe nannte sich Muchas Gracias und hatte lackierte
Fußnägel. Trotz gewisser Verständigungsschwierigkeiten wurde viel
erzählt und viel zusammen gelacht. Einer der Jungs erläuterte uns
dann noch die Vorzüge der Curfew (Ausgangssperre):“Früher, als es
keine Curfew gab, seien morgens viele nicht zur Arbeit erschienen, da
sie zu lange gesoffen hätten. Jetzt wäre das anders, alle gehen um
9:00 nach Hause und haben dann genug Zeit wieder nüchtern zu
werden“. Na dann, Prost. Wir waren nach ein paar Colt 45 auch um
9:00 „fertig“ und froh, ins Bett gehen zu können.