Beginn der Kirchensteuerpflicht für Ausländer
Sind Ausländer in Deutschland auch kirchensteuerpflichtig (z.B. Polen, Iren, US-Amerikaner, etc.)?
Die Kirchensteuerpflicht ist in Deutschland durch Gesetze des jeweiligen Bundeslandes geregelt. Von den nach nach Kirchensteuergesetz steuerberechtigten Religionsgemeinschaften üben z. B. das Besteuerungsrecht aus:
- Römisch-Katholische Kirche
- Protestantische bzw. Evangelische Kirche
- Altkatholiken
- Synagogen
Es ist höchstgerichtlich anerkannt, dass den staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften im Rahmen ihres Selbstbestimmungrechts gemäß Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV die Befugnis (das sog. Parochialrecht) zukommt, die Zugehörigkeit eines Mitglieds zu einer Gemeinde allein von der (tatsächlichen) Wohnsitznahme abhängig zu machen (BVerwG, Urteil vom 12.04.1991, Az. 8 C 62.88, ZevKR 1991, 403, 407, KirchE 29, 90, 93; BVerwG, Urteil vom 26.06.1997, Az. 7 C 11.96, BVerwGE 105, 117,199, KirchE 35,248; BVerfG, Urteil vom 19.12.2000, Az, 2 BvR 1500/97, BVerfGE 102,370,371, NJW 2001, 429, KirchE 38, 502; BVerwG, Urteil vom 23.09.2010, Az. 7 C 22.09, NVwZ-RR 2011, 90, KirchE 56, 266,275; BFH, Urteil vom 09.05.2012, Az. I B146/11, BFH/NV 2012,1334, KirchE 59,369, 370, Rz. 4).
Kirchensteuerpflichtig sind alle natürlichen unbeschränkt steuerpflichtigen Personen, die einer steuererhebenden Kirche angehören und ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben. Die Staatsangehörigkeit ist dabei unbeachtlich.
Die Kirchensteuerpflicht beginnt mit dem ersten Tag des Kalendermonats, der auf die Begründung der Kirchenmitgliedschaft und des Wohnsitzes/gewöhnlichen Aufenthaltes folgt.
Die Kirchensteuerpflicht entsteht mit dem (tatsächlichen) Zuzug in das Inland (FG München, Urteil vom 09.11.1982, Az. VII 172/77, KirchE 20, 185, 187; VG Schleswig-Holstein, Urteil vom 04.03.1987, 1 A 500/85, KirchE 25, 44, 47; VG Schleswig-Holstein, Urteil vom 18.12.1987, Az. 1 A 77/87; bestätigt durch OVG, Lüneburg, Beschluss vom 18.04.1988, Az. 13 OVG B 134/88; FG Düsseldorf, Urteil vom 14.04.1994, EFG 1994, 1071; FG München, Urteil vom 14.11.1995, Az. 13 K 2682/94, EFG, 491, KirchE 33, 517, 518; FG Nürnberg, Urteil vom 08.11.2007, Az. VI 432/2005, KirchE 50, 329, 332, BFH, Beschluss vom 10.06.2008, Az. I B 211/07, BFH/NV 2008, 1697; FG Münster, Urteil vom 25.11.2011, Az. 4 K 597/10 Ki, KirchE 58, 367, 370; BFH, Urteil vom 09.05.2012, Az. I B 146/11, BFH/NV 2012, 1334, KirchE 59, 369, 370, Rz. 4; OFD Frankfurt a.M., Rundverfügung vom 15.06.2015, Az. S 2444 A-2-St 212, ofix HE KiStG/8, Ziff. 6.5.1), erfordert keine weitere Mitwirkung und Willensbekundungen der Steuersubjekte (FG München, ebd.; VG Schleswig-Holstein ebd.; bestätigt durch OVG Lüneburg, ebd.; VG Schleswig-Holstein, Urteil vom 04.03.1987, 1 A 500/85, KirchE 25, 44, 47; OVG Lüneburg, Beschluss vom 28.07.1988, 13 A 30/87, KirchE 26, 185, 186; BFH, Urteil vom 18.01.1995, Az. I R 89/94, NVwZ 1996, 517, KirchE 33, 5, 7 f.) sowie unabhängig davon, ob im Herkunftsland die römisch-katholische Kirche Kirchensteuer erhoben hat (OVG Lüneburg, ebd.; VG Schleswig-Holstein, ebd.; OFD Frankfurt, ebd., Ziff. 6.1 Abs. 3).
