Hallo zusammen!
Ich habe leider kein passendes Unterforum gefunden, da es sich nicht direkt um ein Problem handelt, das die Philippinen als Ort betrifft, sondern um jemanden, der seit knapp 40 Jahren in Österreich wohnt. Es geht also um meine Mutter (60 Jahre), die nicht mit Geld umgehen kann. Das alles fällt ihr nächstes Jahr auf den Kopf und ich suche einen Weg, ihr zu helfen, ohne ihr Geldproblem bzw. ihren seltsamen Lebensstil zu unterstützen.
Grundsituation:
Meine Mutter erhält derzeit ein Gehalt von 1.200 netto monatlich als Küchenhilfe und schickt seit Jahren 350 Euro pro Monat an die Familie ihrer verstorbenen Schwester in Manila. Das sind ihre 2 erwachsene Neffen, die knapp 40 und verheiratet sind + je ein Kind im Grundschulalter haben. Beide Familien arbeiten Vollzeit. Auch eine Nichte unterstützt sie hin und wieder, weil diese als Hausfrau ganz viel Zeit hat, mit meiner Mutter täglich auf Facebook zu schreiben und Bilder von ihren Kindern zu schicken (meine Mutter liebt kleine Kinder).
Nächstes Jahr geht meine Mutter in Rente und erhält knapp 800 Euro netto, da sie hier in Österreich nur ca. 20 Jahre Vollzeit berufstätig war. Davor war sie Hausfrau und kümmerte sich um mich (30, weiblich). Ich habe schon geahnt, dass es ihr finanziell nicht so gut geht, weil sie ständig davon redet, dass sie darauf hofft, im Lotto zu gewinnen und ihre letzten paar Euros in die wöchentlichen Lottoscheine steckt. Also sprach ich sie darauf an und da wurde mir erst das gesamte Ausmaß bewusst:
- Sie hat derzeit einen offenen Kredit von 60.000 Euro, der noch 10 Jahre läuft. Monatliche Rate knapp 500 Euro, dazu noch die dazugehörige Pflichtversicherung.
- Ihr Dispo ist komplett ausgeschöpft (5.000 Euro!) und sie kann keinen Cent abheben. Sie ist sogar stolz darauf, wenn sie am Monatsersten frühmorgens zum Geldautomaten geht und dabei "schneller als die Bank" ist und Geld abheben kann, bevor die "Bank es wegnimmt" (abbucht).
- Abfindung bei Rentenantritt erhält sie nächstes Jahr knapp 9.000 Euro, behält davon aber nichts, weil sie seit Jahren ihrem ehemaligen Chef (mit dem sie befreundet ist) knapp 10.000 Euro schuldet und diese zurückzahlen will/muss.
- Trotzdem hofft sie, bald wieder ihre Heimat besuchen zu können, idealerweise jedes Jahr
Kurzum, meine Mutter kann mit Geld nicht umgehen und mit ihren 60 Jahren erwarte ich hier leider nicht viel Besserung. Sie hat eine Metallherzklappe und geht ohnehin davon aus, keine 10 Jahre mehr zu Leben. Vielleicht lebt sie deswegen so verschwenderisch. Erkläre ich, wo sie Geld einsparen kann, schaltet sie direkt auf Durchzug bzw. wechselt das Thema. Oder straft mich tagelang mit Schweigen,- leider typisch philippinisch. Man kann sich also ganz einfach ausrechnen, dass sie mit den 800 Euro Rente nicht auskommen wird, da schon 500 für den Kredit wegfallen, ihr Dispo wohl auch Zinsen verlangt und sie neben Essen/Trinken/Handyrechnung auch Geld für Medikamente (ca. 100 pro Monat - Insulinpen, Marcumar, Asthma-Medikamente, Rheuma-Spriten) ausgeben muss. Zugtickets und "Freizeitgeld" sind noch nicht einmal einkalkuliert. Oh, das Haus kostet natürlich auch alle paar Monate Geld (Strom, Versicherungen, Kanal, etc). Und NATÜRLICH will sie auch weiterhin Geld in die Philippinen schicken, auch wenn 350 Euro wie bisher Gott sei Dank nicht mehr möglich sind
Minimale Verbesserung
Mittlerweile hat sie begriffen, dass sie nächstes Jahr finanzielle Probleme haben wird (deswegen wohl auch die Lottoscheine), und wird nun die von ihr seit knapp 25 Jahren gemietete Wohnung in Central Manila (Sta Cruz, ca. 8000 Php ohne Aircon/Strom/etc) an einen der Neffen abgeben bzw. komplett weggeben. Bis vor ein paar Jahren wohnte ihre Schwester darin und nach deren Ableben nutzte meine Mutter die Wohnung während des Urlaubs, also nur alle paar Jahre. Die Neffen schlafen alle paar Nächte dort, da die Wohnung sehr zentral gelegen ist, daher werden sie die Wohnung vermutlich übernehmen und ggf. weitervermieten.
