Mit vollem Magen und kompletten Rundumschutz sieht eben alles für Aussenstehende auf den Philippinen viel einfacher und schöner aus.
Âber auch einfache und zufriedene Filipinos brauchen gute Schulen, Krankenhäuser, gute Lebensmittel und eine positive Prognose für ihre eigene Zukunft in ihrem Land!
Das zeigt die Bandbreite der ganzen Diskussion auf.
Einerseits:
Wer es sich leisten kann, "mit vollem Magen und komplettem Rundumschutz" seinen Lebensmittelpunkt auf die Philippinen zu verlagern, gerät dort normalerweise in eine extrem größere soziale Distanz zum Großteil der Bevölkerung als er es in seinem mitteleuropäischen Herkunftsland war. Diese Distanz mag den Blick auf die Bevölkerung und ihren Way of Life verklären. Sie sollte aber keinesfalls zu dem Schluss führen, dass diese Leute es selber in der Hand hätten, die Distanz zu überwinden. ( "wer Arbeit sucht, findet auch welche, und sei es als Unternehmer." ) Wer so etwas sagt, gerät leicht in den Verdacht, dass er mit solchen Aussagen sein Gewissen beruhigen und seine soziale Sonderrolle rechtfertigen will.
Andererseits:
Wie sieht denn der "Fortschritt" auf den Philippinen aus? Er besteht zum größten Teil aus global agierenden Unternehmen, die nur gekommen sind, um das Gefälle im Lohnniveau zugunsten z.B. ihres wachsenden BPO-Bedarfs auszunutzen. Damit steigt lokal die Nachfrage nach ausgebildeten "Fachkräften", zugegeben. Und ein merkwürdiges Konglomerat von privater und staatlicher Ausbildung bedient nicht etwa den Bildungsbedarf der eigenen Jugend, sondern den Qualifikationsbedarf der globalen Nachfrager. Qualifikationen werden von TESDA geprüft und zertifiziert, aber diese Zertifikate erlangen nur wenige, die sich daraufhin haben von teuren privaten Colleges und Universitäten haben ausbilden lassen. Deren Lehrpläne sind oft nur Leerpläne, obwohl sie von TESDA als Ausbildungsstätten zertifiziert wurden.
Dennoch versuchen alle College-Absolventen, egal wecher Fachrichtung, mit ihrer erworbenen Qualifikation - sei es nun mit oder ohne TESDA-Examen - genau dort einzusteigen, wo sie wie von einem Schwamm aufgesogen werden: Im Call Center. Und so viele da auch eine Job bekommen - insgesamt schaffen es die wenigsten.
Die opferreiche Investition der Familie in eine College-Ausbildung der Kinder ist eine Sackgasse, solange man nicht wenigstens einen Master- oder Bachelor Studiengang durchhalten kann. Und der ist für die finanzielle Decke der meisten Familien, die es nötig hätten, zu lang.