... und hier ist meine Philippinen-Story

  • Hallo allerseits,


    nachdem ich hier nun einige Zeit mitgelesen habe, denke ich, ist es nun an der Zeit ,hier meine persönliche Philippinen-Story zu posten. Eigentlich bin ich ja furchtbar schreibfaul, und schreiben ist für mich eine Qual, aber als ich hier im Forum die Geschichten insbesondere von Biber und Kaithoma gelesen habe (vielen Dank an dieser Stelle für die spannenden Geschichten !!) , dachte ich mir, nun ist es Zeit für meine eigenen Story.


    Angefangen hat mein Philippinen Abenteuer im November 92, als ich die Philippinen mit dem Fahrrad erkunden wollte.. Viele werden sich jetzt fragen warum die Philippinen und warum mit dem Fahrrad?
    Nun, ich fahre leidenschaftlich gern Fahrrad,(ich habe übrigens bis heute immer noch keinen Führerschein !) und habe vorher schon viele andere Länder mit dem Fahrrad durchquert.(Japan, Korea, Thailand, Malaysia, Israel und Ägypten).Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Reisen mit dem Fahrrad unheimlich kontaktfördernd sind, man hat schnell Kontakt zu Einheimischen und man lernt ein Land einfach von einer ganz anderen Seite kennen.
    Aber warum ausgerechnet die Philippinen ?
    Nun, ich glaube ,um die Frage zu beantworten, muss man ein bischen in der Vergangenheit zurückgehen.
    Im Dezember 1991 war ich mit einem Freund auf einer Fahrradtour durch Israel und Ägypten..
    Eines Tages ,wir kamen gerade aus dem Sinai zurück, machten wir eine Pause in einem Kibbuz in der Negev- Wüste. Wir konnten dort unser Zelt aufschlagen und es gab dort einen kleinen Laden, wo man die nötigsten Lebensmittel einkaufen konnte. Ich besorgte dort ein paar Lebensmittel und etwas Obst. Wir machten es uns dann auf einer Bank gemütlich , kochten ein wenig auf unserem Campingkocher, und als Nachspeise gab es Obst . Beim Auspacken der Früchte merkten wir, dass das Obst in einer Bildzeitung (!)eingeschlagen war. Wir fanden das natürlich lustig, wie in dieser Einöde sich eine Bildzeitung verirrt hat. Zu unserem Erstaunen stellten wir fest ,dass die Zeitung gerade mal eine Woche alt war .Nun wurde die Zeitung gründlich inspiziert, schließlich wollten wir wissen, wie denn so das Wetter in der Heimat war. Beim durchblättern fiel mir ein Artikel sofort ins Auge:
    Ein Mann stirbt in Las Pinas !
    stand dort in dicken Lettern geschrieben.
    Darunter war eine Fotosequenz, wo ein Mann vor seinem Haus von einem Polizisten erschossen worden war.
    Der Artikel stellte natürlich nach üblichem Bildzeitungsniveau das brutale Vorgehen der Philippinischen Polizei in den Vordergrund. Mein Freund und ich diskutierten dann eine Weile über den Artikel, über die typische Bild-Berichterstattung halt , und malten uns aus, wie die Bildzeitung wohl über Israel berichten würde. Wir fühlten uns hier relativ sicher, was allerdings im krassen Gegensatz zu den Medienberichten stand, die in Deutschland so über Israel kursierten.
    Irgendwann sagte mein Freund zu mir :Sag mal, die Philippinen , wäre das kein interessantes Reiseziel für Dich, wo Du doch so ein Asien-Fan bist?
    Ja, eigentlich schon, allerdings hatte ich eher mit Vietnam für meine nächste Tour geliebäugelt, wollte ich doch mal von Hanoi nach Saigon radeln. Allerdings war es zu der Zeit extrem schwer, sich als Individualtourist in Vietnam frei zu bewegen, so dass mein Plan mit vielen Wenn und Aber verbunden war.
    Meine andere große Sehnsucht war Südamerika, dort wollte ich auch unbedingt mal mit dem Fahrrad hin. Da ja die Philippinen zum einen in Asien lagen, zum anderen doch sehr spanisch angehaucht waren, fand ich es eine gute Idee ,mit einer Philippinen-Tour einen Kompromiss zwischen Asien und Südamerika zu machen.
    Einige Wochen später, ich war schon längst wieder in Deutschland, schlenderte ich in eine Buchhandlung. Zielstrebig ging ich zu den Reiseführern , um mir neue Inspirationen für neue Reiseziele zu suchen. Mein Blick ging sofort Richtung Asien, und ich blieb beim Reiseführer von Jens Peters Philippinen kleben. Ich nahm ihn in die Hand, blätterte ihn durch, und mein erster Eindruck von den Philippinen war doch recht positiv. Ich erinnerte mich wieder an den Artikel aus der Bildzeitung. Las Pinas Ich schaute in dem Index nach, und musste feststellen, dass dort ein kleiner Eintrag über Las Pinas vorhanden war. Dort gab es nämlich eine berühmte Bambusorgel. Da mein Vater Orgelbauer ist, habe ich ihn mal auf die Bambusorgel von Las Pinas angesprochen. Klar kennt er die , die ist doch recht berühmt und wurde von der Bonner Firma Klais in den 70ern aufwendig restauriert. Es musste sogar extra dafür die Werkstatt entsprechend klimatisiert werden, damit das Holz nicht reißt, erzählte mir mein Vater.


