OFW´s in Rumänien

  • Ich war zuletzt auf einer Rundreise durch Rumänien und es fällt dort die Masse an philippinischen OFW´s auf. Zu Beginn in Transsylvanien kam nur hin und wieder ein Verdacht auf, dass es sich bei Mitarbeitern in der Gastronomie und etwa Reinigungstrupps in Shopping Malls um Filipinos handelt. Es gab aber nie Zeit und Gelegenheit, dem nachzugehen.

    Das änderte sich dann in Mamaia am Schwarzen Meer. In einer Apartment-Anlage war die Maid unserer Nachbarn Filipina. Am Pool, im Supermarkt und dann endgültig als sie ihren Geburtstag feierte, hat man eine größere Community gesehen.


    Noch deutlicher war es in Bukarest. Unsere Unterkunft befand sich in einem Businesspark im Norden (Pipera). Schon architektonisch erinnert die Gegend an Makati oder BGC, die zusätzliche Omnipräsenz von Filipinos machte die Illusion dann nahezu perfekt. Gastronomische Betriebe sind, teilweise exklusiv, in philippinischer Hand und auch unter den Angestellten in Büros scheint es einen größeren Anteil zu geben. Meine Frau ist mit einer Gruppe von IT Leuten ins Gespräch gekommen.

    Auch in der Therme Bukarest (nach meiner Ansicht vielleicht die beste in Europa) sind ca. 30% der Mitarbeiter Filipinos.


    Die Arbeitsbedingungen scheinen durchweg gut zu sein. Die Maid unserer Nachbarn arbeitete dort seit 2 Monaten und verdient 39k PHP netto, die sie komplett auf die Philippinen schicken kann, da sämtliche Lebenshaltungskosten vom Arbeitgeber getragen werden. Im Hauptwohnsitz der Familie in Cluj hat sie eine eigene Einliegerwohnung. Inwieweit das repräsentativ ist, weiß ich nicht. Eine andere Maid verdiente 30k.

    Gleichzeitig scheinen die Voraussetzungen für diese Jobs sehr niedrig zu sein. Für Maid Jobs gilt das ohnehin, aber auch in einem koreanischen Restaurant im Erdgeschoss unserer Unterkunft in Bukarest sprach niemand Rumänisch, obwohl es ausschließlich in philippinischer Hand war und die Mitarbeiter dort teilweise schon 2 Jahre arbeiteten. Die Mitarbeiter hatten auch keine einschlägige Ausbildung (HRM).


    Mich verwundert dieser Zustand. Obwohl ich einige persönliche Verknüpfungen mit der Recruiter-Branche auf den Philippinen habe, ist bei mir ein Boom in Rumänien nicht angekommen. In Bezug auf Osteuropa vermitteln Bekannte im größeren Stil Maids nach Tschechien (deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen). In Polen und dem Baltikum gab es vor einiger Zeit eine Nachfrageexplosion (Bau-, Fabrikarbeiter und LKW-Fahrer), die sich aber zu großen Teilen als unseriös erwies. Ich kann mich noch an eine POEA/DOLE Konferenz im letzten Jahr erinnern, in dem Osteuropa als Zentrum illegaler Migration bezeichnet wurde.


    Auch im Internet finde ich keine Nachweise, außer einem Hinweis auf ein bilaterales Abkommen aus dem letzten Jahr.


    https://www.cnnphilippines.com…mania-OFW-deployment.html


    Die zum damaligen Zeitpunkt genannte Anzahl von 1.500 OFW´s habe ich gefühlt persönlich gesehen. Bedauerlicherweise kann ich den Inhalt des Abkommens nicht finden, weil dort vermutlich die Arbeits- und Vermittlungskonditionen näher definiert sind, etwa Mindestlöhne und ein Verbot von Vermittlungsprovisionen (placement fees).


    Normalerweise beinhaltet die POEA-Website eine Datenbank und über den link "Verification of Agency's Job Orders" lassen sich alle offenen und verifizierten Stellenangebote nach Land abfragen. Leider funktioniert das scheinbar schon seit Monaten nicht mehr.


    https://www.dmw.gov.ph/archives/poeaonline.html


    Der Grund, warum ich das hier schreibe ist der, dass ich darin eine scheinbar relativ unkomplizierte Möglichkeit sehe, Familienmitglieder selbst versorgt in die EU zu bringen. Alle anderen mir bekannten Möglichkeiten haben entweder deutlich höhere Zugangshürden oder schlechtere Arbeitsbedingungen. Vielleicht hilft das einigen hier im persönlichen Umfeld.