Unsere Familiensituation
Ich bin hin- und hergerissen. Zum einen möchte ich ihr zumindest ein wenig helfen, aber auf keinen Fall monatlich Geld überweisen. Sie hat an ihrer Misere selbst Schuld. So hat sie mir als Kind ohne zu Fragen mein Sparbuch leergeräumt (oder wie sie es nannte: Geld nur ausgeliehen), aber Gott sei Dank nach einem Streit mit meinem Vater zurückgezahlt. Auch habe ich ihr vor einigen Jahren 10.000 Euro gegeben, um ihren Kredit abzubezahlen und ihr im Gegenzug das Versprechen abgerungen, dass sie a) nie wieder einen Kredit aufnimmt und b) ich ihr mit dieser Geste nichts schulde und sie mich niemals um Geld fragen soll. Einen neuen Kredit hat sie ein halbes Jahr später aufgenommen. Es gab somit viele Enttäuschungen. Es klingt vielleicht, als ob sie ein schlechter oder ungebildeter Mensch ist, dem ist aber nicht so. Sie ist fleißig, hat ihr Leben lang viel gekämpft und hart gearbeitet, ABER sie ist zu gutherzig und kann einfach nicht mit Geld umgehen. Sie gibt das Geld kaum für sich aus, sondern fast immer für andere und der Großteil der Schulden stammen von den Krankenhaus- und Beerdigungskosten ihrer verstorbenen Schwester (jahrelang Diabetes, viele Krankenhausaufenthalte, Operationen, später auch Dialyse). Auch hat sie geholfen, ihren beiden Neffen eine Ausbildung zu ermöglichen, weswegen beide nun zum Mittelstand gehören und für die Philippinen sicher kein schlechtes Leben führen (auch wenn es weit vom Luxus entfernt ist). Für sich selbst kauft sie hin und wieder ein T-Shirt bei Kik oder gönnt sich eine Papaya aus dem Supermarkt. Auch mir nimmt sie immer mal wieder Kleinigkeiten mit, um mir eine Freude zu machen. Ich habe mit ihr tatsächlich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Wir leben im selben Haus, sie mit meinem Vater im Erdgeschoß und ich mit meinem Mann im ersten Stock. Seit ich denken kann, führen meine Eltern eine Art Zweckbeziehung oder Wohngemeinschaft. Ich war damals ein "Unfall", wodurch mein Vater meine Mutter heiratete und sie mir zuliebe bis dato zusammen blieben, allerdings in getrennten Schlafzimmern schlafen und auch generell nichts Pärchenhaftes an sich haben. Sie haben sich aber damit arrangiert und die Hausarbeit aufgeteilt sowie ihre eigenen Gehälter. Somit weiß mein Vater (75 Jahre) nichts von den Geldproblemen und würde ihr auch nicht helfen, wenn dem so wäre. Es ist auch so, dass ich das Haus eines Tages alleine erben werde, da meine Mutter lt Vertrag freiwillig auf ihren Pflichtanteil verzichtet. Auf diese Art wollte sie meinem Vater beweisen, dass es ihr schon immer nur um ihre Tochter und nicht ums Geld geht. Mein Mann und ich haben wiederum beschlossen, dass wir -wenn dieser Tag irgendwann kommt- meine Mutter bis zu ihrem Lebensende mietfrei im Haus leben lassen. Aber bis dahin dauert es hoffentlich noch viele, viele Jahre! Also eine etwas seltsame Familiensituation, auch wenn alles friedlich und geregelt ist.
Eine Lösung?
Da ich sie nicht verarmen lassen kann/will, ihr nach den letzten Enttäuschungen aber auch nicht einfach so Geld in die Hand drücken möchte (denn auch ich arbeite hart für mein Geld), habe ich nun überlegt, ob ich mir von meiner Mutter in Haus & Garten helfen lassen soll, sobald sie in Rente ist. Ich hatte ihr gegenüber nämlich erwähnt, dass mein Mann und ich uns in nächster Zeit stundenweise eine Haushaltshilfe suchen wollen und sie meinte, dass sie das für uns kostenlos machen könnte und wir das Geld lieber sparen sollen (wie gesagt, sie ist zu gutherzig). Bisschen Wäsche, Staubsaugen, Abwasch, Gemüsebeet düngen/gießen oder kleine Botengänge (Briefe zur Post, Medikamente abholen). Im Gegenzug dachte ich daran, ihr dafür Gutscheine zu geben, beispielsweise für den örtlichen Supermarkt und/oder die Apotheke. Also Orte, an denen sie sowieso jeden Monat Geld ausgeben muss. Vielleicht auch für ihr Lieblingscafé, damit sie ein wenig entspannen kann. So käme sie auch gar nicht auf den Gedanken, einfach weniger zu essen und das übrige Geld in die Philippinen zu schicken (das passierte, als sie noch Hausfrau war und von meinem Vater nur Taschengeld erhielt). Was sie letztendlich mit dem Geld macht, was auf ihrem Konto liegt, ist natürlich ihre Sache. Wenn tatsächlich etwas übrig ist, kann sie ruhig alles wegschicken oder für den nächsten Urlaubsflug sparen, da mische ich mich überhaupt nicht ein.
Fragen:
- Denkt ihr, dass das eine gute Lösung ist?
- Welcher Betrag wäre monatlich angebracht?
- Welche Gutscheine oder Möglichkeiten gäbe es noch?
- Hätte meine Mutter als Rentnerin noch immer die Möglichkeit, ihren Kredit aufzustocken? Ich hoffe, dass das nicht möglich ist und sie nun in Ruhe abbezahlen kann.
Freue mich natürlich auch über sonstige Tipps und Hinweise!