    So langsam reifte in mir nun der Gedanke, meine nächste Reise wird eine Tour de Philippines!
    Im Frühjahr 1992 fing ich dann an, konkrete Pläne zu schmieden .Zu dieser Zeit absolvierte ich noch eine Lehre zum Werkzeugmacher, die ich vorrausichtlich im Juni 1992 beenden würde.
    Im Frühjahr 1992 lag mein Urlaubskonto bei ca. 4 Wochen. Mein grober Plan war , im November eine kleine Luzon Rundfahrt zu machen. Anfang des Jahres waren dann bei meiner Firma Überstunden angesagt. Mir wurde angeboten, die Überstunden mit Freizeit auszugleichen , was ich natürlich gerne annahm. Mein Gleitzeitkonto stieg also stetig an ,so dass ich alle paar Monate meine grobe Reiserute auf den Philippinen immer wieder erweiterte und im Herbst konnte ich mit ca. 8 Wochen Urlaub rechnen. Ich plante also letztendlich eine Tour von Manila nach Cotabato, was ca. 1500 km entsprachen, mit diversen Umwegen.


    In der Zwischenzeit besorgte ich mir den Kauderwelsch Sprachführer Tagalog und lernte fleißig Vokabeln. Mit dem Verständnis der Grammatik hatte ich so allerdings meine Probleme, nichts desto trotzt lernte ich erst mal alle Vokabeln auswendig, ich wusste ja nicht, was mich erwartete.
    Anfang November kam ich dann nach einem kurzen Zwischenstopp in Bangkok in Manila an.
    Ich hatte extra ein Hotel mit Airport-Service gebucht, was leider nicht so richtig geklappt hat, und so musste ich doch mit dem Taxi (und meinem Mountainbike auf dem Dach ) nach Manila reinfahren.
    Ich blieb dann zwei Tage in Manila um mich zu akklimatisieren und besorgte mir erst mal eine vernünftige Straßenkarte. Unter anderem besuchte ich den Chinesischen Friedhof. Ich war erdrückt von den prunkvollen Mausoleen, den prachtvollen Gräbern und mir wurde bewusst, in welch extremen Reichtum doch die Oberschicht in diesem Land leben musste.
    Danach fuhr ich nach Las Pinas um mir die Bambusorgel anzuschauen. Als ich aus dem Taxi stieg und vor der St. Joseph Kirche stand, fand ich es doch merkwürdig an einem Ort zu sein, von dem ich erst vor 11 Monaten in einem israelischen Wüstenkaff gehört hatte. Aber nun war ich hier. Ich besichtigte die Kirche und Orgel, kaufte ein paar Music Kassetten und Postkarten von der Orgel als Pasalubong für meinen Vater.
    Am nächsten Morgen frühstückte ich ausgiebig, packte meine Gepäcktaschen aufs Fahrrad, prüfte den Reifendruck und checkte die Bremsen .Dann stieg ich aufs Rad ,ich hörte noch ein Good Luck, Sir !,See you again in 8 weeks ! wie mir der Security Guard vom Hotel hinterher rief, rollte von der Hoteleinfahrt, trat in die Pedalen und verschwand im Nu im Verkehrsgewimmel der philippinischen Hauptstadt. Es ging endlich los! Vor mir lagen ca. 1500km unbekanntes Land mit Ziel Cotabato .
    Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnte, wie diese Reise mein Leben doch radikal verändern würde.


    ......to be continued

  • prima Anfang. Bitte weiterschreiben.

