Kurzfassung:
Meine philippinische Freundin (36, verh., 2 Kinder) und ich (28, ledig) möchten in Deutschland leben und eine eigene Familie gründen. Ich würde Euch um Eure Meinung zu unseren Optionen (siehe unten) bitten. Sorry, dass es so lang geworden ist und vielen Dank vorab für alle die es sich durchlesen....^^
Hi,
ich bin der Eddie, neu hier im Forum und habe mich bereits kurz vorgestellt
Es ist beeindruckend, wie viel Informationen man aus diesem Forum bekommen kann und welchen Erfahrungsschatz viele Mitglieder schon sammeln durften und mitteilen! Man liest hier schon wirklich außergewöhnliche Geschichten! Deshalb mag mein "Fall" für Außenstehende vielleicht äußerst kompliziert bis unmöglich klingen, für manche Mitglieder hier im Forum wahrscheinlich eher normal...
Zunächst mal zur mir:
Ich bin 28 Jahre alt, habe Maschinenbau in München studiert und bin während des Studiums öfter mal durch die Welt gereist. Während eines Auslandssemesters in Singapur 2016 habe ich meine jetzige philippinische Freundin, 36 Jahre alt, kennen gelernt. Ich war davor schon 3,5 Jahre mit einer Kanadierin zusammen und 1,5 Jahre mit einer Österreicherin - Fernbeziehungen sind mir also nicht fremd. Mein Studium habe ich vor kurzem abgeschlossen und ich fange im August in München an zu arbeiten. Dazu sei ehrlicherweise noch erwähnt, dass ich vor 9 Jahren durch eine Erbschaft finanziell unabhängig geworden bin.
Zu meiner Freundin:
Meine Freundin stammt aus einem Bergdorf in der Nähe von General Santos, Mindanao. Aus finanziellen Gründen ist sie größtenteils bei ihrer Tante in Labason, Mindanao aufgewachsen, hat dort ihren Schulabschluss gemacht und ist daraufhin aufs "College" gegangen. Dort hat sie mit 18 J ihren noch-Ehemann kennen gelernt, ist schwanger geworden und hat geheiratet. Da ihr Mann keine Arbeit hat musste sie das College abbrechen und hat einige Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet. Kurz nachdem ihr zweites Kind zur Welt gekommen ist hat sie sich 2009 entschlossen, nach Singapur auszuwandern und als Haushaltsmädchen zu arbeiten. Das Einkommen hat sie zu ihrem Mann geschickt und er versprach ihr ein Haus zu bauen. Nach 3 Jahren in Singapur durfte sie das erste Mal zurück auf die Philippinen und es hat sich herausgestellt, dass der Mann das Geld v.a. für Gambling und Alkohol verwendet hatte. Die Ehe ging in den darauffolgenden Jahren in die Brüche, meine Freundin hatte in Singapur dann zunächst einen schottischen (ca. 50 J.), dann einen englischen (ca. 35 J.) Partner. Sie hat selber in Mindanao ein Haus bauen lassen, in welchem der Mann mit den Kindern derzeit lebt. Außerdem besitzt sie auf den Philippinen ein Zimmer, welches sie vermietet und ein paar Felder, die sie verpachtet - das Geld daraus dient ihren Kindern als Unterhalt.
Zu unserer Beziehung:
Kennengelernt haben wir uns in einer Bar in Singapur, ich habe sie angesprochen und nach ihrer Nummer gefragt. Daraufhin haben wir per WhatsApp geschrieben und wir wollten uns eine Woche später treffen. Kurz vor dem Treffen schrieb sie mir, dass ihr Vater gestorben ist und sie zurück auf die Philippinen muss. Ich war sehr misstrauisch und vorsichtig, da ich Angst hatte, dass es ein Scam ist und sie nach Geld für den Flug fragt (soll ja vorkommen). Tatsächlich hat sie mich nicht nach Geld gefragt und ihr Vater ist tatsächlich verstorben. Wir haben in der Zwischenzeit auf WhatsApp geschrieben und uns ein paar Wochen später in Singapur wieder getroffen. Sie war immer offen und ehrlich zu mir und hat mir vor unserem ersten Treffen gesagt, dass sie zwei Kinder hat und noch verheiratet ist. Für mich war dies kein Hindernis und wir haben uns die nächsten Wochen und Monate oft getroffen und Dinge unternommen. Wir haben uns beide verliebt und brachten es nach meiner Rückkehr nach Deutschland nicht übers Herz, den Kontakt abzubrechen.
