Eigentlich ist Lower Buhanginan ein von Gott verlassener Ort. Von der Hauptstraße, die das 50 Kilometer entfernte Manila mit der Kleinstadt Antipolo verbindet, führen bröckelnde Betonstufen einen steilen und morastigen Abhang hinunter zu den knapp 50 Häusern der Elendssiedlung. Die schäbigen Hütten, die oft über kaum mehr als ein paar Quadratmeter Grundfläche verfügen, sind mit verwittertem Wellblech gedeckt, in den Hinterhöfen picken Hühner zwischen alten Autoreifen und Müll im vom Monsun völlig aufgeweichten Boden, um vielleicht ein wenig Essbares aufzustöbern. Schlamm und Staub bestimmen hier das Leben das ganze Jahr über. In der Trockenzeit, wenn der Morast aufgetrocknet ist und der Regen nicht mehr die Luft reinwäscht, wehen vom Steinbruch oben am Hügel riesige Staubschwaden herunter und hüllen das Dorf ein. Der Ortsname Buhanginan bedeutet auf Deutsch übersetzt nichts anderes als "vom Staub bedeckt".
Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben kann mitunter so simpel sein wie blaues Plastik. Seit knapp zwei Jahren führt ein dickes Bündel an Kunststoffleitungen den Abhang hinunter und verteilt sich dann dort zwischen den Hühnerställen und den Hütten. Das Wasser, das früher mühsam in Kanistern herbeigeschafft werden musste, sprudelt seitdem direkt in den Häusern aus den Wasserhähnen. Das Geld für die Finanzierung des blauen Leitungsgeflechts stammt allerdings weder von den Kommunalbehörden noch vom philippinischen Staat, sondern von den Frauen im Dorf, die in den vergangenen paar Jahren mit Hilfe von Mikrokrediten Kleinunternehmerinnen geworden sind und nun teils sogar mehr verdienen als ihre Männer.
Anamaria Maestrocampo ist eine dieser Frauen. Vor zwölf Jahren hatte die heute 47-Jährige sich ein Herz gefasst und war zusammen mit anderen Frauen und einem klammen Gefühl in der Magengegend ins Nachbardorf gegangen, wo das Mikrofinanzinstitut Ashi eine Informationsveranstaltung abhielt. Dass sie, eine einfache Hausfrau, die weit jenseits der Aufmerksamkeitsschwelle jeder Bank lag und keine Sicherheiten besaß, einen Kredit aufnehmen sollte, um Kleinunternehmerin zu werden, erschien ihr damals nur schwer vorstellbar. "Doch ich wusste, wenn ich kein Risiko eingehe, werde ich es nicht schaffen, meinen Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen", sagt Maestrocampo. Wie knapp die Hälfte der Filipinos musste sie damals mit weniger als zwei Euro am Tag auskommen, viel zu wenig, um die Schulgebühren zu bezahlen und gleichzeitig eine Familie zu erhalten.
Entgegen ihren ersten Befürchtungen bekam Maestrocampo damals einen Mikrokredit. Mit den 3000 Pesos (umgerechnet 60 Euro) kaufte sie ein paar Hühner und begann zu züchten. Mit dem Geld, das sie verdiente, bediente sie die Kreditraten und sparte Kapital an. Die Geschäfte liefen gut für Maestrocampo und so wagte sie den nächsten Schritt. Mit Hilfe eines neuen Kredits eröffnete sie in Lower Buhanganian einen kleinen Gemischtwarenladen und .....
.
Quelle: Wiener Zeitung
mehr unter: http://www.wienerzeitung.at/na…einer-Handvoll-Pesos.html
.
.