    Meine fünf Lebensregeln:


    1. Vergib Deinem Feind, aber behalte den Namen des Schweinehunds.
    2. Mit Geld kann man kein Glück kaufen, aber es weint sich in einem Mercedes besser als auf einem Fahrrad.
    3. Hilf jemandem, der Probleme hat. Er wird sich an dich erinnern, wenn er wieder mal Probleme hat.
    4. Manche Menschen sind nur am Leben, weil es ungesetzlich ist, sie zu erschießen.
    5. Alkohol kann keine Probleme lösen, aber das kann Milch auch nicht.

  • hoffentlich geht die Geschichte bald weiter. Ich war ja auch schon in diversen Länder mit dem Fahrrad unterwegs - aber auf den Philippinen und dann noch für 1500 km? Hut ab!

  • da wird man ja richtig suechtig auf die Fortsetzung dieser super geschriebenen Story.
    Bitte bald weiterschreiben


    l.G.Melgen

    Comes later

  • die idee mit dem fahrrad finde ich toll...insbesondere wo fahrraeder damals eher noch die ausnahme waren.... das radeln ist ja erst in den letzten 10 jahren hier "gesellschaftsfaehig" geworden....

  • Zitat

    Original von Snoxall
    Nun, ich fahre leidenschaftlich gern Fahrrad,(ich habe übrigens bis heute immer noch keinen Führerschein !) und habe vorher schon viele andere Länder mit dem Fahrrad durchquert.(Japan, Korea, Thailand, Malaysia, Israel und Ägypten).


    Das find ich klasse sparst ja ein haufen Geld ohne PKW,
    nun wieder eine neue Erfahrung, mit den Bike durch de Phills, freue mich schon auf die Fortsetzung


    Gruß Biber

  • Snoxall



    WOW ! TOLL! AMAZING ! !


    Ich warte auf the continuation of your story.


    As if now I am reading a novela and my eagerness to find out what's the continuation.


    grüss
    ggfrau

  • Hi Snoxall


    Gespannt warte ich auf die Fortsetzung der Geschichte. Bitte schreibe weiter. Das habe ich jetzt wirklich noch nie gehört mit den Farad, das schöne Land zu Entdecken.
    Alle Achtung und Respekt...


