Ich war also im August 2017 zurück in der Schweiz, nun als verlobter Mann. Da wir bereits im Dezember heiraten wollen, drängt die Zeit.
Ich hoffe, ich bringe die Abläufe jetzt nicht durcheinander, ist doch schon ein Weilchen her. Erklärtes Etappenziel ist der Erhalt des Ehefähigkeitszeugnisses. Ich habe mir dann das Gesuch zur Vorbereitung der Eheschliessung herunter geladen, dieses ausgefüllt, ausgedruckt, unterschrieben und bereits am nächsten Tag auf die Philippinen geschickt. Ganz normal mit der Schweizer Post. Briefe bis Format B4 und bis zu 500 Gramm kosten CHF 16.00, sind in der Regel zwischen 8 und 14 Tagen bei Mishel.
Mishel bereitet ihre Papiere vor. Sie hat Anfangs September einen Termin bei der Schweizer Botschaft in Manila. Sie erstellt einen Ordner mit all ihren Dokumenten, Diplomen, Pass, ID etc., im Original und mit zusätzlichen Kopien. Die Zivilstandsbeamtin in ihrer Stadt ist eine gute Freundin von MIshel, sie sind zusammen bei Singles for Christ. Sie ist eine grosse Hilfe.
Ich habe im Vorfeld Kontakt mit der Schweizer Botschaft aufgenommen, die haben mir genau gesagt, was Mishel Alles mitbringen muss. Die Botschaftsangestellte hat einen Nachnamen, der in meiner Region sehr verbreitet ist. In einem der nächsten Mails spreche, respektive schreibe, ich sie darauf an. Tatsächlich kommt sie aus meiner Gegend, wie sich herausstellt, bin ich sogar mit einer ihrer Cousinen zur Schule gegangen. Die Welt ist manchmal klein.
An dieser Stelle möchte ich der Schweizer Botschaft in Manila noch ein Kränzchen winden. Sie sind sehr hilfreich, sehr kompetent und immer freundlich.
Mishel fliegt am Sonntag, 03. September nach Manila. Yeng holt sie am Flughafen ab. Die Beiden übernachten im Hotel Tower Inn Makati. Mishel hat den Termin auf der Botschaft am Montag um 11.00 Uhr. Sie muss, zusätzlich zu den Papieren, 35'000 Pesos mitbringen. Die habe ich ihr im Vorfeld mit Western Union geschickt. Gleich zu Beginn muss sie die 35'000 Pesos bezahlen, eine philippinische Mitarbeiterin nimmt sich ihrer an. Mishel gibt ihr den Ordner mit den Papieren. Sie sucht sich heraus, was benötigt wird und ist begeistert, dass Mishel bereits Kopien gemacht hat. Sie bittet Mishel darum, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, es dauere zirka eine Stunde. Irgendwann kommt die Botschaftsmitarbeiterin wieder und sagt, dass die Papiere in Ordnung sind. DIese werden in die Schweiz geschickt. Ich glaube die nehmen den Weg von Manila über Ämter in Bern (Staat), dann zu Ämtern in St. Gallen (Kanton) und am Schluss zum Zivilstandamt in meiner Stadt. Die Botschaftsmitarbeiterin bringt ihr auch noch eine Abrechnung. Die bisherige Kosten und Gebühren belaufen sich auf 18'000 Pesos. Nicht schlecht für eine Stunde Arbeit. Ich nehme an, die philippinische Angestellte verdient nicht so viel Sie klärt Mishel dann noch auf, dass die restlichen 17'000 Pesos da behalten werden, falls nochmals Papiere beglaubigt oder verschickt werden müssen. Sollte das Geld nicht reichen, bekäme ich eine Meldung, dass ich nachzahlen müsste. Sollte Geld übrig bleiben, würde dies Mishel bekommen. Wie es läuft wird da schon geklärt. Zahlen ich, erhalten Mishel Tatsächlich bekommt Mishel später fast 14'000 Pesos von der Botschaft zurück überwiesen.
Mishel fliegt bereits am Montagnachmittag zurück nach Dumaguete, am Dienstagmorgen muss sie wieder unterrichten. In den nächsten Tagen besprechen wir Mishels Wünsche. Ich frage sie irgendwann, mit wie vielen Leuten sie rechnet? 100? Sie: more. Ich: 200? Sie: more. Ich: 1'000? Sie: not so much. Okay, irgendwo zwischen 200 und 1000. Sie meinte dann, sie rechne mit 300 Leuten. Ich bespreche dann irgendwann mit Mishels Schwester Lotlot das Budget. Geheiratet wird in der Kirche in Mishels Stadt. Samstagmorgen, 30. Dezember um 10.00 Uhr. Feier anschliessend gleich nebenan in der, zur Kirche gehörenden, Function Hall. Wir einigen uns auf ein Budget von 200'000 Pesos, ohne Ringe, ohne Brautkleid und ohne Fotograf.