  • Vielen Rumänen arbeiten in Deutschland daher werden Stellen frei dort.


    Leider nutzen auch viele das Sozialsystem hier aus und sind in Betrügereien verwickelt.

  • Mich verwundert dieser Zustand. Obwohl ich einige persönliche Verknüpfungen mit der Recruiter-Branche auf den Philippinen habe, ist bei mir ein Boom in Rumänien nicht angekommen. In Bezug auf Osteuropa vermitteln Bekannte im größeren Stil Maids nach Tschechien (deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen). In Polen und dem Baltikum gab es vor einiger Zeit eine Nachfrageexplosion (Bau-, Fabrikarbeiter und LKW-Fahrer), die sich aber zu großen Teilen als unseriös erwies. Ich kann mich noch an eine POEA/DOLE Konferenz im letzten Jahr erinnern, in dem Osteuropa als Zentrum illegaler Migration bezeichnet wurde.

    Hi ALD, ich bin auch im Bereich Personal/Recruting tätig und ich habe mir gerade in letzter Zeit Gedanken über die Möglichkeit der Vermittlung von LKW- Fahrern gemacht. Ich weiß auch dass es vor einiger Zeit wohl sehr unseriöse Machenschaften über Polen gab. Wie sind deine weiteren Kenntnisse in diesem Bereich?


    Grüße


    Stefan

  • Die Zustände der philippinischen LKW-Fahrer in Polen gingen ja auch hier durch die Presse. Ansonsten hatte ich nur wenige persönliche Berührungspunkte im Kontext Logistik/Osteuropa. Spontan fällt mir nur Folgendes ein:


    Zur Einführung des Fachkräftezuwanderungsgesetzes hatte ich in Kooperation mit der philippinischen Botschaft Kontakt zu verschiedenen Branchen aufgenommen. Die Resonanz war insgesamt eine Katastrophe, wobei die Logistikbranche überhaupt nicht reagiert hat.


    Vor ca. 4 Jahren hat eine Bekannte, die in der litauischen Wirtschaftsverwaltung arbeitet, Kontakt zu einer großen dortigen Spedition hergestellt. Der Austausch wurde aber von meiner Seite schnell beendet, da die Vorstellungen völlig unrealistisch waren. Ich kann mich noch daran erinnern, dass man nicht verstehen oder akzeptieren wollte, dass die Arbeitsmigration auf den Philippinen reguliert ist und man sich dem auch als ausländischer Akteur unterwerfen muss, so absurd die Vorgaben teilweise sind. Auch in Deutschland ist das eine häufiges Problem. Insbesondere die Kostenverteilung wollte man nicht hinnehmen, bzw. wollte man alle Qualifizierungs- und Rekrutierungskosten auf die Arbeitskräfte abwälzen, was dem Trend der POEA-Vorgaben in Bezug auf die EU widersprach. Damals war die Situation aber so, dass es einen großen Pool an ukrainischen LKW-Fahrern gab, die direkt angestellt werden konnten.


    Schlechte Erfahrungen mit Anfragen aus Polen habe ich von einigen philippinischen Recruitern mitbekommen. Ein Bekannter hat mehrmals Delegationen empfangen, die viel versprochen, aber nichts gehalten haben. Da er ohne Akkreditierung polnischer Arbeitgeber und deren job order schon für Stellen geworben und Auswahlverfahren durchgeführt hat, gab es nachfolgend Ärger mit der POEA.


    Ich möchte aufgrund einzelner persönlicher Beobachtungen keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Aber, nach dem was ich gesehen habe, funktioniert es in Rumänien deshalb, weil die Zugangshürden in nicht reglementierten Berufen scheinbar sehr niedrig sind (kein sprachlichen und beruflichen Qualifikationen) und die Arbeitskräfte nach Maßstäben des Gastlandes und der Philippinen ordentlich bezahlt und behandelt werden. In Deutschland ist es Stand heute nicht so. Auch sprachlich, kulturell und klimatisch ist es in Rumänien vermutlich einfacher.