    Gruss Salamat

    Ab 2011 pendeln zwischen CH und PH

  • Teil 2


    So fuhr ich los, versuchte so schnell wie möglich den Moloch Manila hinter mir zu lassen.
    Der Verkehr war furchtbar, die Luftverschmutzung umso schlimmer und ich war um jedem Kilometer froh, um den ich mich von Metro Manila entfernte. Mein erstes Ziel für diesen TAG war Pagsanjan. Irgendwo hinter Antipolo passierte es dann , ein Jeepney nahm mir die Vorfahrt ( nicht lachen, ich war damals noch der Meinung, dass es hier so etwas wie Verkehrsregeln gab ) ,erwischte einer meiner Satteltaschen, die im hohen Bogen über die Straße segelte. Ich nahm sie wieder auf, und rief dem verdutzten Jeepney-Fahrer zu : Bahala na ! Ich hängte die Tasche wieder ein und fuhr weiter. Das war ja noch glimpflicht abgegangen , so dachte ich ! Ein paar Stunden später machte ich an einer Carenderia eine kleine Pause, trank eine Cola und ruhte mich auf einer kleinen Bank aus. Als ich so mein Fahrrad betrachtete, fiel mir ein dicker dunkler Fleck an der Unterseite meiner Satteltasche auf, und es tropfte! Da fiel mir siedend heiß ein, dass ich am Vortag, so als Notration, mir eine Flasche Ritchies Orange juice concentrate gekauft hatte .Ich wusste ja nicht, ob es im Hinterland Möglichkeiten gab, sich ausreichend mit Getränken zu versorgen. Wie ich schnell festgestellt hatte, ja es gab sie! Das ich ausgerechnet diese Orange juice concentrat gekauft hatte, lag einfach daran, dass die farbliche Gestaltung der anderen Säfte mir nicht sehr vertrauenserweckend erschienen. Das waren in so knalligen Farben, ich war der festen Überzeugung, dass die im Dunkeln leuchten würden. Wie die wohl schmecken würden, wollte ich mir erst gar nicht vorstellen.
    Also hatte der Zusammenstoß mit dem Jeepney doch ein paar Konsequenzen, so stand ich im Umland von Manila mit einer Gepäcktasche, die mit einem völlig ekeligen (ich hab es später mal probiert ) Orangensaftkonzentrat kontaminiert worden war. Gut , es half alles nicht, ich wollte weiter nach Pagsanjan und trat wieder in die Pedale.
    Am späten Nachmittag traf ich in Pagsanjan ein, fand ein passables Lodginghouse und legte erst mal ein Waschtag ein. Dummerweise war mein Schlafsack kontaminiert, und der brauchte einige Zeit, bis er wieder trocken war.
    Am nächsten TAG mietete ich mir eine Bangka und fuhr zu den Pagsanjan-Falls , wo die Schlussszene des Film Apokalypse Now gedreht worden war.(Colonel Kurtz, gespielt von Marlon Brando ). Ich war natürlich beeindruckt von der tollen Naturkulisse und genoss meinen Trip. Leider musste ich zwei Tage in Pagsanjan verbringen, damit endlich mein Schlafsack trocken war. Außer den Pagsanjan-Fall gab es leider nichts in diesem Ort, was von Interesse war, und so musste ich zwei Tage irgendwie die Zeit totschlagen. Am dritten TAG ging es endlich weiter und ich nahm Kurs auf Lucena. Über ein paar Nebenstrecken erreichte ich am Nachmittag Lucena, und es fing langsam an zu nieseln. Ich fand ein einfaches Lodginghouse, und nachdem ich eincheckte, wollte ich natürlich auf Erkundungstour gehen. Nun war aus dem Nieselregen ein handfester Regenguss geworden. Der Inhaber von dem Lodginghouse lieh mir einen Regenschirm und nachdem ich mich etwas gestärkt hatte, erkundigte ich Lucena.
    Am nächsten Morgen goss es in Strömen! Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt angelangt. Sollte ich durch den Regen fahren, einem ungewissen Ziel vor Augen und nicht wissen, ob ich am Abend ein trockenes Plätzchen finden würde ? Ich entschied mich trotzdem loszufahren, wollte ich doch endlich weiter , nach meiner Zwangspause in Pagsanjan
    Ich fuhr zuerst nach Lucban, wechselte meine durchnässten Kleider und wollte zur Ostküste von Luzon , dachte, dass dort das Wetter vielleicht besser sein könnte. Und so machte ich mich daran, dass Gebirge zu überqueren. Es goss jetzt aus allen Kübeln, ich war bis auf die Knochen durchnässt und quälte mich über das Gebirge, um die Ostküste von Luzon zu erreichen. Ich ärgere mich noch heute über diese misslungene Tagestour. Es war zwar eine landschaftlich reizvolle Tour, leider hatte ich in diesem Moment absolut keinen Blick dafür, konzentrierte ich mich doch nur darauf ,möglichst schnell zu einem trockenen Plätzchen zu kommen.
    Irgendwann erreichte ich die Küste und in Gumacas und fand ich ein kleines Ressort, wo ich klatschnass aufschlug. Nachdem ich mir trockene Sachen angezogen hatte, und etwas gegessen hatte, machte ich mir ernsthafte Gedanken, wie die Tour wohl weitergehen sollte.
    Denn nochmals hatte ich keine Lust, irgendwo rumzusitzen, Däumchen drehen und auf besseres Wetter zu warten.
    Doch am nächsten Morgen wurde ich endlich mit Sonnenschein belohnt. Ich saß beim frühstücken draußen, mit Blick auf den Pazifik und die Sonne brannte mir auf den Kopf. Ja, so hatte ich mir die Philippinen vorgestellt !Nachdem Frühstück stieg ich aufs Rad und radelte Richtung Süden. Welche Abenteuer mich wohl erwarteten?


    ....to be continued


    P.S.
    Leider kann ich momentan keine Bilder reinstellen. Ich hatte damals nur Dias gemacht.Die muß ich ersteinmal noch Abziehen und einscannen.Werden aber auf alle Fälle noch nachgereicht

  • hey Snoxall


    Sehr Intressant deine Geschichte freue mich schon auf deine Fortsetztung.Auf die Idee mit dem Fahrrad die Phils zu durchqueren und bei diesen Strassen alle Hochachtung von mir an diese Stelle



    Gruß Rupi

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  • Hi Snoxall,


    hast eine nette Art zu schreiben, Dein Stil erzeugt eine gewisse Spannung.
    Bist Du damals auch bis StA. Cruz Laguna gekommen oder "nur" Pagsanjan und dann nach Lucena? Wäre interessant, da dort kaum Touri's/Expat's unterwegs sind.


    Beste Grüsse
    deepdiver27


    Wir, die guten Willens sind, geführt von den Ahnungslosen, versuchen, für die Undankbaren das Unmögliche zu vollbringen. Wir haben so viel mit so wenig so lange versucht, dass wir jetzt qualifiziert sind, fast alles mit nichts zu bewerkstelligen.


