Hallo allerseits,
nachdem ich hier nun einige Zeit mitgelesen habe, denke ich, ist es nun an der Zeit ,hier meine persönliche Philippinen-Story zu posten. Eigentlich bin ich ja furchtbar schreibfaul, und schreiben ist für mich eine Qual, aber als ich hier im Forum die Geschichten insbesondere von Biber und Kaithoma gelesen habe (vielen Dank an dieser Stelle für die spannenden Geschichten !!) , dachte ich mir, nun ist es Zeit für meine eigenen Story.
Angefangen hat mein Philippinen Abenteuer im November 92, als ich die Philippinen mit dem Fahrrad erkunden wollte.. Viele werden sich jetzt fragen warum die Philippinen und warum mit dem Fahrrad?
Nun, ich fahre leidenschaftlich gern Fahrrad,(ich habe übrigens bis heute immer noch keinen Führerschein !) und habe vorher schon viele andere Länder mit dem Fahrrad durchquert.(Japan, Korea, Thailand, Malaysia, Israel und Ägypten).Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Reisen mit dem Fahrrad unheimlich kontaktfördernd sind, man hat schnell Kontakt zu Einheimischen und man lernt ein Land einfach von einer ganz anderen Seite kennen.
Aber warum ausgerechnet die Philippinen ?
Nun, ich glaube ,um die Frage zu beantworten, muss man ein bischen in der Vergangenheit zurückgehen.
Im Dezember 1991 war ich mit einem Freund auf einer Fahrradtour durch Israel und Ägypten..
Eines Tages ,wir kamen gerade aus dem Sinai zurück, machten wir eine Pause in einem Kibbuz in der Negev- Wüste. Wir konnten dort unser Zelt aufschlagen und es gab dort einen kleinen Laden, wo man die nötigsten Lebensmittel einkaufen konnte. Ich besorgte dort ein paar Lebensmittel und etwas Obst. Wir machten es uns dann auf einer Bank gemütlich , kochten ein wenig auf unserem Campingkocher, und als Nachspeise gab es Obst . Beim Auspacken der Früchte merkten wir, dass das Obst in einer Bildzeitung (!)eingeschlagen war. Wir fanden das natürlich lustig, wie in dieser Einöde sich eine Bildzeitung verirrt hat. Zu unserem Erstaunen stellten wir fest ,dass die Zeitung gerade mal eine Woche alt war .Nun wurde die Zeitung gründlich inspiziert, schließlich wollten wir wissen, wie denn so das Wetter in der Heimat war. Beim durchblättern fiel mir ein Artikel sofort ins Auge:
Ein Mann stirbt in Las Pinas !
stand dort in dicken Lettern geschrieben.
Darunter war eine Fotosequenz, wo ein Mann vor seinem Haus von einem Polizisten erschossen worden war.
Der Artikel stellte natürlich nach üblichem Bildzeitungsniveau das brutale Vorgehen der Philippinischen Polizei in den Vordergrund. Mein Freund und ich diskutierten dann eine Weile über den Artikel, über die typische Bild-Berichterstattung halt , und malten uns aus, wie die Bildzeitung wohl über Israel berichten würde. Wir fühlten uns hier relativ sicher, was allerdings im krassen Gegensatz zu den Medienberichten stand, die in Deutschland so über Israel kursierten.
Irgendwann sagte mein Freund zu mir :Sag mal, die Philippinen , wäre das kein interessantes Reiseziel für Dich, wo Du doch so ein Asien-Fan bist?
Ja, eigentlich schon, allerdings hatte ich eher mit Vietnam für meine nächste Tour geliebäugelt, wollte ich doch mal von Hanoi nach Saigon radeln. Allerdings war es zu der Zeit extrem schwer, sich als Individualtourist in Vietnam frei zu bewegen, so dass mein Plan mit vielen Wenn und Aber verbunden war.
Meine andere große Sehnsucht war Südamerika, dort wollte ich auch unbedingt mal mit dem Fahrrad hin. Da ja die Philippinen zum einen in Asien lagen, zum anderen doch sehr spanisch angehaucht waren, fand ich es eine gute Idee ,mit einer Philippinen-Tour einen Kompromiss zwischen Asien und Südamerika zu machen.