Seitdem habe ich sie regelmäßig in Singapur besucht und sie war auch schon dreimal zu Besuch in Deutschland. Sie hat meine Freunde und meine Familie kennen gelernt und ich war letztes Jahr das erste Mal auf den Philippinen, um das Land und ihre Familie kennen zu lernen. Unter anderem habe ich eine Woche bei ihrer Tante und Cousinen in Mindanao gelebt und sogar auch ihre Mutter getroffen! Sie war so glücklich mich kennen zu lernen (es war das erste Mal, dass sie einen weißen Mann getroffen hat...!). Ihre Kinder konnte ich nicht kennen lernen, da diese beim Ehemann sind und der Kontakt zu ihrem Mann quasi abgebrochen ist (er droht ihr sogar sie umzubringen, falls er sie wieder sieht). Nach 1,5 J Fernbeziehung hatte ich mir viele Gedanken gemacht, wie ich mit meiner mahal dauerhauft zusammenleben kann und hatte ihr Anfang 2018 vorgeschlagen, in Singapur eine Ausbildung zu machen um dann in Deutschland zu arbeiten. Sie hatte schon immer den Traum, als Servicekraft in einem Hotel zu arbeiten, so dass sie nach gründlicher Recherche ihr "Diploma in Hospitality" an einer Hotelfachschule in Singapur begonnen hat. Dabei handelt es sich nicht um einen Hochschulabschluss (Diplom), sondern eher um eine praxisbezogene Berufsausbildung. Die Ausbildung behinhaltet ein halbes Jahr Unterricht und ein 6-monatiges Praktikum.
Meine Freundin hat für die Ausbildung in Singapur ihrem Arbeitgeber gekündigt und nach dem Unterricht als Putzkraft und Aushilfe in Restaurants gearbeitet. Da sie ihre Miete nun selber zahlen musste, habe ich sie finanziell unterstützt. Allerdings war es ihr immer wichtig, ihr eigenes Geld zu verdienen, da sie das ja die letzten 10 Jahre auch so gewohnt war. Wir hatten die Idee, dass sie das Pflichtpraktikum in einem Münchner Hotel absolviert und ich habe daraufhin etliche Hotels kontaktiert, um nach einer Möglichkeit zu fragen. Nach einigen Skype-Interviews hat sie von einem Münchner Hotel die Zusage bekommen und sie hat einen 6-monatigen Praktikumsvertrag (inkl. 1.000€ mtl. Bezahlung) erhalten. Während der Wartezeit für das Praktikumsvisum hat sie in Singapur am Goethe-Institut einen vierwöchigen Intensivsprachkurs besucht. Das Visum für ihr Praktikum wurde nach etlichem Hin & Her von der Arbeitsagentur abgelehnt, da sie für ein Praktikum an einer anerkannten Hochschule eingeschrieben sein muss. Letztendlich mussten wir mit der Suche nach einem Praktikumsplatz wieder ganz von vorne anfangen... Glücklicherweise hat sie nach etlichen Bewerbungen einen Praktikumsplatz in einem Luxushotel in Manila bekommen.
Unsere Vorteile:
- wir führen eine stabile und vertrauensvolle Beziehung
- wir haben auch schon ein paar Rückschläge verdauen müssen
- ich bin finanziell unabhängig
- ich komme gut mit Behördenkrams zurecht
- wir sind beide sehr geduldige Menschen
- wir haben einen guten Kontakt zur deutschen Botschaft in Singapur
Unsere Nachteile:
- sie ist 36 J und möchte nochmal Kinder
- sie ist noch verheiratet und ihr Ehemann ist nicht kooperativ
- sie hat bereits zwei Kinder (13J und 17J)
- ich bin beruflich bald eingespannt und habe weniger Zeit (und Nerven)
- sie tut sich schwer mit der Bürokratie im eigenen Land
Unsere Situation jetzt:
Wir sind beide sehr glücklich miteinander und wir haben das Ziel, in Deutschland zusammen zu leben. Wir haben beide den Wunsch, eine Familie zu gründen und da sie bereits 36 J. alt ist, haben wir nicht mehr ewig Zeit... Deshalb ist es umso wichtiger, dass meine Freundin ihre Ehe annuliert und wir möglichst bald zusammenleben können. Derzeit absolviert meine Freundin bis Ende September ihr Praktikum in Manila, danach fliegt sie nach Singapur zurück um ihren Abschluss zu bekommen. Leider befürchte ich, dass ihr Abschluss in Singapur in Deutschland nicht anerkannt wird, sie also nicht direkt nach Deutschland kommen kann um zu arbeiten. Daher habe ich bereits letztes Jahr die Annulierung ihrer Ehe veranlasst, damit wir danach die Möglichkeit haben, in Deutschland zu heiraten. Mein ursprünglicher Plan war, dass sie nach dem Praktikum für 9 Monate für einen Deutschsprachkurs nach München kommt, währenddessen wir ihre Ehe annuliert und danach können wir heiraten. Dadurch könnten wir zumindest schon für ein paar Monate in D zusammen leben, bevor wir heiraten. Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass ihre Annulierung länger dauern könnte...