    Quelle unbekannt

  • Zitat

    Original von deepdiver27
    Hi Snoxall,


    hast eine nette Art zu schreiben, Dein Stil erzeugt eine gewisse Spannung.
    Bist Du damals auch bis StA. Cruz Laguna gekommen oder "nur" Pagsanjan und dann nach Lucena? Wäre interessant, da dort kaum Touri's/Expat's unterwegs sind.


    Beste Grüsse
    deepdiver27


    Ich war damals direkt nach Pagsanjan geradelt über der Nordseite des Laguna-Sees.Wenn ich mich recht erinnere liegt StA. Cruz an der Südseite?


    Ich muß meinen Bericht ein bischen aus dem Gedächtnis schreiben, habe hierleider nur eine recht grobe Karte von den Phils um mich zu orientieren.




    Teil 3


    Am nächsten Morgen stieg ich frohgemutes aufs Rad und radelte Richtung Süden , immer an der Küste entlang. Die Sonne brannte mir auf den Pelz, eine frische Briese wehte um meinen Kopf, kurzum, ich war super glücklich !
    Nach ein paar Tagen, die ich in Richtung Süden radelte ,kam ich irgendwann in Bicol an. Die Gegend war ein wenig hügelig, und der Maharlika Highway erinnerte mich an die Autobahn der ehemaligen DDR. Große Betonplatten, die mit einer Teerfuge verbunden waren. Ich fuhr einen Hügel herunter ,trat ordentlich in die Pedale, denn ich wollte mit meinem Schwung den nächsten Hügel nehmen. Meine Geschwindigkeit nahm rapide zu und ich näherte mich dem Maximum, als ich mich der Talsohle näherte. Bei maximaler Geschwindigkeit fiel mir etwas komisches auf der Fahrbahn auf. War da etwa eine Stufe in der Fahrbahn ? Bevor ich mir dessen bewusst war, gab es einen enormen Schlag, ich flog durch die Luft und landete etwas unsanft auf dem Asphalt. Hinter mir mein Fahrrad , rechts und links neben mir lagen meine Gepäcktaschen. Nachdem ich mich etwas benommen aufrappelte und mich vergewisserte, dass ich einigermaßen ok war, von ein paar Hautabschürfungen mal abgesehen, checkte ich mein Fahrrad. Und musste feststellen, dass zwei Speichen im Hinterrad gebrochen waren. Natürlich auf der Zahnkranzseite ! Eigentlich nicht weiter schlimm, ich hatte ja Ersatzspeichen mit und auch Werkzeug. Allerdings brauchte ich nun einen Schraubstock um den Abzieher für den Zahnkranz einzuspannen. Also habe ich erst mal mit meinem Nippelspanner die Acht im Hinterrad so einigermaßen wieder auszentriert und meine Bremsen gelockert, dass ich wieder halbwegs fahren konnte.
    Ich radelte nun in das nächste Dorf und fragte nach einer Werkstatt. Leider war die erste Auskunft negativ, die ich bekam. Ich fragte erneut, und mir wurde gesagt, dass es in diesem Dorf einen Amerikaner geben würde, der hätte genug Werkzeug und könnte mir sicherlich helfen.
    Nachdem man mir den Weg beschrieben hatte, machte ich mich auf , diesen Amerikaner aufzusuchen. Ich fand das Haus auch ohne Probleme, und als ich mich durch Rufen bemerkbar gemacht hatte, kam eine Filipina, ca. Mitte 50 um die Ecke. Als ich ihr mein Anliegen vorbrachte, bat sie mich einzutreten. Hintern Haus saß die ganze Familie beim Barbeque versammelt und ich wurde natürlich gleich zum Essen eingeladen. Nach ein bischen Smalltalk, bei dem ich erfuhr, das ihr amerikanischer Ehemann , eine ehemaliger Offizier ,der in Clark Airbase stationiert war , erst vor 2 Monaten verstorben war.
    Nachdem Essen ging es in die Garage, wo ich ,von der ganzen Familie umringt, mich um mein Fahrrad kümmern konnte. Die Werkstatt war hervorragend ausgestattet, mit allen erdenklichen Gerätschaften. Auf jedem Schraubenschlüssel war dann auch ganz dick eingeprägt :Property of the U.S. Army Aha, da war mir natürlich so einiges klar.
    Nachdem ich recht schnell mein Fahrrad repariert hatte, verabschiedete ich mich von der Familie, um meine Fahrt fortzusetzen. Mir wurden dann noch zwei Mangos als Wegzehrung mitgegeben , man wünschte mir viel Glück und das ich heil in Cotabato ankommen würde. Ich stieg wieder auf mein Fahrrad und setzte meine Reise in Richtung Süden fort.
    Die nächsten Tage durchradelte ich die Bicol Region ohne besondere Vorkommnisse .Eines Tages machte ich gegen Mittag an einer Carenderia Pause. Und nach einigen Stunden radeln war ich ziemlich durstig, und ein kühles SMB wäre jetzt das Nonplusultra gewesen. Ich fragte nach einem SMB, malamig ! was mir von einer jungen Filipina mit einem freundlichen Lächeln und OO , Grande lang ! quittiert worden ist.
    Bei meinem fürchterlichen Durst wäre ein kaltes Grande jetzt genau das richtige gewesen!
    Nun sah ich die Filipina, wie sie ein Grande aus einem Kasten nahm , das in der prallen Sonne stand und es öffnete. Ich fragte nochmals nach Malamig ? was mit einem Siyempre ! erwidert wurde. Nun war ich auf das Schlimmste gefasst, was da jetzt kommen würde.
    Aber es wurde noch schlimmer ! Ich bekam nun einen Kochtopf vorgesetzt, in dem das Grande mit Schwung entleert wurde, als Krönung wurden zwei große Eisblöcke hinterhergeschmissen und zum Bier schöpfen wurde mir ein Becher gereicht. Und als ich mir dieses Trauerspiel so anschaute, überlegte ich mir, was man wohl in Deutschland mit einem Wirt machen würde, der seinen Gästen solch eine Bierkreation vorsetzen würde? Vierteilen, in siedendes Öl stecken oder schlimmeres? Ich trank es tapfer aus, denn mein Durst war schon unerträglich geworden. Kurz vorher war ich ja noch an so toller SMB-Werbung vorbeigeradelt. Mit so überdimensionalen Bierflaschen drauf , an denen Tautropfen hinunterliefen! Oh man, was hätte ich getan, um an so! ein kühles Bier zu kommen !
    Als ich endlich ausgetrunken hatten, fragte die Filipina : One more ?
    Obwohl ich noch großen Durst hatte, verzichtete ich doch dankend gern auf eine Fortsetzung dieser Bier- Erfahrung.