Irgendwann bekomme ich ein Schreiben des Zivilstandsamtes. Das Gesuch zur Vorbereitung einer Eheschliessung ist eingetroffen. Es besteht der Verdacht auf eine Scheinehe und ich müsse beweisen, dass dem nicht so ist. Wie bitte? Am Nachmittag sofort angerufen. Eigentlich wollte ich sofort die Krallen ausfahren, aber 1. bringt es Nichts und 2. die machen auch nur ihren Job. Im Gegenteil, die Zivilstandsbeamtin ist sehr freundlich und gut drauf. Ich frage sie, ob sie Fotos oder Beweise brauche dass Mishel und ich Sex miteinander haben? Sie lacht nur und meinte, soweit müsse ich nicht gehen. Es wäre aber schön, wenn ich über unsere Geschichte schreiben könnte und dies auch mit Fotos belegen könnte. Dem kann ich entsprechen. Sie meinte dann noch, dass sie vor einigen Jahren einen Schweizer und eine Filipina getraut habe. Ihre Namen seien Urs und Jana und dass sie eine ganz Liebe sei. Ich meinte dann nur, dass liege in der Familie, denn Jana sei die Cousine von Mishel und Urs ein sehr guter Freund von mir. Sie lachte wieder.
Ich schrieb dann einen 13-seitigen Brief ans Zivilstandsamt, ausgeschmückt mit Fotos von Mishel und mir, Fotos der Familie und auch eine Kopie meines Reisepasses mit den Immigrationsstempel der Philippinen. Knapp zwei Wochen später hatte ich das Ehefähigkeitszeugnis. Ich brauchte auch noch einen Identitätsnachweis, eine Wohnsitzbestätigung etc., etc. Da mal 30 Franken, dort noch 40 Franken, Alles kostet. Mishel schreibt mir irgendwann, dass die Kirche auf den Philippinen ebenfalls noch einen Taufschein und eine Firmbestätigung braucht. Ich mache mich also auf den Weg zum Kirchensekretariat. Die Mitarbeiterin kenne ich. Ich habe ihr dann gesagt, was ich benötige. Sie nimmt ein grosses, schweres Buch hervor und fragt mich nach meinem Geburtsdatum. Sie findet mich schnell und sie setzt sich vor ihren Computer.
Kleiner Einschub. Meine Tanten, die Schwestern meiner Mutter, erzählten mir irgendwann eine Geschichte wegen meinem Namen. Meine Mutter wollte mich unbedingt Michael taufen, meine Tanten wollten aber einen Oliver. Ich nehme an, mein Vater hatte nicht viel zu sagen, Der Kompromiss war, ich wurde auf Michael Oliver getauft. So die Aussage meiner Tanten. Allerdings tauchte der Name Oliver bisher nie auf. Auf keiner ID, in keinem Pass und auf keinen anderen Dokumenten, sogar auf der Taufkerze stand nur Michael.
Sie druckte also meinen Taufschein aus und was stand da? Getauft auf Michael Oliver. Komische Sache. Die Firmbestätigung war auf dem gleichen Ausdruck. Ich hatte auch schon meine Geldbörse in der Hand, wollte bezahlen. Sie sagte dann nur, dies sei gratis, dass sei Kundendienst (oder heisst das bei den Katholiken Schäfchendienst?). Ich war überrascht, dass ausgerechnet die katholische Kirche kein Geld verlangt.
Diese Papiere konnte ich alle scannen und sie per Mail an Mishel schicken. Die Originale muss ich dann einfach mitnehmen. Ich muss in den nächsten Tagen noch einige Mails der philippinischen Kirche beantworten, irgendwann habe ich auch noch einen Videochat mit einem Geistlichen von den Philippinen. Es war irgend Jemand vom Bischofssitz in Dumaguete, aber keine Ahnung mehr, wer das war.
Den Rest erledigte Mishel auf den Philippinen, resp. sie erledigte noch dass, was sie konnte. Den Rest müssen wir dann gemeinsam machen, viel Zeit haben wir nicht zwischen Weihnachten und dem geplanten Termin. Mishels Bruder Toto macht uns einen Vorschlag für die Ringe. Sie werden nach Mishels Wünschen extra für uns angefertigt. Ich gebe das Okay, Toto nennt mir den Preis und im gleichen Atemzug, dass er mir darauf 50% Rabatt geben kann . Nehm ich.
Der Fotograf möchte für die Fotos und Videos 20'000 Pesos, inkl. Prenup-Video und Fotoalbum mit CD-Rom. Ebenfalls Spezialpreis, das Fotografen-Ehepaar sind Freunde von Mishel und ebenfalls Paten unserer Hochzeit. Ich nenne sie nur noch Ninong Josecho und Ninang Jean. Das Hochzeitskleid will Mishel nur mieten. Sie ist Erstträgerin und das Kleid wird auf ihren Wunsch angefertigt. Kosten 25'000 Pesos, inkl. Miete für 8 Kleider für die Bridesmaids und 8 Anzügen für die Groomsman. Ist ebenfalls bewilligt.
Der Dezember kam näher, der Flug ist ebenfalls gebucht. Mit Cathay Pacific von Zürich nach Hong Kong und weiter nach Manila.
P.S.: Es kommen dann natürlich auch wieder Fotos.