    Ich habe mich mit der ganzen Thematik nur nebenbei beschäftigt. Nach meinen Erfahrungen passen die Rahmenbedingungen hierzulande nicht.

  • Wir hatten gerade das Problem, dass wir durch den ganzen Spass mussten weil wir eine Stelle mit einer Filipina besetzen wollten. Das ist relativ high profile und sie war die beste Wahl für den Job, aber die Überraschung war dann gross dass da sehr sehr sehr sehr sehr viel Papierkram dahintersteht (das ging alles ohne Vermittler / Agentur).

    "Manche […] sind halt einfach nur dumm! Muss man ihnen aber nicht direkt ins Gesicht sagen!" :hi

  • Wir hatten gerade das Problem, dass wir durch den ganzen Spass mussten weil wir eine Stelle mit einer Filipina besetzen wollten. Das ist relativ high profile und sie war die beste Wahl für den Job, aber die Überraschung war dann gross dass da sehr sehr sehr sehr sehr viel Papierkram dahintersteht (das ging alles ohne Vermittler / Agentur).

    Du solltest vielleicht zum Verständnis genauer definieren, was mit "wir" gemeint ist und in welchem Land die Anstellung erfolgte. Es ist nahezu unmöglich, Filipinos außerhalb der Philippinen ohne Beteiligung von Agenturen anzuwerben. Direct hire wurde, man sagt aufgrund von Korruption innerhalb der POEA, erheblich eingeschränkt/abgeschafft.


    SECTION 123. Ban on Direct Hires. — No employer shall directly hire an Overseas Filipino Worker

    for overseas employment.


    SECTION 124.Exemption from the Ban on Direct Hiring. — The following are exempted from the ban

    on direct hiring:

    a. Members of the diplomatic corps;

    b. International organizations;

    c. Heads of state and government officials with the rank of at least deputy minister;

    or

    d. Other employers as may be allowed by the Secretary of Labor and Employment,

    such as:

    1. Those provided in (a), (b) and (c) who bear a lesser rank, if endorsed by the

    POLO, or Head of Mission in the absence of the POLO;

    2. Professionals and skilled workers with duly executed/authenticated contracts

    containing terms and conditions over and above the standards set by the

    POEA. The number of professional and skilled Overseas Filipino Workers hired

    for the first time by the employer shall not exceed five (5). For the purpose of

    determining the number, workers hired as a group shall be counted as one; or

    3. Workers hired by a relative/family member who is a permanent resident of the

    host country.


    Einzig die fett markierte Ausnahme beinhaltet einen gewissen Interpretationsspielraum, wird aber nur für Hochqualifizierte Relevanz haben. Ein Bekannter wollte einen philippinischen Programmierer zu einem 5-stelligen monatlichen EUR Gehalt einstellen und es hat nicht funktioniert, wobei ich nicht die Details kenne.


    Ich kann es nicht mehr finden, vermutlich liegt es an der kaputten POEA Website, aber zuvor musste dort jede Ausnahme per Bescheid, unterschrieben von einem POEA Direktor, öffentlich publiziert werden.

  • Du solltest vielleicht zum Verständnis genauer definieren, was mit "wir" gemeint ist und in welchem Land die Anstellung erfolgte. Es ist nahezu unmöglich, Filipinos außerhalb der Philippinen ohne Beteiligung von Agenturen anzuwerben.

    Es war in Deutschland, und es war im weitesten Sinne in der Kommunikationsbranche. Es war möglich, hat aber recht lange gedauert und viel Papierkrieg erfordert. Da ich sie nicht eingestellt habe weiss ich nicht genau was nötig war, aber ich kann sie mal fragen. Es fiel wahrscheinlich unter diese Ausnahme.


    Ein Bekannter wollte einen philippinischen Programmierer zu einem 5-stelligen monatlichen EUR Gehalt einstellen und es hat nicht funktioniert, wobei ich nicht die Details kenne.

    Das wundert mich, denn 5stellige Gehälter für "normale Programmierer" sind schon oberes zehntes Perzentil (in D).

    "Manche […] sind halt einfach nur dumm! Muss man ihnen aber nicht direkt ins Gesicht sagen!" :hi