    ... to be continued



    So,in ca 22 Std geht es nach BKK und folgen 2 Wochen Malaysia mit der Familie.Dannoch 2 Wochen Phild.Ich weiß nicht,ob ich Zeit und Muße finden werde, um an meiner Geschichte weiterzuschreiben.


    Gruß Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Snoxall ()

  • So, ein Kapitel habe ich noch geschafft.


    Teil 4


    Eines Tages kam ich dann in Sipocot an. Es war gegen Mittag und nach einem kleinen Snack besuchte ich die örtliche Kirche. Während meinem Rundgang durch die Kirche , sprach mich ein junger Filipino an. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass er Priester werden wollte und zur Zeit das Priesterseminar besucht. Momentan war er und zwei Ordensschwestern hier in Sipocot um Einkäufe für eine Missionsstation (ein paar Kilometer außerhalb )zu machen , wo er nebenbei arbeiten würde Er lud mich ein, in der Missionsstation heute zu übernachten , was ich gerne annahm. Am Abend ging es dann mit einem vollgepackten Pickup in die tiefste Provinz zur Missionsstation. Dort gab es eine kleine Krankenstation und ein kleines Waisenhaus um das sich ein paar Ordensschwestern kümmerten. Nachdem mir dort alles gezeigt wurde, gab es Abendessen und ich ratschte mit dem angehenden jungen Priester und den Ordensschwestern über Gott und die Welt bis tief in die Nacht.
    Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich und erreichte am Nachmittag Naga., wo ich in einem kleinen Hotel übernachtete.
    Der folgende TAG war ein besonderer TAG für mich, denn ich hatte Geburtstag( Ich wurde 23 )
    Ich wollte eigentlich Richtung Legazpi fahren, änderte unterwegs aber spontan meinen Kurs, und bog auf einer kleinen Nebenstrecke Richtung Küste ab. Ein kleiner Umweg ,den ich nicht bereuen sollte. Denn die Strecke war traumhaft schön,die Straße (eher ein unbefestigter Weg ) führte stets entlang der Küste und man hatte einen schönen Blick auf Catanduanes und andere kleinere vorgelagerte Inseln. Das Wetter war prächtig, Sonnenschein und klare Sicht bis weit ins Meer hinaus. Am Nachmittag erreichte ich Tiwi wo es ein kleines Ressort gab.
    Die Zimmer dort waren wirklich winzig klein, ich konnte gerade mein Fahrrad zwischen Wand und Bett quetschen. Am anderen Ende des Raumes gab es eine Tür, zum Bad wie ich dachte. Als ich diese Tür aufgemacht hatte, verschlug es mir fast die Sprache. Dahinter war ein riesiger Schwimmingpool, der von den heißen Quellen von Tiwi gespeist wurde. Das war genau das richtige, was ich nach dieser Radtour jetzt gebrauchen konnte. Nach einem heißen Bad fühlte ich mich wie neugeboren und ließ den TAG in Restaurant bei sehr leckerem Essen des Ressorts ausklingen.