Zur Annulierung:
Hierzu habe ich in diversen Foren schon einige Einträge gelesen und in den meisten Fällen hat die Annulierung ca. 2-3 Jahre gedauert (falls überhaupt...). Wir haben für die Annulierung der Ehe einen Anwalt eingeschaltet, der mit dem Onkel meiner Freundin befreundet ist und auch im selben Ort wohnt. Wir haben für die Annulierung der Ehe eine sehr fähige Psychologin eingeschaltet. Zunächst musste meine Freundin einen Persönlichkeitstest (ca. 400 Fragen) beantworten. Außerdem hat die Psychologin Interviews geführt mit meiner Freundin, ihrer Mutter, ihrer ehemaligen Nachbarn und sogar ein Telefonat mit ihrem Ehemann geführt. Dieser hat erst am Ende des Telefonats nachgefragt, warum sie das alles wissen will, da hatte die Psychologin aber schon alle Infos. Sie hat ein psychologisches Gutachten erstellt, in dem beide Parteien als psychisch verwirtt dargestellt werden (Sie: auto-aggressives Verhalten , Er: Muttersyndrom). Mit diesem Gutachten möchte der Anwalt eine "Nullity of Marriage" bewirken, dass die Ehe also von Anfang an keine legale Basis besaß. Leider gibt es seit September keine Neuigkeiten bezüglich des aktuellen Standes des Verfahrens. Der Anwalt ist nicht wirklich sehr kommunikativ, man muss ihm alles aus der Nase ziehen (anscheinend keine Seltenheit auf den Phils). Bisher konnte er noch keinen Gerichtstermin vereinbaren, zuerst wegen irgendwelchen Wahlen und jetzt weil der Richter erschossen wurde (siehe auch hier). Unser Anwalt kannte den Richter persönlich (was sicher beschleunigend gewesen wäre), jetzt ist die Stelle offen und man muss auf eine Benennung warten. Ich muss mich also darauf einstellen, dass sich das Verfahren noch sehr lange hinziehen kann, weshalb ich mir derzeit viel Gedanken über unsere Optionen mache:
Unsere Optionen:
a) langes Annulment durchziehen und in D heiraten:
Dies ist wahrscheinlich die offensichtlichste Option, kann aber 3-4 Jahre dauern... Hier ist die Frage, ob unser Anwalt dafür der richtige ist oder ob wir uns evtl. einen anderen suchen müssen. Außerdem ist nicht sicher, ob sich so schnell jemand finden lässt, der die vakante Richterstelle besetzt.
b) kurzes Annulment durchziehen und in D heiraten:
Eine Freundin meiner Freundin in Singapur hat ihr Annulment letztens innerhalb von wenigen Monaten erledigt. Dabei wurde behauptet sie sei zum Islam übergetreten und die Ehe sei nichtig. Sie ist extra zum PSA nach Manila geflogen, um ihr Certificate of Marriage mit Annotation der Annulierung abzuholen. Sie musste allerdings nicht zu einem Gerichtstermin erscheinen, insofern weiß ich nicht, ob die Bestätigung vom PSA für ein deutsches Heiratsvisum ausreicht.
c) meine Freundin setzt ihre Ausbildung in Singapur fort und kommt danach zum Arbeiten nach D:
Das "Advanced Diploma in Hospitality" dauert nochmal 2 Jahre, danach könnte sie dies in D als Ausbildung annerkennen lassen und hier arbeiten. Den Bachelor könnte sie nach weiteren 6 Monaten bekommen.
d) meine Freundin fängt eine Ausbildung in D an:
Hierfür müsste man zunächst einen Ausbildungsplatz finden, Deutschkenntnisse werden vermutlich vorausgesetzt. Vorteil ist, dass sie schon hier mit mir in D leben könnte.
e) meine Freundin wird von mir schwanger und ich beantrage ein Visum für Familienzusammenführung (VFZ):
Hier müsste man einen Vaterschaftstest machen und anerkennen lassen; es kann allerdings sein, dass ihr noch-Mann als gesetzlicher Vater gesehen wird und das es zu Problemen kommt (siehe hier). Falls meine Freundin nicht verheiratet wäre, würde die Familienzusammenführung sogar funktionieren, um sie direkt nach D zu bringen (siehe hier).