Gemäß § 2 Abs. 1 KiStG Bln sind u. a. Angehörige der katholischen Kirche, die im Land Berlin ihren Wohnsitz haben, kirchensteuerpflichtig. Die Zugehörigkeit zur weltumspannend organisierten römisch-katholischen Kirche wird (allein) durch die Taufe begründet und besteht (fortan) unabhängig von der Staatsangehörigkeit und dem jeweiligen Aufenthaltsland. Ein zusätzlicher Beitritt nach Zuzug in ein anderes Land ist nicht erforderlich und auch nicht möglich. Bei Beendigung der Zugehörigkeit zu einer Teilkirche, d. h. Diözese oder Pfarrei durch Wegzug ist daher nicht die Zugehörigkeit zur weltumspannend organisierten Kirche beendet (VG Berlin, Urteil vom 08.03.1985, VG 10 A 552.83, KirchE 23, 30, 32; VG Berlin, Urteil vom 29.07.1988, 10 A 604.87, KirchE 26, 186, 188; VG Schleswig-Holstein, Urteil vom 04.03.1987, 1 A 500/85, KirchE 25, 44, 47; OVG Lüneburg, Beschluss vom 28.07.1988, 13 A 30/87, KirchE 26, 185, 186; BVerwG, Urteil vom 12.04.1991, Az. 8 C 62/88, NJW 1992, 1060, KirchE 29, 90, 93; FG Münster, Urteil vom 25.11.2011, Az. 4 K 597/10 Ki, KirchE 58, 367, 370; OFD Frankfurt a.M., Rundverfügung vom 15.06.2015, Az. S 2444 A-2-St 212, ofix HE KiStG/8, Ziff. 6.5.1).
Die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche wird (allein) durch seine katholische Taufe (c. 204 § 1 GIG) in Irland - bei einem religionsunmündigen Kind auf Basis der Bereitschaftserklärung seiner seinerzeit für ihn personensorgeberechtigten Eltern - konstitutiv begründet (BVerfG, Beschluss vom 31.03.1971, Az. 1 BvR 744/67, BVerfGE 30, 415, 424, NJW 1971, 931, KirchE 12, 101, 107 f.; BFH, Urteil vom 11.12.1985, Az. 1 R 207/84, BFHE 146, 315, BStBl II 1986, 569, KirchE 23, 283, 286 m.w.N.; BFH, Beschluss vom 09.05.2012, Az. I B146/11, BFH/NV 2012,1334; BVerfG, Beschluss vom 17.12.2014, Az. 2 BvR 278/11, NVwZ 2015, 517, 519, Rz. 42; BayVerfGH, Entscheidung vom 22.11.2000, Az. 3 Vll-99, NVwZ 2001, 916, KirchE 38, 467, 468 f.; zuletzt FG Münster, Urteil vom 25.11.2011, Az. 4 K597/10 Ki, KirchE 58, 367, 370; FG München, Urteil vom 17.12.2014, Az. 1 K1107/11, EFG 2015, 759.; OFD Frankfurt a.M., Rundverfügung vom 15.06.2015, Az. S 2444 A-2-St 212, ofix HE KiStG/8, Ziff. 6.5.1) und bestand fortan weltweit, unabhängig vom Taufort oder der Staatsangehörigkeit (OFD Frankfurt a.M., ebd., Ziff. 6.1 Abs. 3).
Die Taufe begründet damit die subjektive Kirchensteuerpflicht, auch wenn sie Jahrzehnte zurückliegt (BFH, Urteil vom 24.03.1999, Az. I R124/97, KirchE 37, 63, 68, juris Rz. 20); insbesondere ist es nicht erforderlich, dass der Steuerpflichtige sich für jeden Veranlagungszeitraum gesondert zu dieser Religionsgemeinschaft bekennt; die durch die Taufe begründete Glaubenszugehörigkeit bleibt vielmehr bis zum formwirksamen Kirchenaustritt, -ausschluss oder Tod bestehen; das Bekenntnis muß auch nicht gegenüber den Finanzbehörden erklärt werden, um eine Kirchensteuerpflicht auszulösen (BFH, ebd. unter Verweis auf BFHE 172, 570, BStBI II 1994, 253, KirchE 31,420,422).
Eine (Kindes-)Taufe ist auch nicht kirchensteuerrechtlich deswegen unbeachtlich, weil sie nicht auf einem eigenen Entschluss Ihres Mandanten beruht; denn über die Taufe in einer bestimmten Konfession und damit über die Aufnahme in eine christliche Kirche bestimmten seine Eltern als seine seinerzeit Sorgeberechtigten, was dann im Laufe der Zeit auch finanzielle Verpflichtungen für das Kind mit sich bringen kann (BFH, Urteil vom 04.05.1983, Az. II R180/79, BFHE 138, 303, BStBI. 1983 II, 484, NJW 1983, 2604, KirchE 21,107,110, juris, Rz. 4,15,16 m.w.N.; bestätigt durch BVerfG, Beschluss vom 30.11.1983, Az. 1 BvR 1016/8, NJW1984,969, KirchE 21,303; zuletzt auch FG Mecklenburg-Vorpommern, Urteil vom 09.07.2019, Az. 1 K367/17, Ziff. 2.5.; VG Berlin, Urteil vom 12.12.2019, Az.VG 27 K292.15, S. 31 ff., 35, bestätigt durch OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 02.07.2020, Az. 12 N48/20).
https://www.steuerschroeder.de…erpflicht-Auslaender.html
Die Kirchenmitgliedschaft wird durch Aufnahme begründet und endet mit dem Ende der Kirchenzugehörigkeit. Voraussetzung für die Begründung der Kirchenmitgliedschaft ist in der evangelischen und römisch-katholischen Kirche die Taufe.
Mitglieder einer evangelischen Kirche oder Religionsgemeinschaft im Ausland erwerben die Kirchenmitgliedschaft durch Erklärung gegenüber der staatlichen Meldebehörde.