    Am nächsten Morgen brach ich nach Legazpi auf .Schon am späten Vormittag konnte ich den Mayon Vulkan, mit seinem fast perfekten Kegel sehen. Da ich recht früh in Legazpi angekommen war, und mir recht schnell eine Unterkunft fand, nutzte ich den Rest des Tages und radelte noch zu den Ruinen von Cagsawa.
    Für den morgigen TAG hatte ich mir als nächstes Etappenziel Sorsogon vorgenommen. Aber wie der Zufall so will bin ich am Abend ganz woanders gelandet..


    ......to be continued

  • Zitat

    Ich wollte eigentlich Richtung Legazpi fahren, änderte unterwegs aber spontan meinen Kurs, und bog auf einer kleinen Nebenstrecke Richtung Küste ab. Ein kleiner Umweg ,den ich nicht bereuen sollte. Denn die Strecke war traumhaft schön,die Straße (eher ein unbefestigter Weg ) führte stets entlang der Küste und man hatte einen schönen Blick auf Catanduanes und andere kleinere vorgelagerte Inseln. Das Wetter war prächtig, Sonnenschein und klare Sicht bis weit ins Meer hinaus


    da bist du damals schon auf der sagnay - tiwi road gefahren, die ichauch zu einer der schoensten philippinischen kuestenstrasse zaehle...aber sie hat sich veraendert.... befestigt mit aussichtspunkten, aber immer noch genauso schoen....

  • Zitat

    Ich weiß nicht,ob ich Zeit und Muße finden werde, um an meiner Geschichte weiterzuschreiben.


    Tu uns das nur ja nicht an, bin äusserst gespannt wie es weitergeht und möchte dir ein dickes Lob aussprechen für deinen Bericht.


    Zitat

    Kurz vorher war ich ja noch an so toller SMB-Werbung vorbeigeradelt. Mit so überdimensionalen Bierflaschen drauf


    Ich verstehe dich sehr gut, auf dem schweisstreibenden Weg nach Busay (Cebu) radeln wir jeweils an so einem Schild vorbei, allerdings etwas zu früh für einen Umtrunk.




    Rollminator

  • So,nachdem ich gestern nach einer kleinen Asientour in Davao angekommen bin,fand ich musse ,an meiner Story weiterzuschreiben.