f) 24h-Scheidung in der Dominikanischen Republik und in D heiraten:
Diese Option wird hier angeboten, allerdings benötigt man das Einverständnis beider Ehegatten, diese könnten wir vielleicht gegen Bezahlung einholen... Und es bleibt offen, ob die Scheidung in Deutschland anerkannt wird.
g) Kauf eines "golden Visas"
Diese Option ist mit Abstand die teuerste, sicher aber die schnellste. Man "investiert" einen großen Geldbetrag in ein Land (z.B. Lettland, Griechenland, Portugal etc.) und bekommt im Gegenzug eine 5-jährige Aufenthaltserlaubnis für den gesamten EU-Raum. Bearbeitungszeit ist i.d.R. nur 1-2 Monate.
h) Ich kündige meinen neuen Job in D und suche in Singapur nach Arbeit
Meine Freundin kann jederzeit wieder zurück nach Singapur und dort als Maid (evtl. sogar im Hotel) arbeiten. Die Jobmöglichkeiten als Jung-Ingenieur sind in Singapur durchwachsen, dort werden v.a. billige Arbeitskräfte oder Manager gesucht. Familie gründen ist in Singapur deutlich teurer als in D.
i) Ich kündige meinen neuen Job und wander komplett auf die Philippinen aus
Dafür würde meine Mutter mir den Kopf abreißen.... Ich fühle mich auch noch zu jung, um jetzt schon alle Zelte abzureißen und die restlichen 40 Jahre als "Travel-Blogger" in Frührente zu gehen. Außerdem stellt sich auf den Philippinen die Frage der Ausbildungsmöglichkeiten und Krankenversorgung für die Familie.
Das wären erstmal alle Optionen, die mir eingefallen sind (Auftragsmord schließe ich aus...). Was ist Eure Meinung dazu? Fällt Euch noch etwas ein?
Meine Fragen:
- Welche Option ist für Euch die beste und was würdet ihr mir raten?
- Selbst wenn das Annulment durchgeht - der Ex-Mann gilt bei einem Kind bis zu 300 Tage danach als rechtmäßiger Vater (phil. Recht). Wie ist das, wenn meine Freundin ihren gewöhnlichen Aufenthalt in D hat? Gibt es in D auch solche Gesetze?
- Hat jemand schon Erfahrungen mit der Annulierung durch den Übertritt zum Islam?
- Hat jemand Erfahrung mit der 24h-Scheidung in der dom. Rep.?
- Kann man die Annulierung irgendwie beschleunigen (bsp. 'Prämie' für den Anwalt für ein zügiges Hearing)?
- Lässt sich die Ehe, falls ihr gewöhnlicher Aufenthalt in D ist, in D schneller scheiden?
- Wie sieht es bei einer Annulierung mit dem Bleiberecht der Kinder aus? Kann sich die Annulierung dadurch verzögern?
- Ist es schneller/sinnvoll, das Heiratsvisum in DB Singapur zu beantragen anstatt in DB Manila?
- Hat jemand mal ein Sprachkursvisum beantragt?
Zwei Anmerkungen vorab:
- Ich bin an Lösungsvorschlägen bzw. konstruktiver Kritik interessiert, Kommentare wie "hol dir doch ne Deutsche ohne Kinder" bringen mir nichts...
- Es kommt bei Filipinas oft der Verdacht auf, sie seien nur aufs Geld aus. Ich führe einen sehr studentischen Lebensstil, ernähre mich von Pasta, fahre kein Auto und trage keine teuren Klamotten. Der Großteil meiner Freunde weiß nicht, dass ich vermögend bin. Als ich meine Freundin kennen gelernt habe war ich in der Hinsicht auch sehr vorsichtig. Sie musste sich z.T. vor ihren Freundinnen rechtfertigen, warum sie sich denn einen jungen Studenten ohne Job gesucht hat und keinen älteren, reichen Expat. In der Hinsicht unterscheidet sie sich sehr von anderen Filipinas, die es in Singapur auch zuhauf gibt (die aber nichts mit einem Studenten anfangen würden...).
Vielen lieben Dank für's Durchlesen, ich hoffe ihr konntet Euch ein gutes Bild über meine Situation machen. Ich bin auf Eure Kommentare gespannt!
Liebe Grüße,
Eddie
P.S. angehängt ist das annulled Marriage Certificate, das ihre Freundin vom PSA bekommen hat (vielleicht kann mir jemand sagen, ob das für ein Heiratsvisum als Nachweis ausreicht...?)