Einige Wochen später, ich war schon längst wieder in Deutschland, schlenderte ich in eine Buchhandlung. Zielstrebig ging ich zu den Reiseführern , um mir neue Inspirationen für neue Reiseziele zu suchen. Mein Blick ging sofort Richtung Asien, und ich blieb beim Reiseführer von Jens Peters Philippinen kleben. Ich nahm ihn in die Hand, blätterte ihn durch, und mein erster Eindruck von den Philippinen war doch recht positiv. Ich erinnerte mich wieder an den Artikel aus der Bildzeitung. Las Pinas Ich schaute in dem Index nach, und musste feststellen, dass dort ein kleiner Eintrag über Las Pinas vorhanden war. Dort gab es nämlich eine berühmte Bambusorgel. Da mein Vater Orgelbauer ist, habe ich ihn mal auf die Bambusorgel von Las Pinas angesprochen. Klar kennt er die , die ist doch recht berühmt und wurde von der Bonner Firma Klais in den 70ern aufwendig restauriert. Es musste sogar extra dafür die Werkstatt entsprechend klimatisiert werden, damit das Holz nicht reißt, erzählte mir mein Vater.
So langsam reifte in mir nun der Gedanke, meine nächste Reise wird eine Tour de Philippines!
Im Frühjahr 1992 fing ich dann an, konkrete Pläne zu schmieden .Zu dieser Zeit absolvierte ich noch eine Lehre zum Werkzeugmacher, die ich vorrausichtlich im Juni 1992 beenden würde.
Im Frühjahr 1992 lag mein Urlaubskonto bei ca. 4 Wochen. Mein grober Plan war , im November eine kleine Luzon Rundfahrt zu machen. Anfang des Jahres waren dann bei meiner Firma Überstunden angesagt. Mir wurde angeboten, die Überstunden mit Freizeit auszugleichen , was ich natürlich gerne annahm. Mein Gleitzeitkonto stieg also stetig an ,so dass ich alle paar Monate meine grobe Reiserute auf den Philippinen immer wieder erweiterte und im Herbst konnte ich mit ca. 8 Wochen Urlaub rechnen. Ich plante also letztendlich eine Tour von Manila nach Cotabato, was ca. 1500 km entsprachen, mit diversen Umwegen.
In der Zwischenzeit besorgte ich mir den Kauderwelsch Sprachführer Tagalog und lernte fleißig Vokabeln. Mit dem Verständnis der Grammatik hatte ich so allerdings meine Probleme, nichts desto trotzt lernte ich erst mal alle Vokabeln auswendig, ich wusste ja nicht, was mich erwartete.
Anfang November kam ich dann nach einem kurzen Zwischenstopp in Bangkok in Manila an.
Ich hatte extra ein Hotel mit Airport-Service gebucht, was leider nicht so richtig geklappt hat, und so musste ich doch mit dem Taxi (und meinem Mountainbike auf dem Dach ) nach Manila reinfahren.
Ich blieb dann zwei Tage in Manila um mich zu akklimatisieren und besorgte mir erst mal eine vernünftige Straßenkarte. Unter anderem besuchte ich den Chinesischen Friedhof. Ich war erdrückt von den prunkvollen Mausoleen, den prachtvollen Gräbern und mir wurde bewusst, in welch extremen Reichtum doch die Oberschicht in diesem Land leben musste.
Danach fuhr ich nach Las Pinas um mir die Bambusorgel anzuschauen. Als ich aus dem Taxi stieg und vor der St. Joseph Kirche stand, fand ich es doch merkwürdig an einem Ort zu sein, von dem ich erst vor 11 Monaten in einem israelischen Wüstenkaff gehört hatte. Aber nun war ich hier. Ich besichtigte die Kirche und Orgel, kaufte ein paar Music Kassetten und Postkarten von der Orgel als Pasalubong für meinen Vater.
Am nächsten Morgen frühstückte ich ausgiebig, packte meine Gepäcktaschen aufs Fahrrad, prüfte den Reifendruck und checkte die Bremsen .Dann stieg ich aufs Rad ,ich hörte noch ein Good Luck, Sir !,See you again in 8 weeks ! wie mir der Security Guard vom Hotel hinterher rief, rollte von der Hoteleinfahrt, trat in die Pedalen und verschwand im Nu im Verkehrsgewimmel der philippinischen Hauptstadt. Es ging endlich los! Vor mir lagen ca. 1500km unbekanntes Land mit Ziel Cotabato .
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnte, wie diese Reise mein Leben doch radikal verändern würde.
......to be continued