    Weiter gehts,


    Teil 5


    So verließ ich am frühen Morgen Legazpi mit Ziel Sorsogon. Eigentlich keine allzu große Strecke. Die Strapazen der letzten Tagen hinterließen nun so langsam ihre Spuren ,und ich fühlte, wie meine Kräfte langsam zu schwinden anfingen. Die Sonne war an diesem TAG besonders sengend, die Luftfeuchtigkeit hoch und der Schweiß ran in Strömen mein Gesicht hinunter. Meine Zunge hing soweit hinaus, dass ich aufpassen musste, das sie nicht in die Speichen geriet.
    Die Straße machte nun eine kleine Steigung und ich war ziemlich am Ende. Ein paar Filipinos, die dort Tanduay tranken, hoben das Glas und riefen One shot ? Nun, nach Tanduay war mir in diesem Moment nun überhaupt nicht, aber etwas Wasser oder Cola würde meine Lebensgeister sicherlich zurückrufen. Ich stieg spontan ab , griff nach dem Glas und nahm einen tiefen Schluck. Das tat gut !
    Ich legte erst einmal eine Pause ein, und ich kam mit den Filipinos ins Gespräch. Woher ich den komme ? Manila, sagte ich daraufhin. Grinsende Gesichter, ungläubiges Kopfschütteln und ich hörte : Loko-loko.
    Kurz darauf tauchte Noel auf, ein junger Man Ende 20. Er war zwar nicht der Barrangay Captain, schien aber trotzdem eine gewisse Respektsperson in diesem Dorf zu sein. Als ich ihm sagte, dass ich nach Sorsogon wollte ,sagte er, das sei zu weit, das würde ich heute sicherlich nicht mehr schaffen. Er lud mich ein ,in seinem Haus zu übernachten, denn morgen sei eine Barriofiesta und er würde sich freuen, wenn ich dabei wäre. Da mir der Gedanke gefiel, heute nicht noch nach Sorsogon zu radeln ,willigte ich ein .Den Rest des Tages verbrachte ich damit, sämtliche Freunde und Verwandte von Noel zu besuchen und mir wurde das ganze Dorf und Umgebung gezeigt (Bucalbucalan hieß es glaube ich ) .
    Später wurde ich dann gefragt, ob ich denn Basketball spielen könnte. Naja, es geht so ,war meine Antwort. Der Hintergrund war nämlich folgender: Am nächsten Morgen gab es ein Basketball Turnier mit dem Nachbardorf und wegen meiner Körpergröße mahlte man sich gewisse Vorteile für die Mannschaft aus, wenn ich mit von der Partie bin.
    Nun, so eine Gelegenheit wollte ich mit nicht entgehen lassen und spielte natürlich mit. Wir haben am nächsten Morgen das Match auch ganz klar für uns entscheiden können. Den ganzen TAG wurde im Dorf eifrig gekocht und Vorbereitungen für den großen Abend getroffen. Am Abend dann wurde erst mal die Miss Bucalbucalan gewählt, danach sorgte eine Mobildisco für Stimmung, die das Baskettballfeld als Tanzfläche umfunktionierte.
    Spät in der Nacht , nach einigem Tanduay intus fiel ich todmüde ins Bett.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich überhaupt nicht gut. Es war kein Kater den ich hatte, irgendetwas rumorte gewaltig in meinem Bauch. Ich hatte das Barbeque in Verdacht, das schien am gestrigen Abend wohl nicht mehr so ganz frisch gewesen zu sein. (Seit diesem TAG kann ich kein Barbeque mehr riechen ).
    Ich habe erst mal einen Kaffe getrunken, der ganze 30 Sekunden im Magen geblieben ist, danach musste ich mich ordentlich übergeben. Auch wurde das Rumoren meinem Bauch immer heftiger, so dass ich mich erst mal für einige Zeit auf den CR zurückziehen musste, es kündigte sich ein ordentlicher Durchfall an!
    Am später Vormittag ging es mir einigermaßen besser, und ich beschloss nach Sorsogon zu fahren. Ich verabschiedete mich von allen Leuten, die mich für diese 2 Tage so herzlich aufgenommen hatten und sich um mich gekümmert hatten, versprach Fotos von der Barrio Fiesta zu schicken und für dann am späten Vormittag los mit Ziel Sorsogon.
    Während der Fahrt fing es nun richtig im meinem Bauch zu rumoren, und ich musste alle Muskeln zusammenziehen, um meinen Durchfall unter Kontrolle zu halten. Das Radfahren schien meine Schließmuskeln ordentlich zu reizen, so dass die Anspannung langsam unerträglich wurde. Schließlich erreichte ich Sorsogon und fand auch auf Anhieb ein Hotel.
    Beim Einchecken musste ich nun alle meine Kräfte zusammenziehen damit kein Malheur passiert und als ich endlich meinen Zimmerschlüssel bekam, rannte ich natürlich sofort ins Zimmer und ging schnurstracks zum KLO. Natürlich gab es dort kein Klopapier (!), welches ich jetzt aber dringend benötigen würde.
    Also rannte ich schnell auf die Straße , denn ich hatte vorher dort eine kleine Botica gesehen.
    Nun stand ich am Tresen, meine Muskeln zum Äußersten angespannt und wagte kaum , meinen Mund aufzumachen. Toilettpaper zischte ich nur, denn ich wagte kaum, meinen Mund mehr als nötig zu öffnen. Die beiden Verkäuferinen lachten sich scheckig, als sie mich so gesehen hatten. Die wussten genau ,was mit mir los war.
    Ich kann mir jetzt sicher denken, dass sich jetzt hier einige beim Lesen dieser Zeilen ein Grinsen sicher nicht verkneifen können, aber: DAS WAR ÜBERHAUPT NICHT LUSTIG !!
    Zurück im Hotel verbrachte ich erst mal eine geraume Zeit auf dem KLO und fühlte mich hinterher unglaublich erleichtert.
    Den Rest Tages verbrachte ich auf meinem Zimmer und ruhte mich aus. Am nächsten Morgen radelte ich in aller Frühe nach Matnog und erwischte die nächste Fähre nach Samar.
    Dort auf der Fähre lernte ich Greg kennen , der eine wichtige Rolle in meinem Philippinen-Schicksal spielen würde.


    ...to be continued